Rolf Eden
Rolf Eden im Jahr 2002 / dpa

Zum Tod von Rolf Eden - „Arrividerci Bambino“

Wie soeben bekannt wurde, verstarb am gestrigen Donnerstag mit Rolf Eden der letzte deutsche Playboy alter Schule im Alter von 92 Jahren. Der damalige Cicero-Reporter Constantin Magnis traf Eden vor elf Jahren zu einem bemerkenswerten Gespräch über Affen im Club, Frauen im Bett, den Sinn eines sorgenfreien Lebens – und über das Leben nach dem Tod. Wir dokumentieren das Interview aus gegebenem Anlass.

Autoreninfo

Constantin Magnis war bis 2017 Chefreporter bei Cicero.

So erreichen Sie Constantin Magnis:

Herr Eden, Sie sind das Kind jüdischer Eltern, die Deutschland bereits 1933 verließen. Warum gab ihre Familie, lange bevor der Holocaust absehbar war, ihre gesamte Existenz auf?
Tja, das kann ich ihnen bis heute nicht sagen, ich weiß es nicht. Die waren so clever, meine ganze Familie: Onkels, Tanten, Vettern und Cousinen, es gab keinen, der in Deutschland geblieben ist. Nur deshalb ist keiner von uns umgekommen.

Sie selbst sind 1956 nach Deutschland zurückgekehrt, haben in Berlin später unzählige Diskotheken wie den „Playboy-Club“ oder das „Big Eden“ gegründet, den Deutschen die ersten Misswahlen beschert und sie in die Freuden des Striptease eingeführt. In Israel– erfahren wir aus dem Dokumentarfilm „The Big Eden“ – nimmt es Ihnen mancher Übel, die Deutschen so vergnügt zu haben. Sind sie völlig versöhnt, mit dem Volk, das ihre Familie zur Auswanderung getrieben und die Shoa verursacht hat?
Aber ja, zu hundert Prozent. Ich war drei Jahre alt, als wir fort gingen. Und nur, weil ich im selben Glauben geboren bin, muss ich ja nicht böse auf die Deutschen sein. Ich bin seit 1956 wieder in Berlin, und ich habe ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. Besonders in meinen Clubs.

Können Sie der modernen Clubkultur von Berliner Läden wie dem „Berghain“ oder dem „Cookies“ etwas abgewinnen?
Also, es ist so: Diese Bum-Bum-Musik kann ich nicht ausstehen. Und die Tänzer, die kann ich auch nicht ausstehen. Die stehen alle nur rum wie die Affen und hampeln mit den Armen. In meinen Clubs musste man die Damen noch fragen: Gnädige Frau, darf ich sie zum Tanz auffordern? Im „Playboy-Club“ und im „New-Eden“ hatte ich noch Tischtelefone, da konnte man die Damen anrufen. Aber alleine auf die Tanzfläche, das gab’s nicht.

Ihre aktuelle Freundin Brigitte könnte Ihre Enkeltochter sein, ihre übrigen Geliebten ebenfalls. Die Damen werden von Ihnen reichlich mit teurem Schmuck beschenkt, und wenn Sie es für nötig halten, auch mit der einen oder anderen Schönheits-OP...
Ja, ich schenke denen auch mal eine schöne Wohnung, oder ein kleines Auto. Aber ich kaufe die nicht. Das mach ich alles erst, wenn wir ein schönes Verhältnis haben. Es ist nicht so, als würde ich den Mädchen sagen: Hier haste tausend Euro, schlaf mit mir. Das würde gegen mein Eroberungsprinzip gehen.

Ihre Großzügigkeit soll sich herumgesprochen haben. Sorgt Sie nicht manchmal die Idee, die Damen könnten mit ihrem Liebreiz gar nicht Sie selbst, sondern Ihr Geld meinen?
Nein, niemals. Für mich ist das wichtigste, dass ich die Frauen happy machen kann, und dass sie mich happy machen, wenn sie mit mir ins Bett gehen. Warum das genau geschieht, ist mir am Ende vollkommen egal. Und meine Freundin Brigitte habe ich seit 5 Jahren, und ich weiß hundertprozentig dass sie mich liebt. Das merkt man als Mann doch. Übrigens ist es das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit einer Frau zusammenlebe. Das geht mit Brigitte auch nur, weil ich bei ihr mein Leben genauso weiterleben darf, wie vorher.

Was genau heißt das in Ihrem Fall?
Ich kann zum Beispiel auch Mädels mit nach Hause bringen. Ich weiß, dass Brigitte eifersüchtig ist, aber sie zeigt es mir nicht. So klug ist die!

Ein Dokumentarfilm über Ihr Leben zeigt Aufnahmen aus Ihrem privaten Videoarchiv, mehrmals haben Sie dort Reisen in dieselben Länder, dieselben Hotels, mit den unterschiedlichsten Frauen gefilmt. Werden die Damen nicht sehr traurig bei der Vorstellung, dass jeder Ausflug, jedes Gespräch, jede Art von Zärtlichkeit mit ihnen so oder ähnlich bereits mit vielen anderen stattgefunden hat?
Die meisten kennen mich ja und wissen, mit wem sie sich eingelassen haben und was ihnen blüht. Und dann gibt es tatsächlich welche, die vom einen auf den anderen Tag verschwinden. Irgendwann rufen sie an, und sagen: „Rolf, tut mir leid, ich kann nicht mehr.“ Und dann sehe ich die nie wieder. Gut, kann ich auch verstehen. Wenn’s nicht mehr geht, geht’s nicht mehr.

Gab es nie eine Frau, der Sie das alles gerne das erste Mal geschenkt hätten? Und sich geärgert haben, dass Sie es nicht mehr konnten?
Kann ich nicht sagen, nein. Das ist doch schlimm, wenn man sich nur auf eine, oder drei Damen konzentrieren soll. Außerdem ist das doch eine Horizonterweiterung. Das sind bei mir ja alles junge Damen. Da sehe ich dann: Was ist gerade in, was ist gerade modisch angesagt, über was unterhalten die sich? Das ist alles sehr interessant für mich, diese junge Generation zu verstehen. Wenn ich dann mal eine wieder loswerden will, sage ich ihr das nie direkt, ich bin ja Gentleman. Ich mache das so, dass sie am Ende denkt, sie wollte selbst gehen. Übrigens wollen die meisten Frauen ab 30 ohnehin eine Familie, dann finden sie einen Idioten der sie heiratet, und verlassen mich. Hier zum Beispiel (er zeigt auf das gerahmte Bild eines blonden Fräuleinwunders auf seinem Schreibtisch), die Uschi, auf einmal war sie weg und hat geheiratet.

Und Uschis Mann hat kein Problem damit, dass das Bild seiner Gattin auf dem Schreibtisch des berüchtigtsten Schwerenöters von Berlin steht?
Nee, die sind ja schon lange wieder geschieden. Oder hier (er zeigt auf das nächste gerahmte Damenbild), die Marion, genau dasselbe: Supersüße Frau, und auf einmal war sie weg vom Fenster und hat geheiratet!

Wenn man genau hinschaut: Das ist eine ziemlich große Damensammlung auf Ihrem Schreibtisch. Es heißt, Sie schickten Ihren ehemaligen Geliebten noch immer Blumen. Wie viele Sträuße gehen denn bei ihnen zum Valentinstag raus?
Das kann ihnen später meine Sekretärin sagen, die hat die Liste.

Und wie viele stehen auf dem Muttertagsverteiler?
Nicht so viele. Ich schicke sowieso lieber was zu Weihnachten. Ich habe mit sieben verschiedenen Frauen sieben Kinder, aber alle sehr gelungen.

Welches dieser Kinder kennen Sie so gut, dass Sie wissen, was es so sorgt und umtreibt?
Eigentlich keines, so viel reden wir nicht. Ich hab auch keine so großen Gefühle zu den Kindern, ich hab die ja zum Teil erst als Erwachsene kennen gelernt.

Sie versorgen – entnimmt man dem Dokumentarfilm – ihren Nachwuchs zumindest finanziell. Aber wenn man mit Geld alleine nicht alles richten kann, kann es sein, dass Sie ihr öffentliches und sorgenfreies Leben als Playboy auf Kosten ihrer eigenen Kinder führen?
Das kann schon sein, aber ich würde mein Leben nie ändern. Ich hab mich über jedes Kind gefreut, aber die Frauen haben mich nie gefragt, ob ich Vater werden will. Meistens hab ich das über einen Brief vom Jugendamt erfahren. Und wissen sie, Playboy sein, das ist wie Schriftsteller, oder Komponist, das ist man. Da kann man 100 Jahre alt werden und ist immer noch einer. Das ist eine innere Einstellung, ein Talent.

Sie hassen Krankenhäuser, erfahren wir im Film, und als einer Ihrer Freunde an Krebs erkrankt, schicken Sie ihm Geld, aber verbitten sich Kontakt oder Krankheitsdetails. Filme ohne Happy End schauen sie grundsätzlich nicht. Woher dieser Graus vor dem Ernst des Lebens?
Also, Sinn des Lebens ist für mich, nur schöne Sachen zu erleben. Und keine traurigen Sachen. Keine Krankenhäuser, keine Beerdigungen. Und wenn Leute irgendwelche größeren Sorgen haben, dann gebe ich ihnen Geld, aber ich will nichts damit zu tun haben, nichts davon hören und nichts davon sehen. Ich bin mir sicher, dass die traurigen Sachen auch das Leben kürzer machen.

Und Menschen, die man nicht von ihrem Unglück freikaufen kann? Machen die Sie nicht verrückt?
Also, ich versuche dann keinen Kontakt mehr zu haben. Die kriegen von mir gerne Geld oder Ratschläge, aber ich persönlich will nichts mit solchen Leuten zu tun haben. Weg davon. Dann bleibe ich gesund und fröhlich. Ich bin Egoist. Ich mache nur die Sachen, die gut für mich sind, nicht für andere.

Wenn es der Sinn des Lebens ist, schöne Dinge zu erleben, macht das Leben folgerichtig keinen Sinn mehr, wenn man nicht mehr in der Lage ist, schöne Dinge zu erleben. Was halten Sie denn von der Sterbehilfe, wenn das Leben nur noch Mühsal ist? Oder davon, mühsames Leben von vornherein zu verhindern, wie das bei der so genannten Präimplantationsdiagnostik gemacht werden kann?
Also, wenn man vorher weiß, dass Menschen schon krank auf die Welt kommen, dann sollte man den Leuten doch das Leid ersparen. Und wenn einer sagt, er will nicht mehr leben, dann soll man ihm dabei helfen.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
Nein, da geht nichts weiter. Tot ist tot. Stellen Sie sich mal vor, wie viel Milliarden Menschen im Laufe der Geschichte dann weiterleben würden. Nee, nee, tot, auf Wiedersehen, Ciao, Arrividerci Bambino.

Das Interview führte Constantin Magnis

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Peter Sommerhalder | Fr., 12. August 2022 - 18:56

einfache, ehrliche Antworten... ??

Gabriele Bondzio | Fr., 12. August 2022 - 19:55

ist zwar meine Lebensauffassung.

Aber Rolf Eden (der deutsche Hugh Hefner) hatte die seine und wenn er zufrieden eingeschlafen ist, war seine für ihn ja nicht falsch,

Ciao Rolf Eden!

Jeder kehre vor der eigenen Tür,
und die Welt ist sauber.
J.W. Goethe

Joachim Kopic | Sa., 13. August 2022 - 13:07

Antwort auf von Gabriele Bondzio

nicht sonderlich mag: Der Spruch ist gut!
Muss ich mir merken - bin eh am überlegen, ob ich das ganze Posten nun endgültig an den Nagel hänge - Änderungen betrifft die Jüngeren, zuviele Hobbies und mit 70+ wird die Zeit knapper (...was zu Eden passt - einmal in Berlin ne Bar von ihm besucht - am meisten sind die "Schampus-Preise" in Erinnerung geblieben ;) In diesem Sinne: Bleibt gesund und lass euch nicht ärgern ;)
Mag Rolf in Frieden ruhen!

Der Spruch war nicht auf allgemeine und nützliche Kritik gemünzt.
Sondern eher auf menschliche Schwächen, die der Mensch schon immer hatte.
Selbst ein Goethe...war davon nicht gefreit.

Und mal ehrlich, sehen sie sich auch heute in der Szene der Literatur, Musik und Geld um, sie werden bemerken, dass hier die Erfolgreichen die gleichen Schwächen (Weib, Wein und Gesang) haben.
Weil es ihnen eben extrem leicht gemacht wird. Auf Grund das Geld und Berühmtheit wie ein Aphrodisiakum auf das weibliche (und auch männliche) Geschlecht wirken. Da hat sich nichts geändert.

Damit kann ich ohne weiteres leben.

Joachim Baumeister | Sa., 13. August 2022 - 11:02

Welch eine armselig oberflächliche Kreatur. Nur Geld und Bett und dann tot. Nein Danke.

Stefan Forbrig | Sa., 13. August 2022 - 18:11

Antwort auf von Joachim Baumeister

...ich halte es lieber mit Friedrich dem II. und Adenauer:
"Jeder sollte nach seiner Façon selig werden". Und das war er auch. Für Sie mag das armselig sein, aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Und das ist gut so.