Ilse Ritter: Erlebte Thomas Bernhard nicht als Skandalmenschen, sondern eher als einsam / Julian Roeder

Ilse Ritter über Thomas Bernhard - „ Oh, mein Autor! “

Heute vor 90 Jahren wurde Thomas Bernhard geboren. Schon zu Lebzeiten gehörte der Österreicher zu den meistgespielten Autoren auf deutschen Theaterbühnen. Die Schauspielerin Ilse Ritter erinnert sich an den Mann, der sie unsterblich gemacht hat.

Autoreninfo

Irene Bazinger ist Theaterjournalistin und lebt in Berlin. Zuletzt gab sie das Buch „Regie: Ruth Berghaus“ heraus (Rotbuch-Verlag)

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Ilse Ritter wurde 1944 in Rinteln geboren, absolvierte ihre Ausbildung in Hannover und spielte u. a. unter Peter Zadek, Claus Peymann, Luc Bondy und Christoph Marthaler. Das Stück „Ritter, Dene, Voss“ hat Bernhard ihr auf den Leib geschrieben.

Frau Ritter, mit dem Stück „Ritter, Dene, Voss“ sind Sie seit 1986 eine Figur der Literatur- und der Theatergeschichte. Wie lebt man damit? 
Ilse Ritter: Ich denke nicht jeden Tag daran, aber ich freue mich immer noch darüber! Kirsten Dene, Gert Voss und ich wussten ja nichts davon, dass Thomas Bernhard dieses Stück explizit für uns schreiben würde. Er wollte mit dem Titel erreichen, dass genau wir es spielen und dass er die Besetzung bekäme, die er sich erträumt hatte.

Wie eng war Ihr Kontakt damals zu ihm?
Sie werden es nicht glauben, aber wir hatten überhaupt keinen direkten Kontakt zu ihm, kannten ihn nur über seine Texte. Ich hatte zur Inspiration viel von ihm gelesen, denn ich spielte seit 1982 am Schauspiel Köln in der Regie von Luc Bondy in Bernhards Stück „Am Ziel“. Darin war ich eine furchtbar unterdrückte junge Frau, die unter der Knute ihrer Mutter steht, welche von Christa Berndl gespielt wurde. Sie planen eine Reise ins Ferienhaus an der See. Dauernd muss die Tochter für die Mutter etwas umräumen und einräumen, Tee kochen, Cognac holen. Irgendwann bricht die arme Tochter schluchzend zusammen und fängt zu sprechen an: „Am Meer ist es auch feucht“, so ein typischer Bernhard-Satz eben. Für diesen großen Moment hatte ich mir ausgedacht, dass sie dann stottert, weil sie so fertig und so außer sich ist. 

Das hatte sich bis zu Thomas Bernhard auf seinem Bauernhof im oberösterreichischen Ohlsdorf herumgesprochen?
Thomas Bernhard war ja viel auf Reisen und kam natürlich auch oft nach Bochum, wo Claus Peymann von 1979 bis 1986 Intendant des Schauspielhauses war. Er hatte Bernhard quasi als Theaterautor durchgesetzt und etliche seiner Stücke uraufgeführt. Bernhard sah sich bei einem dieser Aufenthalte Peymanns berühmte Inszenierung von Kleists „Die Hermannsschlacht“ an, mit Kirsten Dene und Gert Voss, und dann fuhr er noch nach Köln, weil er gehört hatte, dass da „Am Ziel“ lief. Und da entdeckte er mich. Mein Stottern in der Not der gequälten Tochter, ihr Dampfablassen in der angespannten Situation hatte ihn fasziniert. Daran hatte er beim Schreiben bestimmt nicht gedacht, das war nur auf der Bühne möglich.

Und diese szenische Ergänzung der Figur hat ihn so beeindruckt, dass er Ihnen ein eigenes Stück widmen wollte, um Ihr Potenzial weiter zu nutzen?
Er war von uns dreien offenbar wirklich überaus angetan. Peymann kam eines Tages aufgeregt vorbei und rief: „In der Küche von Thomas Bernhard hängt ein Zettel mit den Namen Ritter, Dene, Voss. Er hat mir nichts verraten, aber ich bin sicher, der macht etwas für euch.“ Und so geschah’s dann auch. Aber gefragt hat er vorher nicht.
 

In „Ritter, Dene, Voss“ geht es um drei Geschwister in einer „Herrschaftsvilla“ im Wiener Nobelvorort Döbling. Die Schwestern Ritter und Dene sind wenig erfolgreiche Schauspielerinnen, der Bruder Ludwig ist ein psychisch kranker Philosoph und oft in stationärer Behandlung. 
Die Frauenfiguren waren dabei sehr typisiert. Dene, die ältere, ist außerordentlich fürsorglich und opfert sich für den Bruder geradezu auf. Das ist ihr Lebensinhalt. Die jüngere Schwester, Ritter, rebelliert, sie will aus dieser engen Welt hinaus. Sie raucht, trinkt gern Wein, schimpft herum, wehrt sich gegen die Verhaltensmuster, in die sie im Familienzusammenhang gedrängt wird. Ich habe sie als ziemlich aggressiv empfunden. 

Das ist eigentlich eine völlig andere Rolle als die der unterdrückten Tochter in „Am Ziel“.
Bernhard war ja ein kluger Mann und hat etwas vom Theater verstanden. Er hat gleich bemerkt, dass ich auch das Gegenteil von dem spielen konnte, was er in Köln gesehen hatte.

Hätte es den Theaterautor Thomas Bernhard auch ohne Claus Peymann gegeben? Oder hat der ihn zu seinen Stücken bewogen und ihm als Regisseur respektive als Intendant den Weg geebnet? 
Das war natürlich eine besonders glückliche „Ehe“, die beiden haben einander in hohem Maße inspiriert. Aber wäre Peymann nicht in Bernhards Leben aufgetaucht, hätte der sich ganz bestimmt jemand anderen gesucht. Er wollte seine Stücke schreiben, das musste aus ihm raus! Peymann hat ihn nicht manipuliert oder reguliert, im Gegenteil, er ließ alles sorgsam vom Blatt spielen. Wenn in Bernhards Regieanweisungen zum Beispiel stand: „Geht auf ihren Platz zurück und setzt sich und zündet sich eine Zigarette an“, rief Peymann zu mir auf die Bühne hoch: „Mach das mal!“ Dabei blieb es dann meistens. Denn wenn man Bernhards Anweisungen verändert, kommt man schnell in Teufels Küche. 

War diese Art der werkgetreuen Inszenierung für Ihre Fantasie als Schauspielerin einengend? Hatten Sie das Gefühl, zu wenig selbst gestalten zu können?
Überhaupt nicht, ich fand es großartig, dass die Dinge so dicht und komplex zusammengefügt waren. Wenn man den Stücktext beherrscht, ist er ein Gerüst, auf dem man klettern kann.

Heute hat man in vielen Inszenierungen durch eingeschobene Fremdtexte, Überschreibungen,
Änderungen eher den Eindruck, dass die Regisseure möglichst wenig mit dem Originaltext zu tun haben wollen, oder?

Bei guten Autoren finde ich ein solches Vorgehen anmaßend. Deren Texte kann man sich als ein elementar aufgebautes Gedanken- und Gefühlsgebäude vorstellen. Das darf man nicht verändern und einfach ein paar Steine oder Wände herausreißen. Man kann auch nicht in eine Partitur, sei sie von Mozart oder Bartók, eingreifen. Das muss scheitern. Das Original ist in jedem Fall besser.

Die Uraufführung von „Ritter, Dene, Voss“ bei den Salzburger Festspielen 1986 war ein großer Erfolg, Bernhard wurde gefeiert. Haben Sie ihn damals persönlich kennengelernt?
Bernhard war zwar oft bei den Proben, saß hinten im Saal und hörte aufmerksam zu. Aber danach hat ihn Peymann immer gleich am Arm genommen und ist mit ihm essen gegangen. Wir Schauspieler bekamen ihn nie zu sprechen. Vielleicht wollte ihn Peymann vor uns und unseren Fragen schützen, vielleicht wollte er auch nicht, dass der Autor dem Regisseur ins Handwerk pfuscht, ich weiß es nicht … Beim Schlussapplaus stand Bernhard weit weg von mir, er wirkte immer sehr scheu, ich habe es nicht gewagt, ihn anzusprechen. Erst als wir die Produktion wenig später am Wiener Burgtheater spielten, wo Peymann Intendant geworden war, fanden wir zueinander. Da hatte das begeisterte Publikum Bernhard mehr oder weniger aus dem Saal auf die Bühne geklatscht und er stand plötzlich neben mir. Er beugte sich zu meinem Ohr und flüsterte: „Weißt du was? Das ist jetzt unsere Premiere!“ Ich war so glücklich und er war es auch.

Kam es denn noch zu weiteren Begegnungen? Man denkt ja immer, Bernhard, Peymann und das Ensemble hätten stundenlang zusammen in der Kantine gesessen und diskutiert.
Das kann ich nicht bestätigen. Ich jedoch wurde einmal von Peymanns Sekretärin aus dem Burgtheater angerufen. Sie sagte, Bernhard wäre da und wolle mich gern sehen. Ich rannte gleich los, ich wohnte in der Nähe. Unser Treffen war ganz bezaubernd. Er saß im Intendanzbüro mit Claus Peymann, war völlig entspannt, humorvoll, glücklich und kein bisschen scheu. Wir haben uns spontan richtig fest in die Arme geschlossen. Er rief: „Ah, meine Schauspielerin!“ Und ich antwortete: „Oh, mein Autor!“ Ich hatte ihm kurz zuvor einen Brief geschrieben und mich tief bedankt für die Rollen, die er uns geschenkt hatte. Und ich hatte ein frühes Gedicht von mir dazugelegt, das hat ihn wohl interessiert. Er hat ja selbst als Lyriker angefangen.

Sie bringen im April ein Buch heraus, in dem Sie Götterlieder der isländischen Edda übersetzt haben, aber dass Sie auch Gedichte geschrieben haben, ist noch nicht bekannt geworden, oder?
Lyrik ist immer auch eine Liebeserklärung an die Sprache. Ich habe mit 20 Jahren damit angefangen, als ich mich unglücklich in meinen ersten Regisseur verliebt hatte. Das Gedicht, das ich Bernhard schickte, ging so: „Ich bemale die Nächte mit kleinen Sonnen / Immer öffnen sich viele Arme / Sie legen sich müde zu dir / Du bist ein Geheimnis / Trag es durch die Nacht / Meine Schwestern bauen ein Schloss aus Seide / Das zittert leise im Wind / Doch mein Kopf trägt zwei Blüten / Sprechen dunkelrot nach was du sagst / Legen sich langsam zu dir / Du bist da, wo die Nacht neben sich tritt.“
Sie haben sich immer auf die Sprache bezogen und betont, dass Sie daraus Ihre Figuren entwickeln.

In den Stücken von Thomas Bernhard haben die Mitwirkenden oft seitenlange Tiraden vorzutragen, in denen sich noch dazu Passagen mit kleinen Variationen wiederholen. Wie lernen sich solche Textmengen?
Es hat unglaublichen Spaß gemacht, diese Wortkaskaden zu bewältigen. Ich habe neulich meinen Kollegen Edgar Selge gefragt, wie er seinen fast dreistündigen Monolog von Houellebecqs „Unterwerfung“ gelernt hat. „Steine klopfen!“, hat er geantwortet. So ging es uns auch. Ich lerne akustisch und habe mir meinen Text unendlich viele Male vorgesprochen. Die Dienste der Souffleuse musste ich danach kaum nutzen. Wir Schauspieler haben uns vor der Vorstellung oft angesehen und angefeuert: „Los jetzt! Wir müssen aufs Seil!“ Ja, diese Stücke waren wirkliche Drahtseilakte, ganz toll!

Peymanns Inszenierung von „Ritter, Dene, Voss“ lief ab 1986 zehn Jahre lang am Burgtheater, es gab mehr als 100 Vorstellungen. Dann nahm er sie 2004 mit ans Berliner Ensemble. Über 18 Jahre dieselbe Rolle – wie kamen Sie damit klar?
Es war immer noch aufregend, von Routine keine Spur! Wir waren inzwischen ja auch andere Menschen geworden. Meine Eltern waren gestorben, und wenn ich die Familienporträts im Bühnenbild von Karl-Ernst Herrmann anschaute, tat ich das nun auf eine ganz andere Weise. Gert Voss war schon schwer krank, er wusste, wovon er sprach, wenn es um Erschöpfung, Sterben, Klinik ging. Doch wir versuchten wieder mit größter Hingabe, diese Inszenierung auf die Beine zu stellen. Ivan Nagel, der Publizist und frühere Theaterintendant, fand die Berliner Aufführung sogar noch authentischer und anrührender als die in Wien. Und für uns auf der Bühne war es sowieso ein besonderes Ereignis, denn nach fast 20 Jahren mit demselben Text in denselben Kostümen erneut aufzutreten, das war keinem von uns je passiert – und wird auch nie mehr vorkommen.

Ist Thomas Bernhard ein Klassiker?
Wenn man darunter einen Autor versteht, dessen Texte mit einem mitwachsen können, ist er auf jeden Fall ein Klassiker. Ritter, Dene, Voss könnten noch immer in der Villa in Döbling sitzen, Melone und Brandteigkrapfen essen wie eh und je – und wären weiterhin ineinander verstrickt und würden nicht voneinander lassen: „Geschwisterliebe / zu dritt“, wie es in meinem Text heißt.

War Bernhard wirklich so ein Menschenfeind wie die meisten Figuren in seinen Romanen und Stücken?
Ich glaube es nicht, ich habe ihn so auch nicht erlebt. Er wirkte eher einsam. Seine Lungenkrankheit, die er schon als Kind hatte, hat sein Verhältnis zu den Menschen und zur Welt bestimmt. Er musste sich schonen und wegen seiner Immunschwäche von anderen isolieren. Das muss für ihn als junger Mann enorm hart gewesen sein. In seinem autobiografischen Bericht „Der Atem“ beschreibt er, wie er, knapp 20 Jahre alt, als hoffnungsloser Fall nach einer Rippenfell­entzündung schon ins Sterbezimmer im Salzburger Landeskrankenhaus geschoben wurde. Aber er hat sich zurückgekämpft und weitergelebt. Nach seinem Tod trug ich einmal bei einer Lesung ein Gedicht von ihm vor, das konnte ich kaum zu Ende bringen, weil es so traurig war und von solch großer Einsamkeit erzählte. Es ist wie ein Gebet an seinen Gott: „wenn der Winter kommt / o Herr / schick’ einen Tod mir / dass mich friert / und mir die Sprache kommt im Meer / und nah dem Feuer / Herr“. 

Thomas Bernhard hat mit seinen autobiografischen Schriften, aber auch mit seinen Stücken immer wieder für Skandale gesorgt. 
Ich glaube nicht, dass er das beabsichtigt hatte, das war nicht seine Art. Er hat lediglich gesagt, was er dachte. Mit der Wahrheit hat er meistens die Skandale ausgelöst. Auch ein Stück wie „Heldenplatz“ ist großartig, aber nicht skandalös, das waren nur die Reaktionen 1988 in Österreich, wo man nicht wahrhaben wollte, dass die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und ihrer Folgen gehörig im Argen lag. Einerseits hat er dieses Aufsehen genossen, andererseits haben ihn die bösen Reaktionen zutiefst verletzt. In seinem Buch „Meine Preise“ kann man etwa nachlesen, wie er den Grillparzer-Preis der Wiener Akademie der Wissenschaften entgegennehmen sollte – und sich beim Einlass niemand um ihn kümmerte. Alle möglichen Ehrengäste wurden vom Veranstalter empfangen und zu ihren Plätzen geleitet, nur ihn schien keiner zu erkennen. Also setzte er sich einfach mitten ins Publikum und wartete ab, bis man ihn entdeckte. Dann saß er vorne neben der Wissenschaftsministerin, die bald, leise schnarchend, einschlief. Am Ende der Zeremonie versammelten sich alle auf dem Podium, und die Ministerin, neben der er stand, rief: „Ja, wo ist denn der Dichterling?“ Vor dieser Arroganz und Dummheit ergriff er die Flucht und verließ schleunigst den Saal. Wer sorgte da für einen Skandal, frage ich, er oder nicht doch die anderen?

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Christa Wallau | Di., 9. Februar 2021 - 18:39

Frau Ritter hat mit ihrer Empfindsamkeit als Frau und Schauspielerin den spröden und äußerst verletzlichen Thomas Bernhard offensichtlich gut verstehen können.
Und er fühlte sich von ihr verstanden.
Mir war die Aufführungsgeschiche von "Ritter, Dene, Voss" nicht bekannt.
Sehr interessant!
Vor Jahren habe ich einmal der Vorlesung (in Fortsetzungen) von Thomas Bernhards Roman
"Alte Meister" gelauscht.
Sein eigenwilliger, kreisender Erzählstil hat mich beeindruckt.

Klaus Funke | Mi., 10. Februar 2021 - 10:04

gehört zu meinen Lieblingsautoren, er ist mein ungekrönter König des monologisierenden Erzählens. Seine Sprache ist einfach, aber unheimlich vereinnahmend und Rausch erzeugend. Unnachahmlich und immer noch zutreffend seine beißende Kritik der österreichischen Zustände. Bis heute grollen ihm viele Österreicher aber auch Deutsche. Ich habe das am eigenen Leibe erlebt, als ich es wagte ihn in einem meiner ersten Bücher zu zitieren und ein wenig nachzuahmen. Aber ich konnte nicht anders, ich war so verzückt. Für mich haben seine Texte Suchtpotenzial. Erstaunlich aber ist, noch heute wird Bernhard offenbar gefürchtet und gehasst. Das österreichische (Staats)Fernsehen z.B. hat das Bernhard-Jubileum in seinen Frühstücksnachrichten gestern nicht einmal erwähnt. Da werde ich wohl gleich nochmal "Holzfällen" lesen müssen. Schade, dass er nur 58 Jahre alt geworden ist. Wie würde er sich erregen, wenn er von den derzeitigen Zuständen in Ö. und D. wüsste. Das wäre für ihn Stoff für viele Bücher.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 10. Februar 2021 - 11:30

Antwort auf von Klaus Funke

dass ich mich nicht auskenne mit dem Thema.
Dafür scheints Sie um so mehr, Herr Funke.
Ich ordne Sie jetzt, entsprechend einer Ihrer Aussagen, einfach mal zu und hoffe, dass wir Zeiten entgegengehen, in denen Sie die ganze Bandbreite Ihrer Fähigkeiten, hier beim Cicero, zumindest im Kommentarbereich, zur Geltung bringen können.
So werte ich auch dieses ausführliche Interwiev.
Von standard-online her ist mir mittlerweile der österreichische Stil ein bisschen geläufiger.
Vielleicht geht der in Richtung erratisch, nicht aber verirrt?
Mozart scheint mir da eher eine gesellige Ausnahme, was auch am Librettisten Da Ponte liegen kann.
Tut mir leid, sagen zu müssen, dass ich nicht eine Zeile von Thomas Bernhard gelesen habe.
Einer meiner Missstände, dem aber der Cicero abhilft:)
Wie aber, Herr Funke, würde Thomas Bernhard sich heute äußern, wie ein Botho Strauss, der doch an dem Film "Sommergäste" mitwirkte, also doch auch "ganz andere Zeiten" kannte?

Nicht, dass Sie denken, ich wollte prahlen, liebe Frau Sehrt-Irrek, hab ich wirklich nicht nötig. Aber wenn man glaubt, ein Thema gut bedienen zu können, warum soll man das nicht tun. Texte von Bernhard sind im Literarischen meine Initialzündung gewesen. Sie haben mich über die Beschäftigung mit Literatur zur aktiven Arbeit geführt. Es ist doch so, dass man etwas liest und dann sagt, dieser Autor hat mein Innerstes zutiefst berührt und getroffen. So erging es mir mit Tomas Bernhard. Doch wie überall, gibt es Leute, die sagen, nee, der ist nicht mein Typ. Kunst (und Literatur) ist nun mal Geschmackssache. Also lesen Sie erstmal was von dem umstrittenen Österreicher (man muss auch von den Ursachen seiner Verbitterung wissen. Er war sehr krank, hat auch darüber Selbstzeugnisse verfasst). Vielleicht knallen Sie das Buch nach ein paar Seiten in die Ecke. Wer weiß? Bernhard spaltet, das ist klar. Aber er gehört unbedingt in die Literatur unserer Zeit. Ohne ihn, wäre die Welt langweiliger.