Das neue Rathaus in Hannover. Ansicht
Das Rathaus von Hannover: Quell oder Quelle allen Übels? / picture alliance

Gendersprache in Hannover - Angeschossene Hunde jaulen am lautesten

Die Stadt Hannover hat einen Ratgeber für geschlechtergerechte Verwaltungssprache herausgegeben. Ob sie ihn umsetzen, bleibt den Angestellten selbst vorbehalten. In konservativen Kreisen ist die Aufregung groß - und völlig überzogen

Chiara Thies

Autoreninfo

Chiara Thies ist freie Journalistin und Vorsitzende bei next media makers.

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Die Stadt Hannover hat eine vierseitige Broschüre für geschlechtergerechte Verwaltungssprache herausgebracht, und das Geschrei ist groß. Von „Gender Gaga“ bis zur „Vergewaltigung“ der deutschen Sprache ist da die Rede. Dabei handelt es sich lediglich um Vorschläge, die umgesetzt werden können, aber nicht müssen.

Vieles von dem, was in der Broschüre vorgeschlagen wird, ist ohnehin machbar. Statt „Rednerpult“ könne man „Redepult“ sagen, statt „keiner“ „niemand“ oder statt „Bewerber sollten…“ „wer sich bewirbt, sollte...“ Falls keine geschlechtsneutrale Formulierung gefunden werden kann, soll das sogenannte Gendersternchen verwendet werden. Die Vorschläge haben den Nebeneffekt, dass Amtssprache aktiv formuliert werden kann. Eine angenehme Abwechslung vom ständigen Nominalstil und Beamtendeutsch.

Denn Sprache schafft Realität – und unsere ist noch immer patriarchal geprägt. Es ist da kaum verwunderlich, dass sich ausgerechnet die „Männerparteien“ wehren, die FDP, die AfD, die „Hannoveraner“ und auch die CDU, die sich über den Ratgeber noch nicht einig werden konnte. Nun ja, angeschossene Hunde heulen am lautesten. Alle wollen die Regeln für geschlechtergerechte Amtssprache zurücknehmen. Doch auch gemeinsam haben die Parteien dafür keine Mehrheit. Allerdings kann der Oberbürgermeister diese Regel ohnehin im Alleingang durchsetzen.

Vorschlag zur Beruhigung der Gemüter

Eine „unsägliche Sprachsteuerung von oben“ und „unzumutbar für Mitarbeiter der Stadt und den Bürger“ seien die Empfehlungen aus dem Gleichstellungsbüro, findet CDU-Ratsherr Felix Semper. Als Bürgerin der Stadt Hannover finde ich diese Aussage unzumutbar. Woher nimmt Semper das Recht, für alle in Hannover Lebenden zu sprechen? Das ist genauso vermessen wie zu behaupten, dass in der männlichen Form alle anderen eingeschlossen sind. Sind sie nämlich nicht und wir haben uns längst daran gewöhnt. Selbst in reinen Frauengruppen wird meist die männliche Endung verwendet. Also lieber Herr Semper, ich finde es „unzumutbar“, dass Sie meinen, für mich sprechen zu können.

Doch sogar Niedersachsens Ministerpräsident und Hannovers ehemaliger Oberbürgermeister, Stephan Weil (SPD) hat sich eingeschaltet: „Politik und Verwaltung müssen aufpassen, sich nicht zu sehr von der Alltagssprache der Menschen zu entfernen.“ Also erstens war Beamtensprech noch nie nah an meiner Realität, zweitens verstehe ich es trotzdem und drittens: Hier streiten sich Männer darüber, wie sie in der Zukunft andere ansprechen wollen. Vorschlag zur Beruhigung der Gemüter: Fragt doch einfach euer Gegenüber. Die Person kann es euch am besten sagen.

Gesamtgesellschaftliches Problem

Denn wahr ist leider noch immer: In unserer patriarchalen Gesellschaft funktioniert vieles über den Dualismus der Geschlechter männlich und weiblich. Wir sagen eher „der“ Arzt oder „die“ Kindergärtnerin. So bekommen Berufe eine geschlechtliche Zuordnung – mit allen gesellschaftlichen Klischees, die dazu gehören. Was für Auswirkungen das haben kann, verdeutlicht eine Studie aus den Sozialwissenschaften. In den USA und Kanada wird mit Grundschulkindern seit 50 Jahren der „Draw-A-Scientist-Test“ (zu Deutsch: „Mal-einen-wissenschaftlichen-Beruf-Test“) durchgeführt. So entstanden über die Jahre mehr als 5.000 Kinderzeichnungen. Auf gerade mal 28 Prozent der Bilder war eine Wissenschaftlerin dargestellt – und die waren auch noch alle von Mädchen gemalt. Und dass, wo doch die englische Sprache nur die Artikel „a“ und „the“ kennt. Im Deutschen können wir diese Vorurteile noch viel gezielter mit Artikeln schüren.

Ein großes Problem also, denn geschlechtsspezifische Stereotype formen die Wahrnehmung der Kinder, was sie später werden können. Mädchen sehen dann eventuell eher keinen Platz für sich in der Wissenschaft. Später können männliche Studenten dadurch in der Beurteilung ihrer Kommilitoninnen beeinflusst werden. Also wer weiß, vielleicht hilft diese gendergerechte Amtssprache ja tatsächlich, um in unserer patriarchal geprägten Gesellschaft einen Schritt in Richtung Chancengleichheit für alle zu gehen.

Das Abendland wird wegen dieser Broschüre jedenfalls nicht untergehen. Denn erstens ist das Ganze vollkommen freiwillig, wer nicht will, lässt es halt. Zweitens geht damit niemandem etwas verloren. Die individuelle Ansprache ist auch weiterhin geschlechtsspezifisch, bei der allgemeinen Ansprache werden eben alle eingebunden. Und hier genau hier liegt auch ein Problem der Broschüre: Wie spricht man eigentlich Menschen an, die sich dem Geschlecht divers zugeordnet fühlen? Oder sogar noch keinem der drei Geschlechter?

Wieso hat sich die Stadt überhaupt für das Sternchen entschieden, und nicht, für den sogenannten Gender Gap, der zwischen der männlichen Endung eines Wortes und dem weiblichen Anhang einen Unterstrich setzt? Auch die Namensspalten können für Irritation sorgen. Die Spalte, in der das Geschlecht eingetragen werden soll, soll künftig bei Versammlungen nämlich frei bleiben. Man könne das ja vom Vornamen ableiten. Das mag bei Namen aus dem gewohnten Kulturkreis ja stimmen. Aber wie sieht es aus bei Vornamen wie Anatjari?

Zeit für mehr Respekt

Das Problem ist ja größer als ausschließende Pronomen und Artikel. Die Steuererklärungssoftware Elster stürzt bei Eheleuten immer dann ab, wenn sich die Frau als Ehepartner A einträgt. Das war in den sechziger Jahren eben einfach nicht vorgesehen. Auch die Bescheide gehen dann immer an den Mann. Wenn schon heterosexuelle Paare dieses Problem haben, wie sieht es dann bei lesbischen Ehen aus?

Sprache formt Realität. Seit kurzem erst haben wir offiziell drei Geschlechter, und vor 100 Jahren waren vielleicht nur Männer in der Politik. Da war es nur logisch, vom „Rednerpult“ zu reden, es waren ja eh keine Frauen da. Aber hey, in den vergangenen hundert Jahren hat sich einiges geändert. Und was ist bitte an „Redepult“ irritierend? Ist es nicht sogar eindeutiger als „Rednerpult“? Am „Redepult“ steht jemand und – Überraschung – redet. Wer da vorne steht, ist ja erstmal vollkommen egal. Zeit, dass die gesellschaftlichen Veränderungen sich auch in der deutschen Sprache niederschlagen. Und sei es auch nur für ein bisschen mehr Respekt auf allen Seiten.

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Katrin Winter | Di., 29. Januar 2019 - 20:11

Antwort auf von Günter Fischer

Sprache und Realität beeinflussen sich wechselseitig.

Es ist unstreitig, dass Sie bei dem Wort "Polizist" unwillkürlich nicht an eine Frau und bei "Hebamme" nicht an einen Mann denken. Dies beeinflusst Ihr weiteres Denken, Ihre Erwartungshaltung, Ihr Verhalten.

BTW: Interessanterweise gibt es bei typisch 'weiblichen' Berufen immer einen expliziten Begriff für Männer - "Geburtshelfer", "Krankenpfleger", nur der "Flugbegleiter" heißt seit Neustem offiziell "Steward" (ich schätze mal, diese Entwicklung ist dem Einfluss der englischen Sprache geschuldet).

Warum gibt es dieses Phänomen bei typischen 'Männer'berufen nicht?

Zufall? Oder steckt dahinter eine seit Jahrhunderten praktizierte GENDERsprache?

Ein weiblicher Polizist bleibt trotzdem eine Frau und eine männliche Hebamme (gibt es die überhaupt?) trotzdem ein Mann. Das ist die Realität.

Und das eine männliche Hebamme Geburtshelfer genannt wir dist genauso wenig ungewöhnlich wie eine weiblicher Schweißer der Schweißerin genannt wird.

Klaus Damert | Di., 29. Januar 2019 - 08:47

Sprache entwickelt sich von selbst. Nur Diktaturen formen die Sprache nach ihrem Willen. Konnte man in zwei deutschen Diktaturen beobachten ( z. B. Victor Klemperers LTI). Sollen nun aller Dinge drei sein?

Machtausübung durch Sprache hat es schon immer gegeben (bzw. seit es eine höhere Sprache gibt). Der Kampf um Begriffe ist uralt.

Tomas Poth | Di., 29. Januar 2019 - 13:37

Antwort auf von Katrin Winter

durch die Kraft des Wortes, der zwingende Gedanke in seiner wörtlichen Formulierung, Zustimmung.
Aber Genderismus ist nur einer von den vielen Ismen um neue ideologische Machtstrukturen, Spielformen aufzubauen.

Katrin Winter | Di., 29. Januar 2019 - 20:14

Antwort auf von Tomas Poth

... einfach "Gerechtigkeit" und es ist kein Ismus mehr.

So what? Wollen Sie mir wirklich sagen, dass eine IDEE falsch ist, nur weil der BEGRIFF Ihnen nicht zusagt? Was ist denn das für ein Argument? Gar keins...

Stefanie Schuster | Di., 29. Januar 2019 - 13:32

Antwort auf von Klaus Damert

Sprache wird gesprochen - von Menschen, nicht von "selbst", und entwickelt sich nach dem Willen dessen, der am meisten Macht ausübt: Wer schreibt, bleibt. Und wenn mehr Männer schreiben können als Frauen (wie es vor etlichen Jahrhunderten der Fall war), jene ohnehin keine rechtlich satisfaktionsfähige Rolle spielen, dann berücksichtigt man sie auch als Adressaten nicht.
Doch mittlerweile ja sich ja die Realität geändert. Viele von uns feiern in diesem Jahr 100 Jahre Frauenwahlrecht, 52 Prozent der Bevölkerung sind weiblich - wäre es da nicht an der Zeit, Mehrheiten und Gesetze auch sprachlich ins Leben - etwa der Sprache? - zu integrieren? In aller Freundschaft?

Klaus Damert | Di., 29. Januar 2019 - 16:19

Antwort auf von Stefanie Schuster

Nur eine kleine Folgerung: Schreiben Sie frühere Literatur, z. B. die "Klassiker" auch um? Jedes Jahr eine umgeschriebene Goethe-Ausgabe? Aber vermutlich lesen die Vertreter des Genderismus solche "alten weißen Männer" ohnehin nur mit Abscheu - oder gar nicht.

Was Sie da schreiben, ist ungefähr so, als würde die FDP sagen:
Wer für eine Vermögensteuer ist, ist für die Abschaffung des Privateigentums.
Zack bumm. Ist so. Wir haben hiermit festgelegt: Der andere ist der extremistische Feind.

Kann man machen. Ist aber kein fairer Diskussionsstil.

Günter Fischer | Di., 29. Januar 2019 - 16:24

Antwort auf von Stefanie Schuster

Wissen Sie Stefanie,

der Herr Knigge hatte sich mal Gedanken gemacht, wie man höflich miteinander umgeht.
Sie wissen das vielleicht nicht, sollten sich also ggf. mal damit beschäftigen, denn danach wird die Frau derartig in den Himmel gehoben, dass man eigentlich die Gesetzgeber verklagen müsste, weil Genderspezialisten die bis dato geltende Höflichkeit und Bevorzugung des weiblichen Geschlechts zu deren Ungunsten verändert.
Allerdings werden schon zusätzliche Bevorzugungen eingebaut. Keine Gleichberechtigung ansich. Nein, es muss ja Quoten geben - die Qualität ist solange unwichtig, wie auch unwissende dazu beitragen dürfen, auch, wenn andere besser sind.
Ich habe kein Problem, unter einer Frau als mein Chef zu arbeiten.
Haben Sie ein Problem, unter einem Mann als Cheff zu arbeiten.

Haben Sie je in einem Team mal gefragt, ob Frauen lieber mit ihresgleichen oder mit Männern zusammenarbeiten ?
Nein ? Dann tun Sie es mal schnell - Wissen ist Macht - Nichtwissen macht nix.

Richard Amgar | Di., 29. Januar 2019 - 08:52

Die Behauptung Genus = Sexus wird leider auch durch die vielen, vielen Wiederholungen nicht richtiger. Und ohne diese fällt die ganze Empörungskette in sich zusammen.

Es kommt darauf an, was Sprachwissenschaftler zu diesem Thema sagen, denn es geht in der Sache darum, welche Assoziationen durch die Verwendung von Sprache ausgelöst werden. Das ist Psychologie. Und jeder Psychologe wird Ihnen bestätigen, dass Sprache das Danken beeinflusst.

Günter Fischer | Di., 29. Januar 2019 - 16:54

Antwort auf von Katrin Winter

2 Fragen:
1. Wozu müssen Sprachwissenschaftler darüber entscheiden, was Menschen für richtig und falsch ausgesprochen halten - wie gross müsste danach die dazu etwa zu befragende statistische Grösse sein ?

2. Wie beeinflusst die Sprache das Danken wie Sie es behaupten?

Günther Werlau | Di., 29. Januar 2019 - 22:52

Antwort auf von Katrin Winter

Erst gab es das generische Maskulinum, das für alle verständlich keinen Sexus repräsentierte. Zusätzlich dazu gab es über das Suffix "in" eine Hervorhebung des weiblichen Geschlechts.
Dann kamen vor ein paar Jahrzehnten ein paar feministische Linguistinnen (J.Butler), die die Erzählung etablierten, die Menschen würden bei der Verwendung des generischen Maskulinums "X" meist an männliche "X" denken und das brächte die Frauen systematisch zum Verschwinden, es wäre ein männliches Unterdrückungsinstrument. Mittlerweile hat sich diese Erzählung erfolgreich verselbstständigt und dient nunmehr als Begründung. Vielleicht lässt sich der vor zig Jahren behauptete Effekt heute sogar messen, weil sich ein Teil der Bevölkerung (der, der sich für gebildeter hält) an die Sichtweise der Erzählung gewöhnt hat.

Wir verkomplizieren die Sprache damit unnötig und meine Erwartung ist, es wird sich keine Zufriedenheit einstellen, selbst wenn alle Forderungen erfüllt werden. Egal - auf zum Genderbäuerchen!

Günther Werlau | Mi., 30. Januar 2019 - 10:23

Antwort auf von Katrin Winter

Worte lassen sich in Komponenten aufteilen. Dabei werden Worte oft aus einer Kette von Komponenten gebildet. Die Komponenten, die weiter rechts im Wort zu finden sind, beziehen sich dabei auf die ihnen vorangegangenen Komponenten: Wenn wir von einer Hose ausgehen und uns dann dem Hosensaum zuwenden, so bringt der angefügte Wortteil die eingangs erwähnte Hose nicht zum Verschwinden, sondern verfeinert die Beschreibung. Gleiches gilt für Ketten: Wolke -> wolkig -> Wolkigkeit. Immer bezieht sich das längere Wort auf die Bedeutung des Vorgängers.

Günther Werlau | Mi., 30. Januar 2019 - 10:24

Antwort auf von Katrin Winter

Was die feministische Linguistik nun behauptet ist, dass das generische Maskulinum nur Männer meint und erst durch die weibliche Form Frauen sichtbar werden. Das bedeutet, die Lehre wird mit dem Lehrer zur Person, die die Lehre vermittelt. Mit diesem Begriff ist nur eine männliche Person gemeint. Bei der Lehrerin wird nun mit dem „in“ eine weitere Komponente an das Wort Lehrer angehangen. Mit dieser Komponente wird der Lehrer (als Mann) vollständig zum Verschwinden gebracht und an seine Stelle tritt eine Frau. Damit wäre das oben beschriebene sprachliche Prinzip gebrochen. Es würde in dem Fall auch „Lehrin“ reichen um eine weibliche Person, die die Lehre vermittelt zu bezeichnen. Die Komponente „er“ wäre nicht notwendig. Deshalb ist die althergebrachte Sicht, der Begriff „Lehrer“ bezeichnet eine Person beliebigen Geschlechts, die die Lehre vermittelt und „Lehrerin“ ist die weibliche Spezialform davon, deutlich plausibler. In diesem Fall -Ironie der Geschichte – ist der Mann unsichtbar!

Wie wäre es mit folgendem Gegenvorschlag: Der Genus (der gleich dem Sexus gesetzt wird) ist stein des Anstoßes. Der Genus wird durch den Artikel bestimmt. Wir streichen also den männlichen und weiblichen Artikel aus dem deutschen Sprachwortschatz und verwenden nur noch "das" als Artikel, ungefähr so wie im Englischen. Darüber hinaus streichen wir alle weiblichen Formen. Es gäbe dann künftig nur noch "das Lehrer" aber keine "Lehrerin" mehr. Das ist dann so ein bisschen wie die Uni-Sex-Toilette ("one fits it all").

Das klänge zwar auch sperrig, aber wir bräuchten unsere Sprache nicht so furchtbar verbiegen und ein Lehrer bliebe ein Lehrer, auch wenn es gerade nicht lehrt (und deshalb kein Lehrender sondern vielleicht ein Sitzender, ein Essender oder ein Schlafender ist.)

Würde ein solches Vorgehen Ihre Zustimmung finden, Frau Winter?

Klaus Sommer | Mi., 30. Januar 2019 - 10:27

Antwort auf von Katrin Winter

ist aber nicht die Realität. Da gibt es noch einen kleinen Unterschied.

Ernst-Günther Konrad | Di., 29. Januar 2019 - 09:04

in Hannover haben sicher alle einen Kita-Platz, alle Straßen sind saniert, Wohnraumprobleme keine, Fahverbote Diesel wird es dort nicht geben, kein Geschäftsleerstand in der Innenstadt, alle Rad- und Fußwege sind top ausgebaut, der Kommunalhaushalt ist im Plus, die Kommunalsteuern sind minimalst, Bürger brauchen keine Straßenbeitragskosten bezahlen, es gibt dort keine Tafel und auch keine Flaschen sammelnden Rentner, alle Migranten sind voll integriert. Sämtliche öffentlichen Gebäude sind saniert, Theater und Kulturszene mussten dort keine Einrichtungen schließen, es gibt viele Schwimmbäder, Kinos und jeder Hannoveraner ist glücklich und zufrieden. Ja, ich kann verstehen, das die Behörde dort neue Probleme braucht, damit sich etwas verändert. Natürlich, man kann, muss aber nicht die neue Genderform nutzen. Träumen sie weiter Frau Thieß. Wenn ein Behördenleiter Vorgaben macht, müssen die umgesetzt werden. Das nennt man behördeninternes Weisungsrecht.

Ich sehe es wie Sie, Herr Konrad.
Es erschreckt mich, daß junge Frauen wie die Autorin nicht begreifen, wie weit
die Frage einer geschlechtsneutralen Sprache von den realen Problemen der
meisten Deutschen entfernt ist. Offenbar leben eine Menge Menschen in Deutschland, vor allem jüngere, in einer Art von Elfenbeinturm, frei von Sorgen um auskömmliches Einkommen, sicheren Arbeitsplatz, Bedrohung durch ungesteuerte
Zuwanderung usw. Es sind jene, denen es sehr gut geht und die deshalb nur ihre
Luxus-Probleme wälzen können.

Als Frau habe ich mich niemals durch den allgemein vorherrschenden Sprachgebrach diskreditiert gefühlt, und ich kann einfach nicht nachempfinden, was am Wort
"Rednerpult" anstößig sein soll.
Mir brennen ganz andere Dinge auf den Nägeln, von denen ich an dieser Stelle schon oft gesprochen habe.
Es darf niemanden wundern, daß es zwischen Menschen, die z. B. bei PEGIDA mitgehen und den "Gender-Getriebenen" k e i n e Gesprächsbasis mehr gibt.

Und genau von jenen Probleme, die Sie ansprechen, soll dieser Unfug ablenken. Und ja, ich war stets Frau, weiblich und selbstbewusst genug, dass ich mich nie an Begriffen wie „Rednerpult“ gestört hätte. Als berufstätige Frau, die ihr Kind vom 1. Lebensjahr und ohne Unterhaltsbezüge durchbringen musste, hatte ich für derartigen Unsinn wedwe Zeit noch Interesse. Die derzeit geführten Diskussionen deuten auf einen nicht fernen Untergang der Zivilisation hin

Katrin Winter | Di., 29. Januar 2019 - 21:07

Antwort auf von Bettina Jung

Dass die Gendersprache nicht die allerdringendste Angelegenheit ist, bestreite ich überhaupt nicht. Nur: Warum konstruieren Sie daraus eine Art Maulkorb? Denn genau darum geht es Ihnen faktisch ja: Weil die Sache keine höchste Priorität hat, ist in Ihren Augen das Reden darüber geradezu verpönt (Sie beschwören den "Untergang der Zivilisation").

Vergleichen wir diese Angelegenheit doch mal mit einem anderen Fall: Mesut Özils Foto mit dem türkischen Präsidenten. Haben Sie damals auch gesagt: Leute, redet über die Vermüllung der Ozeane und nicht darüber, ob Özil Schuld ist am frühen Ausscheiden der Nationalmannschaft? Das war letzes Jahr DAS Thema. Wochenlang. Total wichtig. Offenbar...
Wie haben Sie damals reagiert?

Ich behaupte (ja, es ist provokativ): Sie (als Frau) neigen dazu, einer Frau das Recht auf eine eigenen (subjektive) Meinung abzusprechen. Während Sie einem Mann sehr wohl zugestehen, Fußball wichtiger zu finden als die Rettung der Erde.

Liebe Frau Winter, ich schätze Ihre Kommentare allein deshalb, weil sie nicht Reden, sondern etwas aussagen. Sie argumentieren inhaltlich und ich denke mal, niemand wird Ihnen nachsagen können, dass sie dies nicht sachlich tun. Ich erkenne in den Antworten anderer Schreiber hier lediglich und das ist auch meine Meinung, das wir in Deutschland wirklich existenziellere Probleme haben, die einen Behördenleiter veranlassen sollten, sich an der Lösung seiner "eigenen" städtischen Probleme zu versuchen. Das man über dieses Thema sprechen kann und soll ist völlig in Ordnung. Es sollte sich nur jeder fragen, vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussionen zur Spaltung des Volkes bei verschiedenen Schwerpunktthemen, ob eine solche Diskussion, jetzt zu diesem Zeitpunkt angebracht ist. Der Zeitgeist und deshalb ist der Ansatz zum jetzigen Zeitpunkt falsch, läßt derzeit eine sachliche Auseinandersetzung nicht zu. Ich kann nicht erkennen, dass Ihnen ihre Meinung nicht zugestanden wird.

Liebe Frau Winter,
ich glaube, dass niemand einen Maulkorb konstruiert. Wer nicht gern vom Rednerpult spricht, soll es sein lassen. Das eigentliche Problem beim Gender ist, dass unser sauer verdientes Steuergeld sinnlos für Studien über die richtige Sprachauswahl bis hin zu Gender-Professuren verschwendet wird, anstelle es dort zu investieren, wo es gewinnbringend die Zukunft unseres derzeit noch recht hohen Lebensstandards sicherstellt. Und das ist auch der Unterschied zu Özils Photo: das hat eben kein Steuergeld gekostet, sondern eine politische Diskussion gebracht. Diese sollte man schon führen können. Vielleicht ist der Unterschied nun klar geworden.

nicht um das Reden darüber. Das kann wer will ja gerne machen. Es geht darum Vorschriften zu machen.

Meinen allerbesten Dank werter Herr Konrad! Besser hätte ich mein "Stirnrunzeln" bezüglich Prioritätensetzung nicht ausdrücken können! Alles Gute! MfG

Sebastian Rommer | Di., 29. Januar 2019 - 15:31

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

natürlich ist dies nicht der Fall. Wir alle wissen, insbesondere ich als Hannoveraner. Vermutlich geht es hier (zum jetzigen Zeitpunkt) nur darum um von dem Verhalten unseres OB in der sogenannten Rathausaffäre abzulenken.

Katrin Winter | Di., 29. Januar 2019 - 09:05

Sprache ist schon immer aktiv beeinflusst worden von den "Reichen und Mächtigen". Politisch, gesellschaftlich und auch ökonomisch erfolgreich war und ist derjenige, der der Sprache seinen Stempel aufdrücken kann. Neu ist eigentlich nur, dass dies offen kommuniziert wird. Aber das gehört halt zum Wesen einer Demokratie: Entzauberung subtiler Machtdemonstrationen.

Dass die Sprache dadurch auch Einbußen erfahren kann, sehe ich sogar (in Einklang mit Kritikern) ebenfalls. Aber es stimmt schon, was Frau Thies schreibt: Die Behördensprache steht bislang nicht in Verdacht, besonders schützenswert zu sein. Und in die Alltagssprache wird halt genau das "einsickern", was passt und angenommen wird. Ist doch vollkommen in Ordnung so.

Mirko Grams | Di., 29. Januar 2019 - 09:17

Interessant wäre in diesem Zusammenhang, wie man in den englischsprachigen Ländern USA und Kanada (ja ja, ich weiß, da gibt ves auch noch offiziell Französisch) zwischen weiblichen und männlichen Berufen unterscheidet? "The doctor" vs. "the doctor", "the scientist" vs. "the scientist". Na, dann ist doch alles geklärt. Nur eine Form für beide, äh alle.

Ben Goldberg | Di., 29. Januar 2019 - 09:18

Sie meinten ja wohl 'Köter'.

Joachim Wittenbecher | Di., 29. Januar 2019 - 09:22

"Zeit für mehr Respekt", "Angeschossene Hunde...". Beide Aussagen schließen sich aus.

Bei den Weltverbesseren gilt, dass die ewig Gestrigen Respekt gegenüber ihren fortschrittlichen Theorien oder Ideologien aufzubringen haben.
Im übrigen hat schon Viktor Klemperer in seinem Buch "LTI - Die Sprache des dritten Reiches" sich seine Gedanken um staatlich verordnete Sprache gemacht!
Wehret den Anfängen!

wenn wir schon korrektes deutsch sprechen wollen und müssen :))

Joachim Baumeister | Di., 29. Januar 2019 - 09:31

Sprache schafft Realität? Sprache indoktriniert zur Zeit mehr als das sie etwas "schafft". Sprache gebiert Ideologie und Meinung. Es "gendert" heftig in diesen Tagen ... "gender..." auch so ein Phänomen in Deustchland alles englisch auszudrücken und das dann auch noch als "neudeutsch" zu bezeichnen. Die gesellschaftlichen Nebenkriegschauplätze, die von Linksgrün angezettelt werden und die unsere Gesellschaft in keiner Weise wirklich weiterbringt, behindern eine sinnvolle Entwicklung in Hinsicht globaler Aufgaben. Früher stellten sich viele Frauen ans Rednerpult im Plenarsaal oder sonst wo, und es gab keine "Genderdiskussion". Und das waren und sind Frauen von Format und Intellekt. Es gibt viele Begriffe, die für beide Geschlechter stehen und die man nicht mit den albernen "Gendersternchen" markieren muss. Also lassen Sie diesen Unsinn und befassen Sie mit den dringenden Themen.

"Und das waren und sind Frauen von Format und Intellekt."

Vielleicht geht es genau darum? Nur Frauen von Format und Intellekt haben 'damals' (also in den Zeiten, die Sie meinen) das geschafft, was jeder mittelmäßige oder gar ungeeignete Mann qua Geschlecht durfte und getan hatte: sich Gehör verschaffen.

Das ist 'heute' dank des Feminismus anders. Deshalb gibt es nun auch genügend Frauen, über die Sie sich ärgern können. ;-)

Joachim Baumeister | Di., 29. Januar 2019 - 11:07

Antwort auf von Katrin Winter

Liebe Katrin Winter, selbstbewußte Frauen und Feministinnen benötigen keine "Gendersternchen". Und ich ärgere mich nicht über Feninistinnen und Frauen von Format, im Gegenteil. Ich finde sie toll, bin mit einer promovierten zusammen. Immer diese Vorurteile gegenüber männlichen Kritikern zu diesm Thema. Alles Gute Ihnen.

Jedenfalls passt Ihre Antwort nicht so ganz.
Wie ich darauf komme?

* Ich habe ziemlich deutlich erklärt, dass selbstbewusste/fähige Frauen sich früher trotzdem Gehör verschafft haben. - Gleichberechtigung ist dann erreicht, denn auch weniger fähige Frauen (genauso wie es ja bei Männern schon längst der Fall ist) zu Wort kommen können.

* Ich habe weiterhin erklärt, dass eben diese Form von Gleichberechtigung heute ja erreicht ist - und Sie genau deshalb genügend Gelegenheit haben, sich über "mittelmäßige" Frauen zu ärgern.

Immer diese Männer, die uns Frauen nicht sorgfältig zuhören. ;-)

Ihnen auch alles Gute.

"Gleichberechtigung ist dann erreicht, denn auch weniger fähige Frauen (genauso wie es ja bei Männern schon längst der Fall ist) zu Wort kommen können."

Ja, die von Ihnen angesprochene Form von "Gleichberechtigung"ist erreicht.
Siehe Regierungsbank der Bundesrepublik.

Lothar Werner | Di., 29. Januar 2019 - 09:31

Wie dem Vornamen oben zu entnehmen, stammt dieser Kommentar wohl von einem „angeschossenen Hund“. (Respekt ?)

Dass die Bedeutung sprachlicher Zeichen im allgemeinen Sprachgebrauch entsteht, und nicht per Verordnung, beruhigt bezüglich dessen, was nun in Städten wie Hannover (sowie jetzt wohl auch in Augsburg) mehr oder minder verbindlich verordnet wird. Man kann zwar in solchen „Sprachbiotopen“ Regel erstellen und deren Anwendung sogar vorschreiben. Klar ist jedoch auch, dass SPRACHE (mündlich und schriftlich) auf freiwilligen Vereinbarungen sowie Übereinkünften beruht, die eine Sprachgemeinschaft insgesamt - weit über diese Areale hinausgehend - für sinnvoll hält bzw. anwendet.
Und da dürfte noch manche respektvolle Diskussion nötig sein, ehe neue Verbindlichkeiten für den Alltag feststehen.

Hans W. | Di., 29. Januar 2019 - 09:31

Eine nervige Debatte, vor allem weil es in der Wahrnehmung meiner ostdeutschen Sozialisation ein echtes West-Problem ist. Genauer gesagt: war, denn die Verhältnisse haben sich angeglichen. Also ist es heutzutage ein Problem, das alle Deutsch sprechenden mindestens in Deutschland betrifft.
Spätestens seit der Bundesverfassungsgerichtsentscheidung darüber, dass nicht jedem Menschen ein Geschlecht aus unserer dichotomen Weltordnung zugeordnet werden muss (was keinesfalls "_das_ dritte Geschlecht" ist), ist der Schritt von Hannovers Stadtverwaltung in meinen Augen zwingend. Es werden alle folgen müssen und mich wundert, weshalb das noch niemand eingefordert hat.
* werde ich wahrscheinlich niemals schreiben, aber für das Anliegen geschlechtergerechter Sprache bin ich schon sensibilisiert.

Benno Pluder | Di., 29. Januar 2019 - 09:50

Bei mir gesellen sich lediglich Kopfschütteln und Amüsement.

gabriele bondzio | Di., 29. Januar 2019 - 09:58

"Nun ja, angeschossene Hunde heulen am lautesten." ...werte Frau Thies, haben sie schon jemals gemerkt, dass ein ausgereifter Unsinn, welcher den Zeitgeist bestimmter Kreise anspricht, nicht umgesetzt wurde.
Meistens heulen diese auf, wenn ihre Gedanken nicht auf Beifall der Bürger stoßen.
Ich wettere da nicht aus Prinzip, sondern habe die Verschuldung der Stadt im Blick. Dank niedrigem Zinsniveau (was den einzelnen Bürger schadet) halten sich die Schulden in Grenzen. Aber so ein völlig unnötiger Akt könnte hier negativ, in größeren Ausmaß zu Buche schlagen.
Siehe auch: "Der Irrsinn von Hannover / Leitartikel von Matthias Iken zum Gendern"
Aber man darf ja nicht diskutieren, dass könnte auf jeder Strecke, einer bestimmten Partei in die Hände spielen.
Wobei „Unsinn“ immer einer Partei in die Hände spielt!

Petra Horn | Di., 29. Januar 2019 - 10:12

Überall in der westlichen Welt wird das Gender-Thema in alllen Varianten vom linken Main-Stream durchgepeitscht. Kein Landes-, Kreis-, oder Stadtparlament, wo es nicht auf die Tagesordnung gebracht wird.
Es wird das Lieblingsspiel der Linksgrünen gespielt, und das heißt Dekonstruktion.
Alles was noch irgendwie läuft und funktioniert, soll zum Einsturz gebracht werden.
Professorentitel mit X, eigene Pronomen, Verklagen von Nichtgehirngewaschenen, die sich nicht verbiegen lassen wollen und dies als das ansehen, was es wirklich ist, das hysterische Anbeten von Götzen, weil der Glaube abhanden gekommen ist. Wie man z.B. in den USA und Kanada sieht und wie es jedem Fundamentalismus eigen ist, finden regelrechte Hetzkampagnen auf Nicht-Gender-Gläubige statt. Wer wissen will, wie Hexenjagden beginnen, kann es in der heutigen Welt in Echtzeit beobachten.
Wehret den Anfängen!
Kein Fingerbreit dem indoktrinierten Hetze!

Genderunsinn, wo man hinschaut. "Auf welche Weise können pädagogische Ansätze (in Farben) zu einer geschlechtergerechteren Zukunft beitragen?” Universität Osnabrück "forscht" in Farben blau und rosa. Wie man den verderblichen Einfluss von blau und rosa auf unsere Kleinsten beseitigen kann. Denn aus blauen Klamotten kann Herrschaft und aus rosa Klamotten Submission entstehen.
Blau steht mir (Blondine) ausgezeichnet! Rosa konnte ich nie leiden.
Schade, ich konnte das meinen "verblendeten" Eltern nie vermitteln.

Frau Horn,
Sie, wie auch viele ander gute Kommentatoren haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Wer sich mit dem zur Zeit dominierenden ideologischen Unterbau des links-grünen Mainstreams beschäftigt, kommt nicht umhin sich auch mit einem Pfeiler dieser erfolgreichen quasi-Religion zu beschäftigen und das ist das Mittel der Dekonstruktion. Hier liegt der Hund begraben. Man muss seinen Feind verstehen wenn man ihn besiegen will. Deshalb kann ich nur jedem interessierten Bürger raten sich mit diesem "Unterbau" genauestens zu befassen, auch wenn es Schmerzen bereitet. Stichwort "Frankfurter Schule", Habermas, Foucault, Derrida und wenn es dann noch geht auch noch Gramsci. Gramsci hat den Linken gezeigt wie man die politische und gesellschaftliche Hegemonie erlangt. Und die Linken haben sich als "meisterhafte" Schüler erwiesen. Die Niederlage der konservativen und gemäßigten Mitte ist evident. Die Zeit wird zeigen, ob diese schmähliche Niederlage in einen Sieg verwandelt werden kann.

Das Erebnis dieser Denkschulen sitzen heute als Politiker, Richter und in führenden Positionen des Staates und leben sich aus. Der deutsche Michel schreit erst auf, wenn es weh tut. Bislang höre ich nur ein wimmern. Danke Herr Pesch.

Jörg Schneider | Di., 29. Januar 2019 - 10:20

wenn Sie meine Tochter wären, was Sie vom Alter her durchaus sein könnten, würde ich Ihnen als Studierende die wirtschaftliche Unterstützung kürzen:-). Und Sie mit zu mir auf Arbeit nehmen. Mal am richtigen Leben schnuppern. Mit schmutzigen Händen und mit Kollege-innen die jeden Tag ihren Mann-in stehen müssen um ihren Kindern ein Studium zu finanzieren. Glauben Sie mir. Die Menschen haben ganz andere Probleme als solche "Fürze des Wohlstands".
Ich wünsche Ihnen einen ausgefüllten Tag.

Ludger Linneborn | Di., 29. Januar 2019 - 10:26

Wieso "angeschossene Hunde". Muss es nicht jetzt "Angeschossene" "Hunde*innen" heißen. Übrigens: eine "Redeliste" listet Reden auf und gerade nicht die Namen derer, die Reden halten wollen. Und: Wie bezeichnet man einen "Radfahrender", der gerade vom Auto überrollt wurde? Oder ist er dann immer noch "Radfahrender, fährt also immer noch Rad.
Kurz: Die neuen Sprachvorschriften haben kaum mehr Ahnung von der deutschen Sprache. Und diesen Tatbestand feiert eine Journalistin.

Konrad Schiemert | Di., 29. Januar 2019 - 11:19

Antwort auf von Ludger Linneborn

Ich habe schon mehrmal vorgeschlagen die geschlechtsabhängige Mehrzahl abzuschaffen. Z.B.: "Die Lehrer" wäre dann Mehrzahl für beide Geschlechtsformen.

Wolfgang Henning | Di., 29. Januar 2019 - 10:30

Sehr geehrte Frau Thies,
Sie müssen sich ja nicht an die gängige Sprachregelung halten, aber zwingen Sie auch nicht alle anderen. Es streiten sich nicht nur Männer über den "Neusprech". Was ist der "Beamtensprech"? Sollen alle Gesetze nach Sternchenmöglichkeit durchforstet werden? Hat Deutschland keine anderen Sorgen? Was soll die undemokratische Drohung, "der Oberbürgermeister kann diese dRegel im Alleingang durchsetzen"? Übrigens - "Amtssprache" ist auch "Beamtensprech"! Eine Ärztin wurde auch bisher nicht als "der Arzt" bezeichnet. Wenn die Erzieherin ein Mann ist, soll er dann "der Kindergärtner" heißen? Sie befürchten, "die Namensspalten können für Irritationen sorgen". Wir können den Irrsinn ja fortführen. Warum gibt es überhaupt Jungen- und Mädchennamen? Sie reden von ihren individuellen Problemen, gestehen aber ein, dass auch reine Frauengruppen die Genderisierung für entbehrlich halten. Sprechen Sie also nicht für Alle, wenn Sie nur sich meinen.
M.f.G.

Dieter Freundlieb | Di., 29. Januar 2019 - 10:37

Die Annahme von feministisch orientierten Menschen, die Welt könnte gerechter gemacht werden, indem man die Sprache per Verordnung (oder institutionell angeregter Empfehlung) von oben verändert, beruht auf einer Überzeugung, die schlicht falsch ist. Sie beruht auf dem konstruktivistisch-poststrukturalistischen Glauben, dass die Realität weitgehend ein sprachliches Konstrukt ist. (Zitat: "...Sprache schafft Realität - und unsere ist noch immer patriarchal geprägt"). Bereits die deterministisch-relativistische Sapir-Whorf-Hypothese, nach der das Weltbild eines Volkes (z.B. der Hopi-Indianer von der Sprache abhängt, stellte sich als empirisch nachweisbar falsch heraus. (EIN Problem war, dass Whorf schlicht die Hopisprache nicht gut genug beherrschte). Man konnte z. B. auch leicht nachweisen, dass die Sprecher von Sprachen, in denen es nur 3 Farbwörter gab, selbstverständlich tausende von unterschiedlichen Farben als unterschiedlich wahrnehmen konnten.
Fortsetzung folgt...

Ullrich Ramps | Di., 29. Januar 2019 - 10:43

Bedauerlich, dass diesem Unfug, der kein Jota zur besseren Respektsbehandlung von Männern, Frauen und Diversen (so winzig, aber völlig überbetont letztere Gruppe auch ist) beiträgt, jetzt auch im Cicero Rechnung getragen wird.
Wenn man gegenrechnet, was die Kosten für die Gesellschaft dabei sind, wie verständliche (dennoch oft saudumme) Gegenreaktionen provoziert werden, statt Vernunft walten zu lassen, die ich im Cicero bisher immer so geschätzt hatte ...
Schade ums Geld für den Cicero, zumal neben der von mir im Abo erworbenen Printausgabe ein Mitlesen hier aufgrund der überhand genommenen Plus-Artikel kaum mehr sinnhaft möglich ist. Und 2x zahlen mag ich nicht. Dann lieber, ich denke, es ist leider Zeit, gar nicht mehr zahlen - schade.

Der Cicero bietet wenigstens die Möglichkeit, solch einen Unfug zu diskuitieren. Ich finde das sehr positiv. Man muss nicht mit allem übereinstimmen und gerade aus den Kommentaren kann man dann seinen Nutzen ziehen. Also bitte weiter so.

Ernst-Günther Konrad | Di., 29. Januar 2019 - 12:02

Antwort auf von Klaus Damert

es ist geradezu kontraproduktiv, wenn der Cicero nur die scheinbar seinen Lesern genehmen Themen präsentiert und aufbereitet. Viele Kommentatoren werfen der Ör -Medien Einseitigkeit und mangelnde bis fehlende Neutralität vor und wir beklagen doch fast alle, die sichtbar werdende Meinungsdiktatur, weil Kritiker gar nicht oder aber verzerrt dargestellt zu Worte kommen und politisch in die "fiese" Ecke gestellt werden. Deshalb unterstreiche ich ausdrücklich die von Herr Dahmert vertretene Auffassung. Es gibt wenige online-Foren, in denen jeder so ziemlich alles sagen kann, soweit es natürlich sprachlich angemessen ist. Das war z.B. genau mein Grund, ein Cicero Abo einzugehen. Ich freue mich immer über eine konstruktive Debatte, auch wenn mir die ein oder andere Aussage nicht passt. Das ist für mich gelebte Demokratie. Für politische Veränderungen gibt es ja den Wahlzettel. Für mich ist es wichtig, dass keiner später sagen kann, er habe etwas nicht gewusst.

Gerhard Lenz | Di., 29. Januar 2019 - 15:33

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Lese ich Ihre Kommentare, Herr Konrad, beschleicht mich zuweilen das Gefühl, dass Sie gegen ein wenig "Ordnung" im Sinne eines Viktor Orbans gar nichts einzuwenden hätten. Sie wünschen sich offensichtlich verstärkt einen Cicero, der sich als Gegenkanal zu den ÖR und den dominierenden Massenmedien positioniert, denen Sie eine zunehmende "Meinungsdikatur" unterstellen. Das würde Ihnen wohl gefallen, den Cicero, aber endgültig diskreditieren.

Gleichzeitig behaupten Sie, dass Kritiker nur verzerrt dargestellt werden, oder in irgendeine Ecke abkommandiert werden.
Nun ist ihr Kommentar, und es ist nicht der einzige Ihrerseits, nicht unbedingt ein Musterbeispiel an Objektivität. Kurz gesagt betonen Sie zwar, dass Sie Meinungsvielfalt begrüssen, kommen aber mit anderen Meinungen nur bedingt zurecht - denn da beginnt ja schon Ihrer Meinung die Meinungsdiktatur.
Eine wenig innehalten und Selbsreflexion mag gut tun....

Werter Herr Lenz, ich wünsche mir gerade vom Cicero -nicht- das er nur eine Meinung abbildet, sondern allen politischen Sichtweisen Platz einräumt. Das haben sie sicherlich nur falsch verstanden. Für Ihre Gefühle kann ich nichts. An denen können sie nur selbst arbeiten. Es sind ja ihre Gefühle und nicht meine. Ich wünsche noch einen schönen Tag.

Nun denn, "beklagen wir nicht alle eine zunehmende Meinungsdiktatur"- so Ihr Fazit?
Ist denn diese Ihre Aussage faktisch unterlegt, oder auch nur Ausdruck einer Wahrnehmung, eines Gefühls, welches letztendlich zu Reaktionen Ihrerseits führt, die widerum in mir den Eindruck entstehen lassen, Sie stünden für eine "kontrollierte Öffentlichkeit" im Sinne eines Viktor Orbans?

Sollte dem nicht so sein, umso besser. Dann sollten Sie aber nicht so unvorsichtig sein und "Mehrheitsmeinung" mit "Meinungsdiktatur" verwechseln.

Einen schönen Tag noch.

Joachim Wittenbecher | Di., 29. Januar 2019 - 19:34

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

ich kann mich Ihnen größtenteils anschließen - jeder sollte vermeiden, nur in der eigenen Gedankenblase zu verkehren. Wer meine Statements liest, weiß, dass ich ein entschiedener Gegner von Merkel bin; in meinem Bekannten- und Freundeskreis bin ich mit dieser Meinung aber in der totalen Minderheit; macht nichts - wir kommen trotzdem klar - bestens. Vor allen Dingen ist hier Toleranz gefragt - was nicht geht ist das inquisitionsartige Eintaxieren von Meinungen nach eigenen Gedankenschemen - wenn man das macht, wird man schnell einsam. Ich glaube, da sind wir uns einig - bei einigen Unterschieden in Sachfragen. Viele Grüße J.W.

Danke Herr Wittenbecher, genauso sehe ich das auch. Ich finde hier im Forum viele Sichtweisen, die mir so nicht immer bewusst waren oder erhalte Erkenntnisse, die mein Meinungsbild abrunden oder auch mal auf den Kopf stellen und mich zum Neudenken veranlassen. Das ist Ergebnis toleranter und respektvoller Debatte. Und Meinungsgegensätze befeuern das Nachdenken. Viele Grüße E.-G. K.

ich lese hier im Abo - immer for free

Warum machen Sie es nicht auch so ?

Dieter Freundlieb | Di., 29. Januar 2019 - 10:53

Später versuchten Foucault und andere post-strukturalistische Intellektuelle die Sapir-Whorf-Hypothese abzuwandeln, indem sie behaupteten, unser Denken sei von Diskursformationen determiniert.

Foucault hat leider nie verstanden, dass die logische Folge davon wäre, dass seine eigenen Aussagen dann ebenfalls nur relativ zu seiner ihn selbst bestimmenden Diskursformation korrekt sind.

Für sich selbst hat er aber offenbar stillschweigend vorausgesetzt, dass er OBJEKTIV richtig erkennen kann, was die Wahrheit ist, und zwar nicht nur relativ zu einer sein eigenes Denken bestimmenden Diskursformation.

in der heute so beliebten Aussage "Es gibt keine objektive Wahrheit" manifestiert sich, was man spätestens seit K.-O. Apel und J. Habermas einen performativen Selbstwiderspruch nennt. Die Aussage beansprucht nämlich, objektiv wahr zu sein, leugnet aber gerade diese Möglichkeit.

Werner Rottler | Di., 29. Januar 2019 - 11:09

Danke für diesen herrlich unverbissenen Artikel!
Es war schon immer bequem, Diskussionen um kritische Sachverhalte mit der Aufforderung, sich "doch bitte um dringendere Angelegenheien" zu kümmern, als unnötig abzutun. Wer sich ein wenig in der Geschichte umschaut und die vielfältigen negativen Einflüsse und Folgen einer patriarchalisch geprägten Sprache in viele Lebensbereiche nicht maskuliner Menschen wahrnimmt, der kommt zwangsläufig zum Schluss, dass Sprache sich verändern wird und verändern muss. Wer sich natürlich gleich angegriffen ("angeschossen") fühlt, für diese Person wird diese Einsicht wohl noch etwas auf sich warten lassen. Auf Dauer aufhalten lassen sich solch nötige Veränderungen aber - gottlob - nicht.

Volkmar du Puits | Di., 29. Januar 2019 - 11:15

sie können diesen Unfug für einen Ausdruck der breiten Meinungsvielfalt nehmen, die Ihr Magazin abbilden möchte. Ich kann das nicht. Ein anderer Forist brachte schon das Beispiel LTI.
Time to say good bye.

Brigitte Tielert | Di., 29. Januar 2019 - 11:55

Sehr geehrte Frau Thieß, Sie formulieren: "Denn Sprache schafft Realität". Hier liegt der grundsätzliche Irrtum. Sprache spiegelt Realität, mehr nicht. Und sie folgt ihren eigenen Gesetzen. Die sind nicht von Sprachnutzern gemacht. Deshalb ist das Prinzip der Linguistik die Beschreibung und nicht die Normierung (= Grammatik). "Redner" ist ein Mensch (m/w), der redet. Wenn damit nur Männer assoziiert werden, liegt es daran, dass zu wenige Frauen auf Rednerpulten als Redner stehen und nicht als Dekoration. DAS sollten wir Frauen ändern. Die Realität. Die Gesetzteslage ermöglicht es uns. Geschaffen von kämpferischen Frauen und solidarischen Männern, die Handlungsbedarf sahen. Verordnete Sprachregelungen, die aufdringliche Genderbevormundung, sie zementieren nur Ressentiments und schaffen neue Gegner. "Amtssprache" bleibt in den Amtsstuben. Wenn dort allerdings eine Beförderung ansteht mit 2 gleich guten Bewerbern ... aber nur einer davon hält sich an die "Empfehlung" ... ???

Sprache spiegelt Realität nicht nur, sondern Spiegeln und Schaffen durch Sprache stehen in einem sich immer wiederholenden Wechselspiel zueinander.
Zeit also, dass diesem noch immer eher patriarchalisch geprägten Wechselspiel der Spiegel vorgehalten wird.

Zustimmung. Dieser Aspekt ist eine notwendige Ergänzung. Selbstverständlich gehört der patriarchalische Einfluss THEMATISIERT. Und es gehört ANALYSIERT, ob und wie er sich in der Sprache SPIEGELT. In dem Bemühen um adäquate Benennung werden sich Formulierungen fnden, die - wenn sie die Mehrheit der Sprachanwender ÜBERZEUGEN!!! - in den Sprachgebrauch einfließen. Aber bitte keine Versuche gezielter Sprachlenkung "von oben"! Das ist zum Scheitern verurteilt. Die Hauptgründe: In innerer Emigration lebt auch bei größtem Außendruck die selbst gewählte Sprachvariante weiter, die oktroierte wird gehasst. Die "Sprachempfehlungen" widersprechen der Sprachökonomie und sind nur unter Druck aufrecht zu erhalten. Reaktionen von "Blödsinn" bis aufgestauter Wut sind schon heute breitflächig zu beobachten. Pech für alle, die Frauen sprachlich sichtbarer machen wollen. In einer Lage permanenter Meinungs- und Haltungsgängelei und sonstiger Arten von Bevormundung ist so etwas nur eins: kontraproduktiv.

Diese sind tatsächlich relevant, bestes Beispiel: Heute studieren praktisch an allen deutschen Universitäten mehr Frauen als Männer Medizin, die Anzahl an Ärztinnen und Ärzten ist annähernd gleich. Deshalb ist im Jahr 2019 der „Draw-A-Scientist-Test“ weit weniger belastbar als "vor fünfzig Jahren". Eine ganz andere Frage betrifft die obersten Positionen, hier dürften andere Faktoren eine Rolle spielen als massive Eingriffe in sprachliche Strukturen.
Und ja, diese Eingriffe befördern Ressentiments - und leider auch Opportunismus.

Bruno Freissmuth | Di., 29. Januar 2019 - 12:32

"Ob sie ihn umsetzen, bleibt den Angestellten selber vorbehalten." lese ich hier, so als ginge es um unverbindliche Richtlinien. Auf der Seite der Stadt Hannover (hannover.de) hingegen lese ich: "Die neue Empfehlung ist für sämtlichen Schriftverkehr der Verwaltung verbindlich. Sie wird schrittweise in E-Mails, Präsentationen, Broschüren, Presseartikeln, Drucksachen, Hausmitteilungen, Flyern, Briefen, Formularen und Rechtstexten umgesetzt. " Was nun?

Jürgen Keil | Di., 29. Januar 2019 - 12:45

Es sind doch nur Vorschläge, nicht verbindlich! Das erinnert mich doch wieder fatal an die beschwichtigenden Hinweise, dass der Flüchtlings- und der Migrationspakt ja auch nicht rechtsverbindlich sind. Junge Frau, Sie können natürlich Sternchen und Striche sprechen und schreiben wie Sie wollen. Wenn sich dies im Volk (nicht korrekter Begriff, ich weiß) durchsetzen sollte, was ist nicht glaube, dann ist das eben so. Ich spreche und schreibe meine Muttersprache so, wie ich es gelernt habe. Übrigens, bezüglich der Ansprache eines dritten Geschlechts, die Frage: Woran erkenne ich das? Muss ich vor dem Grüßen fragen oder tragen solche Menschen jetzt ein Namensschild mit Geschlechtsangabe? Narrenschiff!

Die etwas unernste Antwort von mir auf Ihre Frage werter Herr Keil;-), bezieht sich auf eine Meldung gestern, die mich etwas irritierte. Nämlich das man beim Bau, Sanierung in Schulen, ich glaube Niedersachsen war`s ?, eine zusätzliche Toilette für das dritte Geschlecht plant. Dies wurde zwar sogleich dementiert aber zeigt mir, wie weit das Ganze schon gediehen ist.Auch Ihre Frage bezogen fragte ich mich daher:" Wer von den Schulkindern geht dann auf diese Toiletten?" Wahrscheinlich alle die, die es sich heutzutage lieber bis Schulende verkneifen als auf die "Geschlechterruinen I+II" zu gehen. Wäre ein geschlechtsneutraler Digitalanschluss für die Lehranstalt mit den dazugehörigen Lehrmitteln nicht wichtiger? Da ich keine Nachkommen habe, gebe ich die Frage an die Eltern hier weiter. Alles Gute! MfG

Inge Jeske | Di., 29. Januar 2019 - 12:46

Erstens finde ich es interessant, dass die Autorin selbst nicht gendert. Stört es etwa den Lesefluss? Weiß sie nicht wo sie an welcher Stelle gendern soll? Hat Sie Angst, das sonst keiner ihren Artikel liest? Zweitens ist das von Hannover vorgeschlagene gendern schlicht inhaltlich bzw. semantisch falsch: ein Lehrender ist eine beliebige Person, die in dem jetzigen Augenblick lehrt. Ein Lehrender beschreibt aber nicht den Beruf als Solches . Drittens: hier wird immer auf die patriarchalische geprägte Gesellschaft hingewiesen. Dies ist schlicht institutionell und juristisch falsch. (Verweise gerne auf Saudi Arabien, da könnte ein kleiner Unterschied zu sehen sein). Mein persönliches Resümee: Selten so einen unsinnigen Artikel gelesen.

Drei Dinge fallen mir hierzu noch ein:
1. Ich frage mich, wo die Autorin hätte "gendern" sollen, ihre diesbezüglichen Äußerungen waren stets individuell, nicht allgemein.
2. Ihre Definition eines Lehrenden trifft für die englische (Gerundium), nicht aber für die deutsche Sprache zu. Im Deutschen gibt es kein Gerundium, sondern hier wird diese Verbform zur Substantivierung von Verben angewandt, wie auch im Duden nachzulesen ist: Dort werden ein Lehrender bzw. eine Lehrende eindeutig als Lehrer und Lehrerin geführt. Hier kann also über den Plural (Lehrende bzw. die Lehrenden) "gegendert" werden.
3. Natürlich kann man immer ein schlimmeres Beispiel heranziehen, um eine in der Kritik stehende Sache zu verharmlosen (in Ihrem Fall "Saudi Arabien"). Fragt sich nur, ob das weiterführt.

Alles in allem hat dieser letztlich doch recht harmlose Artikel einigen Wirbel hervorgerufen - ich muss unwillkürlich noch einmal an die angeschossenen Hunde denken, ganz gleich ob Hunde oder Hündinnen...

Falsch Herr Rotter
Das Gerundium (Substantiv der Verbalform), z.B. lehren / das Lehren ist im Deutschen und Englischen (teacher, to teach, teaching mit und ohne Artikel) vorhanden. Noch mal im DUDEN nachschlagen!
Lehrend ist Partizip Präsens und damit Verlaufsform. Ein Lehrender/ eine Lehrende ist eine Person, die gerade Schülern etwas lehrt, muss aber kein Lehrer bzw. keine Lehrerin sein. Und ein Lehrer, der gerade Tennis spielt, ist kein Lehrender sondern Spielender.
Im DUDEN hat der Genderunfug Lehrender=Lehrer Einzug gehalten.

Karin Zeitz | Mi., 30. Januar 2019 - 15:00

Antwort auf von Gerhard Weißenberger

hat dieser Unfug bereits an den Universitäten Einzug gehalten, an denen es keine Studenten (und auch keine Studentinnen) mehr gibt, sondern selbst im Behördensprech nur noch "Studierende", als ob von denen weder gegessen, geschlafen, Sport getrieben o. Ä., sondern rund um die Uhr nur noch studiert wird.

Mag sein die Autorin hat die angeschossenen Hunde metaphorisch gemeint, bei Ihnen Herr Rottler sind, da Sie auf eine Frau mit "Hündin" antworten, konkrete Menschen gemeint. Damit werden für Sie Menschen, die nicht ihre Meinung teilen, zu Hunden, das scheint mir etwas unverschämt zu sein.

Lutz Gundlach | Di., 29. Januar 2019 - 13:30

Respekt ist sehr wichtig, und kein Mensch darf durch Gesetze behindert werden, etwas Sinnvolles! zu tun. Das gilt auch(in Abwandlung) für die Sprache, keine Gruppe darf ausgeschlossen oder diskriminiert werden und es gibt Worte/-verbindungen, die sind schon zumindest fragwürdig : HERRlich, DÄMlich, DER Mond, DIE Sonne...Doch das mit Gesetzen ändern zu wollen, verkennt, wie Sprachentwicklung funktioniert, nämlich als Reflektieren/Antwort der gesellsch. Realität.
Wenn sich die gesellschaftliche Funktion der Frau mit der natürlichen ausbalanciert hat(falls das passiert), können auch Übertreibungen/Entgleisungen vermieden werden(Quoten!/Sprachverstümmelung). Im Augenblick ist der Mann/das Männliche der Hauptfeind aller"fortschrittlichen" Menschen. Auch in der Sprache. Das ist einerseits zum Schmunzeln, andererseits fatal. Männer passen sich an im Verhalten(Konformzwang ), das führt irgendwann zum Verlust des biologischen Funktionierens.. Ergebnis: Robert Merle"Die Geschützten Männer"!

Tomas Poth | Di., 29. Januar 2019 - 13:50

Die armen Migranten*innen, die(das) deutsche Sprache(x) ist denen so schon schwer genug. Jetzt kommen sie auch noch in so einer internen Streitphase*innen wegen des Gendersternchens nach Deutschland.
Ich als als Migrant würde mit Obelix und Asterix sagen, hilfe, die Deutscherix die Spinnen.

Markus Gerle | Di., 29. Januar 2019 - 15:20

Frau Thies liegt vollkommen daneben. Sie hat noch nicht mitbekommen, dass wir in postfaktischen Zeiten leben. Politik wird inzwischen nach Gefühl und Haltung gemacht. Der Hinweis, dass es sich bei den sprachlichen Neugestaltungen nur um Empfehlungen handelt, bei denen man nicht mitmachen muss, ist irrelevant. Denn wer nicht mitmacht, ist früher oder später ein Nazi. Der links-grüne Mainstream versucht schon länger, die Massen über Sprache zu manipulieren. Man denke nur an solch irren Begriffe wie „Steuergeschenk“, womit man z. B. eben nicht wirkliche Steuergeschenke wie Leistungen nach Hartz IV meint. Auch das Wort „gerecht“ ist inzwischen zu einem Synonym für „teuer“ geworden. Oder nehmen wir das Oxymoron links-liberal. Usw. usf. Und jetzt wieder der Gender-Quatsch. Als ob Frauen in Deutschland einem alten Rollenmodell wegen der Sprache anhängen. Das ist Blödsinn. Ich bin beruflich oft in Asien. Dort sind die Frauen in den meisten Ländern (insbes. in Südostasien) viel emanzipierter.

Karl Müller | Di., 29. Januar 2019 - 15:42

interessieren mich eigentlich nicht. Wenn solcher Schwachsinn politischer Sprachschöpfung in der Verwaltung verankert werden soll, dann interessiert es mich aber schon.
Genau so wie diverser Gendermüll nichts an staatl. Universitäten verloren hat. Entweder erfüllen entsprechende Umtriebe die Gütekriterien wissenschaftlicher Arbeit, dann ist solches in den vorhandenen Fakultäten behandelbar, oder nicht, dann hat dieser Voodokram auch nichts an Forschungseinrichtungen verloren. Außer vielleicht für die Fachärzte der Forensik.

Gerhard Lenz | Di., 29. Januar 2019 - 15:49

Geht es um "Genderpolitik" und die zweifellos vermännlichte Alltagssprache (schönes Beispiel: "Rednerpult") sehen Konservative nun mal prinzipiell rot. Neben der Flüchtlingspolitik und dem Öffentlichen Rundfunk schlagen besonders die Bemühungen um eine geschlechtsneutralere Sprache dem konservativen oder noch weiter rechts situierten Bürger gehörig aufs Gemüt. Da ist es völlig belanglos, wie harmlos eine Aktion auch ausfällt - es soll bitte alles so bleiben, wie es früher einmal war.
Allerdings muss man einräumen, dass die Sprachpolitik durchaus manchmal Kuriositäten erzeugt - die sollte man vermeiden, allerdings weil sie schlicht peinlich sind, und nicht im albernen Widerstand gegen eine angenommene Korrektheit.

Jürgen Keil | Di., 29. Januar 2019 - 19:28

Antwort auf von Gerhard Lenz

Herr Lenz, ich bezeichne mich selbst als liberalen Konservativen. Ich sehe nicht rot und es schlägt mir auch nicht aufs Gemüt. Mein Verständnis von Konservatismus ist, das Schöne, Sinnvolle und Bewährte zu erhalten, weiter zu entwickeln und gleichzeitig mit Maß und Bedacht Neues zu erproben. Die deutsche Sprache ist so etwas Bewahrenswertes. Natürlich ist sie ein dynamisches Phänomen und verändert sich mit der Zeit. Aber bitte nicht mittels Direktiven. Da Sie auch die Flüchtlingspolitik benennen, ich würde sie als Migrationspolitik bezeichnen, da fehlt mir die Bedachtsamkeit und Vorsicht, das rechte Maß. Ich sehe es als mein demokratisches Recht an, dazu eine kritische Meinung zu haben.

Gottfried Meier | Di., 29. Januar 2019 - 16:02

Auch wenn ich schön brav Redepult sage und liebe Gäste statt Sehr geehrte Damen und Herren, kann ich ein sexistisches A.... sein.

Meine Frau und ich führen eine liebevolle Ehe und das Thema Gleichberechtigung hat uns nie beschäftigt, obwohl ich schon immer keine geschlechtsneutrale, also damit wohl diskriminierende Sprache, benutze.

Auch in meinem Bekanntenkreis, der nicht klein ist, erlebe ich nicht, dass Frauen in irgendeiner Weise herabgesetzt oder unterdrückt werden. Ich frage mich daher immer, wo gibt es eigentlich diese asozialen Milieus, in denen Frauen so schlecht behandelt werden.

Einen schlechten Charakter kann man durch Sprache nicht beeinflussen. Das gilt in gleichem Maße für Mann und Frau.

Diese ganzen Gendersprechaktivitäten erinnern mich ein wenig an Sprachpolizei und Orwell´s "Farm der Tiere".

Günter Fischer | Di., 29. Januar 2019 - 16:14

um diese Gendergeschichte - die Alice Schwarzer hat nie im Leben begriffen, was sie damit damals ausgelöst hat.
Jeder, der denkt, er hätte Wichtiges Zutun, weil er in der Genderthematik seinen Senf dazugeben muss - egal, ob Weiblein oder Männlein, möge über das Geld nachdenken, was dadurch Armen, Alten und Kranken verloren geht.
Eigentlich ein Grund zum Fremdschämen.

Ich mache einen Vorschlag:
der ganze Mist wird auf einen Haufengeworfen und angezündet.
Es wird entschieden, dass zukünftig nur noch die weiblichen Formen verwendet werden und erklärt, dass damit alle Menschen gemeint sind wie es früher umgekehrt auch war.
Ich bin ja ein grosser Freund der ECHTEN Gleichberechtigung - aber die da nun derartig übertreiben und ihren Geltungsdrang so nach vorn schieben, mögen sich nicht wundern, wenn ab nun nur noch in den Kategorien "Weiber" und "Kerle" denke und kommuniziere.
Wehe, es ist jemand beleidigt - Ihr hättet es simpler + vernünftiger haben können.
So ein Scheiss ! Sorry.

Katrin Winter | Di., 29. Januar 2019 - 21:20

Antwort auf von Günter Fischer

Darüber müsste erst mal Einigkeit herrschen. Die haben wir aber nicht.

Die Art und Weise, wie ich jemanden anrede, ist nicht egal. Ganz im Gegenteil: Es hat eine Bedeutung, wie ich mit jemandem spreche. Damit meine ich nicht, dass man ALLES umsetzen muss, was vorgeschlagen wird. Damit meine ich, dass man ALLES diskutieren muss, was vorgeschlagen wird. Daran hapert es aber, wenn Sie von "Fremdschämen" schreiben.

Sie reagieren auf einen alles in allem ziemlich sachlichen Artikel ohne jedwedes Argument. Nein, das stimmt nicht ganz: Sie erwähnen, dass es Geld kostet. Und tatsächlich: Wenn Hannover jetzt jede gedruckte Broschüre einstampft und neu druckt, fände ich das arg übertrieben. Das muss nicht sein. Das spricht aber nicht gegen den Vorschlag als solchen, sondern nur gegen bestimmte Formen der Umsetzung.

P.S.: In den Kategorien "Mann" und "Frau" denken Sie sowieso. Aus der Nummer kommen Sie aus biologischen Gründen gar nicht heraus, außer vielleicht, wenn Sie asexuell sind.

Bettina Jung | Di., 29. Januar 2019 - 16:47

erklärte uns die Standesbeamtin, wie seien nun Eheschließenden 1 und 2. Großartig!! Ich bin die Eheschließende Nummer 2. Und nun, Frau Theis? Sollten wir einen neuen Krieg im Umgang anzetteln, wegen Diskriminierung?

Arnim Bernhardt | Di., 29. Januar 2019 - 16:52

Haben wir in Deutschland derzeit wirklich keine anderen Probleme?Ich empfand diesen Artikel mehr als flüssig,für mich war er überflüssig.Über Spanien lacht die Sonne und über Deutschland die ganze Welt.Wir können keine Flughäfen bauen,unsere Infrastruktur ist verrottet,wir sind auf der Stufe eines Entwicklungslandes in Sachen Digitalisierung,die Bundesbahn schafft gerade mal ca.76% Pünktlichkeit (zum Vergleich:Japan und China liegen diesbezüglich im 0,....Bereich!).Nicht ein großes Projekt der letzten Jahre wurde pünktlich und kostengerecht geschafft.Die sogenannte Energiewende wird uns Kosten auferlegen,die wir jetzt noch gar nicht abschätzen können.Nicht zu vergessen,die damit verloren gehenden Arbeitsplätze.Und der nach wie vor große Zuzug von Menschen,die unser Sozialsystem weit mehr belasten als öffentlich zugestanden wird.Ich wohne hier im Osten und ich muß konstatieren,für meinen Lebensalltag brauche ich keine Genderdebatte.Ich habe andere,größere Sorgen um Deutschland .

Dr. Claus Deimel | Di., 29. Januar 2019 - 17:04

Es sollte natürlich allen offen bleiben, wie gesprochen wird. Sprachinstruktionen zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass ihnen Poesie und Humor fehlen. So ist beispielsweise diese Art der Genderisierung nicht singbar (wohl aber stellenweise kabarettreif, finde ich). Es entsteht im übrigen der Eindruck, dass die Urheberinnen und Urheber nicht singen, bzw. nicht mehr singen. Über all dem liegt ein, Verzeihung, typisch deutscher Grauschleier!

Per L. Johansson | Di., 29. Januar 2019 - 17:33

Zitat:“ Die Stadt Hannover hat eine vierseitige Broschüre für geschlechtergerechte Verwaltungssprache herausgebracht“

Nein, hat sie nicht.
Der Begriff „geschlechtergerecht“ ist nicht mal Schönfärberei, sondern schlicht eine Maskerade. Durch neue Begriffe soll die eigene Ideologie durchgesetzt und mit einem Schein von Glaubwürdigkeit versehen werden.
Dieses Motiv geben sie ja selbst zu...
Zitat: "Denn Sprache schafft Realität"

Zitat: „Es ist da kaum verwunderlich, dass sich ausgerechnet die „Männerparteien“ wehren, die FDP, die AfD, die „Hannoveraner“ und auch die CDU“
In allen Parteien, einschließlich der Grünen!, gibt es mehr männliche Mitglieder.
Und nicht, weil man sie dort ablehnen würde.
Also werfen sie das bitte ihren Geschlechtsgenossinen vor, nicht den Parteien.

Zitat: „ Angeschossene Hunde jaulen am lautesten“
Gleich zu Beginn Andersdenkende mit Hunden vergleichen? Bravo. Das schafft doch gleich ein gutes Diskussionsklima.

Manfred Eggerichs | Di., 29. Januar 2019 - 17:34

nach George Orwells 1984. Nicht natürlich gewachsen, sondern durch militante Gruppen und Obrigkeiten erzwungen. Von allen guten Geistern verlassene Universitätsleitungen und Oberbürgermeister wollen diesen Schmarren den Bürger aufzwingen. Doch das geht in die Hose.

Renate Genth | Di., 29. Januar 2019 - 17:40

Sprache formt allenfalls die Deutung der Realität. Ich weiß noch genau, wie es war, als Gender aus den USA kommend eingeführt wurde. Meine Liebe zur Sprache hat mich buchstäblich gelähmt, diesen propagandistischen Schwachsinn mitzumachen. Der Feminismus wurde systematisch auf die sexuelle Deutung reduziert. Schon das hat mich gestört. Aber davon abgesehen reiht sich Gender in die allgemeine Verballhornung der Sprache ein - ich denke nur an die Fülle der politischen Schimpfworte von Rassismus bis..., die alle aus dem Herkunftszusammenhang gerissen wurden, um der Propaganda zu dienen.- . Und die Verballhornung resultiert aus dem Konstruktivismus. Da gibt es keine gewachsene Sprache mehr. So läßt sich vieles simpel dem Zusammenhang von Ideologie und Propaganda dienlich machen. Nein danke!

Per L. Johansson | Di., 29. Januar 2019 - 17:45

Zitat: „Wir sagen eher „der“ Arzt oder „die“ Kindergärtnerin. So bekommen Berufe eine geschlechtliche Zuordnung – mit allen gesellschaftlichen Klischees, die dazu gehören. Was für Auswirkungen das haben kann, verdeutlicht Studie aus den Sozialwissenschaften“

Da wird gar nichts verdeutlicht.
Da wird nämlich unterstellt, ohne diese vermeintlichen Klischees würden Menschen völlig geschlechtsunabhängig denken, fühlen und handeln.
Diese Sozialwissenschaftler meinen also, es gäbe „eigentlich“ 50% Feuerwehrfrauen und Panzergrenadierinnen und 50% Kindergärtner und Floristen? Ernsthaft?
Die verkennen völlig die biologische Natur des Menschen. DAS, diese Ignoranz, ist sexistisch.
Menschen sind doch kein Stück weißes Papier, das auf die Welt kommt und von der Gesellschaft beliebig beschrieben werden kann.
Die Verwirklichung der individuellen "Freiheit" durch Leugnung des eigenen Geschlechts?
Im Gegenteil. Was für ein unmenschliches Welt- und Menschenbild das ist.

Tomas Poth | Di., 29. Januar 2019 - 18:36

Wie konnte die Welt bisher ohne leben und warum hat der liebe Gott es nicht schon gleich bei der Schöpfung mit eingeführt? Es bleiben immer wieder Fragen nach allen Erkenntnissen. Die Crux des Menschen.

Petra Löffler | Di., 29. Januar 2019 - 19:26

… Frau Thies, ich bin noch aus der Generation, die gegen die Bezeichnung "Fräulein" kämpfte und sie selber eine Zeitlang ertragen musste. Jedoch würde ich mir von einer angehenden Journalistin wünschen, dass sie eine ausgewogene Berichterstattung, wie sie hoffentlich noch an der Journalistenschule gelehrt wird, anwendet, einer unsäglichen Flapsigkeit gemischt mit Haltungsjournalismus vorzieht. Will sagen: mir war der Artikel nicht ausgewogen genug. Da kann ich gleich Bento lesen.

Bauer, Christian | Di., 29. Januar 2019 - 22:33

" In den USA und Kanada wird mit Grundschulkindern seit 50 Jahren der „Draw-A-Scientist-Test“ (zu Deutsch: „Mal-einen-wissenschaftlichen-Beruf-Test“) durchgeführt. So entstanden über die Jahre mehr als 5.000 Kinderzeichnungen. Auf gerade mal 28 Prozent der Bilder war eine Wissenschaftlerin dargestellt"

Na sowas aber auch. Und das wo doch in den USA und Kanada englisch gesprochen wird und "Scientist" bereits geschlechtsneutral ist. Ist das nicht eigentlich der Gegenbeweis Ihrer These, Sprache schaffe Realität? Müsste man in Ländern mit geschlechtsneutralen Berufsbezeichnungen nicht absolute Parität zwischen den Geschlechtern haben? Ach und wie viele Wissenschaftler in den USA und Kanada sind denn tatsächlich weiblich? Ist 28% da nicht ein ziemlich guter Wert? Vor allem wenn man nur diejenigen mit Laborkittel und Reagenzgläser betrachtet. Die Kinder werden vermutlich keine Sprach- oder Genderwissenschaftler gemalt haben.

Ingbert Jüdt | Di., 29. Januar 2019 - 23:28

So ist das bei den Genderthemen - möchte man einer Behauptung raunend eine historische Bedeutungsschwere beilegen, stellt man sie in den Kontext vom »Patriarchat«: Frau Thies spricht von »patriarchal geprägter Realität« und gleich zweimal von »unserer patriarchalen Gesellschaft«, als wäre es selbstverständlich, was darunter zu verstehen sei. Und prompt hat man eine beliebige feministische Forderung oder Entscheidung mit einer Legitimität versehen, die sie gar nicht hätte, würde man sie nicht mittels der Patriarchatsvokabel zuallererst ausborgen.

»Patriarchat« ist eine komfortable Vokabel, weil sie »männliche Privilegien« stets unterstellt, ohne sie jemals nachzuweisen oder sie in eine »geschlechtergerechte« Bilanzierung auch der Kosten einzuordnen, die Männer für ihre Teilnahme am Prozess der Zivilisation zahlen müssen.

Somit ist »Patriarchat« nicht mehr als das Stöckchen, über das Feministinnen Männer springen lassen, was diese »Patriarchen« obendrein auch meist gehorsam tun.

Mathias Trostdorf | Mi., 30. Januar 2019 - 00:21

Hätte man bzw. Frau Thies nicht auch versuchen können, einen Artikel zu schreiben, bei dem nicht aus jeder Zeile ihre eigene Einstellung und Parteinahme tropft?
Warum nicht einfach das für und wider einer Sache erörtern, anstatt sich wieder an den schlimmen Konservativen aufzuheizen- und im Hintergrund zu vermitteln, daß natürlich die GenderInas das allein Seeligmachende verkünden?

Gerhard Schwedes | Mi., 30. Januar 2019 - 08:15

Liebe Frau Thies! Ich kann Ihren Ansichten nicht zustimmen. Einer der bedeutendsten Sprachphilosophen des 20. Jahrhunderts, nämlich Ludwig Wittgenstein, schrieb in seinen „Philosophischen Untersuchungen“ eine banale Erkenntnis nieder: „Die Bedeutung eines Wortes“ – so schrieb er – „ist sein Gebrauch.“ Wenden wir diese Erkenntnis einmal auf das Wort „der Rednerpult“ an und gehen von folgendem Fall aus: Es gäbe eine Welt, in der nur noch Frauen an Rednerpulte träten, weil die Männer ihr rhetorisches Talent verloren hätten. Dann würde das Wort „der Rednerpult“ sogleich als etwas zutiefst Weibliches rezipiert werden, und zwar völlig unabhängig von seinen grammatikalisch-maskulinen Beigaben. So einfach läuft das in unserem Gehirnstübchen ab. Die Genderjagd auf den männlichen Artikel und maskuline Formen ist deshalb unwissenschaftlich und die Jagd nach einem Phantom, das mit der Sprachwirklichkeit nichts zu tun hat. Außerdem ist Sprache ein gewaltiger Kosmos, der mehr Demut verlangt.

Paul Tyn | Mi., 30. Januar 2019 - 10:24

Als ehemaligen Flüchtling (nicht Refugee) geht es mir nicht um die befindlichkeit irgendwelcher Geschlechter, sondern nur um die Schönheit und Eleganz der deutschen Sprache. Halte die deutsche Sprache für die schönste unter den germanischen Sprachen und war schon immer gegen ihre Verunstaltung durch englische Begriffe. Die angestrebten "Genderisierungen" sind einfach abscheulich und schaffen D ein großes Stück weiter ab.

Gerhard Schwedes | Mi., 30. Januar 2019 - 10:25

Sprache ist die Gemeinschaftsleistung einer Volksgruppe, die über Jahrhunderte, ja Jahrtausende hinweg miteinander in mehr oder weniger enger sozialer und kultureller Verbindung steht. Und natürlich verändert sich Sprache über solche Zeiträume hinweg. Aber Sprachveränderungen kommen nur dann zustande, wenn sie bei der Mehrheit der Sprachnutzer auf Resonanz stoßen. Insofern ist Sprachentwicklung in aller Regel ein höchst demokratischer, frei flutender Vorgang. Was aber nun die Genderziele der Möchtegern-Sprachveränderer betrifft, so stoßen sie bei der Mehrheit auf äußersten Widerwillen und Ablehnung. Sie brauchen aber die Mehrheit, haben sie aber nicht. Deshalb versuchen sie es durch Amtserlasse und durch Indoktrination an den Universitäten – alles auf eine höchst undemokratische Weise. Es ist wie mit dem arischen oder sozialistischen Menschen, den man auch durch politische Willensakte zu schaffen versuchte. All diese Strömungen haben nichts mit der Realität des Menschen zu tun.

Annelies Weber | Mi., 30. Januar 2019 - 12:17

Ich verstehe die von bestimmten "Opferverbänden" ständig forcierten Diskussion nicht.
Wer diskriminiert wird kann das im Rechtsstaat vor Gericht regeln.

Welche Promillen sind noch nicht berücksichtig?

PS.
Achtung Satire!
Welches Geschlecht haben siamesische Zwillinge die aus einem männlichen und weiblichen Part bestehen? Vielleicht sollte das mal im Bundestag oder in Hannover thematisiert werden!

Bernd Fischer | Mi., 30. Januar 2019 - 16:30

Erstaunlich ist auch, daß in den Nachrichten immer nur “ein unbekannter Täter auf der Flucht ist”, also man schon weiß, das es ein Mann war, bevor “der Täter/die Täterin” überhaupt gefasst wurden. Auch von “Drahtziehern und Drahtzieherinnen” ist wenig zu hören. Oder von “Hintermännern und Hinterfrauen”. Die ganze Sache ist allerdings ziemlich kalter Kaffee, der jetzt im Zusammenhang mit “Gender” wieder aufgewärmt wird. Das Thema ist nach meiner Erinnerung schon in den 80er und 90er Jahren bis zum Erbrechen durchgekaut worden. Dabei kam es den Verfechtern dieser Sprachverhunzung immer nur auf politisch-korrekte Gesinnung und nie auf Logik, Grammatik oder Semantik der deutschen Sprache an. Und auf Stil schon gar nicht. Die schlichte Unterscheidung zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht blieb auf der Strecke. Der ganze Blödsinn mit Binnen-I, Gender-Sternchen ist die Konsequenz daraus, das sich diese Sprachregelung in heillose sprachlogische Widersprüche verwickelt.

Gerhard Schwedes | Mi., 30. Januar 2019 - 18:19

Glaubt denn allen Ernstes jemand, dass der Genderist in den eigenen vier Wänden mit seinem Ehepartner, seinen Eltern, Geschwistern, Tanten und Onkels ständig von Doktoren und Doktorinnen, Lehrern und Lehrerinnen, Schornsteinfegern und Schornsteinfegerinnen usw. spricht? Natürlich tut er das nicht, womit er in praxi seine eigene Theorie widerlegt. Bliebe nur noch die öffentliche Sprache, denn die Ästhetik der Literatursprache macht ebensowenig mit. Mir kommt bei der ganzen Diskussion das Bild eines Zwangsneurotikers mit seinem tyrannischen Kontrollzwang in den Sinn, der meint, wenn er nicht zwei Dutzend Mal am Tag die Hände wäscht und an jedem dritten Tag die Fensterscheiben putzt, bräche über ihm die Welt zusammen. Nehmt euch nicht so wichtig. Die Sprache hat einen jahrtausendealten Atem und nimmt von euren kurzatmigen Veranstaltungen gar keine Notiz. Es ist, als ob ein Mäuslein den Dompteur für einen Elefanten spielen will.

Wolf-Dieter Busch | Mi., 30. Januar 2019 - 19:14

„Denn Sprache schafft Realität ...“ – Unsinn. Sie bildet sie ab.

„... und unsere ist noch immer patriarchal geprägt.“ – Nein. Patriarchat bedeutet „männliche Herrschaft“. Die Gesellschaft nicht aber vom Mann beherrscht, sondern von der Ökonomie.

Maik Harms | Mi., 30. Januar 2019 - 21:05

Es wird nicht nur behauptet, "dass in der männlichen Form alle anderen eingeschlossen sind" - es ist tatsächlich so. Und zwar deshalb, weil das grammatische Geschlecht NICHT das biologische oder das soziale ist. "Der Baum" ist kein Mann, "die Freiheit" keine Frau. Wenn Sie sagen, dasss "selbst in reinen Frauengruppen meist die männliche Endung verwendet" wird, bestätigen Sie exakt diese schlichte deutschsprachliche Regel. Damit wird übrigens die einzig explizit biologisch-geschlechtliche Bezeichnung die WEIBLICHE (bzw. die männliche, wenn die Grundform "weiblich" ist), diese müsste gestrichen werden, wenn man gender-NEUTRAL sprechen will, also das biologische Geschlecht nur dann erwähnt wird ("der weibliche Lehrer"), wenn es eine Rolle spielt- sonst nicht.
Eine Kritik des Gender* oder ähnlicher Verunstaltungen lasse ich mal, das führt zu weit.
Die ganze Diskussion ist gut gemeint, geht aber in die völlig falsche Richtung.