
- Was kommt nach Steve Jobs?
Er war Gründer und Kopf von Apple - und Inspirator der gesamten Branche. Ein Blick auf Apple und dessen Zukunft ohne Steve Jobs.
Der Tod von Steve Jobs hat die IT-Branche erschüttert – zunächst aber vor allem emotional. Die Ausschläge auf dem Aktienmarkt hielten sich in Grenzen. Dennoch fragt man sich weltweit, wie sich das Unternehmen Apple und die Branche in der Ära nach Jobs entwickeln werden.
Wird Apple seine Erfolgsgeschichte ohne Steve Jobs fortsetzen können?
Als Steve Jobs am 24. August seinen Rückzug aus dem Apple-Vorstand bekannt gab, passierte an der Börse etwas, was wenige Monate vorher niemand für möglich gehalten hätte: nichts. Die Apple-Aktie verlor nur ein paar Cents – und setzte danach ihren Höhenflug fort. Einen Monat nach Jobs’ Rücktritt war ihr Wert um zehn Prozent gestiegen.
Erst der Strudel der Schuldenkrise riss das Apple-Papier Mitte September mit nach unten. Ein ähnliches Bild zeigte sich am Donnerstag nach dem Tod des Apple-Gründers: Die Aktie verlor ein Prozent und erholte sich.
Die Reaktion des Aktienmarktes zeigt, dass Investoren und Anleger den Erfolg von Apple nicht (mehr) allein an der Person von Steve Jobs festmachen. Sie achten vielmehr darauf, wie gut sich Apple- Produkte im Wettbewerb schlagen. So war die Enttäuschung nach der Präsentation des überarbeiteten iPhones am Dienstag deutlicher zu spüren als nach der Todesmeldung am Donnerstag. Die Märkte haben erkannt, dass Jobs Apple auf die Zeit nach seinem Rückzug vorbereitet hat. Er hat das Management um Tim Cook und Design- Chef Jony Ive aufgebaut – und auf die zentralen Markenwerte konzentriert: Innovationen, Design und Einfachheit. Klar ist: Apple ist nicht mehr so einzigartig wie es Steve Jobs war.
Wie gesund ist Apple?
Mit einer Börsenkapitalisierung von 350 Milliarden Dollar ist es eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Im Börsenwert spiegeln sich glänzende Geschäfte: Allein von April bis Juni verkaufte Apple 20 Millionen iPhones, neun Millionen iPads, knapp vier Millionen Mac-Computer, 7,5 Millionen iPods. Von rund 29 Milliarden Dollar Umsatz blieben in drei Monaten netto 7,3 Milliarden Dollar Gewinn übrig. Der Absatz der iPhones und iPads lag mehr als 100 Prozent über den Verkäufen vor einem Jahr. Kosten, Technik, Image – Apple ist so stark wie nie. In der Kasse liegen geschätzte 70 Milliarden Dollar in bar.
Lesen Sie auf Seite zwei, wo Apples größte Schwächen liegen und wie stark die Konkurrenz ist.
Wo liegen die größten Schwächen?
Apple ist, anders als die PR-Maschine aus dem kalifornischen Cupertino verbreitet, nicht unangreifbar. Die Branche wandelt sich schnell, bei den Smartphone-Plattformen hat Android, das Betriebssystem von Google, inzwischen fest die Spitzenposition übernommen. Insbesondere der Erfolg von iPhone und iPad hat zudem Wettbewerber auf den Plan gerufen, die immer aggressiver die Dominanz des Apple-Geschäftsmodells angreifen. Eine der größten Risiken liege deshalb in der Hochpreisstrategie von Apple, glaubt Ekkehard Stadie, Partner bei der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners. Apple versuche, seine traditionell höheren Preise auch auf dem Massenmarkt durchzusetzen – dies sei angesichts der immer stärker werdenden Konkurrenz aber nicht möglich. „Apple wird es schwer haben, in diesem Segment seine Produkte längerfristig und wiederkehrend zu verkaufen“, sagt Stadie. „Die Produkte unterscheiden sich kaum noch, und deshalb wird sich ein Preispremium von bis zu 100 Prozent auf dem Massenmarkt langfristig nicht durchsetzen lassen.“ Stadies Empfehlung: Apple müsse noch exklusiver werden und bei einer zahlungskräftigen Kundschaft punkten, die sich vom Massengeschmack abheben wolle. „Apple ist wie Porsche“, sagt der Berater. „Samsung und HTC sind wie Volkswagen.“
Wie stark sind die Wettbewerber?
Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung, zweitgrößter Handyhersteller der Welt, ist der schärfste Konkurrent für Apple, und er hat mächtige Verbündete. Unlängst sicherte sich das Unternehmen im Kampf um die Vorherrschaft auf dem Smartphone-Markt die Unterstützung von Microsoft und Intel. Samsung will damit seine Abhängigkeit von Googles Betriebssystem Android verringern, das auf mehr als der Hälfte aller Internet-Handys läuft. Zusammen mit dem taiwanesischen Handyhersteller HTC, der ebenfalls mit Microsoft kooperiert, werde Samsung künftig 80 Prozent des Smartphone-Marktes beherrschen, glaubt Ekkehard Stadie. Diesen Anspruch untermauern die Koreaner mit zahlreichen Patentrechtsklagen gegen Apple rund um den Globus; der US-Konzern schlägt seinerseits mit Klagen gegen Samsung zurück. Aber das Rennen könnte noch spannender werden, wenn andere Branchengrößen in den Wettbewerb eingreifen. So kaufte Google vor wenigen Wochen für 12,5 Milliarden Dollar den US-Handyhersteller Motorola. Und auch Amazon, der weltgrößte Internethändler, zieht in den Kampf gegen Apple: mit einem eigenen Tablet-Billigmodell, das dem iPad Konkurrenz macht.
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