- Grau ist auch nur eine Farbe
Berühmt wurde Manaf Halbouni als „der Typ mit den Bussen vor der Frauenkirche“, jetzt hat der Installationskünstler seine erste Einzelausstellung im Lübecker Museum St. Annen. Das musste wegen einer Bombendrohung geräumt werden. Halbounis Kunst wird kontrovers diskutiert. Porträt eines unbequemen Kreativen.
Ein spätsommerlicher Montagvormittag, das Septemberlicht fällt warm zwischen die Betonbauten, sogar das Berliner Grau wirkt heute unerwartet ansehnlich. Manaf Halbouni ist erst frisch von Dresden in die Hauptstadt gezogen. Sein Atelier hat der viel beschäftigte und selbst ernannte Kunstnomade noch nicht eingerichtet. Und doch ist er jeden Tag acht Stunden dort, „eleven to seven“ statt „nine to five“. Hier ein Kaffee, da ein Blick in sein Little Black Book, in dem er seine Ideen bündelt. Was bisweilen wie diszipliniertes Nichtstun aussieht, ist für den Künstler der Schlüssel zur Kreativität: Die besten Ideen kommen ihm beim Meditieren.
Heute aber sind wir mit ihm in seiner neuen Wohnung verabredet, von der er nicht möchte, dass wir sie näher verorten. Zu viele Hassmails hat er in den vergangenen Jahren erhalten, darunter auch Morddrohungen. „Wer meinen Namen googelte, bekam als erstes Schlagwort ‚Islamist‘“, erinnert sich der 36-Jährige ins Jahr 2017 zurück, als sein symbolträchtiges Kunstwerk neben der Dresdner Frauenkirche aufgerichtet war: drei auf der Schnauze stehende Busse, rund um die Uhr beschützt. Ein Werk der Kontextualisierung, verweist es doch auf die einstige Busbarrikade im syrischen Bürgerkrieg zum Schutz gegen scharfe Geschosse. Was von Halbouni als Friedensmahnmal installiert worden war, wurde von Pegida-Demonstranten als volksverräterischer Angriff gelesen.
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Eigentlich sollte Kunst unantastbar sein - wenn´s denn Kunst ist, und wenn´s der Zeitgeist goutiert, ist Misstrauen angebracht. -
Nach meinem Empfinden sollte sich Kunst aus der Politik heraushalten, denn Kunst steht über dem Kleingeistigen, dem Zeitgeistigen und dem Plakativen.
"floh er vor dem Militärdienst nach Dresden," (2008) schreibt die Autorin. Er hat sich also dem Wehrdienst seines Landes entzogen. Wurde er dadurch zu einem Flüchtling gemäß Genfer Flüchtlingskonvention? Warum ist er nach Deutschland geflüchtet? Warum nicht nach Griechenland, Italien, oder einen näherliegenden nordafrikanischen Land? Aus dem fernen sicheren Deutschland dann mit aufgestellten Bussen gegen den Krieg in seinem Heimatland protestieren, das finde ich doch etwas fragwürdig, ja feig. Wenn das alle Syrier machen, dann erlischt der Krieg mangels Soldaten; vom Ergebnis her zwar gut, aber was machen wir dann mit so vielen auf dem Fahrerhaus stehenden Bussen?