Kernkraftwerk Kursk
Durch das Vorrücken der ukrainischen Armee könnte Russland sein Kernkraftwerk Kursk verlieren / dpa

Das russische Energie-Paradoxon - Wenn der Strom knapp wird

Eigentlich ist Russland überaus reich an Energieressourcen. Doch wegen der geplanten Investitionen in Rechenzentren und in die Krypto-Industrie drohen Versorgungsengpässe beim Strom. Erschwerend hinzu kommt eine veraltete Infrastruktur.

Autoreninfo

Ekaterina Zolotova ist Analystin für Russland und Zentralasien beim amerikanischen Thinktank Geopolitical Futures.

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Anfang August hat der russische Präsident Wladimir Putin ein Gesetz unterzeichnet, das vom 1. November an das Mining von Kryptowährungen legalisiert, was der Kreml als praktisches Instrument zur Umgehung internationaler Sanktionen und zum Auffüllen seines Haushalts betrachtet. Das Mining von Kryptowährungen ist äußerst energieintensiv, aber alles, was dafür benötigt wird, ist Elektrizität – und die ist in Russland im Überfluss vorhanden. Doch selbst für Russland könnte ein unkontrollierter Anstieg des Stromverbrauchs zu einer Stromknappheit in bestimmten Regionen führen, die bereits mit den Sanktionen und dem Krieg in der Ukraine zu kämpfen haben.

Dies ist ein zunehmend prekäres Problem für ein Land, das auf der Suche nach neuen Einkommensquellen beschlossen hat, seine Datenwirtschaft auszubauen. Der Markt für Rechenzentren in Russland wuchs im Jahr 2023 um 21 Prozent, wobei dieser Anstieg durch den Einsatz von in Russland hergestellten Geräten und russischen Cloud-Diensten begünstigt wurde. Das Rechenzentrum in der Nähe von Balakowo wird so viel Strom verbrauchen wie die gesamte Stadt mit ihren 200.000 Einwohnern und mehreren Produktionsstätten. Ganz zu schweigen von der erwarteten Zunahme digitaler Dienste und der eventuellen Einführung künstlicher Intelligenz.

Schnell wachsende Nachfrage

Einfach ausgedrückt: Die Entwicklung einer digitalen Wirtschaft erfordert eine zuverlässige Strominfrastruktur, die Datensicherheit und einen ausgereiften IT-Sektor gewährleistet. Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung ist also nicht nur für die Annehmlichkeiten des täglichen Lebens wichtig, sondern auch für einen aufblühenden Technologiemarkt. Und obwohl Russland zu den größten Energieproduzenten der Welt gehört, besteht das Risiko, dass die Nachfrage schneller wächst, als Moskau neue Infrastrukturen bauen kann. Im vergangenen Jahr stieg der Stromverbrauch um 1,4 Prozent und erreichte ein Rekordvolumen von 1,1 Billionen Kilowatt pro Stunde. Auch der Stromverbrauch erreichte mit 171,1 Gigawatt einen historischen Höchststand. Darüber hinaus verkauft Russland viel Strom: In der ersten Hälfte des Jahres 2024 exportierte es 3,5 Milliarden kWh nach Kasachstan, 600 Millionen kWh in die Mongolei und 500 Millionen kWh nach China.

Erschwerend kommt die Beschaffenheit des russischen Stromnetzes hinzu. Jede Region hat ihre eigenen Energieprobleme, und die Versorgung kann mit dem Wechsel der Jahreszeiten stark schwanken. Das einheitliche Energiesystem Russlands tut sein Möglichstes, um den Betrieb zu zentralisieren, aber das Land ist so riesig und die Bevölkerungszentren sind so weit voneinander entfernt, dass es schwierig ist, die Kapazitäten gleichmäßig zu verteilen. Einige Regionen können überhaupt nicht miteinander verbunden werden. Das erklärt auch, warum Russland Energie in nahe gelegene Auslandsmärkte exportiert, aber dennoch regionale Defizite aufweisen kann.

Stromabschaltungen im Süden des Landes

Die Energiewirtschaft ist daher möglicherweise nicht in der Lage, den Ambitionen des Kremls gerecht zu werden, die Energieproduktion für neue IT-Unternehmen zu steigern, die Stromverteilung auszugleichen, Defizite in bestimmten Regionen zu überwinden und buchstäblich die Lichter am Leuchten zu halten. Schon jetzt sind einige Regionen nicht in der Lage, den Anstieg des Stromverbrauchs zu bewältigen. Im Südosten Sibiriens ist es beispielsweise unmöglich, neue Großverbraucher anzuschließen, und im Süden mussten Stromabschaltungen eingeführt werden, um die stärkere Belastung der Netze während sommerlicher Temperaturspitzen zu bewältigen. Sogar Moskau könnte laut dem Entwurf des allgemeinen Plans für die Entwicklung der russischen Energieversorgung mit einem Stromdefizit konfrontiert sein (ein Kapazitätsdefizit von 1,6 GW bis 2030 und 4,2 GW bis 2042).

Unzureichende Kapazitäten werden auch die russischen Energieexporte einschränken. Bis Ende 2023 hat das Land seine Stromexporte um 21 Prozent auf 10,7 Mrd. kWh reduziert. Dies war zum einen auf die europäischen Sanktionen zurückzuführen, die die Exporte dorthin zum Erliegen brachten, und zum anderen auf die mangelnden Kapazitäten im Fernen Osten, die Russland zwangen, die Exporte nach China um ein Drittel zu reduzieren.

Notreparaturen in älteren Anlagen

Auch die Infrastruktur ist ein Problem. Ungeplante Ausfälle und Notreparaturen in älteren Anlagen führen häufig zu Kapazitätsdefiziten. Kürzlich fielen beispielsweise im Süden des Landes die Generatoren des Kernkraftwerks Rostow aus, und am 16. August legten beschädigte Anlagen die Stromerzeugung in Wladiwostok und anderen nahe gelegenen Städten lahm. Das Stromnetzunternehmen System Operator stellt fest, dass die derzeitige Flotte von Turbinen zur Stromerzeugung, die zwischen 1960 und 1990 in Betrieb genommen wurde, nahezu erschöpft ist. In den Verteilungsnetzen der Mittel- und Niederspannungsinfrastruktur – die mehr als 80 Prozent der gesamten Infrastruktur ausmachen – ist die Situation noch schlimmer. Die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur – und der Bau neuer Anlagen – ist zeitaufwändig und teuer.

Neben der Schwierigkeit, neue Stromkapazitäten einzuführen, besteht auch die Gefahr, dass die bestehenden nicht ausreichend leistungsfähig sind. Der Krieg in der Ukraine beispielsweise schafft Sicherheitsrisiken entlang der gesamten westlichen Grenze Russlands, wo sich wichtige Anlagen des russischen Netzes befinden. Der jüngste Durchbruch der ukrainischen Truppen in der Region Kursk hat Zweifel daran aufkommen lassen, ob das Kernkraftwerk Kursk weiterhin Teil des Stromnetzes sein wird. Die Anlage in Kursk ist eines der größten der elf russischen Kernkraftwerke, so dass Moskau es sich nicht leisten kann, es zu verlieren, da es Pläne hat, damit das drohende Energiedefizit Moskaus auszugleichen. (Die Internationale Atomenergie-Organisation hat jedoch keinen Grund zur Sorge um die nukleare Sicherheit der Anlage in Kursk gefunden).

Verringerte Energieexporte

Inzwischen hat die internationale Sanktionskampagne gegen Russland auch Auswirkungen auf die russische Energiewirtschaft. Das schiere Volumen der russischen Energieexporte hat sich drastisch verringert, ebenso wie die Zahl der Märkte, die den Verkäufern zur Verfügung stehen. Die 2022-23 eingeführten Beschränkungen beeinträchtigen die Einfuhr von Kabeln und Leitungen sowie von Ausrüstungen. Russland war daher gezwungen, seine Produktion umzustrukturieren, um seine Kapazitäten zu erhöhen. Die durch die Sanktionen ausgelöste Importsubstitution verlangsamte jedoch die Umsetzung von Projekten zur Behebung von Energiedefiziten. Besonders betroffen waren Projekte für erneuerbare Energien.

Das Paradoxe am russischen Energiesystem insgesamt ist, dass es theoretisch in der Lage ist, große Kapazitäten zu produzieren, seine Defizite auszugleichen und im Falle eines Ausfalls des einen oder anderen Kraftwerks auf Energiereserven zurückzugreifen, um Strom von und nach verschiedenen Regionen zu übertragen. Theoretisch sollte es für Moskau also kein Problem sein, Kryptowährungen zu schürfen und neue Rechenzentren zu errichten. Allerdings muss der Kreml auch neue Infrastrukturen bauen, alte Kraftwerke aufrüsten, bestehende Kraftwerke stabilisieren, die Sicherheit seiner Anlagen gewährleisten und die Bereitstellung der für all dies benötigten importierten Materialien garantieren. Angesichts dieser Risiken ist Russland möglicherweise nicht in der Lage, so viele Verluste zu verkraften, wie viele zu glauben scheinen.

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Bernd Windisch | Di., 27. August 2024 - 12:06

Angesichts dieser Risiken ist Russland möglicherweise nicht in der Lage, so viele Verluste zu verkraften, wie viele zu glauben scheinen.

Diese Orakel lässt sich 1:1 auf Deutschland übertragen. Mit dem Unterschied, dass bei uns, neben der relativ kaputten Infrastruktur, noch ein eklatanter Rohstoffmangel hinzukommt.

Gerade wir Deutschen sind und haben überdreht.

Tomas Poth | Di., 27. August 2024 - 12:07

Die ist nicht nur in der RF wichtig, sondern auch in der Ukraine oder grundsätzlich in allen Industrieländern der Welt.
Allerdings ein Land versucht hier einen komplett anderen Weg einzuschlagen, man wird es zukünftig wohl Buntschlandkistan nennen. Hier soll zukünftig nur noch Strom genutzt werden wenn er denn zufällig und wetterabhängig gerade zur Verfügung steht.
Der moderne Begriff dafür heißt: Angebotsorientierte Stromversorgung.
Vielleicht will die RF diese Idee für sich überprüfen? ;-))
Also das jetzt Projekte für "erneuerbare" Energien in RF zum erliegen kommen muß man nicht unbedingt als Problem erachten, denn das ist ja der direkte Weg in die Stromunterversorgung, die hier als bedrohlich beschrieben wird.

Ansonsten ist der Artikel wohl eher geschrieben Hoffnung und Durchhaltewillen zu erzeugen, mit einem gewissen Sinn für Schadenfreude, daß es der Ukraine gelingen könnte das Kernkraftwerk Kursk einzunehmen.
Da steckt dann auch aber etwas Bullerbü-Wunschdenken in dem Beitrag.

Karl | Di., 27. August 2024 - 12:31

Es wird wieder fabuliert Russland wird untergehen, kein Strom, kein Wasser, keine Heizung. NEIN,
Deutschland geht unter ohne russische Energie !
So auch durch die unkontrollierte Landnahme durch muslimische und afrikanische Migranten.
DIE AMPEL UND DIE OMAS GEGEN RÄCHCHTS, INTERESSIERT NUR NOCH DIE MÖRDERISCHEN FLUTUNG MIT MORHORKS !
ZITATE:
Http:// Junge Freiheit.de. Industrie soll nach Wetterlage produzieren. Habeck - Plan sorgt für Entsetzen.

Großbritannien: Messerangriffe und Verletzte bei MIGRANTEN - KARNEVAL in London.

Wolfgang Hübner: UNSER ISLAMPROBLEM IST DIE DEUTSCHE POLITIK !
www.pi - NEWES: VIDEO, Achtung Reichelt:. Wie Vielfalt den Terror nach Solingen gebracht hat.

Kühnert ( SPD ) nach Solingen, will weiterhin Afghanen und Syrer aufnehmen.

Https:// Tichyseinblick.de. Die Verwandlung der Bürger in wehrlose Opfer .........über einen Staat, der seine Bürger missachtet und verhöhnt.

Https:// Journalisten watch, H.Wendt ( Polizist ),
Ampel macht Deutschland zum Paradies für Straftäter.
Zitate Ende
Ob in Russland die Lichter ausgehen, oder in der Ukraine, interessiert mich in keinster Weise.
Ich möchte wissen ob ich und meine Familie in Dulliland erfriert, verhungert, oder abgeschlachtet wird, sonst NICHTS.
Diese üblen Lügner, Steuergeld Schmarotzer, Blut an den Händen Relativierer, Aussitzer und vor allem die Verächter des deutschen Volkes, gehören dahin, von wo sie NIEMALS mehr an die Macht und in Erscheinung treten können.
Meine Mutter, damals 14 Jahre alt und meine Oma hat die Bombardierung Dresdens erlebt, mit einem Teller Wassersuppe und einer Nudel drinn, für fünf Menschen !
Mit der Ampel, sind diese Zeiten bald wieder Wirklichkeit.
Und Putin wird erbittert zurückschlagen, dessen bin ich mir sicher und mit China, Nordkorea, Thaiwan, Indien, Iran oder Irak, gibt es für USA, richtig auf die Fresse.
Das dann diese wunderschöne Erde zerstört ist, SHIT HAPPENS.
Frieden, globales Miteinander, sind schon seit Jahren Auslaufmodelle, wie die scheiss E - Karren.
Also weiter ROTFRONT DIETER, ROTFRONT.
Wolle wir se rinnlosse ? JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA !

Jens Böhme | Di., 27. August 2024 - 13:59

Der Energiehunger bei ständig wachsender Weltbevölkerung mit all seinen Clouds und virtuellen Technologien werden weder Solar- noch Windstrom abdecken können.

Jochen Rollwagen | Di., 27. August 2024 - 15:53

Die größte russische (Gazprom-) Öl-Raffinerie in Omsk mußte ihre Kapazität nach einem erfolgreichen ukrainischen Drohnen-Angriff um die Hälfte reduzieren. Ob das Ganze repariert werden kann und wie lange das dauert ist unklar - die Technik kommt aus dem Westen und ist sanktioniert.

Ein Öl-und Treibstoff-Depot bei Proletarsk brennt nach einem erfolgreichen ukrainischen Drohnen-Angriff seit sieben Tagen un-unterbrochen.

Ich glaube "Crypto-Währungen schürfen" ist derzeit Rußland's kleinstes Problem.

Christoph Kuhlmann | Di., 27. August 2024 - 18:29

Bedenkt man, dass Gazprom Milliardenverluste schreibt, seit Europa das Gas nicht mehr nimmt und die Benzinproduktion durch ukrainische Drohnenangriffe um 10-15 % reduziert wurde, dass große Teile seiner Industrie auf Teile aus China angewiesen sind, so werden wir bald herausfinden, ob die die russischen Atommeiler ohne westliche Technik auskommen. Die Inflation ist bei 9% und Putin erhöht die Steuern. Laut Umfragen sind jetzt 48% der Russen für Verhandlungen, während 30% für den Putin Kurs sind. Aber was sind Umfragen in einer Diktatur schon wert? Ich würde generell keine Wirtschaftsbeziehungen zu Russland empfehlen, solange dieses Land diktatorisch regiert wird. Man muss für jede Milliarde Umsatz eine weitere Milliarde an die Bundeswehr überweisen. Das ist ein schlechtes Geschäft.

Albert Josef Schultheis | Di., 27. August 2024 - 19:55

Ihr wichtigster Satz steht ganz am Schluss: "Das Paradoxe am russischen Energiesystem insgesamt ist, dass es theoretisch in der Lage ist, große Kapazitäten zu produzieren, seine Defizite auszugleichen und im Falle eines Ausfalls des einen oder anderen Kraftwerks auf Energiereserven zurückzugreifen, um Strom von und nach verschiedenen Regionen zu übertragen." - Ist das nicht gemein! Wir sind moralisch so hochstehend, den Russen so himmelweit überlegen, wiese geht's denen so gut und uns so beschissen? Das ist doch unfair. Also, machen wir uns lieber Gedanken um unseren eigenen Arsch, der längst auf Grundeis festsitzt - anstatt über den der Russen. Die macht der Krieg nur noch stärker! Noch resilienter! - Irgendwie blöd, gelle!

Ronald Lehmann | Mi., 28. August 2024 - 23:49

Womit soll wir denn aber Essen kochen
lieber Olaf, lieber Olaf

Mit GAS ihr lieben, lieben Bürger
mit GAS

wenn das GAS-Rohr aber nun ein Leck hat
lieber Olaf, lieber Olaf
mit was

dann nehmt doch - den Strom
liebe Bürger, liebe Bürger - nehmt Strom

was tun wir
wenn kein Strom da ist- ja da ist
lieber Olaf, lieber Olaf
was machen - wir da

dann kocht doch mit Solar
liebe Bürger, liebe Bürger
mit Solar
geht doch klar - geht doch klar

wenn aber gar nicht
die Sonne scheint
lieber Olaf, lieber Olaf

dann baut euch doch ein Windrad
liebe Bürger, liebe Bürger
ein Windrad - das sich dreht

wenn aber nun - gar kein Wind
da ist
lieber Olaf, lieber Olaf

nehmt Holz zum feuern
liebe Bürger, liebe Bürger
nehmt Holz

da hat was der Robert dagegen, dagegen
lieber Olaf, lieber Olaf
bei Tag' & Nacht

Lasst es sein - dumme Bürger, dumme Bürger
lasst es sein 😎🥳🤣

Dieses Lied stammt aus dem verdummten
Dunkel-Deutschland Sachsen/Saxonia

die immer mehr das Licht der Wahrheit wie im Herbst 1989 verkünden 🕯