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Todesstrafe in den USA - Hillary Clintons Haltung irritiert

Gerade in den bibeltreuen Südstaaten der USA sitzen die glühendsten Verfechter der Todesstrafe. Auch Hillary Clinton schließt sich dieser fragwürdigen Auffassung von Gerechtigkeit an. Ein Beitrag in Kooperation mit dem Tagesspiegel

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Schäuble, Juliane

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Der schnelle Blick ins Internet zeigt Folgendes: Zehn Muslimbrüder sollen in Ägypten hingerichtet werden, davor gab es dort schon mehrfach Massenhinrichtungen von Islamisten. In Iran muss eine ehemalige Kinderbraut die Todesstrafe fürchten, die ihren gewalttätigen Ehemann umgebracht haben soll. Im Sudan kämpft eine Christin um ihr Leben, weil sie nicht von ihrem Glauben lassen will. Und: In den USA haben innerhalb von 24 Stunden gleich drei Verurteilte die Giftspritze erhalten, außerdem droht einem Vater nach dem grausamen Hitzetod seines Sohnes die Hinrichtung.

Eine seltsame Mischung. Und eine merkwürdige, eine eigentlich unübliche Nachbarschaft, in der sich die Vereinigten Staaten von Amerika da befinden.

Sonntagabend, beste Sendezeit, Günther Jauch verabschiedet sich im Berliner Gasometer mit einem Knüller in die Sommerpause. Zu Gast ist Hillary Rodham Clinton, vielleicht die nächste und die überhaupt erste Präsidentin, die die USA haben werden. Außerdem dabei: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann.

Es geht in der Sendung, natürlich, um Clintons mögliche Kandidatur (Wird sie? Wird sie nicht? Sie sagt mal wieder nichts), die Ausforschungen der NSA und den jüngsten Aufreger des enttarnten BND-Doppelagenten („geht gar nicht“) – und überflüssigerweise auch mal kurz um Monica Lewinsky (kein Thema, finden die Frauen). Und es geht um die Todesstrafe.

Klar, bei dem Treiben der amerikanischen Schlapphüte und den daraus folgenden diplomatischen Belastungen gibt es Differenzen. Freunde spioniere man nicht aus, die Geheimdienste müssten an die Kandare gelegt werden, fordert Leyen. Clinton, ganz Staatsfrau, kann die Empörung der Deutschen selbstverständlich verstehen und betont, dass die gestörten Beziehungen wieder repariert werden müssten. Wie, das sagt sie nicht.

Abknallen eines Menschen, den man im Meer entsorgte


Doch erst, als die Runde auf die Tötung von Osama bin Laden kommt, bei der Clinton als damalige Außenministerin via Lagezentrum des Oval Office live dabei war, wird der Ton schärfer. Und sichtbar wird: Wenn es um Leben und Tod geht, bei der elementaren Frage, wer wem das Leben nehmen darf, ist der transatlantische Graben so tief wie nirgendwo sonst. In diesem Punkt sprechen Amerikaner und Deutsche schlicht zwei komplett unterschiedliche Sprachen.

Für Clinton wurde mit der Tötung von bin Laden die „Gerechtigkeit“ wiederhergestellt. Für Käßmann war es nichts anderes als das Abknallen eines Menschen, den man anschließend irgendwo im Meer entsorgte. Gerechtigkeit, so empört sich die deutsche Theologin, sieht anders aus.

Die Todesstrafe gilt in 32 der 50 Bundesstaaten und wird dort regelmäßig vollstreckt. 39 Hinrichtungen gab es im vergangenen Jahr in den USA. Und immer noch sind rund 60 Prozent der Amerikaner laut Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Gallup für die archaische Höchststrafe – trotz der Erkenntnis, dass gar nicht so selten auch Unschuldige im Todestrakt sitzen, und trotz der schrecklichen Pannen in jüngster Zeit, die von den Vereinten Nationen als unmenschlich und erniedrigend gebrandmarkt wurden.

Weltweit steigt die Zahl der Hinrichtungen. Gleichzeitig gibt es laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International einen Trend zur Abschaffung der Todesstrafe: Seit den 1990er Jahren sei sie in mehr als 50 Staaten abgeschafft worden. Und was diskutieren die USA? Welche Exekutionsmethode denn die humanere sei, wenn eine versagt hat.

Auge um Auge, Zahn um Zahn. So einfach ist die Begründung dafür, warum einer sterben muss, der jemand anderen getötet hat. Eine Argumentation, die gerade in den bibeltreuen Südstaaten voller Überzeugung angeführt wird.

Gegen diese Begründung, mit der auch Hillary Clinton argumentiert, wenn sie von der Wiederherstellung der Gerechtigkeit durch die Tötung eines Terroristen spricht, wettert die Protestantin Margot Käßmann. Zu Recht.

Es wäre arrogant zu sagen, dass die USA, historischer Vorkämpfer von Demokratie und Menschenrechten, weniger human sind als die anderen westlichen Industrienationen, die die Todesstrafe abgeschafft haben. Richtig aber ist, dass die Haltung der Amerikaner irritiert. Immer wieder aufs Neue. Und es ist wichtig, das nicht einfach hinzunehmen. Gerade unter Freunden. Das ist alles andere als arrogant.

 

 

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