Verhandlungsunfähig: Bankier Christian Olearius (M.) mit seinen Anwälten / dpa

Cum-Ex - Wenn ein Räuber den anderen beraubt

Der Cum-Ex-Skandal ist ein Beispiel dafür, wie die ausufernde Steuergesetzgebung sich selbst ad absurdum führt. Der Staat als großer Räuber wurde durch Cum-Ex selbst zum Opfer. Warum nicht einfach im Zuge einer großen Steuerreform auch die Kapitalertragsteuer abschaffen und damit die meisten Schlupflöcher auf einen Schlag schließen?

Gerhard Strate

Autoreninfo

Gerhard Strate ist seit bald 40 Jahren als Rechtsanwalt tätig und gilt als einer der bekanntesten deutschen Strafverteidiger. Er vertrat unter anderem Monika Böttcher, resp. Monika Weimar und Gustel Mollath vor Gericht. Er publiziert in juristischen Fachmedien und ist seit 2007 Mitglied des Verfassungsrechtsausschusses der Bundesrechtsanwaltskammer. Für sein wissenschaftliches und didaktisches Engagement wurde er 2003 von der Juristischen Fakultät der Universität Rostock mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Foto: picture alliance

So erreichen Sie Gerhard Strate:

Etwa 30 Millionen Bundesbürger leiden unter Bluthochdruck, wobei Über-60-Jährige zu 60 Prozent von diesem Massenphänomen betroffen sind. Diese nüchternen Eckdaten verkündet das Deutsche Herzzentrum der Charité auf seiner Website. Als Hinderungsgrund für die Durchführung eines Strafverfahrens wird die arterielle Hypertonie eher selten herangezogen, da die Krankheit durch einen moderaten Lebensstil und eine entsprechende Medikation meist beherrschbar ist. 

Dass nun ausgerechnet das Verfahren gegen Warburg-Bankier Christian Olearius, einen der Hauptbeschuldigten im Cum-Ex-Skandal, aufgrund von dauerhafter Prozessunfähigkeit wegen Bluthochdrucks eingestellt wurde, hat einen bitteren Beigeschmack. Denn die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung lag sehr hoch: Schon mehrere Warburg-Mitarbeiter sowie weitere Beschuldigte waren für ihre Beteiligung am großen Raubzug vom Landgericht Bonn in mehreren Prozessen zu teilweise langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. 

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Maria Arenz | Mo., 1. Juli 2024 - 13:26

Für mich ist diese Entscheidung Brechwurz. Dieser Einstellung wegen Bluthochdruck lag garantiert ein Deal zugrunde -Einstellung oder ich pack aus, was Scholz alles vergessen hat. Die herrschende Blase schämt sich für garnix mehr. Was das mit dem Blutdruck und dem Staatsverständnis von Millionen Bürgern macht, geht denen hinten links vorbei .

...geht aus den Tagebüchern von Christian Olearius hervor und dieses Wissen ist allgemein zugänglich.

Ich pflichte Ihnen geehrte Frau Arenz in jeder Hinsicht bei was die "Merkwürdigkeiten" unseres Justizsystems/Rechtssystems was auch immer betrifft. Das man die Kleinen hängt und die Großen laufen lässt ist ja nun auch nichts wirklich Epochales;)? Jedoch was mich wundert ist die Tatsache, dass sogar hellwache Bürger/innen wie Sie, Experten, gestandene Anwälte wie Herr Strate und wer auch immer dennoch ein anderes Ergebnis bzw. Urteil erwartet haben. Für mich als völligen Laien und bar vollkommener Kenntnisse und Durchblick bezüglich Steuerrecht(sprechung) war sehr früh klar, dass auch dieser "Skandal" bis auf das ein oder andere Bauernopfer wie das Hornberger Schießen ausgehen wird. Warum? Aufgrund der schlichten Tatsache, dass es mindestens 2 Bundesfinanzminister beider großen Volksparteien/Regierungen brauchte, um trotz frühem Wissen ALLER Beteiligten bzgl. des Tatbestandes, m.E. Raub o. zumindest Veruntreuung von Steuergeldern, dem Ganzen einen Riegel vorzuschieben! Ergo? MfG

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 1. Juli 2024 - 13:41

am Aktienmarkt erwirtschaftet werden soll, kann man sich darauf doch auch die entsprechende Steuer denken und damit den Staat, der ein hohes Ausgleichsrisiko auf sich nimmt, entlasten?
Es ist schlimm, wenn "Steuerexperten" den Staat und darin uns alle vorführen, als Medizin dagegen aber den Wegfall der Kapitalertragsabgabe zu ersinnen, das macht mich sprachlos.
Die Kapitalertragssteuer war doch eine Art Vereinfachung und Verbilligung gegenüber strenger Steuerpflicht?
Machen wir es wieder kompliziert und gerechter?
Von mir aus, ich weiss aber nicht, wo man da spart.
Ich erinnere mich schwach an die Debatte und daher als Laie gesprochen.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 1. Juli 2024 - 14:21

Danke für die nochmalige klare Darstellung des Rechtsproblems. Ich fürchte nur, die Politik ist dermaßen in diese steuerlichen Schweinereien verwickelt, dass da infolge Netzwerke, quer durch die Parteien, keiner wirklich an der Problemschraube drehen will. Warum? Es könnte ja sein, dass die Schraube aus dem Gewinde fliegt und nicht wieder reingedreht werden kann, weil das Gewinde so abgenutzt ist, dass die Schraube keinen Halt mehr findet. Und ja Herr Strate, am Ende bleiben nur Verlierer zurück und das sind wir, die Steuerzahler, die Rentner und Pensionäre, die Kraft ihrer Arbeit den Staat mit in Schuss gehalten haben und zum Dank dafür noch weniger bekommen sollen, wie ihnen ohnehin schon vorenthalten wird. Steuern wirklich zu senken, unnütze sogar abzuschaffen, wir kennen einige davon, dass wollen die wenigsten Politiker, sehen sie doch die eigenen Pfründe in Gefahr und lassen sich ihre ideologisierten Wahnsinnsideen nicht mehr umsetzen. Und das Volk schweigt immer noch und zahlt.

Wilhelm Keyser | Mo., 1. Juli 2024 - 14:46

Ich kann Ihnen sagen, warum dies (oder andere hehre) Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt sind: Nach vielen (Frauen-, aber nicht nur) Quoten-Jahren und Wokerisierung vielleicht nicht jeder Amtsstube aber doch jedweder "führenden" Stelle im unmittelbaren wie nachgeordneten Bereich des ö.D. einschließlich der weitestgehenden Verdrängung nicht nur einer Bestenauslese sondern jedweden Leistungsgedankens ist die nötige Kompetenz nur noch in homöopathischen Spuren versteckt vorhanden. Selbst wenn etwa Sylt-Christian eine große Steuerreform als "liberales" Thema (wieder-) entdeckte und eine geniale Schnittmenge von FDP-Beliebtheitssteigerung (passender wäre natürlich: FDP-Unbeliebtheitsabwehr;-)) und wirklichem DE-Fortschritt ausmachte - sie wäre kompetentiell gar nicht mehr in adäquatem Maße zu realisieren. So wird es nur Stückwerk geben und auf die mehr oder weniger schon bekannten Blendwerke bzw. Trostpflaster hinauslaufen können, ein "Gute-Steuern-Gesetz" bspw..

Markus Michaelis | Mo., 1. Juli 2024 - 15:04

Ja, die Steuergesetzgebung ist sicher schwierig, weil zu komplex. Aber hierüber bin ich auch gestolpert:

"Klar ist, dass es eine Frage der Fairness ist, keine Strafprozesse gegen Angeklagte zu führen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst verteidigen oder dem Prozessverlauf lückenlos folgen können. "

Ist das wirklich so und ist das wirklich "fair"? Ein Rechtsstaat muss sich an seine eigenen Regeln halten und alles soll gerecht sein. Es dürfen aber auch keine grotesken Dinge daraus entstehen.

Reicht es dann auch, dass ich sage, dass ich ein Konzentrationsdefizit habe und dem Prozess nicht mehr folgen kann? Können kranke Menschen dann leichter straffällig werden? Es scheint auch oft grotesk, dass man Prozesse mit Antragsfluten ausbremsen kann (selbst absurden).

Auch der Rechtsstaat sollte wie alle Prinzipien versuchen eine vernünftige Balance zu halten - sonst ist er nach theoretischen Maßstäben perfekt, aber die Menschen werden sich davon abwenden.

Einen derart empörend fadenscheinigen "Jagdschein" wie Bluthochdruck hat man selten gesehen. Den hätten sicher auch die meisten der betagten Terroristen von den "Reichsbürgern"verdient. Denen nützt er aber nichts, weil sie keine Termine mit Olaf Scholz hatten, von denen der nicht mehr weiß, was da besprochen wurde.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 1. Juli 2024 - 15:07

Warum soll ich gegen Drogenhändler vorgehen, wenn von zehn maximal einer erwischt wird ? Wie bei Cum/Ex liegt es eher am Willen staatlicher Organe, für wichtig gehaltene Regeln auch durchzusetzen. So findet beispielsweise beim Drogenhandel jährlich Geldwäsche im mehrstelligen Milliardenbereich statt. Anzeigen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung wären ein Weg, die Konsumenten an ihre Mitverantwortung für dieses gravierende gesellschaftliche Problem zu erinnern. So wurden wegen der Ausweitung des Beihilfetatbestands hochbetagte Sekretärinnen von KZ-Kommandanten wegen Beihilfehandlungen angeklagt. Das vom Autor empfohlene Hissen der weißen Fahne ist zu wenig. Und die frühere Kölner Staatsanwältin geht mit Sicherheit nicht diesen Weg.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 1. Juli 2024 - 15:16

Das hat das Gericht offensichtlich keine Lust ein Fass aufzumachen und Olearius zu knechten droht doch sodann ggfls. ein Deals, bei dem Olaf nicht gut bei aussieht. Die Bauern konnte man noch opfern, aber den Bauernfürst und vielleicht auch den König, den muss man schützen, egal wie. Man will Olearius keine Stimme geben, man will vermeiden, dass er sich widerspricht oder Scholz belastet. Und die Staatsanwälte machen weisungsgebunden mit und der Richterin steht kein Ärger ins Haus, wo ihr Vorgänger als befangen schon ausgetauscht wurde. Wer weiß, was man der Richterin unterstellen würde, wenn die den Prozeß weiter führt. Nein Herr Strate, ich mache mir da nichts mehr vor. Selbst einige Richter haben sich vom Rechtsstaat verabschiedet und urteilen nur noch politisch und wenn es geht, ohne sich selbst zu schaden oder in "Verruf" zu bringen. Höcke wurde heute wegen eines begonnen Satzes verurteilt: "Alles für..." und die Meute schrie Deutschland. Etwas für unser Land tun? Geht gar nicht.

Tomas Poth | Mo., 1. Juli 2024 - 16:30

Oder auch Jäger und Gejagte, auch ein Wechselspiel wer die jeweiligen Rolle innehat.

Die Spanier luchsten in ihrer Zeit als Weltmacht den Inkas und Azteken deren Gold ab. Den Spaniern wurde das Gold von Piraten oder Freibeutern abgejagt.
Der bekannteste Freibeuter Sir Francis Drake im Dienste seiner Majestät der Königen von England war da sehr erfolgreich.
Sozusagen Geopolitik vor ein paar Jahrhunderten!
Daraus ergibt sich für mich auch die Frage, wie lassen sich die Billionen die von unten nach oben in den letzten Jahrzehnten verschoben wurden wieder zurückgewinnen? Damit diese Kapitalmacht nicht mißbraucht wird!

Z.B. Erforschung und Anpassung von Viren um Epidemien auszulösen (Corona, Covid 19), um diese dann mit mRNA-Impf-Injektionen vorgeblich zu bekämpfen, aber eigentlich nur um ein neues Geschäftsmodell aus einer Hand zu installieren. Quasi ein Geschäfts-Kreislaufmodell für Verursacher und Nutzer.
Vergleichbar mit der Rüstungsindustrie, Waffe und Anti-Waffe.

Volker Naumann | Mo., 1. Juli 2024 - 19:21

Soweit man dem Autor in seinen Ausführungen auch zustimmen kann, befürchte ich, beim letzten Satz doch einen kleinen Einspruch anfügen zu müssen. Olaf der Vergessliche scheint mir nicht zu den Verlieren bei den Beteiligten zu gehören, er kann eher wieder Grinsen bei diesem Ergebnis.

War da nicht mal was mit einem Bierdeckel und dem Steuerrecht? Irgendwie passt der Spruch mit den Fröschen und dem Sumpf sehr oft!

MfG

Johannes | Mo., 1. Juli 2024 - 19:33

"Die letzten Jahre haben es gezeigt: Wir leben in einem massiv überfinanzierten Staat, der es sich leistet, seinen Bürgern das Dasein mit allerlei Mätzchen schwerzumachen. Möglich macht es das hohe Aufkommen von Steuern und Abgaben aller Art. Lassen wir uns nicht mehr erzählen, dass von all dem zusätzlichen Geld Kindergärten errichtet oder Feuchtbiotope gepflegt werden. Ob Klima, Corona, Genderpolitik, Krieg, Migration oder der ominöse „Kampf gegen rechts“: In jüngster Zeit wird deutsches Steuergeld vordringlich für eine Agendapolitik genutzt, die auf allen Ebenen nichts als unglückliche Menschen hervorbringt, ohne die von ihr imaginierten Probleme auch nur im Ansatz lösen zu können. Wir sind zwar das Volk. Aber immer weiter steigende Steuern und Abgaben sorgen für eine schleichende Übertragung unserer Souveränität auf den Staat"

Super geschrieben, echt geil!

Man macht sich sauber. Aus Verbrechern werden Männer mit weißen Streifen.

Exakt zu diesem Zeitpunkt wird aus Selenskyj ein Präsident mit Oligarchennähe.
Die SZ schreibt am 29.06.2024:"Ein Präsident mit Oligarchennähe:
"Ein umstrittener Geschäftsmann soll fünf Milliarden Dollar aus einer ukrainischen Bank abgezweigt haben. Die Pandora Papers legen nun nahe, daß ausgerechnet Staatschef Wolodimir Selenskyj davon profitiert haben könnte. Der ukrainische Prasident kritisierte seinen Amtsvorgänger Petro Poroschenko einst für dessen Offshore-Geschäfte eine eigene Briefkastenfirma gründete.
Daß er,Selenskyj, ebenfalls eine Briefkastenfirma gründete verschwieg er.
Alle wurden freigesprochen. Von wem? Einer Richter i n Amerika.
Ja, ja, die Richterinenn.

Heidrun Schuppan | Di., 2. Juli 2024 - 13:01

noch meine Steuererklärung bzw. die verschiedenen Formulare ausgefüllt, was meinem Blutdruck bestimmt nicht gut getan hat. Aber es musste sein, um Strafzahlungen (evtl.) zu vermeiden. Hätte ich die Steuererklärungspflicht umgehen können mit der Begründung, dass diese meiner Gesundheit nicht förderlich wäre?