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Pazifist, Sinnsucher und Songwriter: John Lennon / dpa

40. Todestag von John Lennon - Der vierte Mann

In den siebziger Jahren verrannte sich John Lennon in abstruse Weltverbesserungsfantasien. Seiner Bedeutung konnte das nichts anhaben. Vor 80 Jahren wurde einer der größten Musiker des 20. Jahrhunderts geboren, heute vor 40 Jahren wurde er ermordet.

Autoreninfo

Viola Schenz ist Journalistin. Zuletzt veröffentlichte sie ein Buch über die Oberammergauer Passionsspiele.

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Das charmanteste Kompliment machte ihm der Direktor der weltbesten Kunstsammlung. „Wäre er ein Gemälde, würde ich ihn ins Metropolitan Museum hängen“, meinte Thomas Hoving 1976. John Lennon ersuchte damals um eine Aufenthaltserlaubnis in den USA, und Hoving zählte zu seinen Fürsprechern bei der Einwanderungsbehörde. Egal ob als Mensch oder als Bild – Lennon ist schwer zu deuten. Im Metropolitan würde man ihn wohl bei den Expressionisten platzieren: Er war emotional, grell, rebellisch, jähzornig, aber auch einfühlsam, witzig, generös. Als Gemälde jedenfalls wäre er eines der größten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts. 

In diesen Wochen jähren sich für Lennon-Fans zwei Ereignisse: Am 9. Oktober wäre er 80 Jahre alt geworden, vor 40 Jahren, am 8. Dezember 1980, wurde er ermordet. Es war ein rastloses Leben, stets war dieser John Winston Lennon auf der Flucht – aus einer chaotischen Kindheit, vor kreischenden Beatle­mania-Horden, vor einer Goldfischglas-Existenz, vor Schaffensdruck und Selbstzweifeln. Als Fluchthelfer dienten ihm: Drogen, Paul McCartney, Alkohol, seine Tante, Meditation, seine Texte, Yoko Ono, Therapien, Affären.

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Joachim Baumeister | Di., 8. Dezember 2020 - 08:17

Einer der größten Musiker des 20. Jahrhunderts. Darf es noch ewtas mehr sein? Im Pop/Rock-Bereich zweifelsohne, aber dann auch eher als Komponist und Texter. Von einem seriösen Magazin, wie den Cicero, das ich als Heft abonniert habe, erwarte keine boulevardeske Schlagzeile, die auch noch unstimmig ist. John Lennon war eine Ikone, die unvergänglich ist, aber ihn als einen der "größten" Musiker des 20. Jahrh. zu bezeichnen, ist fachlich einfach daneben.

John Lennon - wie die Beatles insgesamt - war zweifellos eine bemerkenswerte Figur in der Pop/Rock-Musik des vergangenen Jahrhunderts. Wie jemand auf die Idee kommen kann, Lennon sei einer der größten Musiker des 20. Jahrhunderts gewesen, ist mir aber ein Rätsel. Die einzige Lösung, die mir dazu einfällt, ist, dass so ein Urteil nur von jemand kommen kann, der oder die von der Geschichte der Musik so gut wie keine Ahnung hat. Sind wir mit dem Postmodernen Relativismus jetzt schon so weit, dass Qualitätsurteile in der Kunst völlig beliebig geworden sind?

Heavy Horses ... Jethro Tull!
Ist ne Weile her.

Natürlich folgte ich Ihrem Link, ich erinnere mich sehr gut an den Artikel von Alexander Grau. Ich hatte auch meinen unmaßgeblichen Senf dazu gegeben und Ihre Replik bis heute nicht wirklich verstanden, sorry.

Könnte ich auf Wolke 7 John Lennon oder Gabi Delgado-Lopez besuchen, würde ich mich eindeutig für letzteren entscheiden.
Mit den Beatles hatte ich nichts am Hut - außer "Let it be"; dass hat jedoch private Gründe.

Hatte Cicero sich eigentlich auch zum Tod von David Bowie geäußert, in 2016?
Ich mache mich einmal kundig.

Alles Gute!

Wozu solch Dünkel? Auch Händel hat sich garstigen Feudalherren angedient, Mozart geniale Unterhaltungsmusik geliefert, Wagner antisemitischen Kitsch produziert und über Liszt gesagt, mit List treibe man Leute aus dem Haus. Ist Stockhausen größer, Gershwin, Hindemith? Vielleicht Arnold Schönberg? Oder ist es der kulturelle Einfluss, den jemand ausübt, seine Experimentierwut und Vielseitigkeit? Seit wann ist Pop-Kultur unwesentlich? Auf die Frage, nennen Sie zehn der wichtigsten Musiker der letzten 100 Jahre, kann man schon über die Beatles und John Lennon stolpern.

Den Vorwurf der Dünkelhaftigkeit weise ich zurück.

Die Feststellung, dass es in der Entwicklung der Künste - und auch der Entwicklung der Popmusik - Qualitätsunterschiede gibt, hat nichts mit Dünkel zu tun, sondern mit einem Urteilsvermögen, das man allerdings nur erwirbt, wenn man über gute Kenntnisse der Geschichte der jeweiligen Kunstrichtung verfügt.

Wenn Sie sich zu den Charaktereigenschaften von Komponisten wie Händel und Wagner äußern, kann ich nicht sehen, was das mit der musikalischen Qualität ihrer Werke zu tun hat. Auch Heidegger, wenn ich mal von Philosophen sprechen darf, war charakterlich mehr als zweifelhaft. Trotzdem gilt er zu Recht als einer der größten Denker des letzten Jahrhunderts.

Dass Popmusik unwesentlich sei, habe ich nirgends behauptet.

Zu Ihrem letzten Satz: John Lennon wurde als einer der 'größten' Musiker der letzten 100 Jahre bezeichnet. Ob er als einer unter den ersten 10 in der Popmusik anzusehen ist, würde ich mit mir reden lassen.

gabriele bondzio | Di., 8. Dezember 2020 - 09:34

"Zwischen dem Genie und dem Wahnsinnigen ist die Ähnlichkeit, daß sie in einer andern Welt leben als der für alle vorhandenen."(Schopenhauer)
Ein sehr interessant geschriebener Artikel, Frau Schenz. Mit der einen oder anderen Sicht auf Lennon, die ich noch nicht kannte.
Es ist immer wider zu beobachten, das Musikgenie`s einen, für Normalverbraucher gesehen, obskuren Weg einschlagen.
Aber als Musiklegende erlangt man damit auch Unsterblichkeit. Er war ein Bauchmensch und als Musiker großartig.

Helmut Bachmann | Di., 8. Dezember 2020 - 14:01

Er war wohl ein schräger, manchmal kreativer Kopf. Mit McCartney hat er fantastische Songs geschrieben, danach noch ein paar nette Schnulzen. Dann wurde er zum Archetypen des selbstverliebten Weltverbesserers, der voller Wut die Liebe predigt, die er zeitlebens suchte und selber wohl selten geben konnte. Tragisch. Trotzdem, auch mir wird er etwas zu hoch gehängt in diesem Artikel.