Das Porträt von Mao bei einer Feier anlässlich der Olympischen Spiele in Peking
Manchen gilt Mao als größter Massenmörder der Weltgeschichte, trotzdem wird er als Kapitalismusgegner gefeiert / picture alliance

68er - Unsere Maoisten

Sie wurden Minister, Millionär, Landesvater. Und schwärmten einst für einen Massenmörder. Eine Deutschlandreise zu Maos alten Freunden

Autoreninfo

Holger Fuß, Jahrgang 1964, lebt als Autor in Hamburg. Er schreibt Reportagen und Interviews über Wissenschaft, Kultur und Zeitgeschehen

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Wer im China Club Berlin hinter dem Hotel Adlon Zutritt begehrt, darf nicht geizig sein. Für die Aufnahme zahlt das Privatmitglied 10 000 Euro, die laufende Jahresgebühr beträgt 2000 Euro. Verzehr kostet extra. Ein exklusiver Treffpunkt für Wirtschaftslenker, Politiker und Kulturschaffende. Im holzgetäfelten Speisesaal schweift der Blick durch die rechte Fensterfront aufs Brandenburger Tor, linker Hand zum Holocaust-Mahnmal. Von der Stirnwand herab prangt das golden gerahmte Bildnis des Großen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas. Mao Tse-tung waltet als Patron von Etappensiegern im turbokapitalistischen Wettlauf um Ruhm, Macht und Geld.

Was wäre wohl, wenn hier, einen Steinwurf entfernt von der Gedenkstätte für einen millionenfachen Massenmord, stattdessen das Konterfei Adolf Hitlers an der Wand hinge? In Räumen eines Privatklubs fiele der Aushang zwar nicht unter den Strafrechtsparagrafen 86a, der die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen mit bis zu drei Jahren Haft ahndet. Unter dem Antlitz des nationalsozialistischen Gewaltherrschers zu speisen, dürfte aber zu Recht zum Skandal führen. Die Popart-Gegenwart des kommunistischen Diktators im Nobelrestaurant hat bislang keinen Unmut bekannt werden lassen.

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Fritz Gessler | Mi., 17. Oktober 2018 - 12:07

war die politische wohlstandsverwahrlosung der bundesdeutschen wirtschaftswunderkinder. und er führte nur allzu oft vom nazi-elternhaus via frankfurter schule über die K-gruppe stracks nach beendigung der studentischen sturm&drang-phase in die steile karriereleiter von papas betrieb. politisch wurden die tiefroten dann alle grün (soweit nicht hinderlich bei weiterer karriere in wirtschaft&kultur. heute sitzen sie in den chefsesseln ihrer (gross)väter - genauso intolerangt, genauso elitär, genauso verbohrt wie zu zeiten kaiser wilhelms. nur die phraseologie und die vorzeichen haben gewechselt in der political correctness.

Recht Sie doch haben, Herr Gessler! Alleine die Karriere eines Fischers, vom Steinewerfer und Staatshasser, bis hin zum Außenminister und natürlich zum Profiteur des ehemaligen verhassten Staates. Vom immer Rechthaber und alle selbst auferlegten "Friedensfloskeln", die dieser Grösius im Jugoslawienkrieg hemmungslos über Bord warf, ohne mit der Wimper zu zucken, oder gar gegen das Bombardemant Serbiens zun protestieren. Es war und ist bis heute eine verlogene Bande mit einer noch verlogeneren Idelogie, die Anderen das freiheitliche Denken nach wie vor abgewöhnen möchte und stossen sie dabei auf Widerstand, dann werden sie grass unfair, indem sie all Diejenigen verteufeln und am politischen Pranger stellen, die laut Zweifel andeuten. Trotzdem halten sie sich selbst, für "Superdemokraten"!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 17. Oktober 2018 - 13:12

ob Figuren wie Hitler Singuläre darstellen oder aber in besonderen historischen gesellschaftlichen Umbrüchen, wenn es nicht auf Konvention oder Tradition ankommt, denn wer bitte war Hitler, also an die Macht kommen, weil sie ehrgeizig, intrigant oder größenwahnsinnig genug sind.
Ich weiss es nicht.
Ich kann in Hitler nur eine SEHR ärmliche Persönlichkeit erkennen mit einem entsprechend übergroßen Ego, es auszugleichen.
Mal abgesehen von den gesellschaftlichen Umbrüchen in China, müßte uns doch ein Chinese evtl. eher sagen können ob Mao ein überdimensionierter Wicht war oder man fragt vielleicht Byung-Chul Han geb. in Südkorea oder einen Herrn Nass, Vizepräsident des deutsch-japanischen Zentrums.
Marx habe ich schon gelesen, aber mit Lenin/Stalin (erst recht nicht) hatte ich es schon nicht mehr am Hute oder Ho Chi Minh oder Mao.
Che Guevara überzeugte auch durch sein Aussehen mein jugendliches Gemüt...
Mit letzterem sollte man immer rechnen.

Karin Zeitz | Mi., 17. Oktober 2018 - 16:35

wie Hitler können sich nicht selber installieren, sondern sie benötigen die Schützenhilfe des Großkapitals. Ehrgeiz, Intigrantentum und Größenwahn müssen als persönliche Eigenschaften zwar vorhanden sein, aber ohne den nötigen finanziellen Hintergrund und/oder Sponsoren aus der Politik kommen solche Personen nicht an die Macht. Nach dem verlorenen Krieg wollte es aber keiner gewesen sein.

Peter Schultheiß | Do., 18. Oktober 2018 - 09:18

danke, dass Sie die heutige Glorifizierung der 68er realistisch darstellen. Allerdings fehlt, dass die 69er auch den Nährboden für den RAF-Terrororismus bildeten und den einen oder anderen Mord mit "klammheimlicher Freude" kommentierten.

Romuald Veselic | Do., 18. Oktober 2018 - 16:55

dass man diese dämlichen Fantasten (heute politisches Establishment) nicht zur juristischen Rechenschaft ziehen kann, wie man dies bei #metoo tendenziell praktiziert. Wofür die sich damals einsetzten, sollten sie auf eigener Haut erfahren, um die Nordkorea Variante von Umerziehungslager von innen kennenzulernen.
Wenn das Phrasendreschen zur Wirklichkeit wird.