- PKW-Maut oder die politische Amokfahrt der CSU
Ein Einwurf der besonderen Art. Unser Autor Alberich lehrt Wagner und die deutsche Seele das Fürchten. Immer montags und immer böse. Heute: Amokfahrt Autobahnmaut
Lieber Wagner,
warum nicht mal über eine politische Amokfahrt der besonderen Art schreiben?
Das Boot ist voll. Beziehungsweise die Autobahn. Beziehungsweise Verstopft. Jawohl. Ruckelnd, stinkend, grau in grau.
Und wer hat Schuld? Richtig, die Ausländer! Es reicht ihnen nicht, dass sie die schönere Literatur und die besseren Filme machen, mit denen sie unsere Frauen betören oder deutsche Filmhochschulabsolventen in den Wahnsinn treiben. Nein, sie besitzen auch die Dreistigkeit, uns zum Exportweltmeister zu machen, damit wir dann Anschiss von Barrosos Bürokraten bekommen.
Als wäre das nicht genug. Achtung anschnallen! Die Ausländer fahren für lau auf unseren Autobahnen! Ja, ganz richtig, auf Deutschlands heiligsten Pfaden wandeln marodierende Kraftfahrzeuge mit ausländischer Numierung, sitzen grinsende Fremdländer hinter güldenen Steuern und heizen Deutschlands Asphalt blasig und käsig.
Deswegen gilt es eine Gerechtigkeitslücke zu schließen. Das zumindest fordern Horst und Peter. Die Ausländer müssen endlich zahlen, rufen sie in jedes sich ihnen bietende Mikrofon. Die Deutschen sollten entlastet werden, lächeln sie in jede sich bietende Kamera. Es ist ihr Projekt. Deutschlands Autobahnen den Deutschen. Hust.
Man könnte das Diskriminierung von EU-Bürgern nennen. Muss man aber nicht. Besonders, wenn man die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich glaubt und solange der Schlachtruf „Ausländer sollen für deutsche Autobahnen zahlen“ weiterhin so herrlich chorgleich im Resonanzraum deutscher Bierzelte erklingt.
Aber manchmal, ja nur manchmal, da helfen FAKTEN:
1. Nach einer Studie würde eine PKW-Maut jährlich Einnahmen von 262 Millionen Euro erwirtschaften. Die Erhebungskosten würden wiederum bei ca. 300 Millionen Euro liegen. Bliebe summa summarum? Richtig, Ramsi. Nüschd.
2. Tatsächlich verursachen Ausländer im Jahr gerade einmal 5,2 Prozent des Pkw-Verkehrs auf Deutschlands Autobahnen. Und da sie fleißig bei uns tanken, zahlen sie über die Mineralölsteuer bereits heute 195 Prozent (!) der auf sie entfallenden Infrastrukturkosten.
Wenn also Horst und Peter nach Gerechtigkeit rufen, dann meinen sie eine gefühlte (Un-)Gerechtigkeit. Ja, dann geht es ums bajuwarische Bauchgefühl. Und das ist, lieber Horst, lieber Peter, gelebte Diskriminierung und ganz nebenbei die unsinnigste Gesetzesinitiative, seit es Staatlichkeit gibt.
Im Übrigen, wenn ihr die Ausländääärs schon zur Kasse bitten wollt, warum keine Maut, die in jedem Bundesland neu erhoben wird, eine Art Wegzoll, zurück zur Kleinstaaterei, eine Maut für alle Nichtbayern, Internetmaut für Ausländer, Ausländermaut für Inländer, Ländermaut für ausländische Inländer, Schländerschnaut schnür schnüdschnändische schnauzständer…. quietsch, stotter, brummbrumm.
Schmerzlichst,
Ihr
Alberich
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