- Es gibt keinen Ersatz für die USA
Irak und Syrien stehen in Flammen, Russland annektiert die Krim, in Asien nehmen die Spannungen zu. Der Planet ist ein Krisenherd und in den USA schwindet die Bereitschaft, sich für eine Stabilisierung der Welt einzusetzen. Das ist vor allem gefährlich für die Welt
Es ist kein gutes Jahr für die USA. Putins Annexion der Krim, der Vorstoß der Isis in weite Teile des Irak oder Chinas neue Entschlossenheit im Südchinesischen Meer vermitteln den Eindruck einer amerikanischen Sonnenfinsternis. Wenn es einen Begriff gibt, der mit Barack Obamas Präsidentschaft verbunden wird, dann ist es „Ausgabenkürzung“. Und wenn es einen Satz gibt, der seine Außenpolitik beschreibt, dann lautet er: „Keine dummen Sachen machen.“ Dies steht in einem seltsamen Widerspruch zu einer Nation, die sich noch immer als Leuchtturm für die Menschheit betrachtet.
Dass das Weiße Haus als geschwächt und der Kongress als paralysiert wahrgenommen werden, ist unbestreitbar. Wenn die amerikanische Regierung nicht arbeitsfähig ist, weil man sich nicht auf einen Haushalt einigen kann, dann nimmt die Welt davon Notiz. Wenn ein US-Präsident – wie im Fall des Einsatzes chemischer Waffen in Syrien – eine rote Linie zieht, nur um nicht zu reagieren, wenn sie überschritten wird, dann sind die Welt und besonders die europäischen Alliierten, die sich auf einen Militäreinsatz vorbereitet haben, zutiefst irritiert. Putin konnte sich in Syrien auf ganzer Linie durchsetzen. Nur wenig später kam er offensichtlich zu der Überzeugung, dass er sich – zum ersten Mal seit 1945 – ungestraft ein Stück eines anderen souveränen Landes in Europa unter den Nagel reißen könnte. Die Annexion der Krim beweist, dass er damit recht hatte. Die Sanktionen der USA und Europas mögen Russland ein wenig gestört haben – faktisch unternahm der Westen nichts.
Amerikanische Niederlage in Nahost
Im Nahen und Mittleren Osten mündeten die Verheißungen des Arabischen Frühlings – den Obama spät und zögerlich unterstützte – in Enttäuschung. Das syrische Gift breitet sich aus. 13 Jahre nach dem Beginn des Einsatzes in Afghanistan – der die Basis Al Qaidas zerstören sollte – kontrollieren dschihadistische Fanatiker im „Kalifat“ des Islamischen Staates Syrien und Irak wieder eine Bastion der Gesetzlosigkeit und damit ein Territorium, das viel näher an Europa liegt als Afghanistan. Das alles riecht geradezu nach einer amerikanischen Niederlage.
Obama versprach eine „Hinwendung nach Asien“. Damit implizierte er, dass die transatlantischen Beziehungen nicht mehr so wichtig sind, er wollte das Kapitel des Traumas vom 11. September schließen, ohne dass Amerika einen klaren Sieg hätte verbuchen können. Zweimal schon gab es in diesem Jahr Zusammenstöße Chinas mit Vietnam und den Philippinen wegen ungeklärter Gebietsansprüche, die Spannungen im Inselstreit zwischen China und Japan sind ebenfalls größer geworden. „Die Südchinesische See geht die USA gar nichts an“, erklärte jüngst ein chinesischer General. Washington schwieg. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel China besuchte, als die transatlantischen Beziehungen wegen eines Spionagefalls weiter beschädigt wurden, hat schon große Symbolkraft. Amerika schnüffelt nicht nur elektronisch Daten seines Verbündeten Deutschland aus, es rekrutiert sogar – so scheint es – Spione. Deutschland hingegen macht Geschäfte mit einem an deutscher Technologie interessierten China und hegt einige Sympathie für Russland. Die Welt hat sich offensichtlich verändert.
Auf jeden Fall haben sich die Amerikaner verändert. Nach den Einsätzen in Afghanistan und Irak, die so viel Menschenleben und enorme finanzielle Ressourcen kosteten, sind sie kriegsmüde geworden. Sie interessieren sich mehr für den Mittleren Westen als den Nahen Osten. „Nation-Building“ ist in Washington fast so etwas wie ein Schimpfwort geworden. Zum Teufel mit den Problemen der Welt, sagen sich viele Amerikaner und fragen sich: Haben wir uns in den Jahrzehnten der Pax Americana nicht schon genug darum gekümmert? Wenn China und Indien die aufstrebenden Mächte sind, dann sollen sie die Verantwortung für eine globale Ordnung übernehmen, so wie die USA sie nach 1945 von den Briten übernommen haben.
Barack Obama, der als kühl und distanziert, praktisch denkend und eher zurückhaltend gilt, scheint wunderbar zu diesem Zeitgeist zu passen. Es mag vielleicht nicht stimmen, dass er den Abstieg managt. Aber ganz sicher stemmt er sich gegen eine Ausweitung. Er ist kein Entscheider. Er ist der Zauderer.
Isolieren oder Intervenieren? Die Zerrissenheit der Amerikaner
Warum ist Obamas „Keine-dummen-Sachen“-Außenpolitik so unpopulär? Wenn Obama der gewissenhafte Interpret einer Rückbesinnung auf Amerika selbst ist, warum wird seine Außenpolitik dann abgelehnt? Weil es einen seltsamen Zwiespalt in der amerikanischen Psyche gibt. Amerikaner wollen, dass ihre Truppen nach Hause kommen. Sie wollen, dass vor allem zu Hause in Arbeitsplätze, Ausbildung, Gesundheitsvorsorge und Infrastruktur investiert wird. Gleichzeitig haben sie das Gefühl, dass Obama die USA unter Wert verkauft. Sie wollen, dass er führt – und nicht lediglich Katalysator ihrer Ansichten ist.
Es gab in Amerika weder eine Mehrheit für ein Eingreifen im Ersten noch im Zweiten Weltkrieg. Erst die jeweiligen US-Präsidenten überzeugten ihre Öffentlichkeit davon, dass eine Beteiligung wichtig wäre. Führung bedeutet eben auch: den Blick der Öffentlichkeit auf die Welt und das, was man von ihr erwartet, zu ändern.
Als Bürger einer Nation, die auf einer Idee beruht, sind Amerikaner von Natur aus optimistisch. Dass ihr Land weiterhin „der Welt ein Licht“ sei, ein Ort, auf den die Welt schaut, gehört nach wie vor zu den Grundüberzeugungen.
Es mag sein, dass es für das multiethnische Syrien kein gutes Ende – und sicherlich keinen leichten Weg gibt. Es mag auch sein, dass die ägyptische Demokratie geradezu scheitern musste. Es mag auch sein, dass die Krim für Wladimir Putin wesentlich wichtiger ist als für Amerikaner. Ja, auch Afghanistan war vielleicht schon immer ein armes Land ohne starke zentrale Regierung – was weder die finanziellen Hilfen, die das Land erhalten hat, noch die Menschenleben, die der Einsatz gekostet hat, je ändern können. Trotzdem können Amerikaner nicht akzeptieren, dass man sich einfach zurückzieht und die Welt sich selbst überlässt.
Diese Zerrissenheit ist gewiss nicht nur den Amerikanern selbst zu eigen. Man kennt es schon lange von Europäern, dass sie ihre Schmähreden gegen Amerika mit der Frage beenden, wie ihre Kinder es am besten an die amerikanischen Eliteuniversitäten Stanford oder Yale schaffen könnten. Dieser Tage scheint diese Ambivalenz noch ausgeprägter.
Europäische Dinner-Gespräche scheinen sich vor allem um die neuesten Folgen der Fernsehserien „House of Cards“, „Game of Thrones“, „West Wing“ oder „Breaking Bad“ zu drehen. Der Programmanbieter HBO ist zum Objekt der Bewunderung geworden und steht damit im genauen Gegensatz zum Antiamerikanismus, der sich auf politischer Ebene austobt. Ein französischer Diplomat erzählte kürzlich, dass Besucher, die er als Diplomat zu Terminen ins Weiße Haus begleite, fast immer fragten, ob sie nicht auch den West Wing sehen könnten.
Europäer mögen sich darüber beklagen, dass Internetriesen wie Amazon, Facebook, Google, Twitter oder WhatsApp ihre persönlichen Daten speichern oder Steueroasen nutzen. Aber sie sind trotzdem süchtig nach ihnen. Google, schrieb Mark Scott in der New York Times, habe bei Suchanfragen einen Anteil von 85 Prozent in allen großen europäischen Ökonomien (inklusive Deutschland, Großbritannien und Frankreich). In den USA hingegen liegt er bei nur 65 Prozent. Amerikanische Technologie-Unternehmen betreiben sieben der zehn am häufigsten angeklickten Websites in Europa. Facebook hat inzwischen 150 Millionen europäische Nutzer, doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Der Ärger über die Verletzung der Privatsphäre und die Praktiken der NSA werden bei weitem aufgewogen von der Sucht nach einem Cyber-Universum, das von amerikanischen Firmen und amerikanischer Kreativität beherrscht wird. Prinzipientreue beugt sich Bequemlichkeit und Vergnügen. In Europa wie auch anderswo.
Silicon Valley: das neue Rom
Die geostrategischen Veränderungen der vergangenen Jahre mögen vielleicht nahelegen, dass die USA dem Römischen Imperium im Jahre 450 nach Christus ähneln. Doch die Anziehungskraft, die das Silicon Valley ausübt, lässt wohl eher auf das Jahr 100 nach Christus schließen, als Rom sich auf dem Höhepunkt seiner Macht befand. Amerikanische Soft Power funktioniert, und sie funktioniert gut. Europa absorbiert Amerikas Kultur mehr denn je, und das zu einem Zeitpunkt, da die USA ihre militärischen Kräfte aus Europa abgezogen haben und sich politisch wie strategisch auf andere Regionen der Welt konzentrieren.
Wie groß Amerikas Soft Power ist, habe ich während eines Besuchs in Vietnam erfahren, just an einem Ort, an dem vor 39 Jahren ein anderer amerikanischer Krieg ohne Sieg endete. An einem Ort, an dem man am wenigsten eine Wiederbelebung des amerikanischen Optimismus oder die Bedeutung amerikanischer Macht spüren würde. Und doch ist die Anziehungskraft der amerikanischen Idee in Vietnam allgegenwärtig – in den Wünschen und Vorstellungen einer neuen Mittelschicht, in den Geschäften und Restaurants, in den Einkaufsmeilen und in der Musik. Der Traum der Bewohner des exklusiven Viertels Phu My Hung in Ho-Chi-Minh-Stadt ist ein Haus mit Garten, ein Hightech-Grill, ein Jeep in der Garage und Domino’s Pizza oder Dunkin’ Donuts an der nächsten Straßenecke. Offensichtlich ist es möglich, den Krieg zu verlieren, aber den Frieden zu gewinnen. Wer weiß, wie der Irak in 40 Jahren aussehen wird?
Natürlich regiert in Vietnam nach dem Vorbild Chinas immer noch und allein die kommunistische Partei. Die Dinge funktionieren so, wie sie eben ohne ein System der Kontrolle funktionieren: mit wenig Transparenz und viel Korruption. Die Kategorisierung politischer Systeme ist aber in einer Welt, die von unsichtbaren Netzwerken bestimmt ist, die wiederum oft von amerikanischen Technologieunternehmen kontrolliert werden, vielleicht weniger wichtig.
Ein Spaziergang in Phu My Hung offenbart ein bemerkenswertes Phänomen – von der Ausbreitung von Coffee Shops, die Eis-Latte verkaufen, abgesehen: die Menge an Schulen, die „Little Genius“ oder „Homework Center“ heißen und Kindern vietnamesischer Aufsteiger die Türen zu noch größerem Erfolg öffnen sollen.
Bei „Little Genius“ beginnt der Weg zu akademischer Exzellenz schon im frühen Alter in einem Computerraum, der für Dreijährige designt und bestens ausgerüstet ist. Englisch zu beherrschen und mit moderner Technologie umgehen zu können, ist eine zwingende Notwendigkeit für die globalen Wunderkinder, die in einem kommunistischen Staat mit kapitalistischem System und asiatischen Werten aufwachsen, in denen der Erfolg der jungen Generation an oberster Stelle steht. Für wohlhabende Vietnamesen ist das Ziel dieser Ausbildung klar: Zugang zu amerikanischen Colleges.
So also funktioniert die Welt: Autokratische, hyperkapitalistische Systeme ohne das amerikanische Kontrollsystem produzieren asiatische Eliten, oft mit engen Beziehungen zur herrschenden Partei, deren Traum ein amerikanischer Lebensstil und eine amerikanische Ausbildung für ihre Kinder ist. Deren anderes Ziel ist es – angesichts der Willkürlichkeit in ihrem eigenen politischen System –, sich mithilfe des Erwerbs von Immobilien in den USA oder Großbritannien in ein System der Rechtsstaatlichkeit, wo Eigentumsrechte geschützt werden, einzukaufen. Dadurch wiederum werden die Preise für begehrte Objekte in diesen Ländern so in die Höhe getrieben, dass die dortigen Mittelklassen, deren Einkommen stagnieren oder sogar fallen, sie sich nicht mehr leisten können.
Dieses symbiotische System auf der „individuellen“ Ebene spiegelt sich auch auf globaler Ebene wider: Amerikanische Schulden werden von asiatischen Regierungen, vor allem der chinesischen, aufgekauft, und Asiaten machen Gewinne durch Zugang zu Märkten und Konsumenten, die wiederum von US-Krediten leben.
Es ist nicht leicht, diese Welt des stillen Handels, der Schizophrenie, der dschihadistischen Frühlinge, der subtilen Machtverschiebungen und des amerikanischen Rückzugs zu verstehen. Es wäre viel zu einfach – und falsch – zu behaupten, dass sich die USA im Niedergang befänden. Ihre unerschöpfliche Fähigkeit zur Neuerfindung, die Möglichkeit einer Energieautonomie, die durch die Förderung von Schiefergas und -öl entstanden ist, die positive demografische Entwicklung, die technischen Fähigkeiten der USA und nicht zuletzt amerikanische Fernsehserien und der alte Mythos Hollywood, die einen Großteil der Welt in den Bann ziehen, zeugen vom Gegenteil.
Soft-Power reicht nicht aus
Vielleicht aber ist die Pax Americana im Niedergang. Die mehr als 150 000 Toten des syrischen Bürgerkriegs ließen darauf schließen. Vielleicht schwindet Amerikas Bereitschaft, sich für eine Stabilisierung der Welt einzusetzen. Vielleicht ist aus diesem Grund die Welt heute sehr viel gefährlicher, als sie es für lange Zeit war. Vielleicht sollten die Europäer und andere, die sich über amerikanische Kriege und amerikanische Spionageaktivitäten so empören, sehr vorsichtig damit sein, was sie sich wünschen. Vielleicht sollten die Philippinen, Vietnam oder Indonesien, die darauf vertrauen, dass Amerika als eine asiatische Macht ein Gegengewicht zum aufsteigenden China bilden könnte, doch nicht auf Washington zählen.
Mit Chinas Aufstieg wird Asien zu einer gefährlichen Region, in der ein Funke einen größeren Konflikt auslösen kann. Und es wird noch gefährlicher, wenn sich die USA, die durch zwei Ozeane geschützt sind, aus der Weltpolitik zurückziehen.
Obama hat recht, wenn er sagt, dass die USA Grenzen hätten. Zwei grausame Kriege haben Amerika diese Grenzen aufgezeigt – die USA greifen nur noch mit größter Zurückhaltung auf ihre Hard Power zurück. Doch aller Strahl- und Durchsetzungskraft amerikanischer Soft Power zum Trotz – sie allein reicht nicht aus. Sie reicht deshalb nicht aus, weil Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg den Stab an Amerika übergeben konnte, aber heute niemand da ist, an den die USA den Stab weiterreichen könnten.
Die Europäische Union steckt noch in der Krise: Man weiß nicht, wie und in welche Richtung sie sich weiterentwickelt, noch ist die Gefahr eines Auseinanderbrechens nicht abgewendet. In der Haltung zu Russland ist man sich uneins, von wirtschaftlicher Erholung kann keine Rede sein, es fehlt der EU an einer ideologischen Leitlinie – und nicht zuletzt ist sie in einer gemeinsamen Währung gefangen, die Staaten unterschiedlicher Wirtschaftskraft aneinander fesselt.
Chinas Doktrin des Exzeptionalismus sieht das Land immer noch als „Friedensmacht“ – wovon die Tibeter ganz gewiss ein Lied zu singen hätten –, das sich an die Vorgabe des Reformers Deng Xiaoping zu halten hat, „einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht groß aufzufallen“, um eine volle wirtschaftliche Entwicklung bis zum Jahr 2050 nicht zu erschweren.
Indien mag durch die Wahl Narendra Modis zum neuen Regierungschef aufgerüttelt sein, hat aber noch so viele Probleme im eigenen Land zu bewältigen, dass es sich außenpolitisch um nicht viel mehr als Pakistan kümmern wird.
Russland ist ein Staat mit einem einzigen Standbein: Einkünfte aus Öl und Gas. Die Annexion der Krim und Putins Störmanöver in der Ostukraine verdecken lediglich die fundamentalen politischen und ökonomischen Schwächen des Landes.
Wir brauchen die USA als Ordnungsmacht
Kurzum: Es gibt keinen Ersatz für die USA als Garant dafür, dass, wie Abraham Lincoln es in seiner Gettysburg-Rede ausdrückte, „die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk nicht von der Erde verschwinden möge“.
In jüngster Zeit haben die USA eher in kleinen Kategorien gedacht. Dafür musste ein Preis gezahlt werden – vom Kaukasus bis zum irakischen Mossul. Die Europäer östlich Deutschlands fühlen sich weniger sicher. Syrien und Irak sind eine einzige Katastrophe. Es ist gut vorstellbar, dass diese beiden Länder nicht in ihren bisherigen Grenzen überleben werden. Geben die USA vor, sie hätten nichts mit diesen Entwicklungen zu schaffen, dann wird dies unweigerlich Rückschläge zur Folge haben.
Präsident Franklin D. Roosevelt erinnerte die Amerikaner in seiner State-of-the-Union-Rede vom 4. Januar 1939 daran, dass Amerika in größeren Kategorien denken müsse: „Es mag eine Zeit kommen, da Sie sich darauf vorbereiten müssen, nicht nur Ihr Heim zu verteidigen, sondern die Grundlagen des Glaubens und der Menschlichkeit, auf denen Ihre Kirchen, Ihre Regierungen und Ihre Kultur begründet sind. Die Verteidigung der Religion, der Demokratie und des Vertrauens zwischen den Nationen – all das ist ein Kampf. Um eines zu retten, müssen wir uns nun entschließen, alle zu retten.“
Die amerikanische Idee hat immer noch eine Anziehungskraft, die auf der ganzen Welt zu spüren ist. Ohne Frage: Amerika wird seinem eigenen Ideal oft nicht gerecht – aber die Idee der Freiheit lebt fort. In seinen besten Zeiten ist Amerika offen und für Einwanderer enorm attraktiv. In seinen schlimmsten Zeiten ist es verschlossen und furchtsam. Im Augenblick changiert es zwischen diesen Polen. Es entwächst langsam dem Trauma des 11. September. Es ist entschlossen, dieses Kapitel hinter sich zu lassen, aber es ist unsicher, in welcher Rolle es die beste Balance zwischen Freiheit und Sicherheit, zwischen militärischer Überlegenheit und drängenden nationalen Erfordernissen finden kann.
Sicher ist: Die Schwarzmaler haben unrecht. Eine Serie von Rückschlägen mag besorgniserregend sein, aber sie markiert nicht den Anfang eines unaufhaltsamen Abstiegs. Die USA sind immer noch in der Lage, Großes zu leisten, weil sie über innere Kraft und eine Fähigkeit verfügen, die Fantasie vieler Menschen in der ganzen Welt zu beflügeln.
Ein Pendel schwingt immer zu weit, nie im richtigen Maß. Obama, der Zauderer, war das Korrektiv zu Bush, dem Entscheider. Er war nie der Zauberer, den wir uns damals, 2008, gewünscht hatten, sondern ein nüchterner Moderator. Aber er ging zu weit in seiner Zurückhaltung. Er hat damit die Fähigkeiten seines Landes weit unter Wert verkauft und Zweifel an Amerikas Stärke gesät, die leicht auszunutzen waren. In Amerika aber schwingt das Pendel immer wieder auch zurück.
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