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Nahost - Ein Marshallplan für Gaza

Bundeskanzlerin Angela Merkel sollte die Gelder für Gaza solange stoppen, solange die Hamas die Vernichtung Israels fordert. Den Palästinensern könnte sie mit einer Art Marshallplan eine Perspektive bieten

Gunnar Heinsohn

Autoreninfo

Gunnar Heinsohn lehrt Militärdemografie am NATO Defense College in Rom und Eigentumsökonomie am Management-Zentrum St. Gallen. 

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Wenn hastig und kollektiv hingerichtet wird, schaut die zivilisierte Welt hin. Als am 19. August dem amerikanischen Fotoreporter James Foley der Kopf abgeschnitten wird, verbreitet das Entsetzen sich weltweit. Die dunkle Montur und der maskierte Kopf des Schlächters aus dem Islamischen Staat von Syrien und Irak verfehlen ihre Wirkung nicht.

Im selben schwarzen Aufzug vollziehen Hamas-Henker mit der aufgesetzten Pistole am 22. August 18 Todesurteile. Ihre Opfer sterben nicht als Schiiten, Jesiden oder Christen, sondern als sunnitische Glaubensbrüder der Scharfrichter. Ihr Verbrechen soll darin bestehen, mit israelischen Juden kollaboriert zu haben. Man weiß, dass für Hamas das Heil erst kommt, wenn „Muslime die Juden bekämpfen und sie töten“ (Hamas-Charta, Artikel 7). Und man weiß, spätestens seit zahllosen ähnlichen Prozessen, dass für die Hamas auch jeder Muslim in Todesgefahr gerät, der beim Judenmorden nicht mitmachen will.

UNO-Geld für Terroristen

Bisher kann Hamas nur in Gaza so wüten. Das alles geschieht im Windschatten der UNO-Einrichtung UNRWA, ein seit 1949 bestehendes Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, die Tausende Hamas-Anhänger in Lohn und Brot hat, ein Vielfaches davon auf ihrer Versorgungsliste führt und immer wieder Raketen in ihren Einrichtungen „findet“. Sollte die Macht von Hamas einmal bis Jerusalem und Jericho reichen, sind viele Tausende in Gefahr, weil man missliebige Konkurrenten als Hochverräter belangen kann, sofern sie mit Juden Kontakt  hatten.

Wie soll sich Berlin gegenüber der Hamas verhalten? Es sollte die Bewegung an eine gemeinsame Vergangenheit erinnern. Von 1941 bis 1945 residiert die Palästinenserführung in der Reichshauptstadt. Ihr Chef, der Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husseini (1893–1974) erhält von Hitler eine Residenz, deren jüdische Eigentümer enteignet wurden und fliehen mussten. Monatlich bekommt der Palästinenser 90.000 Reichsmark von den Deutschen für sich und seinen Stab. Husseini wird zu Hitlers wichtigstem arabischen Alliierten. 1942 beschwört er in Berlin beim Fastenbrechen die Muslime der ganzen Welt: „Ich erkläre einen heiligen Krieg, meine Brüder im Islam! Tötet die Juden! Tötet sie alle!“.

Deutschlands Regierungen haben grundsätzlich und überzeugend mit der Hitler-Husseini-Linie gebrochen. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt Israels Sicherheit sogar zur deutschen Staatsräson, Hamas hingegen hat die Vernichtung des jüdischen Staates in seiner Charta festgeschrieben.

Marshallplan für Gaza

Berlin mag sich schwer damit tun, der Hamas zu Israel etwas abzufordern. Aber es kann für sich selbst etwas verlangen. Die Kanzlerin kann ankündigen, dass die Überweisung deutscher Gelder für Gaza gestoppt wird, solange die Hamas die Vernichtung Israels nicht aus ihrer Charta streicht. Sie mag das mit dem Versprechen verknüpfen, ein friedliebendes Gaza in einem Wiederaufbauplan genauso großzügig zu bedenken, wie Amerika nach 1945 das besiegte Nazi-Deutschland wieder auf die Beine gebracht hat.

Angela Merkel hat die Statur für einen solchen Schritt. Er käme gleichwohl spät, weil etwa Kanada schon 2010 seine Zuwendungen an UNRWA gestoppt hat. Aber sie käme mit der Autorität einer Politikerin, die nicht nur gegen die Vernichtung des jüdischen Staates steht, sondern auch dem ungebührlichen Ausgreifen israelischer Siedlungen auf das Gebiet eines möglichen Palästinenserstaates immer wieder deutlich entgegentritt.

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