Der jugendliche Verdacht der Smartphone-Virtuosen, dass Lesen und Schreiben tatsächlich außer Kurs geraten, konnte bisher von der unterbelichteten Bildungspolitik nicht entkräftet werden / dpa

Stressfaktor Moral - Wir müssen das Wendefieber senken

Coronapandemie, Klimawandel, Weltwirtschaft: Wenn wir nicht auf die Loser-Straße geraten wollen, dürfen wir die eigene Erfolgsgeschichte nicht in ein Trümmerfeld verwandeln.

Autoreninfo

Gertrud Höhler ist Publizistin, Glücksforscherin und Beraterin für Wirtschaft und Politik. Sie studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte.

So erreichen Sie Gertrud Höhler:

Homo ludens spielt nicht mehr. Wird er nun Homo creator? Schöpferähnlich? Homo Deus? Probiert hat er länger schon, als Homo digitalis voller Selbstvertrauen. Aber diesmal wird es ernster. Weil er mehr kann, mehr weiß, und weil er erlebt, was er gern vergessen wollte: etwas fast Archaisches auf der Wohlstandsseite des Globus, Krieg, Klimawandel, auch politisch. Als eine Pandemie, die Kriegserklärung der Natur an uns. Ein Weltkrieg der Viren. Homo ludens reagierte panisch. Er warf sein Spielzeug weg. Zu Tode erschrocken, legte er seine lärmenden Märkte still: Lockdown – von heute aus betrachtet, ein Probelauf für Klimawandler?

Strategisch sind wir kalt erwischt. Was uns schon in der Pandemie fehlte, wollten wir in Ruhe lernen: Risikokompetenz. Nicht die Unheilsvermutung zum Leitmotiv für Verlustaktionen machen, die jene globale Loser-Position verstärken, die wir überwinden müssen. Wenn wir managen wollen, was uns überfordert, müssen wir der Versuchung widerstehen, die mit dem Schlagwort „Zeitenwende“ in eine Welt der kalten Konfrontationen zurücklockt, die wir mit dem Kalten Krieg verlassen hatten.

Die Herolde des Guten

Wir werden unser Menschenbild, das wir auf keinen Fall opfern wollen, nicht retten, wenn wir auf dem Fluchtweg aus komplexen neuen Erfahrungen in Richtung eines Weltmodells weiterlaufen, das eine Heimkehr zur zweipoligen Welt verspricht. Dass wir in diesem Schema von Gut und Böse gleich einen furiosen Aufbruch hingelegt haben, könnte unser Verliererpotenzial vergrößern, wenn wir nicht rechtzeitig, also jetzt, und schnellstens die Rangordnung unserer Stärken neu justieren. 

Wenn wir uns weiter mit Privilegien ausstatten, immun gegen das Böse und seine Profiteure in Unrechtsstaaten, dann genügt eine globale Debattenhoheit nicht, um uns auf die Siegerstraße zu bringen. Es genügt eben nicht, der Welt jeden Tag mitzuteilen: Wir sind die Leute mit den Menschenrechten. Wir sind die Herolde des Guten. Was uns beunruhigt, ist der wirtschaftliche Aufstieg und der erwachte Imperialismus von Staaten und Regionen, die unser Menschenbild nicht teilen.

Auf der Loser-Straße 

Panisch organisieren wir nun Clean-Business-Konzepte, die uns von den überwachungskapitalistischen Aufsteigern und den Rückwärtsblätterern im Geschichtsbuch, wie Putin, unabhängig machen sollen. Die Frage holt uns immer wieder ein: Was hat uns stark gemacht? War es die Verspätung der jetzt aufstiegshungrigen Systeme? Oder, Argument der Herolde im Lager der Weltretter, waren es die Handelspartnerschaften mit Diktatoren, die in unserem neuen Selbstkonzept gecancelt werden müssen? Welche Stärken haben uns immun genug gemacht, um mit Staaten zu kooperieren, deren Machtkonzept dem demokratischen widerspricht?
 

Das könnte Sie auch interessieren:


Wenn wir nicht auf die Loser-Straße geraten wollen, müssen wir uns beeilen, denn schon bevorzugen uns die globalen Vaganten aus Unrechtsstaaten nicht wegen der Werte, die wir leben, sondern wegen finanzieller Vorteile. International definiert man Deutschland als erfolgreiche Ökonomie, nicht als anspruchsvolle Leistungskultur, auch nicht als Alphatier im Wertehimmel. Zuwanderer folgen der Botschaft, dass Deutschland als Sozialstaat attraktiv ist: Der deutsche Rechtsstaat zeigt sich nachgiebig und flexibel, auch gegenüber ideologisch festgelegten (und festgeklebten) Klimarettern. Die Großzügigkeit wieder einzufangen, könnte schwierig werden.

Die Allmacht der Herrschenden

Eine schleichende Selbstentmachtung von Rechts- und Sozialstaat wird dem Label „Zeitenwende“ zugeordnet. Und Homo ludens spielt wieder. Es sind ernste Spiele, Strafspiele für Bürger, denen die Fragen im Halse stecken bleiben, zum Beispiel die: Können wir der allmächtigen Natur denn tatsächlich einen Temperaturstopp vorschreiben? Aufzwingen? Abhandeln? 

Homo ludens zeigt seine digitale Kompetenz vor und verweist auf die ebenfalls todernst gestimmten Spielgefährten: Mentoren im Range von Propheten. Homo ludens spielt wieder. Als Homo creator schickt er seine Kinder auf die Straße, sie spielen für ihn. Kopfschüttelnd schaut er ihnen zu: Verzockt er sich?

Dass die Überwachungskapitalisten in China das Lied vom Klimatod zumindest finanziell nicht orchestrieren wollen, erscheint dem Homo creator als feindseliger Akt. Unser Problem vor dem Wechsel auf unsere Siegerstraße ist offenkundig die öffentliche Unlust, sich das „westliche Menschenbild“ als Welterfolg der Zukunft vorzustellen. Sicherheit und Freiheit buchstabiert China auch. Aber dort geht es um etwas anderes. Sicherheit bedeutet Verdatung der Staatsbürger und Freiheit die Allmacht der Herrschenden. „Würde“, unantastbar, also unverfügbar, fällt aus.

Verluste im Stärkenprofil

Als Rechtsstaat wird dieses überwachungskapitalistische Konzept nicht funktionieren. Als soziale Marktwirtschaft auch nicht. Was die westliche Allianz umtreibt, ist die Frage: Sind perfekt gemanagte Diktaturen faktisch erfolgreicher? Läuft dort Wohlstandsmanagement im Frühstadium? Wird die Freischaltung der Entfaltungsrechte sich zwangsläufig anschließen, wenn die Bürger sie erzwingen oder die globale Allianz freier Staaten die Freischaltung zur Bedingung für die Handelsbeziehungen der Zukunft erklärt? 

Die Verluste im Stärkenprofil zum Beispiel Deutschlands machen deutlich, dass der Aufwärtsdrang der asiatischen Hemisphäre zeitlich zusammenfällt mit einer fatalen Mischung im westlichen Lager aus juvenilem Politikversagen, das im Habitus der Selbstverletzung Bestrafung der Feinde als Vorwurf formuliert, zeitgleich mit der coolen Weigerung der intellektuellen Elite von morgen, Adressat der hypermoralischen Wendediskurse ihrer Eltern und Lehrer zu sein.

Der kämpferische Anspruch der Zeitenwender 

Die Leistungslust der Kinder ist erloschen, seit sie wahrnehmen, dass die Schule von der Politik ebenso aufgegeben wurde wie die Bundeswehr. Die Jungen ahnen auch, dass Polizei und Gerichte überfordert sind. Karrierechancen, so die Jugenderfahrung von heute, sind eher jenseits der Institutionen als mit ihnen zu entdecken – wenn die Entdeckerlust nicht schwächelt.

Unsere Stärken, auch im Umgang mit der Sowjetunion und noch unter Putin, unsere Stärken auch im Umgang mit China und den aufsteigenden Autokratenstaaten der Welt waren nicht nur von Know-how und Erfolgsinteresse geprägt, sondern es waren Gewissheiten, die jedes Sicherheitsbedürfnis übertreffen. 

Eine Art „Heilsgewissheit“ begleitete die Manager der transatlantischen Allianz der Nachkriegs-Demokratien: Es war die Gewissheit, auf der richtigen Seite zu stehen, diktaturimmun. Der kämpferische Anspruch der Zeitenwender von heute hat dagegen Züge eines moralischen Imperialismus. Die Idee, einen humanitären Vorteil im Gepäck zu haben, der einen ethischen Vorsprung ausmacht, schädigt jedes gute Geschäft. 

Suizid-Business mit Coronaschaden 

Die westlichen Demokratien gründen ein Lager der Wertebesetzer in einer gespaltenen Geschäftswelt. Der Rausch der Spaltung speist Feindbilder im Weltbusiness – wo man was bisher suchte? Geschäftserfolg, Verträge, die Profite garantieren. Das ist es, was alle, die Mullahs und die Diktatoren und die ethisch geladenen Herolde des „guten“ Kapitalismus, verbindet. 

Warum redet kaum einer im westlichen Clan der Business-Stars von der Essenz der Geschäftsbeziehungen, die alle verbindet und auch künftig verbinden wird: gute Geschäfte. Will das demokratische Suizid-Business mit Coronaschaden und Klimapsychose da aussteigen?

Realistisch mit Gefahren umgehen

Eine „Zeitenwende“ für andere Völker managen zu wollen, sollte die westliche Welt in den wankenden Demokratien sich nicht vornehmen. Deutschlands Stärken beim Aufstieg zu einer der führenden Wirtschaftsnationen wurden beflügelt durch das Sendungsbewusstsein der Amerikaner, die an uns glauben wollten. Die Bildungspolitik war an guten Schulen interessiert. Die wiedergeschenkte Freiheit von Forschung und Lehre durchflutete die Universitäten. 

Die Erfindung der Marktwirtschaft wurde das Win-Win-Prinzip im internationalen Wettbewerb. Die soziale Fortentwicklung der Marktwirtschaft stärkte die Leistungslust der Täter und Opfer in Deutschland, denen Zeit und Mut zur Traumatherapie nach der zentnerschweren Schuld fehlte. Die Wirtschaftswunderkinder hatten Mentoren in der Welt, die ihnen zutrauten, was sie noch heute nur zwiespältig buchstabieren: Risikokompetenz zu entwickeln, um realistischer mit Chancen und Gefahren umzugehen. 

Für das Wohl der Welt

Dass die deutschen Traumakinder nun selbst ein Sendungsbewusstsein entwickeln, das sie zu Klimarettern machen soll, ergibt zusammen mit der edlen Plötzlichkeit des kühnen Anspruchs, alle Geschäftsbeziehungen wertbeschwert zu bereinigen oder aufzugeben, ein Dilemma, das selbstverletzende Effekte auslöst. 
 

Nora Bossong im Cicero Politik Podcast:
„Es bringt nichts, die German Angst zu befriedigen“


Neue Stärken, die den ersehnten Mix von ethischer und ökonomischer Verantwortung für das Wohl der Welt durchsetzen, müssen den Test bestehen, den nun die Risikokompetenz der Regierungen durchlaufen müsste: Kein vermutetes Unheil in der Zukunft kann die Rechtfertigung von Zerstörungsaktionen im Wertekodex der Gesellschaft und den Zivilisationserfolgen hochentwickelter Kulturen liefern.

Unser Nachholbedarf in Risikokompetenz ist schon beim Pandemiemanagement deutlich geworden. Neue Stärken zu entwickeln, die Attraktivität unserer Lebensform global sichern, werden nicht von der Lockerung aller Rechtsnormen und dem organisierten Ansehensverlust unserer Verfassung ausgehen können.

Survival of the Fittest 

Der Stressfaktor Moral wird von einer freiheitsdurstigen Jugend bereits gekündigt. Die Stärken der Jungen öffnen sich täglich neuem Versuchsgelände. Geliebt werden wollen sie trotzdem immer noch. Wenn das nicht gelingt, dann erzwingen sie Tadel. Starke Gefühle als Kriegserklärung gegen die Auskunftsverweigerer in der Politik.

Der jugendliche Verdacht der Smartphone-Virtuosen, dass Lesen und Schreiben tatsächlich außer Kurs geraten, konnte bisher von der unterbelichteten Bildungspolitik nicht entkräftet werden. Wenn Lesen und Schreiben Loser-Kompetenzen werden, digitale Fitness zum neuen Qualifikationsset für Karrieren gehört, wer bricht dann das Schweigen über die Schule der Zukunft?

Wie wird Survival of the Fittest im Nationenformat in der neuen Heißzeit aussehen? Wie viele Irrtümer wollen wir gegen unser Wohl verfolgen, wenn wir Risikokompetenz weiter ausschließen? Wer soll unsere Lösungskompetenz bewundern, wenn wir dem gezielten Verlustmanagement in unserer Agenda der Unheilsvermutungen weiter Rang eins geben?

Verzockt er sich?

Attraktive Survivors werden wir sein, wenn wir aufhören, unsere eigene Erfolgsgeschichte in ein Trümmerfeld zu verwandeln, um die Götter der neuen Heißzeit gnädig zu stimmen. Wenn wir fortfahren, unsere Industrie- und Bildungskultur zu zerlegen, ohne genau zu wissen, ob die Heißzeit uns recht geben wird und unsere Opfer mit milderen Temperaturen belohnt, handeln wir gegen jede Risikokompetenz.

Neue Stärke wird nicht den Unheilspropheten zufallen, sondern den Lauschern und Spähern in den Fugen der Machtblöcke, wo Homo ludens mit seinen Kindern spielen könnte, wenn er die große Bühne verlassen hat. Er hat nachgedacht. Kennt die Natur seinen Namen? Hört sie auf seinen Anspruch, Homo creator zu sein, ein Mutationsmanager? Er möchte weiterspielen. Verzockt er sich?

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Günter Johannsen | Di., 20. Dezember 2022 - 16:24

ist "Die Patin". Sehr frühzeitig hat Gertrud Höhler erkannt und beschrieben, wie die frühere FDJ-Sekretärin Merkel die CDU und unser Land nach links "modernisiert". Und wenn man unsere Bundesrepublik Deutschland nach 16 Jahren
Regentschaft einer Dame mit kommunistischer Sozialisation anschaut, hatte Prof. Höhler mit diesem Buch eine Punktlandung vollbracht!
Aber auch das Folgebuch "Demokratie im Sinkflug" hätte die Bevölkerung wacht rütteln können: Doch wer liest schon so dicke Bücher mit philosophischem Charakter?
Schade, es hätte so viel linken Unsinn und Demokratie-Abbau verhindern können!

"darf".
Ihr Buch über Frau Merkel war hochinteressant, auch für mich.
Obgleich Frau Höhler sicher nicht SPD-Politik vertreten würde, so gehörte sie in der alten Bundesrepublik zu den Frauen, die mich interessierten, hochgebildet und fähig darzulegen, mitzureden.
Dieser Artikel scheint mir eher schwierig und durchaus "dunkel" gehalten.
Bis ich da durch bin, sind wir im Neuen Jahr und die Diskussion geschlossen.
Ich freue mich, dass Frau Höhler sich an so prominenter Stelle, dem Cicero eben, zu Wort melden kann.
RESPEKT

Günter Johannsen | Di., 20. Dezember 2022 - 16:41

Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen:
"Wenn wir fortfahren, unsere Industrie- und Bildungskultur zu zerlegen, ohne genau zu wissen, ob die Heißzeit uns recht geben wird und unsere Opfer mit milderen Temperaturen belohnt, handeln wir gegen jede Risikokompetenz."

hermann klein | Di., 20. Dezember 2022 - 17:28

Die grünen linken Alt Achtundsechziger eroberten den deutschen Staatsapparat und befahlen soziale Gerechtigkeit in allen Bereichen.
Der Marsch der linken grünen Kulturrevolutionäre durch die Institutionen war erfolgreich. Die revolutionäre Stafette wird nun von einer neuen Generation übernommen.
Friedrich Jahn hatte 1848 wohl kaum am Wirtschaftsstandort Deutschland gedacht, als er mahnte: „Ein Volk, das seine eigene Sprache verlernt, gibt sein Stimmrecht in der Menschheit auf und ist zur stummen Rolle auf der Völkerbühne verwiesen“.
Auf diese Weise wird Millionen Beschäftigten, die eigene sprachliche Heimat, in den sie denken und fühlen, abspenstig gemacht.
Wir verlangen von den in Deutschland lebenden Ausländischen Mitbürger völlig zurecht das sie Deutsch lernen. Aber wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn sie unser Verlangen nicht umsetzen.
Auf diese Weise wird Millionen, die eigene sprachliche Heimat, in den sie denken und fühlen, abspenstig gemacht.

Gerhard Lenz | Di., 20. Dezember 2022 - 19:36

Bereits 2012 urteilte der Spiegel: Wer der Publizistin Höhler folgt, muss nämlich aufgrund des Wirkens der Kanzlerin Merkel, wenn nicht mit dem unmittelbaren Untergang des Abendlandes, so doch zumindest mit der Abschaffung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland rechnen.

"https://www.spiegel.de/kultur/tv/talkshow-von-guenther-jauch-debatte-um…

Frau Höhler hat sich nicht geändert. Mittlerweile erklärt sie in der großen deutschen Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben den Deutschen, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie habe man sich mindestens teilweise an autoritären Regimen orientiert.

Der gemeine Cicero-Forist, bestens informiert, dass DE am Ende ist, und der weiss, dass uns nur noch Rechtsextremisten retten können, fühlt sich natürlich bestätigt. Gegen Merkel, gegen eine moderne CDU, gegen Corona-Maßnahmen...das geht wie Honig runter. Wer es bislang nicht besser wusste, wird sich durch die Dame bestätigt fühlen...

… wir sind ja Einiges hier von Ihnen gewohnt, aber soviel Unfug in einen Kommentar einzudampfen, da macht Ihnen keiner was vor. Grandios!

mal wieder ein völlig argumentationsfreier Beitrag, nur mal eben vorbeischauen und ein wenig herummeckern?

Na ja, von Nichts kommt nichts

Jeder, wie er eben kann.

… argumentativ anfangen? Sie sollten den Kommentar nochmal neu schreiben, anders. Vielleicht diesmal ohne den Inhalt zu verfälschen, ohne ständig die AfD anzusprechen, ohne fast alle Mitforisten eine Reichsbürgernähe und mindestens eine Bismarckaffinität anzudichten, ohne Verfasser mit Kontaktschuld zu belegen, naja Sie wissen schon, mit gesundem Menschenverstand eben…
Aber das können Sie ja nicht, und deshalb lohnt sich argumentieren eben nicht…

Stattdessen glauben Sie, Sie hätten jetzt Oberwasser, weil Ihnen die Online-Redaktion Ihre kleinen Frechheiten durchgehen lässt. Denn die beziehen sich ja nicht auf irgendwelche Diskussionen - politische Einordnungen, selbst schrillster Art (überall nur regierungstreue Marxisten usw) sind ja noch irgendwo akzekptabel. Sie aber werden "persönlich", hauen Beleidigungen raus.
Nun gibt es immer Figuren, die ihre asoziale Ader ausleben müssen. Damit das nicht in einem öffentlichen Forum geschieht, dafür gibt es - eigentlich - eine Moderation.

Die scheint aber nicht zu funktionieren, oder hat eine eigentümliche Vorstellung davon, wo eine Beleidigung anfängt. Wenn ich Waffel-Forbrig schreibe, deute ich natürlich an, dass der Forbrig einen an der Waffel hat. Das aber geht zu weit (auch wenn ich mich selbst dazu hinreissen liess).
Wenn Sie aber mit Ihren Beleidigungen "durchkommen", bezeugt das nur das Versagen der Online-Redaktion.

Richtig: Man muss hier ja nicht kommentieren.

Man kommt sich nur näher, wenn man sich nicht zu nahe kommt!
Wer mit dem Schnellzug (ICE) und Vollgas durch die Kinderstube gerumpelt ist, dem fehlt es oftmals an Anstand. Oh je, was idas denn wieder: Anstand?
Anstand ist, woran es Linken mangelt!

Wenn man etwas nicht versteht, sollte man den Selbstschutz nicht zu weit treiben ... also den Ball schön flach halten, sonst verrät man sich und seinen Mangel!
„Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet, bemerkte, dass ihm das missriet. Jedoch da er es selbst gebraten, tut er, als wär es ihm geraten, und, sich nicht selbst zu strafen Lügen, isst er's mit herzlichem Vergnügen.“
(Eugen Roth)

Hans Jürgen Wienroth | Di., 20. Dezember 2022 - 19:55

In der Technik gibt es die FMEA (Fehler-Möglichkeits und Einfluss-Analyse), ein systematisches Tool zur Risikobewertung. Wie jedes Tool ist es nur so gut, wie die Menschen, die damit arbeiten. Es fördert jedoch vorausschauendes Denken, Risikobewertung und Auseinandersetzen mit den Risikofolgen und ALTERNATIVEN. Das alles ist in unserer Politik nicht erkennbar. Da wird mit „Bauchgefühl“ entschieden und alternativlos gehandelt. Stellt man fest, dass das Ziel nicht erreicht wurde, so wird die Geschwindigkeit des Wandels erhöht, wie bei der Bekämpfung des Klimawandels. Können wir genug „klimaneutrale Energie“ erzeugen? Keine Frage (in dieser Diskussion)!
Das war bereits bei den Corona-Maßnahmen der Fall. Man hat sich für eine Maßnahme entschieden und auf das festgelegte Maßnahmenende gewartet. Häufige Zwischenprüfungen, ob die Maßnahmen Wirkung zeigen, ob sich riskante Nebenwirkungen einstellen: Fehlanzeige! Selbst am Ende der Maßnahme gab es nur „Selbstbeweihräucherung“ und auf ein Neues.

Carola Schommer | Di., 20. Dezember 2022 - 22:52

schwierig zu lesender Beitrag, der von denen, die es angeht, eher nicht verstanden wird.

Markus Michaelis | Di., 20. Dezember 2022 - 23:18

Ich würde es so verstehen: in unserer Gesellschaft hat sich in zu großen und politisch maßgeblichen Kreisen eine viel zu große moralisch-politisch-weltanschauliche Gewissheit etabliert. Wir haben die Menschenwürde, das GG, Europa, Demokratie, Klimaschutz, Gerechtigkeit und Weltoffenheit und es bleiben nur die Fragen, wie das global umzusetzen ist.

Nichts an diesen Zielen oder Werten ist falsch, aber so eindimensional, unhinterfragt, wie das bei uns gesehen wird, läuft es gegen die Wand.

Urban Will | Mi., 21. Dezember 2022 - 08:19

und die Gewissheit der eigenen Fehlerhaftigkeit, bzw. Fähigkeiten.
Der Urmensch hatte ein weit besseres als wir heute, aber auch bei vielen Berufen ist sie überlebenswichtig. Der Schornsteinfeger muss wissen, bis zu welcher Windstärke er noch auf das Dach geht, der Pilot wird ständig mit Bedrohungen jeglicher Art zugebombt und muss wissen, wie er wo zu agieren hat. Nur zwei Beispiele.
Unseren Blindgängern in der Politik, aber auch den ideologisch hirnverbrannten Gestalten in der Gesellschaft ist diese Kompetenz abhanden gekommen.
Mit etwas Vernunft von außen betrachtet, regieren uns zu 95% Gefühl, Moral und Naivität. Ein Nutzen ist nicht erkennbar, wohl aber die Schäden.
Unser moralischer Imperialismus (sinnbildlich Faesers dämliche Armbinden – Aktion bei d WM) ist nicht nur lächerlich, er ist scheinheilig. Wir machen Bücklinge, wo wir die „Bösen“ brauchen und zeigen unsere Arroganz, wo es gratismütig „geboten scheint“. Das nimmt uns jegliche Glaubwürdigkeit.
Wir machen uns lächerlich.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 21. Dezember 2022 - 12:22

Für den Homo Ludens hat Schiller immerhin Kant gelesen und selbst über die ästhetische Erziehung des Menschen geschrieben.
Ich lehne den Begriff Homo Deus ab.
Der Mensch als Gott gerät damit zu sehr in die Nähe willkürlicher Setzung, Selbstermächtigung, Selbstzeugung?
Bleiben wir auf der transcendentalen Ebene, so war Christus für die frühen Christen der Gott als Mensch, damit wird nicht automatisch der Mensch zum Gott. Im Gegenteil, dies stünde auf dem Kopf?
Es kommt nur mehr der Mensch(Humanismus), das All-Leben(Kosmos), das Götter, das Transzendentale um/einschliesst, siehe Nietzsche, der aber auch noch Anleihen bei der Theologie macht, bevor er in der Liebe zum Leben aufgeht.
Ob wir dafür schon reif sind?
Ich denke, das waren wir schon immer.
Damit wird nicht das Gute zum Bösen und umgekehrt, dann wäre nur Leben und Lieben, was vermutlich vielen nicht passt, weil sie sich mehr dünken oder anderen, weil sie sich geringer erachten.
Wie Allmachtsphantasien stutzen und Ängste lindern?

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 22. Dezember 2022 - 12:19

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Leben, Lieben, Intellegere, das ist der "Wirkmechanismus" des Multiversums, denke ich mal.
Es war mir aufgefallen in der strukturellen und inhaltlichen Analogie von Mozart und Kants Werk, nicht zu vergessen Nietzsche.
Ich kann mich irren, aber durch meine Kindheit und Jugend habe ich praktisch ein "Gen" für die beiden, dann drei:)
Ich hätte soviel studieren müssen, nicht um es zu verstehen, sondern um es zu vermitteln.
Man verzeihe mir mein "wissenschaftliches" Stückwerk, aber immerhin lebe ich:)

Ernst-Günther Konrad | Mi., 21. Dezember 2022 - 13:54

Alles kann ich unterschreiben bis auf eine nicht unwichtige Aussage am Beginn Ihres sehr guten Artikels. Sie formulieren: " Wenn wir nicht auf die Loser-Straße geraten wollen, dürfen wir die eigene Erfolgsgeschichte nicht in ein Trümmerfeld verwandeln."
Die Mehrheit der Bürger - wollen auch nicht auf die Looser Straße, aber wir sind gerade auf ihr, weil eine sozialistisch orientierte Kanzlerin an der politischen Kreuzung falsch nach links abgebogen ist und die inzwischen installierte Ampel Regierung ihr ideologisch verbrämtes links-grünes Klientel bedient. Ihre wirren Schaltphasen produzieren einen Unfall nach dem anderen. Die ersten Trümmer zeigen sich schon mit der Migrationspolitik, der Corona- und dem Klimawahnsinn und der begonnen Deindustrialisierung dieses Landes. Und um dem Fass den Boden auszuschlagen, geben wir die Moralapostel weltweit und beteiligen uns an einem Krieg, ohne den erkennbaren Willen, mittels Diplomatie und Lösungsvorschlägen denselben helfen zu beenden.

Maja Schneider | Mi., 21. Dezember 2022 - 17:45

und das möglichst bald! Danke für den Beitrag von Gertrud Höhler bei Cicero, keine leichte Kost, aber lohnend in jeder Hinsicht!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 28. Dezember 2022 - 11:39

nicht aus, bzw. m.E. eher zuwenig, liebe Frau Höhler.
Da Sie Kant gelesen bzw. verstanden haben könnten, ist dieses Sapere aude der Zuruf, sich seines Verstandes verantwortlich zu bedienen.
Das System der reinen Vernunft ist bei Kant folgerichtig.
Es braucht kein Risiko, sondern uns selbst und unsere gegebene, prüfende und erweiterte Kompetenz, so in der Richtung "über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden".
Wir sind zuletzt auch "Dinge an und für sich", wie die Kritik der reinen Vernunft beweisen will.
Es braucht kein Oberseminar bei Herrn Prof. Habermas, es braucht uns alle, es trägt uns alle.
Wenn man nicht mit allen reden kann oder will, soll man wenigstens Jesus aus dem Spiel lassen.
Das Gefühl der Verbundenheit lässt uns hoffentlich auch persönlich schwere Zeiten überstehen, "wir sind nicht nur von guten Mächten wunderbar geborgen", sondern "unsere Liebe höret niemals auf".
Und dann rollt man den Stein wieder den Hügel hinauf, wie Sie in Ihrem Artikel.
Danke