Björn Höcke / dpa

Landtagswahlen in Ostdeutschland - AfD in Thüringen klar vorn - Enges Rennen mit CDU in Sachsen

Fiasko für die Ampel, Triumph für die AfD: Bei der Landtagswahl in Thüringen holt die rechte Partei Platz eins. In Sachsen liegt sie Kopf an Kopf mit der CDU. Einen Senkrechtstart legt das BSW hin.

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Historischer Erfolg für die AfD: Erstmals ist die rechte Partei bei einer Landtagswahl stärkste Kraft geworden. In Thüringen liegt sie nach Prognosen von ARD und ZDF auf Platz eins. Bei der Landtagswahl in Sachsen legt sie ebenfalls zu und liefert sich ein enges Rennen mit der CDU um den ersten Platz. Aus dem Stand stark zweistellig wird in beiden Ländern das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Für die Parteien der Ampel-Koalition im Bund, die fast alle an Stimmen verlieren, ist es ein bitterer Abend.

In Thüringen steigert sich den Prognosen zufolge die AfD auf 30,5 bis 33,5 Prozent (2019: 23,4 Prozent), die CDU landet bei 24,5 Prozent (21,7). Aus dem Stand schafft das BSW 14,5 bis 16,0 Prozent - und lässt damit die Linke von Ministerpräsident Bodo Ramelow weit hinter sich, die dramatisch auf 11,5 bis 12,5 abstürzt (31,0). Starke Verluste verbuchen die Parteien der Berliner Ampel-Regierung: Die SPD liegt mit 6,5 bis 7,0 Prozent noch unter ihrem bislang schlechtesten Ergebnis in Thüringen von 2019 (8,2). Die Grünen und die FDP scheiden mit 4,0 (5,2) beziehungsweise 1,0 bis 1,3 Prozent (5,0) aus dem Parlament aus.

In Sachsen steht die CDU bei 31,5 bis 32,0 Prozent (2019: 32,1 Prozent). Die AfD liegt knapp dahinter mit 30,0 bis 31,5 Prozent (27,5). Das BSW erreicht aus dem Stand 11,5 bis 12,0 Prozent. Die SPD liegt bei 7,5 bis 8,5 Prozent (7,7). Die Linke erreicht 4,0 bis 4,5 Prozent - und kommt damit auf nur knapp die Hälfte der Stimmen von vor fünf Jahren (10,4). Auch die Grünen müssen mit 5,0 bis 5,5 Prozent (8,6) zittern. Die FDP verpasst erneut den Einzug ins Parlament - wie schon bei den vergangenen zwei Landtagswahlen. Alle Parteien, die unter fünf Prozent liegen, können es allerdings dann in den sächsischen Landtag schaffen, wenn sie zwei Direktmandate gewinnen.

Für die Ampel-Koalition in Berlin sind die Prognosen ein Desaster: Für die SPD wäre das Ergebnis in Thüringen das schlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl seit Gründung der Bundesrepublik. Die FDP ist in keinem der beiden Landtage vertreten. Die Grünen bleiben in beiden Ländern unter der Fünf-Prozent-Hürde.

Aus in Thüringen für Regierung Ramelow - BSW entscheidend

In Thüringen hat die bisherige rot-rot-grüne Minderheitskoalition unter Regierungschef Ramelow (Linke), die seit 2019 auf eine Zusammenarbeit mit der CDU angewiesen war, keine realistische Möglichkeit zum Weiterregieren. Die AfD, vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft, bleibt bei der neuen Regierung außen vor, denn die übrigen Parteien schließen eine Koalition aus.

Die wahrscheinlichste Option für eine Koalition wäre daher den Prognosen zufolge ein nie dagewesenes Bündnis aus CDU, BSW und SPD. Das BSW, eine Abspaltung von der Linken, dürfte damit eine entscheidende Position einnehmen. Thüringens CDU-Chef Mario Voigt sieht in den Prognosen den Auftrag zur Regierungsbildung bei den Christdemokraten, wie er am Wahlabend sagte.

Vor allem CDU-Politiker stören sich aber daran, dass Parteichefin Wagenknecht Mitglied der DDR-Staatspartei SED war und später eine führende Figur der kommunistischen Plattform in der Linken. Eine Koalition wäre jedoch möglich, denn nach einem Unvereinbarkeitsbeschluss darf die CDU weder mit der AfD noch mit der Linken koalieren - das BSW ist aber nicht davon erfasst.

Thüringens AfD-Chef und -Spitzenkandidat Björn Höcke gab sich vor der Wahl unbeeindruckt von der Ablehnung der anderen Parteien. „Wir wollen regieren“, sagt der 52-Jährige, der wegen der Nutzung einer Nazi-Parole vor einigen Wochen in erster Instanz zweimal zu Geldstrafen verurteilt wurde.

Gewinnt die AfD in Thüringen und Sachsen je mehr als ein Drittel der Landtagsmandate, hätte sie eine sogenannte Sperrminorität: Entscheidungen und Wahlen, die eine Zweidrittelmehrheit erfordern, müssten ihre Zustimmung finden. So werden etwa die Verfassungsrichter vom Parlament mit Zweidrittelmehrheit gewählt.

CDU könnte in Sachsen weiter mit Grünen und SPD koalieren

Sachsen hat seit der Wiedervereinigung eine CDU-geführte Regierung - seit 2019 steht Ministerpräsident Michael Kretschmer an der Spitze einer Koalition mit Grünen und SPD. Nach den ersten Zahlen könnte Kretschmer diese Koalition fortsetzen. Mit der AfD, die auch in Sachsen als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird, will keine der anderen Parteien koalieren.

Vor der Wahl hatten die Grünen CDU und SPD vorgeworfen, sich auf eine gemeinsame Minderheitsregierung vorzubereiten. CDU und SPD in Sachsen kennen einander gut - sie haben schon drei Mal koaliert.

Polarisierter Wahlkampf

In beiden Ländern herrschte gereizte Stimmung im Wahlkampf. Debatten entzündeten sich etwa am russischen Krieg gegen die Ukraine und Deutschlands Rolle als Kiews Verbündeter. So sagte BSW-Chefin Wagenknecht, für eine Beteiligung ihrer Partei an einer Regierung müsse diese sich klar gegen die geplante Stationierung weitreichender US-Raketen in Deutschland aussprechen.

Zusätzliche Schärfe in die Debatte über den Zuzug von Migranten brachte das Messerattentat von Solingen mit drei Toten, für das die Bundesanwaltschaft einen mutmaßlich islamistischen syrischen Flüchtling verantwortlich macht. Auch kam es in den vergangenen Monaten in Thüringen und Sachsen zu mehreren Angriffen auf Politiker, Wahlhelfer und Parteibüros.

dpa

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Heidrun Schuppan | So., 1. September 2024 - 18:42

in Sachsen wurde auf einer Wahlveranstaltung konkret gefragt, ob er mit den Grünen wieder koalieren wird – er wird. Er wird weitermachen wie bisher, obwohl nicht Wenige die AfD in der Regierungsverantwortung haben wollen. Demokratisch ist das nicht, egal, wie man zur AfD steht. Die AfD mit einbeziehen, in Sachsen wie auch in Thüringen, wäre eine Chance, sie bis zur nächsten Bundestagswahl auf die Probe zu stellen: Können sie pragmatisch haneln, nicht nur reden? Also weiter "verteufeln" – ob das die Lösung ist?

weil diese Parteien die AFD hassen bis aufs Blut. Sie waren es, die AFD von Anfang an bekämpft haben.
Man wird Ihnen nicht die geringste Chance geben, weil sie sonst Ihr Gesicht verlieren.
Diese Hirnis glauben wirklich es wären NAZIS. Man hat der Bevölkerung das seit 11 Jahren eingeimpft.
Versteht endlich, daß die AFD niemals mitregieren wird.
Die Brandmauer bleibt.
Wir haben nur noch eine kleine Chance: Wenn bei den Landtagswahlen die Neubildung überall ohne die Grünen stattfindet.
Das gleiche gilt auch nächstes Jahr für die Bundestagswahl.

Sabine Lehmann | So., 1. September 2024 - 18:49

Es wird keine Veränderung geben, weder in Sachsen, noch in Thüringen. Die sogenannten "Etablierten" werden miteinander so lange koalieren, bis es irgendwie reicht für eine Mehrheit, Hauptsache nicht mit den "Schmuddelkindern". Weil, wie wir alle wissen, Blau ist keine gute Farbe u. lieber schlecht als gar nicht regieren!
Man muss es auch verstehen. Was sollen die ganzen Nichtskönner u. Nichtswoller sonst machen? Sie wären wohl nicht mal auf dem "dritten" Arbeitsmarkt einsatzfähig.
Also liebe Leute, stellt euch schon mal drauf ein, es geht alles exakt so weiter wie bisher. Der Abgrund ist in Sichtweite, der Aufprall wird hart und schmerzhaft, wer noch kann, sollte Deutschland hurtig verlassen. Aber bitte nicht mit wehenden Fahnen, denn Sie wissen ja, Fahne geht gar nicht, außer mit Regenböglein. Apropos, irgendwo in dieser Freiluftirrenanstalt hat ein Bürgermeister als "Zeichen" Vielfalt-Bänke mit Regenböglein aufgestellt. Da dürfen sich dann all die Vielfältigen & Bekloppten treffen.

das man dort im Rheinlandpfälzischen Landau den Feinden der LGBTIQ Bewegung zeigt, wo diese sich treffen., Diese Leute sind nun ständig in Gefahr.
Jetz fehlt nur noch, daß man für die noch dort lebenden Juden auch Treffpunkte einrichtet.
Verdammt, wie kann man nur so naiv und dumm sein zu glauben, alle Menschen würden reibungslos miteinander harmonieren.
Es wird dort mit der Zeit zu Gewalttaten kommen.

Ingofrank | So., 1. September 2024 - 19:00

aus dem Parlament geflogen und in Sachsen ist der Käse für die Grüne Sekte auch noch nicht gegessen.
Ebenso ist der Platz 1 in Sachsen auch noch nicht klar. Der Platz 1 für die AFD ist noch möglich.
Fakt ist auch, der „strahlend blaue Abendhimmel“ über Thüringen wurde entgegen aller Wünsche von Jurnallie & Berliner Politik nicht vom BSW eingetrübt. Der einzige Wermut- Tropfen ist in Thüringen, dass das Gehacktesbrötchen und Seelenverkäufer von der deutlich durch die AfD geschlagenen CDU letztlich auf Gedeih & Verderb eine Koalition aus CDU, SPD und der abgespalteten Partei der SED Erben samt einen Souffleur des ehemaligen SPD Vorsitzenden eine Koalition schmieden wird.
Andererseits dürften die Wahlen in Sachsen & Thüringen eine Strahlkraft nach Brandenburg und gen Westen haben und hoffentlich bei der Bundestagswahl 25 ihren Niederschlag findet.
Ob der Souverän letztendlich mit einer CDU geführten Wackelregierung einverstanden ist, wird sich spätesten 25 zeigen.
Mit freundlichen Gru

T Romain | So., 1. September 2024 - 19:30

Putin in beiden BUndesländern bei ca 45%.
Der Cicero hats geahnt, und heute morgen den passenden Artikel von Michael Klein veröffentlicht.

Heidrun Schuppan | So., 1. September 2024 - 20:06

ob die AfD auch regieren kann statt nur als Protestpartei aufzutreten, muss man fairerweise sagen, dass von T. Chrupalla dies eindeutig widerlegt wurde. Eindeutige Positionen zu wichtigen Themen im Gegensatz zu S. Esken – mehr Uneindeutigkeit und Phrasen-Wiederholungen geht nicht als von der SPD-Vorsitzenden. Von hier wird wohl keine Veränderung zu erwarten sein. Sie haben eindeutig nicht verstanden.

Gerhard Lenz | So., 1. September 2024 - 20:14

Was für eine blamable Vorstellung des CDU-Spitzenkandidaten am Abend! Herr Voigt präsentiert sich als "Sieger der demokratischen Parteien" und lobt sich dafür, man habe Rot-Rot-Grün abgewählt!
Dass ein als gesichert rechtsextrem geltender AfD-Landesverband mit über 30% Stimmenanteil stärkste Partei wird, und sehr wahrscheinlich über eine Sperrminorität verfügt, ist ihm nicht die Rede wert. Dass er scheitert, einen Hoecke, der mit gerichtlicher Billigung als Faschist, Rechtsextremist oder Neo-Nazi bezeichnet werden darf, mit seiner AfD auf den zweiten Platz zu verweisen, ebenso wenig.
Überhaupt war Voigt ja bislang damit beschäftigt, die in Thüringen sowieso schon schwachen Grünen und die Ampel in Berlin zu verteufeln. Jetzt biedert er sich einer Wagenknecht an, von der ausser einem dezidiert-antiwestlichen Kurs und AfD-Nähe beim Thema Migration wenig bekannt ist. Aber Voigt ist ja brav der Linie Merz- gefolgt.
Viele Unternehmen und Fachkräfte werden jetzt Thüringen verlassen!

Er kann ja nur dem Geschwurbel des Sauerländers folgen, oder über seinen Schatten springen, und als Juniorpartner einer AfD geführten Thüringer Regierung beitreten.
Und nun, die 1 Millionen Frage: was ist denn Ihnen lieber, sehr geehrter
Herr Lenz ?
Fakt ist, das BSW isttrotz aller Unkereien nicht in der Lage gewesen, der AfD Stimmen abzujagen. In beiden BL ist die Partei über 30% gelandet. Ein beachtliches Ergebnis so wie ich meine. Das sich eine All- Partien- Koalition gegen die AfD den Versuch startet, in beiden Ländern ohne AFD zu regieren, war für jeden halbwegs politisch interessierten Bürger auch klar weil der Karren noch nicht tief genug im (Grün linken) Dreck steckt. Erst wenn im Westen der Malle Urlaub nicht mehr bezahlbar ist, die Arbeitslosigkeit wieder bei 15% ist und der Migrationsanteil bei 40% liegt dann bewegt sich etwas …. Mit Sicherheit.
Mit besten Grüßen aus der Neuen Erfurter Republik

Von den politischen Ansichten des bsw hat die Bevölkerung mehr, als von den Grünen. Es geht bei der Wahl nicht um vegane Gerichte, woke sein und Klima. Haben aber einige wenige Geisterfahrer der Demokratie bis heute nicht verstanden. Es geht um GEG, massenmigration, aufzwingen einer Lebensweise durch eine sehr kleine Minderheit. Dagegen wehren sich die Menschen. Mit Recht und zu Recht.

Tomas Poth | So., 1. September 2024 - 20:20

Schon mal sehr gut, die Grünen fliegen raus! Die FDP hat es auch nicht anders verdient.

Hans Süßenguth-Großmann | Mo., 2. September 2024 - 09:48

nachgesagt, den treu deutschen Spruch; die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos in sein Gegenteil zu verkehren. Hier und jetzt ist die Ösi Mentalität angebracht. Die Politkünstler haben solange geschlafen, bis Mario von der AfD nicht mehr gewählt werden kann, weil diese müssten zum Tanz auffordern. So wird es bei der "Nationalen Front des dem. Deutschlands" (in TH nicht unbekannt) bleiben und den CDUlern geht das Messer in der Tasche auf. ( das Messer ist aber verboten)