- Mein wunderbarer Buchsalon
Leserinnen und Leser schlagen ihre Lieblings-Buchhandlung vor – Buchhändlerinnen und Buchhändler erzählen von ihrem «Wunderbaren Buchsalon». Teil 7 der «Literaturen»-Serie.
Kundin Kerstin Straßburg:
Wie jedes Jahr kurz vor Weihnachten sitze ich bei einer der Buchpräsentationen, die regelmäßig in der Thaer’schen Buchhandlung stattfinden. Das Buchhändler-Ehepaar Elvira und Walter Hanemann entführt die Zuhörer in andere Welten und empfiehlt ihnen ein breites Spektrum an Büchern, die ihnen übers Jahr besonders gefallen haben. Wann sie das alles, was sie ihren Kunden hier so sachkundig ans Herz legen, gelesen haben, bleibt mir ein Rätsel. Die Thaer’sche Buchhandlung ist ein Buchsalon im wahrsten Sinne des Wortes, ein wunderbarer obendrein: ein Ort der Kunst, an dem man sich zusammenfindet, um sich auszutauschen und inspirieren zu lassen – auf menschlich warme und zugleich kompetente Weise.
Auch meine 11- und 13-jährigen Kinder, die sich naturgemäß viel mit elektronischen Medien befassen, gehen aus eigenem Antrieb oft in diesen Buchladen, um sich umzuschauen und anregen zu lassen. Denn für jeden findet sich hier nicht nur das Passende, sondern immer auch ein Ansprechpartner mit Zeit, Zuwendung und Geduld – und nicht zuletzt einer gelebten Begeisterung für Bücher. Für mich gibt es nichts Schöneres im hektischen Alltag als eine solche literarische Oase!
Kerstin Straßburg ist hier treue Kundin – samt ihren Kindern
Buchhändlerin Elvira Hanemann:
Die Buchhandlung Thaer war 1945 die erste Berliner Neugründung einer Buchhandlung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mein Mann und ich haben diesen Buchladen jetzt seit genau sieben Jahren. Mich selbst begleiten Bücher schon seit meiner Kindheit, ein Leben ohne Literatur könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen – ich bin glücklich, dass ich mein Hobby zu meinem Beruf machen konnte. Meine Lese-Interessen gehen querbeet. Am liebsten lese ich zeitgenössische amerikanische Autoren, aber auch neuere deutsche Literatur, daneben türkische, portugiesische und italienische Literatur des 20. Jahrhunderts; Klassiker dürfen es aber auch gern sein. Das Genre Entwicklungsroman liebe ich besonders und lese außerdem gern Biografien oder Kinder- und Jugendromane. Ein Lieblingsbuch habe ich nicht, wohl aber einige Lieblingsschriftsteller: Philip Roth, Imre Kertész, Orhan Pamuk, Emine Özdamar, Ingeborg Bachmann, Lobo Antunes, Kenzaburo Oe.
Was unser Angebot anbelangt, treffen mein Mann und ich eine klare Vorauswahl. Viele potentielle Bestseller (historische Schmöker und banale Liebesgeschichten) lassen wir außen vor; wir konzentrieren uns auf das, was wir selbst mögen oder gern lesen würden. Anspruchsvolle Literatur und gut geschriebene Unterhaltung, Kinderbücher und die Sparte Psychologie sind bei uns besonders gut vertreten, ansonsten gilt: «Weniger ist mehr.» Was unsere Kunden eint, ist die Lust am Stöbern und Schmökern, ebenso aber am Gespräch über Bücher und Autoren. Wer zu uns kommt, möchte sich beraten lassen oder sich austauschen – auch über aktuelle kulturelle oder politische Themen. Aufgrund meiner Erfahrung glaube ich, dass die Lust an Literatur, am Gespräch und an Lesungen mit interessanten Autoren nicht so schnell verschwinden wird: Weder das Internet noch Massenkonsumtempel können diese Bedürfnisse ausreichend befriedigen.
Elvira und Walter Hanemann leiten die Buchhandlung Thaer seit sieben Jahren.
Bundesallee 77, 12161 Berlin, www.thaer.de
Mein wunderbarer Buchsalon - Die «Literaturen»-Serie zur Lieblingsbuchhandlung.
Teil 1: Buchladen Bayerischer Platz, Berlin
Teil 2: andere buchhandlung, Rostock
Teil 3: Buchhandlung Kieser, Schwetzingen
Teil 4: Buchhandlung Napp, Bochum
Teil 5: Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig
Teil 6: Buchhaus Stern-Verlag in Düsseldorf
Nominieren Sie Ihren Lieblingsbuchladen und schicken Sie Ihren Vorschlag an redaktion@literaturen.de
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