Blick über Brüssel / dpa

Europawahl und Identität - Welches „Wir“?

Der „überzeugte Europäer“ wird als fortschrittlicher Gegenentwurf zum angeblich rückständigen Nationalbürger vermarktet. Dabei ist nationale Identität nicht per se chauvinistisch – und „Europäer“ ein diffuser Identitätsbegriff.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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Zwischen jenem Ort, an dem ich die ersten Zeilen dieses Beitrags schreibe, und jenem Ort, an dem Sie diese Zeilen lesen werden, liegen ungefähr 10.000 Kilometer einer Welt, von der nicht nur Faust wissen wollte, was sie im Innersten wohl zusammenhält. Vielleicht sitzen Sie gerade auf Ihrem Sofa oder auf Ihrem Balkon, im Bus oder in der Bahn, oder sonstwo in der Bundesrepublik Deutschland. Ich sitze auf einer blauen Liege unter einem blauen Sonnenschirm an einem weißen Sandstrand in Vietnam.

Hội An, die letzte Etappe einer zweiwöchigen Reise, liegt ungefähr in der Mitte Vietnams, das rund 2000 Kilometer lang, teils aber nur rund 50 Kilometer breit ist. Vietnam ist ein Land, das sehr anders ist als Deutschland. Ein Land, das auch reich ist an gutem Essen, schöner Landschaft und 3000 Jahre alter Tradition, die in ihren heutigen Ausprägungen variiert auf dem Weg vom buddhistisch und stark von China geprägten Norden in den christlich und stark von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich geprägten Süden.

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Tomas Poth | Do., 6. Juni 2024 - 18:26

Das wächst doch, entwickelt sich, zunächst aus dem Sprachkreis der Familie, des Umkreises aus Nachbarn, Schule, Freunden, Beruf, Heimat und Geschichte der Nation heran.
Die Nation, der gemeinsame Sprachraum ist nichts verwerfliches, keine Schande, sondern das Gebiet auf dem man sich, für alle verständlich, auf eine gemeinsame Gesellschaftsordnung einigen, kommunizieren und leben kann.
Besser geht nicht!
Babylonische Sprachverwirrung, das Beispiel aus der Bibel, steht für Hybris gottgleich sein zu wollen, für das Unterfangen etwas zu errichten was außerhalb menschlichen Vermögens liegt.
Europa hat viele Identitäten, wer die alle schleifen möchte ist ein Wirrkopf, ein Babylonischer Tempelbauer und wird scheitern.
Bleibt bescheiden, Einjede Nation sollte ihren Haustand selbst in Ordnung halten. Dann kann man auch viel leichter gemeinsames erleben und pflegen.
Rotgrüne Tempelbauer werden scheitern, der 09.06. wird der Beginn! Vamos Alemanos!

Walter Bühler | Do., 6. Juni 2024 - 18:29

Ich gehöre zu der Generation, die daran glaubt, dass Europa durch seine Kultur und Wissenschaft (und auch durch seine Religion) ein lebenswerter Ort ist.

Faschismus und Krieg haben zwar gezeigt, wie schnell die wunderbare Kulturgemeinschaft in Europa zusammenbrechen kann.

Aber das hat uns angespornt, für den Erhalt des Guten in Europa zu kämpfen.

Ich habe sicherlich Glück gehabt: Mir ist es nie passiert, dass mir Ausländer Hass entgegengeschleudert hätten, selbst wenn sie schwer unter deutschen Gräueltaten gelitten hatten.

Daher sehe ich für mich, für einen deutschen Staatsbürger in der Mitte Europas, den Auftrag, mit ALLEN (!) Nachbarn in Frieden zu leben, Kultur und Wissenschaft zu pflegen und uns Arroganz jeder Art abzugewöhnen.

Bei vielen Parteifunktionären, die sich wählen lassen, sehe ich diese Einstellung nicht mehr. Ideologische, taktische und private Vorteile spielen für sie eine viel zu große Rolle.

Deshalb schäme auch ich mich manchmal für meine Regierenden.

Manfred Sonntag | Do., 6. Juni 2024 - 19:04

Eines der größten Probleme in der heutigen Zeit ist die Identitätspolitik. Sie ist die Fortsetzung der Identitätspolitik des alten Faschismus mit anderen Vorzeichen. Der Philosoph Precht hat dies in einem Interview sehr deutlich gesagt (https://www.alexander-wallasch.de/gesellschaft/precht-will-kein-gruener…). Leider bezieht er sich dabei nur auf die Grünen. Es sind aber alle 5 grünen Blockparteien an diesem Pakt gegen die Gesellschaft beteiligt. Vor 90 Jahren wurde auch Schwarz-Rot-Gold abgeschafft. Heute haben wir das Gleiche. Die Polizei in Berlin darf diese Farben nicht verwenden. Und der Kriegsrausch welchen die Politiker der Ampel sowie CDU/CSU erfasst hat erinnert gespenstisch an 1914 und 1939. Es wird das "WIR" propagiert und zur gleichen Zeit Hass und Hetze gegen politische Gegner im In- und Ausland verbreitet. Das "WIR" der 5 Globalisten Parteien kann mir gestohlen bleiben. Es ist nur Eigennutz.

Hans Jürgen Wienroth | Do., 6. Juni 2024 - 21:42

Antwort auf von Manfred Sonntag

Gratulation, Herr Sonntag, mit der Identitätspolitik gehen Sie das Thema des „Reiseberichtes“, den gesellschaftlichen Zusammenhalt, richtig an. Aber wo soll Zusammenhalt stattfinden, wenn sogar das Offensichtliche, das Geschlecht, bereits im Kleinkindalter in Frage gestellt wird? Die Gesellschafts-Politik scheint seit den 60ern mit jeder „Liberalisierung“ mehr und mehr jede Identität abgeschafft zu haben. Wenn der Zusammenhalt einer Gesellschaft verloren geht, dann lässt sich leichter Durchregieren. Dazu passt eine „One-World-Community“, die nur dem Namen nach eine Gemeinschaft ist.

Der Mauerfall war nur möglich, weil eine große Gemeinschaft dafür eingetreten ist. Da war das „Wir“ vorhanden, das uns heute mit jedem Tag weiter ausgetrieben wird. Es wird Zeit, sich wieder zusammen zu tun und eine zweite, friedliche Wende herbeizuführen. Unsere Regierung kämpft aber dagegen, indem sie Demonstrationen wie bei Corona, GEG und Bauernproteste unterbindet.

Wolfgang Z. Keller | Do., 6. Juni 2024 - 23:39

Antwort auf von Manfred Sonntag

... und das woke WIR ist für mich so widerlich und ausgrenzend wie das WIR anderer "Identitätsgruppen".
Das bayrische WIR (NICHT das damals noch nicht existente, blöd-überhebliche "Mia san mia!") war in meiner Jugend das augenzwinkernde Abgrenzen von "den Preissen", die wiederum die Bayern als lederhosentragende, Schweinshaxen fressende Bierdimpfl hochnahmen, aber eben nicht aus-, sondern abgrenzend, und so lustig gemeint wie die Ösi- oder Ostfriesenwitze auch - et vice versa.
Was allerdings den geschätzten Herrn Krischke veranlasst, die christlichen Religionen als verloren gegangenes Bindeglied zu vermissen, erschließt sich mir nicht. Dass "die Religionen" (und dazu gehören auch die politischen und ökonomischen!) IMMER im Sinne der Herrschenden funktionieren und funktioniert haben, liegt doch auch heute wieder weltweit auf der Hand, und dass die sich der Religion bedient Habenden um die propagierten Tugenden oft am allerwenigsten scherten, ist doch auch Fakt.
Warum also DAS vermissen?

Günter Johannsen | Fr., 7. Juni 2024 - 09:30

Antwort auf von Manfred Sonntag

Welches „Wir“? Das "wir", was gemeint/gewollt ist, ist die Fortsetzung der Identitätspolitik des alten Links-Faschismus von Stalin und Honecker mit "modernen" Vorzeichen. Precht ist für mich ein sehr angepasster vermeintlicher Philosoph, dem nur wenige schlichte Persönlichkeiten für ernst nehmen. Ich kann den arroganten Immer-Rechthaber nicht ab, der selbstverliebt der linken Ideologen-Soße hinterher schleimt. Danke, aber davon hatten wir schon genug!
Eine europäische Identität gibt es schlicht nicht. Jedenfalls nicht aufgrund dieser
milliardenfressenden EU, die den Ländern eine unsinnige Verordnung nach der anderen aufdrückt: Gurkenkrümmungs-Verordnung; EG-Verordnung zur Einfuhr von Karamel-Bonbons; "Verordnung (EU) Nr. 1129/2011 der Kommission vom 11. November 2011 zur Änderung des Anhangs II der Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf eine Liste der Lebensmittelzusatzstoffe der Europäischen Union Text von Bedeutung für den EWR" etc.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 7. Juni 2024 - 09:53

Antwort auf von Manfred Sonntag

Sie haben es auf den Punkt gebracht. Und inzwischen ist in diesem Land weder eine faire, neutrale, respektvolle Diskussion zum Thema nationale Identität nicht mehr möglich. Und selbst die Frage, wer ein Europäer ist bzw. sein darf, wird uns politisch vorgegeben. Den Völkern der EU wurde nie die Gelegenheit gegeben, eine europäische Identität zu finden und zu entwickeln. Man will uns einreden, das Euro und Reisefreiheit ausreicht, die europäische Identität zu begründen. Vielleicht gibt es die ja auch gar nicht, bei so viel nationalen Bewusstsein in anderen EU-Staaten, außer bei uns, wir dürfen ja nicht. Wir "müssen" woke werden und bleiben und uns daran gewöhnen, dass demnächst das Kalifat ausgerufen wird und Scharia gilt.

A.W..Mann | Do., 6. Juni 2024 - 19:26

Ein zutiefst politischer, unpolitischer Text, das Fehlen jeglicher Idendität, führt in Krisenzeiten fast immer zum Zerfall, viele große und auch kleinere Reiche haben das anschaulich aufgezeigt, in aktuellen Zeiten Jugoslawien und die Sowjetunion. Nur wer eine Idendität besitzt ist in der Lage die Idendität des anderen überhaupt zu begreifen und zu akzeptieren. Die One World als positive Entwicklung schließt dieses langfristig nicht aus, solange es eine positive Entwicklung von Unten ist, das One World „Elitenprojekt“ lehne ich ab , das wäre nichts anderes als die vollständige Entmündigung des Einzelnen.
Friedlich bei allen Unterschieden zusammenleben, sollte unser Ziel sein in Europa und in der Welt. ganz ohne Kollektivismus.

Henri Lassalle | Do., 6. Juni 2024 - 19:52

gibt es nicht - man beweise mir das Gegenteil.
Ich bin auf dem europäischen Kontinent geboren, wohne dort, also bin ich Europäer. Aber meine eigentliche "Stammesidentität" zu verleugnen käme mir nie in den Sinn. Es gibt nationale und regionale Identitäten, die wiederum an den Nationalstaat gebunden sind. Und die sogenannte Europäische Union ist eher ein Wirtschaftsbegriff als Identität. Oder gibt es etwa eine europäische Muttersprache?
Man hat zwar eine gemeinsame Währung geschaffen, aber so etwas gab es schon in früheren Jahrhunderten, ist also nicht besonderes.
Ich bin Bürger meines Landes und habe ausschliesslich seine Interessen zu vertreten. Europa ist nur ein geografischer und wirtschaftlicher Begriff, im Sinn von Waren-und Kapitalaustausch.

Thomas Romain | Do., 6. Juni 2024 - 19:55

Franzose, Deutscher oder Niederländer ist fast genauso diffus wie Europäer.
Genetisch gesehen ist zumindest West- und Mitteleuropa ein schöes Gemisch, mit einigen lokalen Unterschieden, die allerdings wenig mit den heutigen Staatsgrenzen korrelieren. Ein Westfale ist genetisch einem Niederländer, Franzosen oder auch Polen häufig näher als einem Oberbayern. Usw.
Wenn man mal eine Zeit ausserhalb Europas verbracht hat, wird einem erst klar, wieviel die Europäer eigentlich untereinander gemeinsam haben.

Ingofrank | Do., 6. Juni 2024 - 20:28

Ich war schon ein DDR Bürger deutscher Nation, und ab der Wiedervereinigung Bürger der BRD. Vom „Europäer“ halte ich nichts. Ich bin für einen starken deutschen Nationalstaat der mit aller Welt gute „Wirtschaftliche Beziehungen“ pflegt zum Nutzen, zur Wahrung und Weiterentwicklung des Wohlstandes dieses Landes.
Und alles andere, was diese Brüsseler ausgemusterte Politprominenz, alles „erfindet“ ist letztlich zum Schaden Deutschlands. Ich habe es satt, wie mein schon bereits versteuertes Einkommen (Rente) in der halben Welt verplempert wird und werde so auch an der Wahlurne am Sonntag entsprechend wählen …. So lange ich noch meine Stimme frei abgeben kann.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Markus Michaelis | Do., 6. Juni 2024 - 22:05

Es gibt viele Gemeinsameiten relativ zum Rest der Welt. Es muss nicht funktionieren - kann aber, wenn es genügend Menschen wollen. Aus meiner Sicht ist sinnstiftende und Zusammenhalt erzeugende Identität immer konstruiert und bestätigt sich dann selber und wächst aus dem Verhalten der Menschen.

Mit was ich wenig anfangen kann ist der Gedanke einer universellen Menschheit - was sollte das sein, wer legt das fest. Und wenn man es festlegt, warum dann gerade nur diese eine Identität. Ich glaube nicht, dass das funktioniert und auch nicht, dass das gut wäre.

Das scheint mir auch ein Problem der "Europäer", dass sie sich nicht klar sind, ob sie das als Metapher für "alle Menschen" oder als Abgrenzung zum Rest der Welt meinen. Auch die Weltoffenen lehnen die meisten anderen Menschen ab, wenn es an zentrale Werte geht und andere wirklich mitbestimmen - was will man also genau.

Ich fühle mich trotzdem auch als Europäer, aber nicht immer entlang von Linien, die heute oft betont werden.

Bernd Windisch | Do., 6. Juni 2024 - 22:09

Es hat großen Spaß gemacht den Gedanken des Autors zu folgen. Schönen Dank dafür!

"Oktroyierte Gleichmacherei führt jedenfalls selten ins Paradies, sondern für jeden Abweichler meist direkt in die Hölle."

Dieser Satz kommt bei mir unter Glas!

Karl-Heinz Weiß | Do., 6. Juni 2024 - 22:33

1989 kam Deutschland durch eine glückliche geschichtliche Situation unblutig wieder zusammen. Und bei vielen bestand der Wunsch nach einer demokratischen deutschen Identität. Und was haben der blühende Landschaftsplaner und die DDR-sozialisierte unkontrollierte Grenzöffnerin daraus gemacht ?
"Die neue Entfremdung " (Jessy Wellmer).

Sabine Lehmann | Fr., 7. Juni 2024 - 05:29

In schlaflosen Nächten wie dieser irre ich auf leisen Sohlen durchs Haus, vermisse meine samtpfötige Wegbegleiterin auf‘s Schmerzlichste, suche ich mir unterhaltende und interessante Artikel zum schmökern, um durch die Nacht zu kommen. Die Texte u. Artikel von Herrn Krischke gehören dabei immer unweigerlich dazu, so auch dieser eloquente Text.
Aus der weiten Ferne mit den Füßen im weißen Sand vor exotischer Kulisse, „Hunderttausende“ Kilometer weit weg(sorry, aber ohne Seitenhiebe auf die unerschöpfliche Bildungskoryphäe Anna-Lena B. aus B., früher Trampolinspringende, heute Bundesaußenvisagistin, komme ich jetzt nicht mehr aus) muss einem die woke Bundesrepublik mit seinen 83 Millionen heimatloser und Identitätsloser Pronomenträger geradezu wie ein Irrenhaus vorkommen. Herr Krischke könnte doch seinen nächsten vietnamesischen Gesprächspartner fragen mit welchem Pronomen dieser angesprochen werden möchte. Dann schnell ein Foto mit dem Gesichtsausdruck u. fertig ist der nächste Artikel.

Stefan Jarzombek | Fr., 7. Juni 2024 - 07:59

"Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt" waren Bismarcks Worte in der Sitzung. Der Satz erlangte Berühmtheit als Ausdruck nationaler Stärke und zierte Postkarten und Schmuckteller.
Reichskanzler Otto von (Bismarck hält am 6. Februar 1888 eine Grundsatzrede zur Außenpolitik im Deutschen Reichstag.)
Wie sich die Zeiten doch ändern 😉

Hannes | Fr., 7. Juni 2024 - 08:37

Fußball und Wirtschaftsnation ab der 50er Jahre, vor 33 das Land der Tüfftler und Bastler, Dichter und Denker;

Jetzt das Land der Bürokraten und der Bevormundeten, der Staatsgläubigen? Mir fällt nix ein.

Wolfgang Borchardt | Fr., 7. Juni 2024 - 09:32

selbstverständlich nicht. Im Gegensatz zu den USA gibt es keine groräumig ähnlich verlaufene Geschichte. Europäische Nationen sind aber trotz diifferenzierter Geschichte einander näher, als eurpäische und asiatische. Das ändert sich insofern, als die menschliche Population so angewachsen und durch Verkehr und Handel so vernetzt ist, dass die Grenzen verschwimmen. Aber Einheit wird durch Vielfalt stark und deshalb muss Vielfalt aufrecht erhalten und gepflegt werden. Ein gleichgestaltetes Staatengebilde würde nicht nur Europa schwächen, sondern auch Abweichler erzeugen, die suf ihre Identität und Selbstbestimmung nicht verzichten wollen oder sich übervorteilt fühlen. Das sind die Grenzen des von Grün so gern beschworenen "Wir". Was verbindet - oft nur temporär - sind ausschließlich gemeinsame Interessen, nicht "Werte" oder "Freundschaften".. Die sind schon zwischen nur zwei Menschen brüchig, zwischen Staaten Worthülsen.

Jens Böhme | Fr., 7. Juni 2024 - 09:58

In der Diktatur sind Wir Alle. Wer sich nicht dazugehörig fühlt, grenzt sich vom vorgeschriebenen Wir ab. Es gibt kein alternatives Wir. "Ich liebe doch alle, alle Menschen." Mit diesem vorgeschriebenen Wir wird man identitätslos. Die neumodischen Wirlinge sind gefährliche Kosmopoliten. Sie flüstern ein, alle würden alle lieben. So werden die russischen Soldaten in der Ukraine Friedensbotschafter, die mordende Hamas herausgeforderte Engel und der Mann, der sich mal eben für eine halbe Stunde zur Frau erklärt, zum Wohltäter der Nation.

S. Kaiser | Fr., 7. Juni 2024 - 10:10

... soviel könnte man dazu schreiben.
Das Wesentliche ist: Nichts lässt einen die eigene Identität so stark spüren, wie der Vergleich zu anderen. Und zwar auf beiden Ebenen – der individuellen und der kollektiven, sprich hier der nationalen. Heißt, erst der (längerfristige) Aufenthalt außerhalb der eigenen Heimat lässt einen die eigene Prägung und die Herkunft klarer erkennen. Im benachbarten Ausland erkennt man in sich das Deutsche, in den USA das Europäische, und in Asien das Westliche. Und ja, ich finde, es gibt eine europäische Identität – sie ersetzt nicht die nationale, aber sie existiert übergeordnet. Europa ist wie eine Schulklasse, wie ein Abijahrgang. Jeder hat seine eigene Herkunftsfamilie, aber man schaut auf eine gemeinsame Historie zurück, in der es individuelle Freundschaften, Allianzen aber auch Streitigkeiten gab. Mal hat man sich mit den einen verbündet, mal mit den anderen. Die USA haben nicht diesen gemeinsamen Hintergrund, nicht umsonst nennt man es die 'Neue' Welt

Alexander Brand | Fr., 7. Juni 2024 - 11:09

Als vehementer Vertreter eines Europas starker Nationalstaaten die nur dort kooperieren wo es Sinn und Vorteile bringt sehe ich nicht, daß es außerhalb Deutschlands eine wirklich signifikante Zahl an von der aktuellen EU überzeugten Europäern gibt.

In Deutschland ist der Nationalstaat verpönt, das ist in anderen Ländern Europas nicht der Fall, im Gegenteil, es geht immer der Nationalstaat vor. Die EU-Mitgliedschaft hat in der Regel ausschließlich finanzielle Gründe, die Interessen des jeweiligen Nationalstaats werden immer über die der EU gestellt was grundsätzlich auch richtig ist.

Der „Zusammenhalt“ der EU basiert überwiegend auf Geld, sobald die Mittel (aus Deutschland) ausbleiben, fällt auch der Zusammenhalt weg, die EU wäre am Ende!

Und je tiefer die demokratisch nicht legitimierte EU in die Souveränität der Mitgliedstaaten eingreift, desto geringer wird deren Bereitschaft sein zu bleiben, denn das Geld aus Deutschland versiegt dank Grünlinks langsam aber sicher.

Alle fünf Jahre wird die EU durch -zig Millionen Europäer per EU-Wahl legitimiert. Unter anderem von EU-Hassern aller Länder. Das ganze menschliche Leben baut auf finanziellen Gründen auf. Das, seit dem der Mensch Tauschhandel betreibt.

Wolfgang Borchardt | Fr., 7. Juni 2024 - 13:42

soviel Schaden sngerichtet, dass ein großer Donnerschlag nötig wäre. Erleichterungen für Handel und Wirtschaft? Tausende Beamte arbeiten erfolgreich an einem Ergebnis, das an der Wirtschaftsstatistik, etwa im Vergleich zu den USA abgelesen werden. Gern bohrt man das Brett an den dünnsten Stellen und regelt auch das, was keiner Regelung bedarf. Das wirklich Dringliche, aber Unbequeme schiebt man auf eine Bank, die viele Jahre lang ist oder gar kein Ende hat (unkontrollierte Migration uva). Viel Verwaltung, wenig Agieren. Und diese magere Bilanz kostet viel zu viel.

Heidrun Schuppan | Fr., 7. Juni 2024 - 14:18

wird immer schwieriger bis unmöglich. Bei Korruption oder Korruptionsverdacht gilt inzwischen das RO- und BG-Niveau – siehe Beitrittsgespräche (das Tor ist also einen Spalt offen) UA. Welche Rolle spielt es da, wie sich das EU-Parlament nach der Wohl zusammensetzt? Die Kommission macht die Politik, die Kommission entscheidet. Und die schwert sich einen Dr... um Wahlen. Man will RU vor den Kopf stoßen, das hat Vorrang.

Armin Latell | Fr., 7. Juni 2024 - 15:06

Meine Heimat, mein (genaugenommen nicht mehr mein) Land ist Deutschland. Das liegt auf dem sogenannten Kontinent Europa. Meine Identität ist definitiv keine "europäische", so in etwa wird es ein Pole, Franzose oder Spanier auch sehen. Dass man Mitglied einer Staatengemeinschaft mit gemeinsamen Zielen und Werten ist, ist per se nicht schlecht, Europäer oder Mitglieder der eu können ganz sicher (gut) miteinander auskommen. Die Tage traf ich in der Sauna einen türkischstämmigen jungen Mann, geboren in Deutschland. Er sagte von sich, nachdem ich ihm sagte, da sei er ja Deutscher: ich habe einen deutschen Pass. Also seine Identität ist keine deutsche oder europäische. Der hohle Spruch "Ich bin überzeugter Europäer" ist nichts anderes als sinnbefreites Gelabere von wurzellosen, heimatlosen, im Grunde genommen armen Wesen.