Kurz und bündig - Helga Kurzchalia: Im Halbschlaf

Eine lähmende Müdigkeit lastet auf diesem Debüt. Der Roman der 1948 geborenen Helga Kurzchalia wirkt bereits bei Erscheinen veraltet. Man fragt sich, ob das Manuskript zu lange in der Schublade gelegen hat oder ob die in der DDR aufgewachsene Autorin die Wahrnehmung der Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach eingestellt hat. «Im Halbschlaf» versetzt uns zurück ans Ende der siebziger Jahre. Es herrscht die resignative Stimmung des nachutopistischen Zeitalters.

Eine lähmende Müdigkeit lastet auf diesem Debüt. Der Roman der 1948 geborenen Helga Kurzchalia wirkt bereits bei Erscheinen veraltet. Man fragt sich, ob das Manuskript zu lange in der Schublade gelegen hat oder ob die in der DDR aufgewachsene Autorin die Wahrnehmung der Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach eingestellt hat. «Im Halbschlaf» versetzt uns zurück ans Ende der siebziger Jahre. Es herrscht die resignative Stimmung des nachutopistischen Zeitalters. Verblüffend, wie sich Osten und Westen in ihrem Lebensgefühl ähnelten. Und auch wieder nicht: Denn auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs reaktivierte man dieselben romantischen Topoi, um seinen Weltschmerz auszudrücken. Das berühmte Hölderlin-Wort von der «bleiernen Zeit» durchzieht dieses Buch wie ein roter Faden. Die Handlung, durchsetzt mit Rückblicken in die Kindheit, spielt im Jahr 1976. Der Erzählerin stößt ein merkwürdiges Unglück zu. Nachdem sie ihr Leben im Wartezustand verbracht hat, ist sie nun ausgerechnet dann im Ausland (in der Sowjetunion), als in der DDR endlich einmal etwas geschieht: die Ausbürgerung Wolf Biermanns und der sich anschließende Protest. Doch kein Aufbäumen, keine Empörung. Nur der Entschluss, die bisherige Arbeit in der Bauakademie an den Nagel zu hängen und in die Kinderpsychiatrie zu wechseln. Weder Sprache noch Form sind dazu angetan, dieses befremdliche Déjà-vu interessant zu machen.    

   Meike Fessman

 

Helga Kurzchalia
Im Halbschlaf
Rotbuch, Hamburg 2000. 174 S., 32 DM

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