Menschen schwenken Fahnen vor dem Kaiserpalast in Tokio während einer Veranstaltung zur Begrüßung des neuen Jahres / picture alliance

Migrationswende in Japan - Ungekannte Fahrwasser

Für Deutschlands Rechte heißt das große Vorbild Japan: Eine restriktive Migrations- und Flüchtlingspolitik führe zu niedrigen Kriminalitätsraten. Was dabei übersehen wird: Das ostasiatische Land hat sich von dieser Linie verabschiedet, weil Abschottung zu ökonomischem Schrumpfen geführt hat.

Autoreninfo

Felix Lill ist als Journalist und Autor spezialisiert auf Ostasien.

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Björn Höcke musste die Stimme heben, als er zum Punkt seiner Rede kam: „Ich erinnere noch einmal daran: Wir sind eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt, genau wie Japan. Wir haben eine demografische Krise, genau wie Japan. Wir sind kein Einwanderungsland. Wir sind eine gewachsene Nation, genau wie Japan.“ Das Publikum applaudierte längst, aber der Thüringer AfD-Chef war nicht fertig. Japans „exzellentes Gastarbeitersystem“ mit „Zuwanderern auf Zeit“ sei „das Modell der Zukunft“.

Unter aufwallendem Beifall machte der Rechtsaußen der Rechtspartei seinen Appell: „Liebe Freunde, wenn wir nicht den japanischen Weg gehen als Deutschland und Europa, dann werden wir in Deutschland und Europa eine kulturelle Kernschmelze erleben!“ Höcke löste auf: „Deshalb gehen wir gemeinsam den japanischen Weg! Ich sage: Mehr Japan wagen!“ Lauter Jubel. Höcke hatte den Saal gewonnen – so geschehen im April 2021, als die AfD beim Bundesparteitag ihr Wahlprogramm diskutierte. 

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Sabine Lehmann | Sa., 18. Januar 2025 - 18:32

Wie haben sie das bloß geschafft? Hundert Flüchtlinge! Und dann noch aus der Ukraine? Und die Integration hat tatsächlich geklappt? Wie sie das bloß geschafft haben? Rätsel der Menschheit, bis heute ungelöst.
Sorry, aber ver...... kann ich mich alleine. Wenn Masaaki Ito oder wie dieser Typ auch immer heißt, eine realistische Vorstellung davon haben möchte, was Migration bedeutet, dann kann er ja mal für eine Woche hier nach NRW kommen. Das wird ihn sehr beeindrucken, da bin ich sicher! Nachhaltig.
Und ansonsten verstehe ich den Sinn des Artikels nicht und den Ansatz dieses Ministers auch nicht, aber vielleicht fehlt mir da der nötige Weitblick. Besonders überzeugend ist natürlich die Einschätzung eines weltberühmten Politikers, der meint, "Japan habe großes Interesse an Deutschlands Weg".
Ja sicher: Terror & wirtschaftlicher Bankrott, DAS weckt Interesse. Mehr Comedy zum Wochenende geht echt nicht. Michael Müller, die Koryphäe der Weltpolitik überhaupt. Kann mich mal jemand kneifen?

Wolfgang Borchardt | Sa., 18. Januar 2025 - 18:36

Und es geht nicht Begrenzung der Migration. Es geht um eine geregelte Migration und Grenzöffnung für wirklich Verfolgte (wobei die nicht zwingend von D aufgenommen werden müssten) und die, die hier arbeiten oder eine Ausbildung wollen. Die werden zwar gebraucht, aber legt ihnen Steine in den Weg (Bürokratie). Und man will Leute ausweisen, die sich gut integriert haben. Das macht d i e s e Regierung, nicht die AfD.

Ingofrank | Sa., 18. Januar 2025 - 22:27

ob sich Japan verändert, sondern ob sich Deutschland verändern muss.
Und das muss es ! ! !
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Markus Michaelis | Sa., 18. Januar 2025 - 23:44

Nach allem, was wir heute annehmen, werden in einigen Jahrzehnten die Bevölkerungen in allen Ländern schrumpfen. Viele Menschen, die heute mit mehr Wirtschaft pro-Migration argumentieren, waren früher eher gegen mehr Wirtschaft. Eindeutig sind die Argumente nicht - wie immer.
Es scheint auf das Maß, Tempo und Details anzukommen.

Merz+Konservative werden als Leitkultur-Vertreter gesehen, was Homogenität bedeuten soll. Das trifft glaube ich eine zentrale innere Motivation vieler Pro-Migrationsargumente. Es geht um die offene Gesellschaft, mit universellen Werten, zu denen alle Menschen dazugehören.

Nur ist das selbsterklärt und damit auch eine Leitkultur. Praktisch kommt man auch mit sehr vielen Menschen nicht zurecht, erklärt das mit der Menschenfeindlichkeit der Menschen. Ich glaube, das die "ganz Weltoffenen" zu sehr nur ihre Leitkultur sehen und die (auch gegensetzliche) Vielfalt nicht wahrnehmen. Konservative haben dazu heute oft einen besseren Zugang - finde ich.

H.Stellbrink | Sa., 18. Januar 2025 - 23:45

Ob man den Japanern das deutsche Erfolgsmodell der Massenimmigration von vorwiegend männlichen muslimischen Migranten empfehlen kann, von denen nicht wenige durch z.T. schwerste Verbrechen auffällig werden, ist doch wohl eher fraglich. Die Zuwanderung ins Bürgergeld und die Verhältnisse in den Schulen dürften das deutsche Modell ebenfalls nicht besonders attraktiv machen.
Niemand will, dass qualifizierte Migranten oder Menschen mit echten Asylgründen nicht kommen können. Leider gilt das nur für die Minderzahl, und asiatische oder osteuropäische Einwanderer bereiten kaum Probleme.
Was an notwendiger Migration erforderlich und gemeint ist, hat jedenfalls nichts mit den offenen Scheunentoren der deutschen Grenzen zu tun.

Urban Will | So., 19. Januar 2025 - 00:04

Auch in der AfD und bei deren Wählern hat die große Mehrheit nichts gegen Einwanderung von Menschen, die arbeiten wollen und sich integrieren.
Japan lockert seine Einwanderungs-Gesetze, weil es gezielt Arbeitskräfte braucht. Und es macht dies mit klarer Zielsetzung.

Deutschland öffnete 2015 seine Grenzen und ließ unkontrolliert Millionen von Menschen aus teils gescheiterten Staaten ins Land, die große Mehrheit davon weder gewillt zu arbeiten, noch sich zu integrieren. Die Folgen sind bekannt.
Deutschland betreibt seit 2015 die dümmste Einwanderungspolitik der Menschheitsgeschichte und ist nach wie vor nicht gewillt, dies zu ändern.

Japan wird nicht so dumm sein, sein „Vorbild“ Deutschland dahingehend nachzuahmen, dass es sich massenhaft Schmarotzer und Kriminalität ins Land holt.
Die wissen mit Sicherheit genau, wen sie brauchen und auch im Lande haben wollen.

Ideologische, hirnverbrannte Sektierer wie in D wird man dort nicht in der Regierung finden.

Markus Michaelis | So., 19. Januar 2025 - 00:09

Ich kann verstehen, dass es "in der Feder juckt", auf als zu simpel empfundene Höcke-Aussagen etwas differenziertere Betrachtungen zu Papier zu bringen - was berechtigt ist.

Ich sehe nur einen großen Teil unserer derzeitigen gesellschaftlichen Probleme darin begründet, dass man Veränderungen und offene Fragen nicht ernst genug nimmt und zuviele Antworten darin sucht, dass man nicht Rechts ist.

Mir scheinen eine offene Migration und die damit einhergehende oft gegensätzliche Vielfalt etwas zu sein, mit dem man sich beschäftigen muss, dass wie alles auch Vorteile hat (für bestimmte Gruppen sowieso), aber unkontrolliert die Gesellschaft wohl zum Scheitern bringt.

Höcke denkt über Japan wohl zu simpel. Sehr viele Fragen, was gangbare Wege für unsere Gesellschaft sein könnten, welche eher scheitern, scheinen mir damit noch nicht beantwortet.

Mehr Vielfalt als Merz, aber nicht soviel Vielfalt, dass Merz und Lindner dabei wären. Wäre das der vorgeschlagene Ansatz? Wer wäre dann dabei?

Frank Klaus | So., 19. Januar 2025 - 00:58

Es geht nicht darum, ob man Arbeitsmigranten ins Land holt, um die Wirtschaft anzukurbeln, sondern inwiefern diese Migranten die ethnisch-kulturelle Identiät eines Volkes gefährden. Es dürfte unter vernünfitgen Leuten unstrittig sein, dass ethnisch-kulturelle Vielfalt einem Land immer schadet, kulturell sowieso, aber dadurch letztlich auch wirtschaftlich. Nur Migrations- und Vielfaltsideologen leugnen dies.
Wenn der Autor schon Rechte widerlegen will, dann sollte er sich mit den Überlegungen Martin Sellners zum saudi-arabischehn Modell der Arbeitsmigration beschäftigen. Sellner empfiehlt sogar: "Mehr Saudi-Arabien wagen", also Arbeitsmigranten nach Bedarf ins Land lassen, ohne sie zu "integrieren" (was ohnehin scheitern muss) oder ihnen gar die Staatsbürgerschaft anzubieten. Also das Modell, das Westdeutschland ursprünglich mit den Gastarbeitern vorsah. Die deutsche Migrationspolitik scheiterte in dem Moment, als die Gastarbeiter dauerhaft in Deutschland blieben.

Rainer Dellinger | So., 19. Januar 2025 - 09:30

Natürlich ist Zuwanderung wichtig, aber keine unkontrollierte, ungehinderte Zuwanderung nach Merkel-Vorbild. Ich lebe in einer Großstadt mit vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen und kenne keine ernsten Probleme. Die Menschen haben Arbeit oder sind zum Teil selbstständig. Wenn ich mich mit ihnen über Migration unterhalte, verstehen sie diese deutsche Politik seit Merkel nicht.