Passanten und Touristen stehen am Jangtse Ufer in Chongqing in China / dpa

Mathias Döpfners „Der Freiheitshandel“ - Fremde sind vor allem anders – keine Freunde oder Feinde

In seinem jüngst erschienenen Buch „Der Freiheitshandel“ liefert Springer-Chef Mathias Döpfner eine Version der Welt von 1991, als die Sowjetunion kollabierte und Francis Fukuyama vom Ende der Geschichte schrieb. Die Zeit ist aber nicht stehengeblieben.

Autoreninfo

Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Seit 2015 Lehraufträge an chinesischen Universitäten.

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Die Welt ist nicht aus den Fugen, sondern aus dem Mächtegleichgewicht. The West against the rest, die altvertraute machtpolitische Konstellation des Kalten Krieges, erlebt zwar momentan eine Renaissance, hat aber im globalen Maßstab keine hegemoniale Durchschlagskraft mehr. Westeuropäische Interessen, selbst mit amerikanischer Unterfütterung, sind außerhalb der eigenen kulturellen Hemisphäre immer schwerer durchzusetzen. Das Mächtegleichgewicht der Gegenwart wird zunehmend von Akteuren mitbestimmt, die der politischen Tradition des Westens nicht angehören – und sich dieser auch nicht anschließen möchten. Wir leben in einer riskanten, prekären und schwer bestimmbaren Weltunordnung. Wie ist mit diesem unbequemen Sachverhalt umzugehen?

Die Bösen sind immer die Anderen

Die Weltsicht, die Springer-Chef Mathias Döpfner in seinem neuen Buch präsentiert, ist einfach strukturiert: Wir im Westen – Europäer und Nordamerikaner –, die wir in Wohlstand, Freiheit und Rechtssicherheit leben, stehen auf der richtigen Seite der Geschichte, und das soll auch weiterhin so bleiben. Alle anderen Nationen, die von unseren Wertvorstellungen abweichen, mögen sich ihnen rasch angleichen – oder sollen sanktioniert werden. Nicht Europa muss sich ändern, sondern die Welt drumherum. Döpfner schreibt: „Nicht jedes Land wird sofort Teil eines neuen Werte- und Interessenbündnisses sein können oder wollen, aber Demokratien definieren die kritische Masse einer attraktiven und immer weitere Länder anziehenden Handelsordnung.“ 

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Urban Will | Do., 2. Mai 2024 - 11:28

monnaie ein wenig aufzufüllen. Die hier zitierten/ getätigten Aussagen und Forderungen sind realitätsfremd. Helmut Schmidt hätte sich wohl mit Döpfners Buch nicht mal den Hintern abgewischt.

Ich denke, man sollte komplett aufhören, zu moralisieren, Außenminister á la Baerbock sind Witzfiguren, überflüssig und lästig.

Es geht um die Realität und deren Anerkennung. Und die scheint klar. Demokratien sind schön nach innen, für ihre Bewohner, die sie sich mehrheitlich wünschen. Sie sind schwach nach außen und wenn nicht – siehe USA – müssen sie höchst „undemokratisch“ ihre Macht gebrauchen.

Europa hat fertig, zumindest in Bez. auf seine Ansprüche. Es wird seit Jahrzehnten mehrheitlich von naiven Wirrköpfen regiert, Trotteln, die immer noch glauben, Macht und Einfluss zu haben. Die Generation Kohl und davor glaubte hieran nicht, sie glaubte an Vernunft und war realistisch.

Lassen wir den anderen Ländern ihren Willen und probieren, gut mit ihnen auszukommen. Akzeptieren wir die Realität.

S. Kaiser | Do., 2. Mai 2024 - 16:40

„Diese Position realer Schwäche verträgt sich denkbar schlecht mit dem verbalen Imperialismus, den europäische Außenpolitiker noch immer im Munde führen, wenn sie Missstände in anderen Weltgegenden thematisieren und vermeintl. Lösungen aus westl. Perspektive anbieten.“
Jaishankar, der indische Außenminister, dessen Werdegang den Lebenslauf unserer Außenministerin wie Sonderangebotsblättchen vom Discounter aussehen lässt, machte anlässlich des Konflikts in der UA eine klare Ansage: "Europe has to grow out of the mindset that Europe's problems are the world's problems, but the world's problems are not Europe's problems."
Ja, es ist nicht mehr 1991, die Welt hat sich weitergedreht. China baut AKWs und Indien fliegt zum Mond. Europa sollte aufhören sich gouvernantenhaft über andere Regionen zu erheben, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnen. Moralische Standards einfordern, selbst aber wirtschaftl. bedingte Doppelmoral praktizieren ist bigott und führt langfristig in die Bedeutungslosigkeit.

A.W.Mann | Do., 2. Mai 2024 - 17:05

Eine Karikatur des in der Vergangenheit schon mit Kratzern behafteten "Gods own country" , ist der letzte "Verbündete" der Herren- oder heute besser Gutmenschenrasse in diesem Land. Der werthe Herr Döpfner, gibt das passende Abbild und den sichersten Erfüllungsgehilfen einer verabscheuungswürdigen Kaste von Politikdarstellern. Der Springerkonzern nur ein verlängerter Arm des " demokratischen CNN",
handelt frei nach dem Motto: " Halt Du sie dumm, ich halt sie arm." Die Mission wurde erfolgreich erfüllt. Da steht er den "GEZ-Medien" in nichts nach.

PS: Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, brauchte es für mich kein RT deutsch, die Handlungen der letzten 15 Jahre waren da Hinweisgeber genug.

Frank Klaus | Fr., 3. Mai 2024 - 07:27

Europa sollte sich in jeder Hinsicht deglobalisieren: Außenpolitisch, indem es sich nicht mehr in anderen Weltgegenden einmischt und indem es sich von den USA emanzipiert. Innenpolitisch, indem es seine Grenzen sichert, die Migration stoppt und die Remigration einleitet. Wirtschaftlich, indem es sich unabhängiger von außereuropäischen Absatzmärkten und Handelsketten macht.
Das Einzige, was Europa tatsächlich vom Weltmarkt braucht, sind Energie und Rohstoffe. Die müssen wir durch eine kluge Außenpolitik, die nicht am Gängelband der USA hängt, sichern.
In allem aber, was Europa selbst produzieren kann, sollte es sich unabhängig vom Weltmarkt machen, auch wenn das mit höheren Kosten und damit Wohlstandseinbußen verbunden sein sollte. Der Erhalt unserer Kultur sollte uns das wert sein. Und diese Kultur können wir nur erhalten, indem wir uns abgrenzen, ja teilweise abschotten, vor allem gegenüber dem Islam, der weder zu Deutschland, noch zu Europa gehört.