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Manchen Medien gilt das TV-Duell als „hässlichste Debatte ever“ / Screenshot Youtube

US-Präsidentschaftsduell - Gegen den Wrestler Trump hat Biden kaum eine Chance

Inhaltlich war Herausforderer Joe Biden stärker als US-Präsident Donald Trump. Doch das dürfte dem Demokraten im ersten TV-Duell des US-Wahlkampfs kaum genützt haben. Denn diese „Debatte“ glich eher einem Ringkampf ohne Regeln. Und in dieser Disziplin liegt Trump weit vorn.

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Die beiden Herren an den Stehpulten tragen feine Schlipse, wohlsitzende Jacketts und Einstecktüchlein. Das ist, wie schon nach Minuten klar wird, eine notwendige optische Erinnerung daran, dass es sich bei diesem Spektakel um das erste von drei Fernsehduellen handelt, die sich US-Präsident Donald Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden liefern werden. Und nicht um eine dieser Veranstaltungen, bei denen ölig glänzende Männer in eng anliegenden Strampelanzügen mit allen Mitteln versuchen, sich gegenseitig auf die Matte zu legen. 

Was sich die beiden Herren da lieferten, war Wrestling in Anzügen. „Die hässlichste Debatte ever“, notierte der britische Daily Telegraph. Und so war es auch. Das kann man beklagen und als zivilisatorischen Rückschritt betrachten. Aber wer zu Donald Trump in den Ring steigt, der muss wissen, dass dieser Kampf jenseits der Argumente archaisch werden wird, muss wissen, dass die schiere Physis und die Präsenz mindestens so wichtig sind wie die Argumente. 

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gabriele bondzio | Mi., 30. September 2020 - 09:43

Nun, ich sehe Herrn Schwennicke auch immer gut gestaylt. Schlabberlook ist mehr was für zu Hause, wo man(n)/frau es bequem und unkompliziert mag.
„Trump hat es ins Weisse Haus geschafft, ihn zu unterschätzen wäre dumm und fahrlässig.Wrestling ist ein So-Tun-Als-Ob.„ Las ich mal bei watson. Wrestling erlaubt eben so ziemlich alles, verboten ist es auch nicht. Und die Bevölkerung in den USA mag diese Sportart. Bei uns undenkbar. Da würde allein systemrelevante Presse aufjaulen.
Und wenn dann Biden von einer möglichen Niederlage redet, egal wie er es meint. Klingelt in den Ohren der Amerikaner das Wort „Niederlage“. Und das bei einem derart siegessicherem Volk.

Christoph Kuhlmann | Mi., 30. September 2020 - 09:47

mit rhetorischen Fähigkeiten auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit auf? Ich stelle mir grad Kamala Harris vor, aber das spielt ja in Deutschland auch keine Rolle. Was sagt uns das über die durchschnittliche politische Intelligenz der Wähler?

Hans Jürgen Wienroth | Mi., 30. September 2020 - 09:53

War denn der Umgang der U. S: Demokraten nach der Wahl 2016 mit Trump einer Demokratie würdig? Wurde Trump nicht bis Ende letzten Jahres bekämpft, bis zum Amtsenthebungsverfahren? Trump wurde von der amerikanischen Bevölkerung gewählt, um das politische Establishment zu brechen. Daher war er weder von der Republikanischen Partei (die ihn immer verhindern wollte) noch von einem großen Teil der Medien akzeptiert.
Er hat viele Wahlversprechen zumindest in Gang gebracht. Das ist mehr als andere Präsidenten vor ihm getan haben. Wenn es für ihn bei dieser Wahl schwer wird, dann nur, weil er heute von Twitter „gemaßregelt“ wird. Alles Fake News (bei Trump)? Bei den Demokraten nur Wahrheiten? Passt das zur Demokratie? Wir sollten es eigentlich besser wissen.

Etwa die, die ein Trump verbreitet? Die düften, und das ist vielfach nachgewiesen, in den Jahren seiner "Regentschaft" wohl sehr wenig mit wirklicher "Wahrheit" zu tun haben.

Ein Miliardär, der offensichtlich fast keine Steuern zahlt, sich aber zum "Kämpfer gegen die Eliten" aufschwingt, und sich in seinem Kabinett mit Millionären und Miliardären umgibt...spricht Bände.

Ein Präsident, der gewalttätige Rechtsextremisten als "fine people" (Charlottsville) ehrt und jetzt gleichfalls eine rechtsgerichtete, bewaffnete Gruppe, die "Proud Boys" auffordert, bereitzustehen (Stand back and stand by!). Wofür wohl?

Wer aber Flegelhaftigkeit und Hetze für Bodenständigkeit hält, Rassismus und Extremismus für gesunden Patriotismus, permanente Lügen für (alternative) Wahrheit und krankhaften Narzissmus für gesunde Persönlichkeit und Charakterstabilität, der ist selbstverständlich bei Donald Trump bestens aufgehoben.

die Medien wollen sicher keinen Biden, aber sie wollen Trump stürzen, seit Jahren, mit allen unterirdischen Mitteln. Die vielen Jobs, an die sich die Demokraten so gewöhnt hatten, hängen von einem Sieg ab. Man erkennt es an CNN, die in die zweite Liga gestürzt sind und FOX, die nun seit Jahren Platz 1 beherrschen. Hannity und Tucker sind die beliebtesten Sendungen in den USA. Todd, Tapper und co. sind längst erledigt.

Ja, das sollten wir Herr Wienroth. Aber inzwischen sind ein Teil der Bevölkerung genauso gedanklich unterwandert, wie es in den USA der Fall scheint. Die aufgewachten in DE wissen es, aber leider haben wir auch noch immer welche, die gerne lang schlafen. An Trump wurde und wird das exerziert, was hier mit Regierungskritikern auch passiert. Öffentliches Framing und Bashing.

Maria Arenz | Mi., 30. September 2020 - 10:35

Obama hat viel kluge Sachen gesagt, an das Edle im Menschen appelierende und das Herz erhebende. Sein bester Spruch aber zur Frage, wie gute Politik aussieht, war geradezu banal; "Don't do stupid things". Dagegen haben die Demokraten schon 2016 mit der Nominierung von HiIlary Clinton verstoßen. In noch krasserem Maße 2020 aber mit der Nominierung von Joe Biden, dem wegen seiner Vorgeschichte und sattsam bekannten Schwächen ungeeignetsten Kandidaten, den sie gegen einen derart skrupellosen Rüpel wie Trump aufstellen konnten. Um in Schwennickes Bild vom "Catch as Catch Can" zu bleiben: Wie kann man gegen einen derart wüsten Freestyle- Schläger aus der South Side von Chicago einen alten Herrn schicken, bei dem man ständig Angst hat, daß er aus dem für ihn viel zu großen Trikot rutscht oder hinter dem Schiedsrichter Deckung suchen muß. Mich erinnert er schon vor seinem- eher noch unwahrscheinlicher gewordenen- Amtsantritt an den späten Heinrich Lübke.

Christa Wallau | Mi., 30. September 2020 - 11:13

Die wichtigste Frage ist doch die: Wie konnte es in den USA so weit kommen, daß sich nun als Präsidentschaftskandidaten ein gnadenloser
Egozentriker ohne jegliche Hemmungen und ein
alter, in seiner Hilflosigkeit fast bedauernswerter Mann gegenüberstehen?
Wo sind die jüngeren, intelligenten, aktiven Amerikaner?
Ich glaube, die Lage in den USA hat die gleiche Ursache wie überall: Das Abgehobensein der sog. ELITE hat derart zugenommen, daß sie die große Verantwortung, die aus ihrer priviligierten Lage erwächst, nicht mehr im Blick haben, sondern - trotz anderslautender Bekundungen - letztlich nur
noch ihr Eigeninteresse.
Es handelt sich um das Versagen derer, die gebildet sind und in großem Wohlstand leben. Sie haben sich weit entfernt von den Sorgen und Nöten der "kleinen Leute" im Staat. Mammon u. Erfolg sind ihre Götzen.
S o entstehen tiefe Spaltung u. Verwirrung in der Bevölkerung.
Kein Staat der Welt hält dies auf Dauer aus.

mit Ihrer Schilderung Parallelen zu unserem Land sehen? Wenn ja, würde ich Ihnen beipflichten. Abgehoben, zu keiner Erkenntnis der politischen und sozialen Lage fähig – oder nicht willens. Ich stelle mir solch einen "Schlagabtausch" bei uns vor, bei dem man vor lauter Phrasen nur noch abschalten kann, im doppelten Wortsinn. Was wirklich die Probleme sind, scheint niemanden der Herrschaften (reicht das aus?) zu interessieren geschweige denn, dass sich jemand an Lösungen herantraut. Merkel und Scholz, Scheuer und Altmaier – und andere – hätten, nach dem, was sie sich geleistet haben, zurücktreten müssen.

sind signifikant.
Fast alles, was in den USA passiert, geschieht ja mit schöner Regelmäßigkeit bei uns in Deutschland nach einer gewissen Zeit genau so.
Ob es Moden, Trends, Ideen oder Ideologien sind - alles schwappt nach
Deutschland über. Wir sind daher nicht mehr weit entfernt von den Zuständen, die
jetzt in den USA herrschen. Unser politische "Klasse" hat ebenso abgewirtschaftet
wie die in den Vereinigten Staaten. Wir gehen herrlichen Zeiten entgegen!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 30. September 2020 - 11:38

aufgestellt?
Eventuell weil ein Sieg gegen Trump als amtierenden Präsidenten nicht ganz einfach ist.
Joe Biden hat schon ein Renommé als Vizepräsident unter Obama, das normalerweise ausreichen sollte, wenn er nicht doch schon vlt. über seine eigene Zeit hinauswäre.
Damit steht Kamala Harris im Focus und es sieht ja eigentlich alles danach aus, als könnte es Biden schaffen.
Schön also, dass er inhaltlich überzeugen konnte.
Gesagt hat er, dass er eine Niederlage akzeptieren wird.
Wenn es schwer sein sollte, die einwandfrei auch nachzuweisen, gehe ich davon aus, dass die Demokraten jeden Stimmzettel viermal umdrehen werden, vielleicht einmal weniger als Trump.
Darin sehe ich diesmal keinen schlechten politischen Stil, sondern eine fast normale Reaktion auf die Corona-Zeiten.

Manfred Bühring | Mi., 30. September 2020 - 11:40

Obama hat im vorauseilenden devoten Gehorsam der Weltgemeinschaft, vertreten durch das Nobelpreiskomitee, schon bei Amtsantritt 2009 den Friedensnobelpreis nur für seinen Spruch "Yes we can" erhalten. Leistung hatte er noch nicht erbracht, außer der 1. farbige Präsident zu sein. Trump hingegen wurde schon vor Beginn seiner Präsidentschaft als dummbatziger catchender asozialer Rüpel dargestellt, der dann aber doch Präsident wurde. Was sagt uns das? Es sagt uns, dass wir in Europa, speziell in D überhaupt kein Recht haben, uns dem Präsidenten und dem amerikanischen Wahlbürger moralisch überlegen zu fühlen. Letztlich zählt doch, was hinten rauskommt - um mit Altkanzler Kohl zu sprechen. Vielleicht wäre da ja mal eine ehrliche Bilanz im Vergleich beider Präsitentschaften hilfreich.

Markus Michaelis | Mi., 30. September 2020 - 12:22

"Die Frage ist: Schadet ihm das? "

Ich finde die spannende Frage, warum in diesem Land gerade diese beiden Kandidaten da vorne stehen. Trump ist nicht aus dem All in ein heiles Amerika eingeschlagen.

Es gibt vielleicht zwei große Megathemen: das Eine ist, dass die USA ihre absolute Führung in der Welt verlieren. Zu einer Welt, in der man nicht ökonomisch, militärisch, kulturell und moralisch die unangefochtene Nummer 1 ist, sondern seinen Platz suchen (und damit auch immer erkämpfen) muss, hat Trump wohl notwendige Schritte beigetragen. Zwar sagt er "America first", aber real kämpft er (seine Unterstützer) vielleicht mehr um Amerikas Platz in praktischer Anerkennung der Realität als die Demokraten.

Das Andere ist der Wandel von einer weißen angelsächsisch-europäischen Gesellschaft zu einer neuen (global, pazifisch ... man wird sehen) Gesellschaft. Noch haben die alten Eliten und Menschen genug Macht, so dass der Wechsel noch etwas dauern wird. Biden steht ja auch für das Alte.

Klaus Funke | Mi., 30. September 2020 - 12:26

Für mich ist nun klar: Trump macht das Rennen. Ob das einem passt oder nicht. Und unsere Medien, wenn sie auch keinen Einfluss auf den amerikanischen Wähler haben, haben mitgeholfen. Jede Sendung gegen Trump ist ein Pünktchen für seinen Sieg. Hüben wie drüben. Hat man es noch immer nicht begriffen? Für die Amerikaner ist der Trump der Stärkere - und den Starken werden sie wählen, nicht den vornehmen, aber leicht debilen alten Herrn, namens Biden. Und so haben die Medien wie bei Clinton wieder alles vergeigt. Kapieren sie es nicht? Es geht nicht um Inhalte bei solchen Schaukämpfen. Es geht um die Show - und darin ist der Trump ein wahrer Meister. Jeder Skandal, der ihm angehängt wird, macht ihn beim einfachen Volk populärer. Man wird sagen: Wie haben sie ihn mit Dreck beworfen, aber es hat ihm nichts ausgemacht. He is our president! Trump for president! God save him! Und deshalb wird er mit großer Mehrheit wiedergewählt. Und dann?! Dann umarmt er Putin auf dem Roten Platz! Wetten?

Ob Trump ein Showmaster ist, weiß ich nicht. Ob Er populär ist beim Volk das möchte ich dahin gestellt lassen. Natürlich hat er eine Anhängerschaft, die Ihm blind folgt. Die Evangelischen Fundamentalisten sehen ihn als Abrissbirne des Amerikas das Sie hassen . Amerika sollte sehr aufpassen das nicht plötzlich in einem Land leben, welches Sie sich nicht wünschen. Es ist nicht irgendeine Präsidentschaft. Es ist eine Richtungswahl nicht für die Welt sondern für Amerika. Daher werden viele Menschen in diesem Land sehr genau hinschauen wen Sie wählen. Politik ist nun mal kein Wrestling.

Die einfachen Bürger in den USA - und das ist die Mehrheit - interessiert sich nicht besonders für Politik. Ich war lange Zeit "drüben" und weiß, wovon ich rede. Fakt ist, Trump hat diesen Leuten aufs Maul geschaut und bedient ihre Mentalität. Amerika ist nicht "black lifes matter", nicht mal alle Schwarzen stehen dahinter. Die Bürger haben Angst vor weiterer Überfremdung und von Außenpolitik 0-Ahnung. Die meisten wissen auch gar nicht, welche Staaten zu Europa gehören etc. Die wollen Jobs, ihren "Burger" und ihren Football, die lieben "America is great", die wollen ihre "Knarre", weil sie Angst vor den schwarzen Kriminellen haben und die wollen ihr Auto, mit dem sie kreuz und quer durch ihr Land fahren. Und das alles glauben sie von Trump zu kriegen. Der Biden ist dem einfachen Volk zu korrupt, der gehört zu denen in Washington. Trump nicht. Der verkörpert den alten Traum: Jeder kann Präsident werden! Wer Amerika begreifen will, muss einfacher denken. Die Medien schreiben - bullshit!

Heidemarie Heim | Mi., 30. September 2020 - 18:57

Besten Dank lieber Herr Schwennicke für Ihre humorvolle Schilderung des Geschehens! Gut, dass ich mir das nicht angetan habe dem ganzen live beizuwohnen! Ölige Körper in Stramplern;)? Aber bestimmt nicht die Zwei! Hilfe wie bekomme ich dieses Bild nur wieder aus meinem Kopf!?
Es ist wahrhaftig ein Armutszeugnis, egal ob
Demokrat oder Republikaner, das dem amerikanischen Volk nicht mehr Wahl bleibt als zwischen diesen Beiden. Gut, die Kennedys haben sie alle erschossen (Zitat Jacqueline Kennedy) oder man hat sich durch Skandale selbst entfernt, aber es wird sich doch auf diesem großen Kontinent jemand ähnlich jugendliches mit politischer Intelligenz, Machtwillen, Kampfkraft und vor allem Klasse finden lassen. Das ist ein mir völlig unverständliches Versagen der amerikanischen Politik und eines wahrscheinlich total verkrusteten
Machtapparats wo check and balances "gerade noch so" zu funktionieren scheinen. Nur noch traurig das Ganze! MfG