Scholz und Lindner hinter den Kulissen eines großen Dramas / dpa

„D-Day“-Papier der FDP - Olafs Liebestod

Deutschlands Medien empören sich über das „D-Day“-Papier der Liberalen. In dessen Folge ist heute FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zurückgetreten. Doch statt sich weiterhin über das „Wie“ des Koalitionsbruchs zu ereifern, wäre es höchste Zeit, über das „Warum“ nachzudenken.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Deutschland geht es gut. So gut sogar, dass wir es uns auch weiterhin leisten können, uns ausgiebig und nahezu ausschließlich mit den medialen Oberflächen der politischen Erscheinungen zu beschäftigen. Die aufgedrehte Berichterstattung über das sogenannte „D-Day“-Papier der FDP, in welchem die Spitze der Liberalen früh über Ablaufszenarien und Maßnahmen im Falle eines Koalitionsendes nachgedacht hat, lässt kaum einen anderen Schluss zu. Würde man es nicht längst besser wissen und würden die wirtschaftlichen Trends sämtlicher Forschungsinstitute und Institutionen – von BDI und Bundesbank über IWF, EU-Kommission bis hin zur Bundesregierung selbst – nicht seit langem abgrundtief nach unten weisen, man könnte gelegentlich versucht sein, einen nostalgischen Thekenschlager anzustimmen: Nie war es so schön wie heute! Und wären da nicht die von Natur aus schäbigen und irgendwie ja auch schnöselig-schmierigen Liberalen mit ihrem jetzt zurückgetretenen Generalsekretär Bijan Djir-Sarai … Ach, klar! Es hätte in den nächsten zehn Monaten bis zur ursprünglich einmal angedachten Bundestagswahl gewiss doch noch viel schöner, ja geradezu elysisch werden können.

Okay, vor dem Hintergrund der Macht des Faktischen wirken derlei Wahlsprüche natürlich eher wie verrutschte Lernübungen auf einem Kreuzberger Retreat für Positivdenker; vielleicht auch wie Paradoxe Interventionen im Angesicht eines wirklich hoffnungslosen Neurotikers. Doch blickt man dieser Tage in deutsche Medien hinein, so wird einem hier doch tatsächlich und allen Ernstes weiterhin der Eindruck vermittelt, wir hätten reichlich Muße und Zeit, um sie mit dem Gebrauch falscher Pronomen zu füllen. Dabei sollte der Ernst der ökonomischen wie der weltpolitischen Lage doch längst auch dem letzten Anhänger des einstigen Fortschrittsprojektes Rot-Grün-Gelb klar gemacht haben, dass wir uns gesellschaftlich ausschließlich noch mit dem „Warum“ des Ampel-Scheiterns auseinandersetzen sollten, als auch nur noch eine weitere Sekunde mit dem „Wie“ zu verplempern.

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Michael Rolles | Fr., 29. November 2024 - 16:11

Ich habe den Artikel nur überflogen. Zeitverschwendung ihn genau zu lesen. In der Sprache kindisch "Krokodilstränen" und in der Wertung der Rolle der FDP (" müssen ihr dankbar sein") wirklichkeitsfremd.

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