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Außenpolitik - Was AfD und Linke verbindet

Böse Yankees, gute Russen, super Preußen: Viele Thesen von AfD und Linkspartei laufen auf dieselbe Weltanschauung hinaus. Das Fundament für eine kleine große Koalition jedenfalls ist da. Spätere Liaison nicht ausgeschlossen.

Autoreninfo

Malte Lehming ist Autor und Leitender Redakteur des Berliner "Tagesspiegels".

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Man könnte aus dem Thema ein Quiz machen. Nach dem Motto: Wer hat es gesagt? Zur Wahl stünden dann jeweils Jakob Augstein, Sahra Wagenknecht oder ein führendes Parteimitglied der „Alternative für Deutschland“ (AfD). Fangen wir mit einem längeren Zitat zu Edward Snowden an:

„Ein Mensch hat sein Leben geopfert, um die Welt aufzurütteln und uns zu aufzuklären. Er hat ein großes Risiko auf sich genommen, um den Interessen der Bürger, der Regierung und des Landes zu dienen. Wir wissen – spätestens – jetzt, dass alles, was wir am Telefon sagen, von den USA abgehört und aufgezeichnet wird, und alles, was wir im Internet tun, ebenfalls erfasst wird.

Alles. Wir werden rundum überwacht, anlassunabhängig und ohne jeden richterlichen Beschluss. Jeder einzelne Bürger wird überwacht, wie ein Terrorist. Jeder Bürger ist voll transparent. Wenn wir früher Transparenz gefordert haben, dann war das immer die Transparenz des Staates gegenüber dem Bürger. Nicht umgekehrt. Ich halte es für einen außergewöhnlichen Verdienst Snowdens, diese illegale Totalüberwachung offengelegt zu haben. Ein Mensch, der dafür drakonische Strafen zu befürchten hat, verdient unseren Schutz.“

Na? Richtig! Das war Beatrix von Storch, ehemals auf Listenplatz zwei der AfD bei der Bundestagswahl in Berlin, jetzt auf Listenplatz vier bei der Europawahl. Und wo hat sie es gesagt? In einem Interview mit dem Portal „Freie Welt“, das ansonsten ihre Interviews, die sie dem russischen Putin-Propaganda-TV-Sender „Russia Today“ zu demselben Thema gibt, bereitwillig übersetzt.

 

Und vom wem stammt das? „Russland hat die Loslösung ,des heiligen Kiew’, der Keimzelle Russlands, nie verwunden. Das ist auch schwer vorstellbar, da diese Trennung nur vergleichbar ist mit der Abtrennung Aachens oder Kölns von Deutschland. Die EU sollte daher die Annäherung dieser Staaten nur mit äußerster Vorsicht und unter Wahrung der Empfindlichkeiten Russlands betreiben. (…) Das Verhältnis zu Russland sollte uns immer eine sorgfältige Pflege wert sein. Wir Deutschen vergessen manchmal, dass Russland an entscheidenden Wegmarken der deutschen Geschichte positiv Pate gestanden und Preußen vor dem Untergang bewahrt hat.“

Genau! Das steht im Thesenpapier zur AfD-Außenpolitik, verfasst von Alexander Gauland, dem stellvertretenden Sprecher der Partei. Ein militärisches Eingreifen in Syrien lehnt er selbstverständlich ab, heftig kritisiert wird freilich das Wort von Bundeskanzlerin Angela Merkel, wonach die Existenz Israels Teil der deutschen Staatsräson sei. Deutschland sei gar nicht in der Lage, heißt es in dem Papier, diesen Satz mit Leben zu erfüllen.

Und so könnte das Spiel weitergehen, über viele, viele Zitate, die im Kern auf immer dieselbe Weltanschauung hinauslaufen: böse Yankees, prima Russen, super Preußen. Michail Chodorkowski etwa sei kein Freiheitskämpfer gewesen, sondern ein mieser Oligarch, dessen Macht habe gebrochen werden müssen. Barack Obama wiederum müsse sich bei den Deutschen entschuldigen. Die Bundesregierung versage bei der nationalen Interessenvertretung gegenüber den USA.

AfD und Linkspartei: Das ist so eine Art kleine große Koalition, die auf der Lauer der Gelegenheit liegt, sich formieren zu dürfen. Im kulturellen Bereich – Ehe, Familie, sexuelle Vielfalt – ist die Schnittmenge zwar klein, aber wenn Alexander Dobrindt und Ralf Stegner gemeinsame Sache machen können, sollte eine Liaison zwischen Bernd Lucke und Sahra Wagenknecht nicht ausgeschlossen sein. Das Fundament jedenfalls ist da.

 

 

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