Eine junge Iranerin demonstriert in Teheran gegen das islamistische Regime / picture alliance

Proteste im Iran - „Sie wollen keine Reformen, sie wollen einen kompletten Regime-Wechsel“

Das Parlament in Straßburg will die iranischen Revolutionsgarden auf die EU-Terrorliste setzen lassen. Im Interview spricht die Politikwissenschaftlerin und Exil-Iranerin Sara Bazoobandi über einen zu diplomatischen Westen, die Proteste in ihrer Heimat und ihre eigenen Ängste.

Lena Middendorf

Autoreninfo

Lena Middendorf studierte Politik- und Kommunikations- wissenschaften an der Uni Greifswald. Nach Hospitanzen bei der Hamburger Morgenpost und der Süddeutschen Zeitung absolviert sie derzeit ein Praktikum bei Cicero.

So erreichen Sie Lena Middendorf:

Sara Bazoobandi ist Politikwissenschaftlerin am GIGA Institut in Hamburg. Der Forschungsschwerpunkt der Exil-Iranerin liegt auf dem Mittleren Osten und Iran.

Frau Bazoobandi, haben Sie den Eindruck, dass sich die Menschen im Westen nachhaltiger für den Iran interessieren?

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Gerhard Lenz | Mo., 23. Januar 2023 - 10:34

dem Mullah-Terrorregime natürlich besonders kritisch gegenüber. Selbstverständlich kann man fragen, ob der Westen genug Druck auf den Iran ausübt. Wenn er jedoch die Kontakte zu dem Land nicht völlig einstellt, dann in der Hoffnung, auf die nuklearen Ambitionen des Irans Einfluß nehmen zu können.

Das wirkt angesichts der weltpolitischen Lage in der Tat naiv.. Der Iran hat sich längst und beinahe vollständig vom Westen abgewandt. Engster Verbündeter ist jetzt - was keinen überraschen sollte - das Rußland des Kriegsverbrechers Putin, den man mit Drohnen beliefert. Und wie üblich hat auch China wenig Skrupel, mit Menschenfeinden gute Geschäfte zu machen.

Regime-Change ist die einzige Option. Die Mullahs sind sicher reformunwillig.

Unappetitliche Fußnote am Rande:
Auch in der rechtsextremen AfD gibt es Kräfte, die bessere Verbindungen zum muslimisch-fundamentalischen Regime fordern - gleichzeitig aber (welche Heuchelei!) Baebock als zu nachgiebig gegenüber den Mullahs kritisieren.

1.
Das Mullah-Regime wurde von Links-Grün als großer Hoffnungsbringer gesehen als es darum ging den Schah zu entmachten (Stichwort „Regimechange“). Gerade die alte Garde der Grünprotagonisten (Tritin, Rot, Fischer, Kohn-Bendit &Co.) hat den Ajatollah wie ein Heilsbringer verehrt. Das jetzt zu vergessen ist zwar opportun, aber es ist billig und verlogen oder in Ihren Worten „Heuchelei“ das gerade Links-Grün jetzt am lautesten schreit! Man wird die Geister die man rief, nicht los. Die Linken dieser Welt sind mit für die Zustände die aktuell im Iran herrschen verantwortlich. Insgesamt ist die „Aufregung“ von Rot/Grün unglaubwürdig denn die betriebene ungesteuerte Migration aus muslimischen Ländern wird bei uns langfristig zu ähnlichen Zuständen führen.

2.
„Und wie üblich hat auch China wenig Skrupel“, also ich sehe nicht das Rot/Grün auch nur den geringsten „Skrupel“ hat mit Diktatoren, Verbrechern etc. Geschäfte zu machen aber Sie dürfen mich gerne eines Besseren belehren.

Sie bestätigen den damaligen US-Präsidenten Donald Trump, der den „schlechtesten Deal aller Zeiten“ 2018 aufkündigte, folglich nicht „naiv“ sondern sehr weitsichtig handelte. Sein Vorgänger, Friedensnobelpreisträger Obama, sprach damals von einem „ernsten Fehler“. Deutschland mit Merkel/Maas sowie Frankreich und Großbritannien hielten am Vertrag fest. 2019 gratulierte Bundespräsident FWS dem Iran zum Revolutions-Jubiläum. Was bitte ist ein Regime-Change im Iran? Die nach archaischen Strukturen organisierten Länder des muslimischen Gürtels vom Maghreb über Maschrek bis weit nach China und Südostasien werden niemals einen Wandel nach linksgrün-westlichem Muster vollziehen. Egal welches dieser Länder - alles „Pulverfässer“ mit zu stark wachsender Bevölkerung. Die Destabilisierung des Iran, mit betrieben durch die kindliche „feministische“ Außenpolitik Deutschlands wird, ähnlich wie in Libyen, Syrien und Irak das Chaos nur verstärken und vor allem weitere Auseinandersetzungen fördern.

Die Weltlinke und hier allen voran die Grünen jubelten dem Ajatollah einst zu, sie sahen in ihm einen Heilsbringer und zusammen mit den Linken im Iran arbeiteten sie maßgeblich an der Absetzung des Schahs und der Inthronisierung der Mullahs. Aus diesem Grund kann ich nur lachen wenn die Grünen jetzt am lautesten schreien, denn sie werden die bösen Geister die SIE einst riefen nicht los! Die Linke im Iran hat für ihre Dummheit einen sehr hohen Preis gezahlt, die Grünen haben schlicht vergessen, daß es IHRE Mullahs sind die die iranische Bevölkerung jetzt massiv terrorisieren, das ist billig aber paßt zur Verlogenheit dieser Partei und ihrem linken Dunstkreis!

„Und wie üblich hat auch China wenig Skrupel“
Ich kann nicht erkennen, daß es bei Rot/Grün auch nur ansatzweise Skrupel gibt mit Diktatoren und/oder Verbrechern zu „kooperieren“ wenn es der eigenen Sache dient. Also auch hier nichts als Heuchelei, Verlogenheit und Opportunismus.

Keppelen Juliana | Mo., 23. Januar 2023 - 15:09

Regime-Change wollen, erlebten sie doch hautnah was die brutalen Kriegsverbrecher USA samt ihrer Söldnertruppe "Blackwater" im Irak angestellt haben um einen Regime-Change herbei zu führen. Und wie zuvor die USA den Irak unterstützt haben um gegen den Iran einen brutalen Krieg zu führen unter dem noch heute viele Menschen im Iran leiden. Auch dürfte der Regime-Change in Afghanistan eher abschrecken. Ich denke dass die meisten Iraner sich wirtschaftliche Verbesserungen und Erleichterungen wünschen und die Jugend weniger Überwachung und Zwang eben auch die Bevormundung in Sachen Kleidungsvorschriften. Aber einen Regimewechsel so wie er Frau Sara Bazoobandi vorschwebt sehe ich nicht. Die Ehrfahrungen haben gezeigt, dass oft die Wünsche und Vorstellungen der "Exilanten" nicht kompatibel sind mit den im Land Lebenden und der verschiedenen Gruppen. Z. Bspl. meinte ein irakischer Autor "früher hatten wir einen Sadam und wir wussten wo der Feind war, heute haben wir hunderte Sadams".

Walter Bühler | Mo., 23. Januar 2023 - 15:31

Ich erinnere mich, dass beim Schah-Besuch 1967 in Berlin linke Studenten gegen die "böse" diktatorische Herrschaft des Schahs im Iran und für die "guten" iranischen Revolutionäre demonstriert haben.

Unter großem Jubel und unter dem Beifall des Auslands (Michel Foucault) kehrte der "gute" Revolutionsführer Khomeini im Triumph aus dem Exil in Europa zurück und führte die "gute" Revolution 1972 im Iran durch.

Wie so oft in der Geschichte der Revolutionen, führte auch die islamische Revolution recht bald in eine neue, andersartige Diktatur. Aus "gut" wurde "böse", und heute demonstriert man in Teheran gewalttätig gegen die eigene Regierung.

Und wieder mal gibt es in Europa leidenschaftliche Unterstützer der "guten" Revolutionäre.

Unsere europäischen Revolutions- und Kriegsnarren müssen aufpassen, dass sie nicht wie in Afghanistan an einem mörderischen Perpetuum Mobile mitwirken, nur um schöne Bilder in den Medien sehen zu können. Mir kommt das heute nur traurig, dumm und kindisch vor.

Keppelen Juliana | Di., 24. Januar 2023 - 11:25

Aha so wie in Libyien, Irak, Afghanistan, Ägypten, Syrien usw.? Nein das glaube ich nicht. Sie wollen Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation und evtl. mehr Lockerungen. Wer ganz sicher einen Regime-Change anstrebt ist klar aber ob die Iraner das so wollen bezweifle ich.