Unterstützer des türkischen Präsidenten Erdogan protestieren am 30.06.2016 in Köln.
Pro-Erdogan-Demo in Köln: Obstruktion von Integration / picture alliance

Referendum über Verfassungsreform - Noch ist die Türkei nicht verloren

Präsident Erdogan betreibt eine Veröstlichung der Türkei. Die knappe Mehrheit für ein Ja zu seinen Plänen zeigt, dass viele Landsleute ihm folgen, verdeutlicht aber auch die Spaltung des Landes. Sorgen macht das Abstimmungs-Verhalten der in Deutschland lebenden Türken

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Hat der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko nun sein Alleinstellungsmerkmal als „letzter Diktator Europas“ verloren? Wenn man gewillt ist, die Türkei an einem Europa zu messen, das sich nicht nur über die Geografie, sondern auch über einen gewissen Wertekonsens mit demokratischen Institutionen wie Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit oder einer unabhängigen Gerichtsbarkeit definiert, dann bleibt Lukaschenkos Land auch weiterhin ziemlich einsam. Denn eine (wenn auch knappe) Mehrheit der türkischen Wahlberechtigten will ihren Präsidenten mit einer Machtfülle ausstatten, die nicht zum europäischen Grundverständnis über die Gesellschaftsordnung passt. Europas Außengrenzen (und nicht nur jene der EU) würden somit in Griechenland und Bulgarien enden.

Erdogan rückt Türkei von Europa weg

Tatsächlich hat Erdogan, der sich jetzt als großer Sieger aufspielt, in den vergangenen Monaten alles dafür getan, sein Land von Europa wegzurücken. Er sieht sich einen entscheidenden Schritt näher an seinem Lebensziel eines Neo-Osmanischen Reichs, das als Ordnungskraft im zerfallenden Nahen Osten die Führungsrolle übernimmt, und zwar mit einer klaren religiösen Mission auf Grundlage des sunnitischen Islam.

Das Referenzmodell wäre demnach genau nicht mehr die Europäische Union, sondern der immer mächtiger werdende Iran als Schutzmacht der schiitischen Welt. Erdogans religiös durchwirkter Nationalismus bedeutet eine klare Veröstlichung der Türkei, viele seiner Landsleute sind ihm dabei gefolgt.

Kein fairer Wahlkampf

Aber viele eben auch nicht. Nach derzeitigem Stand hat nur eine sehr knappe Mehrheit für das Verfassungsreferendum gestimmt – wenn überhaupt, denn die Berichte über Wahlmanipulationen nehmen zu. Auch wurde der Wahlkampf in der Türkei alles andere als mit fairen Mitteln bestritten; allein die schiere Präsenz der Pro-Erdogan-Propaganda im öffentlichen Raum spricht Bände. Nicht zuletzt hat der – möglicherweise inszenierte – Versuch eines Militärputschs im vergangenen Sommer Spuren bei der Bevölkerung hinterlassen nach dem Motto: Lieber einen starken Führer als chaotische Zustände. Die zum inneren Feind erklärte Gülen-Bewegung hat dieses Gefühl nur bestärkt.

Die Provinz setzt sich durch

Und dennoch ist das Ergebnis so knapp ausgefallen, wie es nun ausgefallen ist. Die moderne Türkei war schon immer ein gespaltenes Land, wobei die Linien insbesondere zwischen den großstädtischen Eliten und der Landbevölkerung verliefen. Mit Erdogan hat sich gewissermaßen die Provinz durchgesetzt (übrigens ähnlich wie bei den Trump-Unterstützern in den Vereinigten Staaten). In den türkischen Wirtschaftsmetropolen schätzt man hingegen sehr wohl die Vorzüge einer westlichen Lebensart und weiß vor allem um die wirtschaftlichen Verflechtungen mit den europäischen Nachbarn. Das gilt auch für die Küstenregionen an der türkischen Ägäis mit ihrer Tourismusindustrie. Dort behielt das Nein-Lager die Überhand.

Angesichts dieser überaus knappen und noch dazu mit unfairen Mitteln herbeigeführten Entscheidung wäre es ein Fehler, die Türkei als ein europäisches Land verloren zu geben. Denn es handelt sich immer noch um einen teilweise hochmodernen Staat mit nach wie vor hervorragenden Bildungseinrichtungen und einer Bevölkerung, von der die Hälfte explizit kein Interesse hat an einem chauvinistisch-religiösen Nationalstaat Erdogan‘scher Prägung. Diese Menschen brauchen eine Perspektive, auch wenn das in diesem Moment naiv klingen mag angesichts der Großtuerei ihres künftigen Alleinherrschers.

Die in Deutschland lebenden Türken bereiten Sorgen

Sorgen bereitet das Abstimmungsverhalten der in Deutschland lebenden wahlberechtigten Türken oder Doppelstaatler. Wenn knapp zwei Drittel derer, die sich an der Wahl beteiligt haben, ihr Heil bei Erdogan sehen, dann hat das noch eine andere Dimension als in der Türkei selbst. Denn nach den Provokationen und grotesken Nazi-Vergleichen, die sich Erdogans Leute gegenüber deutschen Politikern erlaubt haben, kann die Botschaft nur sein: Wer hier mit „Ja“ gestimmt hat, dem ging es weniger um ein Verfassungsreferendum. Sondern darum, seine Solidarität mit einem türkischen Staatsoberhaupt zu bekunden, das einen klaren Konfrontationskurs mit der Bundesrepublik sucht. Von mangelnder Integrationsbereitschaft kann da schon gar keine Rede mehr sein. Das ist Obstruktion.

Und somit hat Erdogan auch sein zweites Ziel erreicht. Nämlich der deutschen Bundesregierung zu demonstrieren, über welche Machtbasis er in Deutschland verfügt. Wer gestern Abend mit angesehen hat, wie etwa in Berlin enthemmte und euphorische Erdogan-Fans in Autokorsos über die Straßen fuhren, um ihren Helden zu feiern, der dürfte sich schon die eine oder andere Frage stellen. Es entsprach jedenfalls mitnichten dem Bild, das multikulti-verliebte deutsche Beschwichtigungspolitiker so gern von unserer bunten Republik zeichnen. Natürlich wird Erdogan jetzt erst einmal wieder rhetorisch abrüsten. Aber ein paar seiner Sätze bleiben hängen. Zum Beispiel die Drohung, dass sich kein Europäer mehr in irgendeinem Teil der Welt sicher auf den Straßen bewegen könne. Nach den Szenen von gestern Abend ahnt man, was er gemeint hat.

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Mathias Trostdorf | Mo., 17. April 2017 - 11:41

Das "Gute" an der ganzen Sache ist, daß uns jetzt aber mal Zahlen an die Hand gegeben wurden, wie groß die Masse der "deutsch-türkischen" Wähler ist, die uns durch ihre Wahlentscheidung gezeigt haben, wie sie zur Demokratie stehn, und wie wenig Loyalität zu unserem Land und unseren Werten man von diesen Leuten erwarten kann.
Eine Überraschung war das wohl für die wenigsten.

Sabine Weber-Graeff | Mo., 17. April 2017 - 11:50

Darf ich ehrlich sein?Mir ist das Hemd näher als die Jacke.Sorry für die Türken in der Türkei,aber wir sind damit zunächst einmal Visafreiheit und EU-Beitritt vom Hals.Zu irgendwas müssen aus Fundamentalisten mit Doppelpass gut sein.Und rechnet man mal die Kurden und andere Randgruppen raus,so haben nicht 63%,sondern bestimmt 80-90 % den leicht reizbaren Staatschef gewählt.Da Merkel im Allgemeinen aber relativ prinzipienlos ist,bis ich jetzt auf ihre neuerlichen Strippenziehereien gespannt,um die Türkei trotzdem in die EU zu hieven.

Jürgen Lehmann | Mo., 17. April 2017 - 11:54

Die Wahl ist gelaufen und ein Jammern hilft jetzt nichts mehr.

Wie bei „TRUMP“ sollten wir erst einmal abwarten wie sich Erdogan mit der Türkei weiter entwickelt.

Mit unserer Methode - der Taktik des im „Unklaren lassen“ über einen EU-Beitritt oder nicht - hat die EU auch einen Teil zum Wegrücken der Türkei von Europa beigetragen.

Unser Denken sollte jetzt wieder verstärkt der Massenintegration von Flüchtlingen zugewandt werden, denn dieses Thema ist noch lange nicht ausgestanden und wird noch desaströse Folgen – vor allem für die BRD – haben.

Wie wir schon wissen, ist die Türkei weder kulturell (gerade haben wir es wieder erfahren) noch geografisch (97Prozent des Landes liegen in Asien) ein europäisches Land. Man sollte nicht alles den ökonomischen Begierden und Absatzmärkten unterordnen.

Karin Zeitz | Mo., 17. April 2017 - 12:03

Erdogan ist offensichtlich der Meinung, dass Deutschland dank seiner Millionen zählenden hier lebenden Anhänger irgendwann eine türkische Provinz sein wird. Wenn man die Aussagen und Vorschläge der deutschen Integrationsbeauftragten betrachtet ist Deutschland schon auf dem besten Weg dahin "mein Vater" (der nach jahrzehntelangem Aufenthalt in Deutschland noch kein Wort Deutsch spricht) "ist besser integriert als jedes Mitglied der AfD".

Jürgen Lehmann | Di., 18. April 2017 - 13:29

Antwort auf von Karin Zeitz

Frau Zeitz, es ist schade, dass Ihr Vater kein Deutsch gelernt hat. Das kenne ich sonst nur von Amerikanern, die zu träge sind eine andere Sprache zu lernen, während die Türken ein sehr neugieriges und lernfähiges Volk sind.
Das zu behaupten kann ich mir erlauben, da ich viele Reisen (nur mit türkischen Freunden) durch die ganze Türkei gemacht habe und außerdem 25 Jahre lang türkische Mitarbeiter hatte und das zu einer Zeit als wir Deutsche keine Lust hatten schwere Arbeiten zu verrichten.

Die Wahlentscheidung der deutsch-türkischen Wähler wird extrem hochgespielt.
Mich stören in der BRD andere Faktoren und das ist z. B.die Massenintegration, die zur Zeit stattfindet. Hier sind andere Länder das Problem – und nicht die Türkei.

Karin Zeitz | Mi., 19. April 2017 - 22:44

Antwort auf von Jürgen Lehmann

mit wem man es zu tun hat. Mir haben türkische Bekannte gesagt: "Ihr Deutschen seid doch selber schuld, wenn Ihr alle aufnehmt, die es in der Türkei zu nichts gebracht haben". Auch die Tatsache, dass Deutschland dem "Kalifen von Köln" Asyl gewährt hatte, als er wegen seiner Hasspredigen damals in der Türkei strafrechtlich verfolgt worden ist, spricht für eine total verfehlte Politik hinsichtlich Asyl und Migration.

Reinhard Schröter | Mo., 17. April 2017 - 13:06

Der Autor bezeichnet die Türkei als europäisches Land.
Wie kommt er darauf ?
Nur ein Bruchteil des türkischem Staatsgebietes befindet sich im geographischen Europa.
Das weiß natürlich auch Herr Marguier.

hat nie zu Europa gehört sondern in den Steppen der Mongolei. Mit Gewalt haben sie sich den Zugang geöffnet. Sie wollen islamisch leben, kein Problem, aber bei ihrem Land bitteschön.
Ein Land das nur aus einer Blutspur besteht.

Patrick Rozina | Mo., 17. April 2017 - 14:13

Zwei Drittel der in Deutschland lebenden Türken jubeln einem Diktator zu. Man muss die Doppelpassler vor die Entscheidung stellen: Entweder sie stimmen für unsere Verfassung, erkennen unsere Demokratie und die damit verbundenen Gesetze an oder der deutsche ist Pass weg.
Die Türkei als EU - Mitglied unter Erdogan, das ist ein Paradoxon, ein Jahrhundertwitz.
Die Türkei als Urlaubsort: "Das Antalya-Beach-Hotel-Special am Dienstag: Von 15:00 - 16:30 einen kostenfreien Cocktail/Familie. Ab 17:00 Exekutionen in der City. Bringen Sie Ihre Kinder mit. Der Eintritt ist frei."
Welcher Investor wird sein Geld in einem solchen Land aufs Spiel setzen wollen?
Wie lange wird die Türkei noch als sicheres Herkunftsland gelten?
Wie kann man die freiheitsliebenden Türken in Sicherheit bringen, wie können sie sich schützen?
Trifft hier auch der Satz zu: Wehe den Klugen, wenn sich die Dummen zusammenrotten?
Das hier ist alles eine einzige Katastrophe.

Joachim Walter | Mo., 17. April 2017 - 14:27

Da sollten wir uns jetzt nichts schönreden. Wenn es anders herum ausgegangen wäre, würde die Jounalisten jetzt über die besonnenen und demokratischen Türken jubeln, die unbedingt ihren Platz in der EU bekommen müssten.

Nein - eine Mehrheit hat sich für den Weg weg von der EU und hin zu einem Neu-Osmanischen Reich entschieden.
Weg von freiheitlich demokratischer Grundordnung und aufgeklärter Liberalität, dafür hin zu einem islamisch, autoritären Wertesystem, das unseren Vorstellungen eines selbstbestimmten Lebens diametral entgegensteht.

Dies wird sich in der Folge weiter verstärken, denn Gewinnen ist attraktiv und viele wollen bei den Gewinnern sein.

Da gibt es nichts zu deuten, und je eher wir das verstehen, umso eher werden wir unsere Lebensweise erhalten können.

Die Sorgen des Autors bezüglich der hier lebenden Türken mit deutschem Pass, die in Erdogan ihren wahren Präsidenten sehen teile ich.

Klaus Wenzel | Mo., 17. April 2017 - 14:38

Natürlich sind weder Land noch Leute verloren. Auch die Ära Erdogans endet irgendwann. Und so bedauerlich es auch ist: es ist eine überwiegend innerstaatliche Angelegenheit der Türkei, wem die Wähler die Macht anvertrauen. Jedoch wäre nun Gelegenheit, in Deutschland inne zu halten und statt Sprechblasen à la Altmeier (der damit wohl im Namen der großen Vorsitzenden spricht) substanzielle Überlegungen anzustellen. Etwa: wie kann das künftige politische Verhältnis zwischen Deutschland, Europa und der Türkei aussehen? Militärisch im Nato-Rahmen dürfte alles beim Alten bleiben. Weiter: was bedeutet das Abstimmungsverhalten der hier lebenden Türken, die Pro-Erdogan sind, für unsere Prämissen hinsichtlich des "bunten, friedvollen Miteinanders auf Basis unserer Werte"? Den Erdogan-Anhängern offensichtlich wenig. Was folgt daraus für die Themenfelder Zuwanderung, Integration, Doppelstaatlichkeit? Das sind Fragen, die eine verantwortungsvolle, weitsichtige Politik zu beantworten hätte.

Eine innerstaatliche Angelegenheit der Türkei? Die eine Hälfte der hier lebenden Türken hat sich für die Diktatur in einem Land gestimmt, das sie offensichtlich für ihre Heimat hält, obwohl viele von ihnen nie dort gelebt haben. Um sie zu diesem Abstimmungsverhalten zu bewegen wurden türkische Politiker in Deutschland eingeflogen - und wären noch mehr eingeflogen worden, wenn kleine Kommunen es nicht verhindert hätten. Und während diese Hälfte auf deutschen Straßen einen Diktator feiert, der alle Deutsche als Nazis verunglimpft, sieht sich die andere Hälfte Bedrohungen ausgesetzt und der Gefahr auf schwarzen Listen "ihres" Geheimdienstes zu landen. Mit Verlaub, das finde ich eine sehr innerstaatliche Angelegenheit von Deutschland.

Dimitri Gales | Mo., 17. April 2017 - 15:14

wie ihn auch, beispielsweise, die Amerikaner machen, Ethnozentrismus nennt man das. Die Türkei kann nicht mit deutschen Dispositionen verglichen oder ihnen "angepasst" werden. Man sollte die türkische Kultur respektieren; dazu gehören auch die Verhältnisse, die Erdogan zu einer Art von Diktator machen. Die Türken sind ein ausgesprochen nationalistisches Volk, mit einer sehr starken ethnischen und kulturellen Identität, was auch hierzulande zu beobachten ist.
Deutsche Schulmeisterei und Moralisieren ist unangebracht und bringt nichts. Die türkische Gesellschaft muss selbst wissen, wie sie das System Erdogan bewältigt.
Das Projekt "Türkei in der EU" kann man jetzt wenigstens in die Ablage befördern.

Robert Müller | Mo., 17. April 2017 - 15:50

Bemerkenswert ist auch die Reaktion der Bundesregierung: Im Grunde ein weiter so. Ich hoffe, dass demnächst die EU den Türkeibeitritt offiziell absagt. Ist die nächste Gelegenheit dazu nicht in zwei Wochen? Ansonsten gibt es die übernächste Gelegenheit dazu wenn in der Türkei die Todesstrafe wieder eingeführt wird und dann alle "Terroristen" dran sein werden. Aber wahrscheinlich wird die EU auch dann nichts machen, weil die Bundesregierung das nicht will.

Mathias Trostdorf | Mo., 17. April 2017 - 18:17

Antwort auf von Robert Müller

Man darf schon gespannt sein, was für Klimmzüge Berlin und Brüssel machen werden, um Ausreden zu finden, die Türkei trotzdem in die EU zu holen, auch wenn bald die nächste rote Linie (die Einführung der Todesstrafe) überschritten worden ist. Rückgrat und Prinzipientreue darf man von unseren Regierenden einfach nicht erwarten.

Juliana Keppelen | Di., 18. April 2017 - 21:13

Antwort auf von Mathias Trostdorf

Vergessen sie nicht die Türkei ist ein Natostaat ergo bestimmen nicht die in Brüssel oder Berlin den Umgang mit der Türkei sondern die Natoführung überm Teich. Deswegen auch die Klimmzüge und sprachlichen Verrenkungen in Brüssel und Berlin.

Robert Müller | Fr., 21. April 2017 - 12:56

Antwort auf von Juliana Keppelen

Ich glaube nicht, dass das eine NATO-Sache ist, sondern einige der hiesigen Parteien wollen ihren Status als Migrantenpartei nicht verlieren. Was wäre von der SPD denn ohne türkische Unterstützung noch übrig? Und die CDU hat längerfristig, möglicherweise bei der jüngsten Einwanderungswelle neue Wähler gewonnen. Längerfristig werden die Einwanderer eh immer wichtiger, da muss man sich nichts vormachen, und Ostdeutschland ist kein Zukunftsmodell.

Hubert Manter-Koller | Mo., 17. April 2017 - 17:02

Ich möchte fragen: warum und auf welcher Basis nimmt man an, dass Erdogan sein Ding jetzt nicht durchzieht?

Die Nein-Sager haben mutmaßlich in keiner relevanten Institution mehr irgend eine Macht, sie sind der anderen Seite vollständig ausgeliefert und haben keine anderen Möglichkeiten mehr als ein bisschen Demonstrationen zu machen. Diese Leute werden sich fügen müssen oder sie landen im Knast oder unter der Erde. Die parlamentarische Opposition ist gestern bedeutungslos geworden, die Aussicht auf institutionell verankerte Gegenmacht damit nahe Null.

Es bleiben genau zwei Möglichkeiten: die maximale Unterdrückung des Nein-Lagers oder ein Bürgerkrieg, mit berechenbarem Ausgang.
Beides wird die Türkei auch wirtschaftlich schwer schädigen, da es unberechenbar und instabil macht. Das böse Ausland wird daran schuld sein, die Leute sich noch mehr Erdogan zuwenden. Es endet erst, wenn wesentliche Akteure tot sind.

So sieht das aus.

Elfie Jung | Mo., 17. April 2017 - 19:13

was machen wir jetzt? 2/3 der hier lebenden Türken haben mit "Ja" gestimmt. Ach so, jetzt müssen wir viel mehr Geld von den hier hart arbeitenden Steuerzahlern in die Hand nehmen, und si e in eine verbesserte Integration stecken, nicht wahr? So sieht doch die Lösung der Grünen aus.
Dabei wurde doch in x-Talk-Shows von Politikern aller Couleur immer wieder hervorgehoben, wie gut die Türken in Deutschland integriert seien.
Ich wünschte, in diesem Land würden endlich die "Verantwortungsethiker" über die
"Gesinnungsethiker" siegen. Ansonsten sehe ich schwarz.

Hermann Neumann | Mo., 17. April 2017 - 20:14

Ich habe heute den Film " Die Heiden von Kummerow " gesehen und meiner Frau gesagt: Das ist Deutschland, so möchte ich das es bleibt. Wenn ich heute Deutschland sehe, könnte ich heulen.

Renata Konklewska | Mi., 19. April 2017 - 21:52

Antwort auf von Hermann Neumann

Schuld ist die geringe Kinderzahl der Deutschen - überwiegend die 1-Kind-Familie.

robert renk | Mo., 17. April 2017 - 23:01

Erdogans fünfte Kolonne, seine Landsleute in Deutschland haben ihr Zeichen gesetzt!
Jammern und wegschauen bringt nichts, die Leute lassen sich über Nacht auch nicht "bekehren".
Aber die Einsicht, dass Multikulti gescheitert ist, kann zu vernünftigen Reaktionen führen, eine wäre, den weiteren Zustrom von Muslimen unterbinden!

aber Multikulti ist nicht gescheitert es leben bei uns viele verschiedene Kulturen im Einklang mit unserer Verfassung und unserem Grundgesetzt sie tun ihre Arbeit sie pflegen auch ihr Brauchtum aber sie fallen nicht auf weil es für sie selbstverständlich ist sich zu integrieren sowohl sprachlich als auch im Umgang mit Anderen. Auffällig ist auf jeden Fall, dass vorwiegend nur eine Gruppe ständig einen Bohei um sich macht ständig sich als Opfer darstellt und ständig fordert "wenn wir uns integrieren sollen, dann müsst ihr aber .....". Diese Haltung kann einem gehörig auf den Senkel gehen und man ist geneigt zu sagen "niemand hat euch gezwungen zu kommen also was wollt ihr hier". Hinweisen möchte ich noch darauf, dass nicht nur Herr Erdogan sozusagen mit seiner 5. Kolonne droht, meines Wissens hat auch schon die türkische Ministerpräsidentin Tansu Ciller zu ihrer Zeit uns gedroht.

Man sollte es wie Kanada machen. Dort werden alle nicht integrationswilligen Migranten ausgewiesen.

Juliana Keppelen | Do., 20. April 2017 - 18:58

Antwort auf von Renata Konklewska

Soviel ich weiß suchen die sich ihre Zuwanderer sehr sorgfältig vorher schon aus. Da kommen integrationsunwillige kaum ins Land.

bruno leutze | Di., 18. April 2017 - 11:29

diesen Eindruck gewinnt man nicht, so die Kommentare sowie der Artikel dazu sachlich betrachtet werden.
Was gehen uns die Türken und ihr Staat an, was mischen wir uns da ein? Will das "Volk" einen "Führer", so soll es ihn haben und damit leben!
Allerdings vom imperialen wirtschaftlichen und militärischen Anspruch der EU aus betrachtet ist die türkische Entwicklung einerseits lästig und ärgerlich, andererseits kann sich damit politisch arrangiert werden, solange die Nützlichkeit nicht infrage gestellt wird (siehe Ungarn, Polen - geht doch auch!?).
Und dieser Nützlichkeitsmaßstab gilt auch für die Türken im dt. Lande, ob mit o. ohne Doppelpass. Ist diese Brauchbarkeit für Staat und Wirtschaft nicht mehr gegeben, werden geeignete Maßnahmen ergriffen. Ist derzeit bei der Flüchtlingspolitik gut zu studieren.

Also keine Aufregung, auch Griechenland oder Spanien war mal trotz Diktatur ein schönes Urlaubsreiseland für den Bundesbürger.
Oder etwa nicht?

Ralf Müller | Di., 18. April 2017 - 11:43

Im Ergebnis kann Europa zufrieden sein, besteht doch endlich die Möglichkeit, die Beitrittsperspektive der Türkei formal zu beenden. Es war der linksgrüne Mainstream, der die Türkei unter allen Umständen in die EU holen wollte. Damit ist jetzt Schluss. Die Türkei mag sich entwickeln, wie und wohin sie will. In der EU war und ist für sie kein Platz. Europa ist begrenzt, die Türkei gehört nicht dazu. Man stelle sich vor, 75 Millionen Türken bekämen Freizügigkeit innerhalb der EU. Mag mir das gar nicht ausmalen. Dann wird aus Europa eine Türkei. Dann haben wir bald den 3. Weltkrieg in Europa.

Bernd Schuster | Di., 18. April 2017 - 12:39

Während zu Recht türkische Politiker zu ihren eigenen Staatsbürgern sprechen möchten und dazu dem tranigen deutschen Michel nichts besseres als Verbote und Beschneidung von Grundrechten ihrer so gehätschelten Doppelstaatler einfällt, gibt Erdogan mal wieder im deutschen Inland den Ton an. Gerade im Angesicht der Hunderttausenden Zuwanderer aus bildungsfernen Schichten dieser Welt müssten die Alarmglocken doch schrillen, ob der Leistungsfähigkeit und Integrationsfähigkeit der deutschen Schulen und der Gesellschaft. Denn offensichtlich haben die in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Türken trotzdem einen Hang zur islamistischen-nationalistischen AKP. Da haben all die Multikulti Gesänge in der Schule wohl wenig gefruchtet. Jedes Land bekommt die Zuwanderer, die es verdient.
Ob wir in Deutschland bald einen eigenen AKP-Minister mit am Regierungstisch sitzen haben werden. Es liegt wohl nur an Erdogan. Die eigenen Politiker werden sicher nicht im Wege stehen.

Ulrich Bohl | Di., 18. April 2017 - 12:50

Hört man immer wieder von der BR.
Die sind doch schon seit Jahren da, die BR ver-
sucht mit diesen Worthülsen ein objektiv vor-
handenes Problem wegzuretuschieren.
Der politische Trend dem Erdogan folgt ist seit
Jahren für jeden erkennbar, wenn er es will.
Man kann dieser BR unterstellen sie will
die Probleme mit der Türkei und EU-Probleme
bewußt nicht wahrhaben. Viele Milliarden wurden
wurden an die Türkei zur Anpassung an EU-
Standards gezahlt. Das Ergebnis ist selbst für
einen total Blinden zu sehen.
Die Türkei gehört ohnhin nicht zu Europa, 3% der
Landfläche liegen in Europa, kulturell ist sie weit
entfernt von ihm. Sogar Russland gehört mit ca.
23% der Landfläche in Europa mehr zu Europa.
Wenn man Russland Annektionen vorwirft, dann der Türkei mit Nordzypern auch. Die ständigen Luftraumverletzungen GRs und Zyperns
sowie der Hoheitsgewässer beider Länder werden
gar nicht erwähnt. Weil die Türkei so ein toller
Partner ist. Wir verhandeln und zahlen weiter.

Ralf Müller | Di., 18. April 2017 - 14:15

Für Missmut ist kein Platz. Die Türkei wird sich außerhalb der EU großartig entwickeln. Auch der Zentralismus kann dies positive unterstützen. Ein Präsidialsystem ist auch nicht grundsätzlich schlecht. In vielen Staaten klappt das gut. Türkei und EU sollten getrennte Wege gehen. Mir leuchtete die enge Bindung nie ein. Wieso sollte man die Türkei anders behandeln wie etwa Kasachstan? Türkei ist Asien, ist Orient, ist Islam. EU ist Europa, ist christlich, ist westlich. Jeder sollte bei sich das paradies auf Erden errichten aber niemals gemeinsam. Nicht miteinander sondern nebeneinander. Darum geht es. Nebeneinander bedeutet nicht gegeneinander aber es ist kein gemeinsam. Dass es kein gemeinsam mehr geben wird, das ist gut so. Danke Erdogan dafür!

Wolfgang Henning | Di., 18. April 2017 - 16:02

Die CDU fordert jetzt die Rücknahme der unbegrenzten Doppelstaatlichkeit für hier geborene türkische Kinder. Das greift zu kurz!
Die Doppelstaatlichkeit für alle Nicht-EU-Bürger muss infrage gestellt werden.
Jeder türkische und anderer Nicht-EU-Bürger sollte sich spätestens ab seiner Volljährigkeit, sowie unter den Voraussetzungen der Einbürgerungsmöglichkeit, zu e i n e r Staatsangehörigkeit entscheiden müssen. Für diese Nicht-EU-Bürger haben die Beschränkungen des Aufenthalts- und Arbeitsrechts zu gelten. Die deutschen, spanischen, portugiesischen oder griechischen Arbeitslosen würden dann gern die freiwerdenden Arbeitsplätze besetzen.

wolf wilhelmi | Di., 18. April 2017 - 20:23

Gescheitert
All die Beschwörungen, all die medialen Inszenierungen - umsonst. Das Wahlverhalten der scheinbar in D Integrierten offenbart schonungslos das Gegenteil, das Nichtangekommensein in einem demokratischen, die Menschenwürde achtenden Rechtsstaat. In D wirtschaftliche Sicherheiten genießen, aber die dazu gehörende Freiheit ablehnen - an zwei Dritteln der Wählenden ist politische Bildung abgeprallt, mehr noch: sie bevorzugen die Abschaffung der Demokratie - für ihre Landsleute - und wohl auch für sich selbst.
Endlich herrscht Klarheit, nur die Regierenden werfen noch Nebelkerzen.

Dr. Ulrich Opfermann | Di., 18. April 2017 - 22:35

Rund die Hälfte der hier lebenden Türken hat wohl gar nicht gewählt -das waren wahrscheinlich die, die für Nein gestimmt hätten. Schade, dass sie den Dumpfbacken das Feld überlassen haben, die aus Minderwertigkeitskomplexen heraus ein Großsultanat herbeiwünschen- und das ganz bequem aus Deutschland. Diejenigen, die wahlberechtigt (und damit im Besitz der doppelten Staatsbürgerschaft) waren, fühlen sich hier offensichtlich nicht als Teil der offenen, demokratischen Gesellschaft. Und die, die sich für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden haben, konnten nicht wählen. Kein Wunder, dass das Wahlverhalten so ausgefallen ist. Trotzdem bleibt die doppelte Staatsbürgerschaft für mich ein Unding, das abgeschafft gehört. Die deutsche Staatsbürgerschaft sollte ein erstrebenswert Privileg und keine Bonuspackung sein.

Dr. Lothar Sukstorf | Mi., 19. April 2017 - 17:56

von den 1,4 Mio. Türken hier hat die Hälfte gewählt. Also, ca. 700 Tsd, davon haben 62,7% für Erdogan votiert, das sind ca. 450 Tsd. Nun mag man sagen, in Relation zu 82 Mio. Hierlebender ein verschwindend geringer Anteil. ABER: bei Wahlen bedeuten 450 Tsd. Stimmen einen erheblichen Anteil, die über Wohl und Weh entscheiden können. Insofern ist dieses Relationsrechnen nur Makulatur. Im Übrigen, ich warte darauf, daß Fr. Merkel sich sehr positiv über die 450 Tsd. Türken, die ja allesamt entscheidend zum Aufbau Deutschlands beigetragen haben, äußern wird. Sie will ja integrativ wirken. Und sich die Grünen zum Freund machen! Wie vereinbart sich das eigentlich mit ihrem Spruch, dass sie die Kanzlerin ALLER, der Hierlebenden sei, wenn die 450 Tsd. sich mit Leib und Leben(wie sie allen Orten im TV getönt haben)hingegeben haben? Ist sie deren Kanzlerin noch? Wie geht das?