- Nachmittag mit Faun
Wie Charles Bukowski mich einmal nach Neukölln schickte und ich dort eine Kunigunde traf. Geschichte einer Entgleisung
Vor ein paar Tagen bekam ich von einem Freund, der nun wirklich zu dem gehört, was wir einmal das „Establishment“ nannten – er ist vermögend, kultiviert und erfolgreich –, als Geschenk ein Taschenbuch von Charles Bukowski, „Das weingetränkte Notizbuch“. Der Titel ist sowohl schlecht gewählt als auch schlecht übersetzt. Es müsste heißen: „Ausschnitte aus einem weinbesudelten / (rot)weinfleckigen / weinverschmierten Notizbuch“, um zumindest annähernd im Sprachgebrauch Bukowskis zu bleiben. Weingetränkt wären allenfalls Wattebäusche oder Lappen.
Bis zu jenem Zeitpunkt, an dem die Literaten und Künstler weitgehend auf alle Rauschmittel verzichteten und begleitend dazu auch oft wenig berauschend sind, waren jedem Autor diese Art von Notizbüchern mit Rotweinflecken wohlbekannt. In jeder DDR-Künstlerwohnung galten sie als unübersehbares Requisit.
Cicero Plus weiterlesen
-
Monatsabo0,00 €Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQsAlle Artikel und das E-Paper lesen
- 4 Wochen gratis
- danach 9,80 €
- E-Paper, App
- alle Plus-Inhalte
- mtl. kündbar
-
Ohne Abo lesenMit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.
Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.
geschrieben ist, so wunschverwoben Neukölln entsprechend beschrieben wird, so wenig habe ich Neukölln so erlebt.
Das mag daran liegen, dass ich ohnehin eine andere Sichtweise auf Dinge und Zusammenhänge habe, vielleicht aber auch ein bisschen daran, dass Berlin noch nicht dadurch zu Los Angeles wird, weil die Amis seit 1918 evtl. schon Einzug in Deutschland hielten und vor allem wohl dann in Berlin.
Sie machen m.E. aus einem saufenden Neuköllner keinen versoffenen Trunkenen aus Los Angeles, Herr Falkner.
Ob der Berliner überhaupt zu Literatur, gar poetischen Texten taugt, wage ich einmal zu bezweifeln.
Es liegt doch eine gewisse Nüchternheit gepaart mit Rabiatheit über der Stadt.
Am wahrscheinlichsten ist für mich Berlin als Hauptstadt, aber in einem Land, das nie wirklich auf Herrschaft ausgelegt war und ist.
Kaisertum schien mir dort situativ, wie alle anderen Stränge der Stadt.
Damit aber wird für mich der Berliner zu einem Antipoden der verlorenen und suchenden Gestalten LAs