- Schräge Pflaster
Fünf Kulturschaffende aus Südtirol zeigen ihre Geheimtipps in Brixen, Meran, Bruneck und Bozen
Die Kunstwissenschaftlerin Marion Piffer Damiani kennt Brixen aus dem Effeff. 1963 in der Stadt geboren, wohnt die freie Kuratorin, Kunstpublizistin und Präsidentin des Bozner Museions heute nahe dem historisch bedeutenden Kloster Neustift. Für Piffer Damiani zeichnet sich ihre Heimatstadt vor allem durch die lange religiöse Tradition aus, die sich in eine einzigartige Kulturlandschaft eingeschrieben hat.
Orgelwettbewerb
Brixen kann man hören; am lautesten auf den vielen historischen Kirchenorgeln. Egal ob die mehr als 3 000 Pfeifen zählende Hauptorgel des Doms oder die nach dem Orgelbauer Daniel Herz benannte Orgel in der Frauenkirche – überall hinterlässt die Stadt ihren besonderen Sound. International berühmt ist auch der jährlich im September stattfindende Orgelwettbewerb.
danielherz.it
Stadtgalerie Brixen
Zeitgenössische Kunst gibt es in der Stadtgalerie unter den Lauben. Der vom Südtiroler Künstlerbund geleitete kleine Ausstellungsraum hat sich ganz auf die quirlige Szene Norditaliens spezialisiert. Einmal im Jahr wird ein neuer Kurator ernannt, der sich für das kommende Jahresprogramm verantwortlich zeigt.
kuenstlerbund.org
Domkreuzgang
Das Herz der Stadt liegt im alten Dombezirk. Die weit ins Mittelalter zurückreichende religiöse Tradition ist Markenkern von Brixen. Einmalig sind die Fresken aus der Zeit der Gotik, die noch heute den Kreuzgang schmücken. Ein Bildfundus, aus dem selbst noch heutige Künstler Inspirationen ziehen.
Gruppe Dekadenz
Eine stille Oase für Künstler und Bohemiens ist das Stufels-Viertel auf der anderen Seite des Eisacks. Wo vor Jahrtausenden erste menschliche Siedlungen gegründet wurden, befinden sich heute denkmalgeschützte Häuser und kleine Künstlerateliers. Unverwechselbar: der urige Kabarett-Keller der Gruppe Dekadenz.
dekadenz.it
Meran mit Mirjam Hellrigl
Meran vereint das Beste aus zwei Welten: Jugendstil und Zeitgenossenschaft, Urbanität und Natur, k. u. k und Dolce Vita. Genau wie die ambivalente Stadt im Etschtal sind auch die Kleider der Meraner Modedesignerin Mirjam Hellrigl. Mit ihrem Label „Überfliegerin“ hat Hellrigl eine Heimat für die stilvolle Verschmelzung von Klassik und Gegenwart kreiert. Mit zeitlosen Schnitten und nachhaltigen Entwürfen setzt die Jungdesignerin stilvolle Akzente für die schnelllebige Gegenwart.
ueberfliegerin.com
Schloss Trauttmansdorff
Das kleine Schloss mitten im botanischen Garten ist zum Symbol für die historische Kurstadt im Etschtal geworden. Spätestens seitdem die österreichische Kaiserin Sisi hier 1870 ihren Kururlaub verbracht hat, ist Trauttmansdorff mit seinen vielen neugotischen Elementen weit über die Grenzen Südtirols bekannt geworden.
trauttmansdorff.it
Pferderennbahn
Einmal im Jahr, immer am letzten Sonntag im September, putzt sich die Stadt zu einem besonderen Ereignis heraus: dem Großen Preis von Meran. Das international renommierte Hindernisrennen hat die 1935 eröffnete Pferderennbahn auch an anderen Tagen des Jahres zu einem besonderen Ort werden lassen: ein Highlight für Haflinger, Pferdeliebhaber, und gewöhnliche Fußgänger.
ippodromomerano.it
Rössl Bianco
Wer eine schöne Stadt zur Heimat hat, kennt die Highlights nur vom Vorübergehen. Wäre Mirjam Hellrigl Gast in Meran, sie würde im historischen Rössl Bianco residieren. Hinter einer hölzernen Tür in den Meraner Lauben eröffnet sich ein Blick in eine vergangene Epoche. Doch auch wer nur zum Kaffee vorbeikommt, genießt hier ein sinnliches Abenteuer.
roesslbianco.it
Thermen
Als Modemacherin schwört Mirjam Hellrigl auf Nachhaltigkeit. Aber auch privat ist ihr ökologisches Bewusstsein wichtig. Ein Besuch der 2005 eröffneten Thermen gegenüber des alten Kurhauses ist daher immer nur ein besonderes Schmankerl im Jahreszyklus. Wohl dosiert kann man aus der Wohlfühloase Ruhe, Kraft und Gesundheit ziehen.
termemerano.it
Bruneck mit Armin und Alexander Pedevilla
Die Brüder Armin und Alexander Pedevilla haben 2005 ein Architekturbüro gegründet, das zum Aushängeschild für die gelungene Symbiose aus Südtiroler Baukunst und moderner Formensprache werden konnte. Die Bauten, die Pedevilla Architects realisiert, bringen die Dinge zu ihrem Kern. Und so sind auch die Tipps, die die Pedevilla-Brüder für ihre Heimatstadt Bruneck bereithalten: klar, erdig und ohne Schnickschnack.
Bühelwirt
Wer ursprüngliche Natur mit innovativer Architektur verbinden möchte, der sollte das Wanderhotel Bühelwirt in St. Jakob nördlich von Bruneck besuchen. Das von Pedevilla Architects errichtete Erweiterungsgebäude des Hotels reduziert das Leben auf das Wesentliche, und mit dem verzerrten Grundriss wurde Platz für 20 neue Zimmer auf sechs Etagen geschaffen.
buehelwirt.com
Tuchfabrik Moessmer
Als Schnittstelle zwischen Kunst und Mode wird auf dem Firmengelände das Projekt „Artists by Moessmer“ realisiert. Ganzjährig arbeiten hier die Künstlerinnen Julia Bornefeld, Sylvie Riant und Wilma Kammerer in einer eigens bereitgestellten Werkhalle. In einem jährlichen Sommerprojekt wird die Stadt Bruneck dann zur Bühne für international beachtete Performance-Kunst.
moessmer.it
Schuhe Stricker
In dem Geschäft am Brunecker Graben bleibt ein Schuster im besten Sinne bei seinem Leisten. In der Maßschuhwerkstatt von Armin Stricker dreht sich alles um den gehobenen Schuh. In jedem Paar Stricker-Schuhe steckt nicht nur viele Jahre Erfahrung; jedes Modell ist ein kleines Kunstwerk, bei dem die Natürlichkeit des Leders durch alte Gerbungsmethoden bewahrt wird.
arminstricker.com
Stadttheater Bruneck
Dieses Theater ist kein normales Schauspielhaus: Neben den üblichen Theaterproduktionen organisiert die 1994 gegründete kleine deutschsprachige Bühne Gastspiele, Kabarettabende, Konzerte, Lesungen, Kindertheater und Filmvorführungen. Viel Publikum zieht zudem immer wieder die Konzertreihe „Weltklassejazz“ an. Doch Achtung!: Bei den 80 Sitzplätzen sind Karten oft nur schwer zu haben.
stadttheater.eu
Bozen mit Gerti Drassl
Schauspielerin Gerti Drassl wurde 1976 in der Gemeinde Eppan nahe Bozen geboren. Nach der Matura ging sie nach Wien, wo sie am Max-Reinhardt-Seminar eine Ausbildung zur Schauspielerin begann. 2002 wurde Drassl Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt und war seither in zahlreichen Filmen zu sehen – darunter in „Das Tagebuch der Anne Frank“ oder in der Verfilmung des Seethaler-Romans „Der Trafikant“. Trotz der Erfolge auf großer Bühne kehrt die Schauspielerin auch immer wieder gern ins kleine Eppan zurück.
Lichthöfe der Laubengebäude
Lauben gibt es in vielen Städten Südtirols. Die Bozner Lauben aus dem 12. Jahrhundert aber sind nicht nur besonders prächtig, sie verweisen auch auf die lange Handelsgeschichte der Stadt. Selbst die Fugger unterhielten hier einst eigene Kontore. Typisch sind die langen Laubengänge auf der Vorderseite und die Lichthöfe mit ihren alten Fenstern und Stiegen im Inneren.
Fischbänke in der Dr.-Streiter-Gasse
Wo über Jahrhunderte die Bozner Fischer ihre Waren feilboten, sitzt man heute gemütlich in der Sommersonne und genießt an alten Marmortischen Wein und kleine Speisen. Für Gerti Drassl sind die Fischbänke der ideale Ort, um die italienische Lebensart der alten Domstadt aufzusaugen.
Kirche St. Johann im Dorf
In jeder Stadt sucht Gerti Drassl nach Orten des Rückzugs. Angefangen hat das einst in Bozen mit der kleinen Kirche St. Johann im Dorf, die ihr ihre Patin gezeigt hat. Die kleine einschiffige Kirche aus der Zeit der Romanik ist ein Kleinod der Stille. Einzigartig sind die Fresken aus dem 14. Jahrhundert.
Eppan an der Weinstraße
Wer sich von Bozen aus in Richtung Kaltern begibt, der wird in den Hügeln auf die historische Gemeinde Eppan stoßen. Gerti Drassl mag diesen Ort nicht nur, da sie hier 1976 geboren wurde, sie schätzt auch den geschichtsträchtigen Boden: Im Mittelalter kämpften hier die Grafen von Eppan gegen die von Tirol. Die Tiroler gewannen; andernfalls würde Südtirol heute sehr wahrscheinlich Eppan heißen.
eppan.com
Dies ist ein Artikel aus dem Sonderheft „Südtirol“ von Cicero und Monopol.
Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.