Armin Nassehi und Imad Karim im Gespräch
Armin Nassehi (links) und Imad Karim im Gespräch / Foto: Antje Berghäuser

Integration - „Sie fangen ja gleich mit den ganz großen Sätzen an“

Das vom Cicero moderierte Streitgespräch zwischen dem Soziologen Armin Nassehi und dem Filmemacher Imad Karim ist für den Deutschen Reporterpreis 2017 in der Kategorie Interview nominiert. Flüchtlinge, Integration, Deutschland und der Islam – es ging um die großen Themen unserer Zeit

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Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Christoph Seils war Ressortleiter der „Berliner Republik“ bei Cicero bis Juni 2019. Im Januar 2011 ist im wjs-Verlag sein Buch Parteiendämmerung oder was kommt nach den Volksparteien erschienen.

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Ein Gipfeltreffen zweier Temperamente: Wiederholt hatte der Dokumentarfilmer Imad Karim bei Cicero Online leidenschaftliche Texte gegen die deutsche Flüchtlingspolitik und zum Islam publiziert, die außerordentlich viel Resonanz fanden. Der Herausgeber des renommierten „Kursbuchs“, Armin Nassehi, plädiert bei diesem großen Thema unserer Tage dagegen für Besonnenheit und Optimismus ohne Schönrednerei. Im Konferenzraum unserer Redaktion trafen sie und ihre Argumente aufeinander.

Herr Nassehi, Herr Karim, Sie sind beide Deutsche mit Migrationshintergrund und beide beruflich erfolgreich. Können Sie uns die Frage beantworten, wie Integration gelingt?

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Christa Wallau | Mo., 13. November 2017 - 18:01

Eine alte, erfahrene Ärztin der Psychiatrie hat mir für eine wesentliche Wahrheit die Augen geöffnet. Sie sagte:
Die Depressiven, mit denen ich es zu tun habe, sind durchweg Personen mit überdurchschnittlicher Intelligenz, bei denen die im menschlichen Nervensystem im Rahmen der Evolution entwickelte rosarote Brille fehlt bzw. defekt ist, weshalb sie die Welt so wahrnehmen, wie sie i s t und nicht so hübsch positiv, wie sie die meisten Menschen - des besseren Ertragens der vielen schlimmen Zustände wegen - inzwischen sehen.

Das heißt für mich: Bestenfalls die Pessimisten unter den rosaroten Brillenträgern können ein einigermaßen r e a l i s t i s c h e s Bild bzw. eine Analyse von Zuständen in der Welt liefern. Die Optimisten dagegen, die immer nur beschönigen, müssen hier langfristig versagen.
Insofern erkenne ich in Herrn Karim den
Realisten, während Herr Nassehi die bei den meisten Menschen beliebtere Beschwichtigungsposition
(= Wohlgefühlsverschonung!) vertritt.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 15. November 2017 - 10:08

verbliebe, sehr geehrte Frau Wallau, würde ich mir das Jeweilige, die Mitte nicht zu vergessen jeweils zur richtigen Zeit am richtigen Ort wünschen.
Ich halte mehr von guter Analyse, Pragmatismus, gebildet aus Standpunkten und also von Orten, von denen man Perspektiven entwickeln kann.
Eine Prise Skeptizismus, aber auch Empathie für die Vorhaben.
Nicht zu vergessen die ruhige Hand bei anstehenden Entscheidungen.