- Die AfD – sein Lehrstuhl
Bernd Lucke versucht mühsam die Alternative für Deutschland auf seine Person zuzuschneidern. Manchen in der Parteispitze missfällt Luckes professorale Art. Bekommt er die Partei in den Griff?
AfD-Chef Bernd Lucke hat „Schwierigkeiten beim Aufbau der Partei“ eingeräumt. Er habe insbesondere die menschlichen Konflikte unterschätzt, sagt er dem Magazin Cicero. „Leider zieht eine neue Partei auch schwierige Personen an, chronische Nörgler oder Menschen, die bizarren Verschwörungstheorien anhängen“.
Über vier Monate hat Christoph Seils, politischer Korrespondent von Cicero, Partei-Chef Lucke immer wieder getroffen – in Ingolstadt, Hamburg, Brüssel. Auf Veranstaltungen und zu Gesprächen. Dabei begegnete er einem Mann, den sein Amt auffrisst und der dennoch seinen Anspruch auf den alleinigen Parteivorsitz verteidigt. Eine „offene Diskussionskultur“ sei wichtig, sagt Lucke. Doch die Partei dürfe sich „nicht durch Meinungsverschiedenheiten einer Mehrfachspitze lähmen“.
Luckes Parteikollegen fühlen sich an ein Proseminar erinnert
Deshalb solle es in der AfD nur einen geben, der an der Spitze steht, „so wie jede Fußballmannschaft nur einen Trainer hat und jedes Schiff nur einen Kapitän“. Er müsse sich „persönlich in viele Prozesse einschalten, weil wir einfach noch viele Fehler machen und es sonst sehr schief laufen kann“.
Es sind Sätze eines Ökonomie-Professors, der es gewohnt ist, dass ihm alle zuarbeiten, dass er allein die Vorgaben macht. Heute fühlen sich Parteikollegen an ein Proseminar erinnert, in dem Lucke doziert, zum Zuhören ermahnt. Lucke kannte jahrelang nur den Lehrstuhl, wo er der einzige Chef ist.
Die AfD aber hat derzeit drei Chefs. Neben Lucke sind Frauke Petry und Konrad Adam gleichberechtigte Parteisprecher. Noch. Lucke will im kommenden Jahr alleiniger Parteivorsitzender werden. Er fordert eine Satzungsänderung, über die auf einem Parteitag am 31. Januar und 1. Februar 2015 in Bremen entschieden werden soll.
„Für eine bestimmte Zeit wird die AfD ohne Lucke nicht leben können“,
Über diese Frage gibt es in der AfD Streit. Der Landeschef der AfD-Brandenburg, Alexander Gauland, sagt in Cicero: „Ich bezweifele, dass Lucke noch das gesamte Spektrum der Partei repräsentieren kann“. Allerdings räumt Gauland ein, dass Lucke für die Partei unverzichtbar ist. „Für eine bestimmte Zeit wird die AfD ohne Lucke nicht leben können“, sagte er. Co-Parteichef Konrad Adam forderte, Lucke müsse anerkennen, dass es in der AfD neben ihm andere gebe, die etwas von Politik verstehen.
In der Reportage „Lucky Lucke jagt die Partei“ schildert Christoph Seils, wie der AfD-Chef sich als Antipolitiker inszeniert, wie sein Kalkül aussieht und wie Luckes Auftreten Anhänger begeistert, aber Kollegen in der Parteiführung gegen ihn aufbringt.
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