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picture alliance, Collage Cicero Online

„Breaking Bad“ - Serie macht Crystal Meth zum Lustobjekt

Die Geschichte des krebskranken Chemie-Lehrers Walter White, der Drogen-Kocher wird, hat Maßstäbe in der Serienfilmkunst gesetzt. Doch gerade weil „Breaking Bad“ so großartig ist, ist die Serie gefährlich. Denn sie verharmlost die Modedroge Crystal Meth

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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Das zuerst: „Breaking Bad“ hat Maßstäbe der Serienfilmkunst gesetzt. Die Dialoge, die Szenen, der Aufbau des Plots – die Geschichte um den Weg des krebskranken und insolventen Chemielehrers Walter White zum Crystal-Meth-Kocher und Drogenpaten Heisenberg ist ein Meisterwerk, weit mehr als nur unterhaltende Action, sondern gleichzeitig ein pathologisierendes Psychogramm der USA, ihrer Sozialsysteme, ein Vexierspiel von Gut und Böse, ein Lehrstück menschlicher Abgründe hinter den biederen Fassaden des amerikanischen Spießbürgertums. Allein die Szene, in der Walter White als Gelegenheitsjobber einem schnöseligen Schüler an der Tankstelle die Glitzerfelgen putzen muss, verdient einen Filmpreis. Die Serie ist voller solcher Szenen.

„Breaking Bad“ ist weit von einem Drogen-Aufklärungsfilm entfernt


Aber gerade weil „Breaking Bad“ so großartig ist, ist es so gefährlich. Denn die Serie verherrlicht und verharmlost durch ihre Brillanz die Modedroge Crystal Meth, die in Europa auf dem Vormarsch ist und die jetzt über den Fall des SPD-Politikers Michael Hartmann auch den Bundestag erreicht hat.

Der kristalline Stoff, den der Perfektionist White wie kein zweiter Drogenkocher herzustellen imstande ist, wird zum Lustobjekt. Die Ästhetisierung von Whites Kochkunst, die Hochachtung, ja die Ehrfurcht, die die Zwischenhändler diesen konkurrenzlos großen, glasscherbengleichen Kristallen entgegenbringen, die Coolness von Whites Kompagnon und einstigem Hängerschüler weckt die Lust, das Methamphetamin einmal auszuprobieren.

„Breaking Bad“ ist weit davon entfernt, ein Aufklärungsfilm über die physisch und psychisch zerstörerische Wirkung dieser synthetischen Droge zu sein. „Breaking Bad“ ästhetisiert dieses Nervengift. Wer die Serie je mit Teenagern angeschaut hat, die gerade eine Lebensphase durchlaufen, in der sie Drogen ausprobieren wollen, kann zu keinem anderen Ergebnis kommen. Fasziniert-interessierte Fragen sind die unmittelbare Folge. Mindestens.

Serienmacher in der Verantwortung


Deshalb ist es nicht weit hergeholt zu sagen: „Breaking Bad“ hat den Siegeszug von Crsytal Meth vielleicht nicht begründet, ist nicht schuld daran. Aber die Serie hat dazu maßgeblich beigetragen, das Faszinosum einer Drogenwelt rund um Crystal Meth zu begründen. Die Gefahr besteht bei dem Sujet immer. Selbst bei einem Film wie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ war das so. Er war als Aufklärungs- und Abschreckungsfilm gedacht und hat dennoch teilweise das Gegenteil bewirkt.

Kunst, auch Filmkunst, hat keine zwingend pädagogische Aufgabe. Sie ist keine moralische Anstalt, wie es das Theater des Gotthold Ephraim Lessing einmal sein wollte. Aber sie muss sich die Folgen ihres Tuns schon vorhalten lassen. Wenn sich Jugendliche aufgrund von Liedtexten okkulter Heavy-Metal-Bands umbringen, müssen sich die Musiker dieser Verantwortung stellen. Die Macher von „Breaking Bad“ müssen das auch.

Von dem Vorwurf der Verherrlichung einer Modedroge kann man sie nicht freisprechen. So grandios das Ergebnis ihrer Arbeit auch sein mag.

Lesen Sie hier die Gegenrede: Die Serie glorifiziert die Droge nicht

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