Emmanuel Macron bei einer Wahlkampfveranstaltung
Emmanuel Macron ist der Gewinner des ersten Wahlgangs bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich / picture alliance

Frankreichwahl - Neuanfang auf Trümmern

Emmanuel Macron dürfte nach dem Sieg im ersten Wahlgang auch zum Präsidenten Frankreichs gewählt werden. Von ihm wird erwartet, die Nation zu einstiger Größe zurückzuführen. Schwieriger könnte die Aufgabe kaum sein

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Allen politischen Erfahrungswerten zufolge heißt der nächste französische Staatspräsident Emmanuel Macron. Er geht als Erstplatzierter aus der ersten Wahlrunde hervor, seine Gegenkandidatin wird in zwei Wochen Marine Le Pen sein. Und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der Franzosen ihr politisches Schicksal tatsächlich einer Frau anvertrauen wollen, die für einen radikalen Bruch mit den Leitlinien der Fünften Republik steht. Aber dass alte Gewissheiten nicht mehr gelten, auch das hat der Ausgang der heutigen Wahlen in unserem Nachbarland in aller Dramatik verdeutlicht. Denn es mag zwar der moderateste aller zur Wahl stehenden Kandidaten gewonnen haben. Die französische Parteienlandschaft, wie wir sie kannten, ist am heutigen Tag gleichwohl bis auf ihre Fundamente zerstört worden.

Gespaltenes Land im Verhältnis zur EU

Und es bleibt festzuhalten, dass die drei zumindest im Grundsatz eher EU-freundlichen Kandidaten (Macron, Fillon, Hamon) zusammen gerade einmal knapp die Hälfte der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen konnten. Man mag die erste Runde zwar als „Wahlgang der Herzen“ bezeichnen und die zweite Runde als den Wahlgang der Vernunft. Mit Blick auf das europäische Gemeinschaftswerk ist Frankreich in jedem Fall ein gespaltenes Land.

Aus Sicht der Bundesregierung dürfte mit Emmanuel Macron derjenige gewonnen haben, mit dem es am meisten politische Anknüpfungspunkte gibt. Er will die Eurozone weiterentwickeln, tritt sogar für größere Kompetenzen auf EU-Ebene ein, steht für Globalisierung und internationale Handelsabkommen und plädiert für einen Ausbau gemeinschaftlicher Strukturen in der europäischen Verteidigungspolitik. In alledem ist er das exakte Gegenmodell zu Marine Le Pen, die für einen klar nationalistischen Kurs steht und einen Austritt aus den Kommandostrukturen der Nato befürwortet. Sollte die Anführerin des Front National tatsächlich gewählt werden, wäre damit das Ende der EU eingeläutet.

Der elitäre Anti-Eliten-Kandidat Macron

Den meisten Franzosen wird trotz ihrer Europaskepsis das damit verbundene Risiko zu hoch sein. Dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, dass mit Blick auf die EU inzwischen eine enorme Skepsis in Frankreich besteht. Als europapolitisches „Weiter so“ können die 23,7 Prozent Zustimmung für Macron jedenfalls nicht gewertet werden. Sollte Emmanuel Macron, wofür das allermeiste spricht, das nächste Staatsoberhaupt Frankreichs werden, dann lasten enorme Erwartungen auf dem gerade mal 39-Jährigen.

Schon der Name seiner Bewegung „En marche!“ verheißt einen Aufbruch in neue Zeiten, eine Überwindung des elitären Systems französischer Politik. Zwar hat Macron als Absolvent der ENA (also jener Kaderschmiede, die geradezu symbolhaft für Frankreichs Polit-Elite steht), als ehemaliger Minister unter Hollande und als zwischenzeitlicher Investmentbanker sämtliche Attribute in sich vereint, die aus Sicht vieler Franzosen die Abgehobenheit der politischen Klasse symbolisieren. Dennoch hat er es offenbar verstanden, sich als glaubwürdigen Reformer in Szene zu setzen. Ein Heilsbringer wird er schon deshalb nicht sein können, weil die Reformbereitschaft in der französischen Bevölkerung sehr schnell an ihr Ende gelangt, wenn es denn erst konkret wird. Und wenn es darum geht, Privilegien und liebgewonnene Gewohnheiten zu verteidigen, sind Frankreichs Berufsstände und Lobbygruppen in einer Weise kampferprobt, neben der deutsche Gewerkschaften wie Hobbygärtnervereine wirken.

Desaster für Traditionsparteien

Für die Republikaner und die Sozialistische Partei war der heutige Wahltag nicht weniger als ein absolutes Desaster. Nachdem zuerst der Amtsinhaber François Hollande kampflos aufgegeben und seine Partei mit Benoit Hamon einen Außenseiter als Kandidaten nominiert hatte, ging dieser sogar noch schlechter aus dem Rennen als es die für ihn pessimistischsten Prognosen vorhergesagt hatten: 6,2 Prozent dürften das Ende für den Parti socialiste bedeuten.

Die Republikaner wiederum haben mit ihrem Ergebnis von unter 20 Prozent die Quittung dafür bekommen, dass sie wider besseres Wissen und aus Angst vor der eigenen Courage an ihrem von Skandalen heimgesuchten Kandidaten François Fillon festgehalten haben. Auch die Zukunft dieser Partei dürfte jetzt mehr als ungewiss sein. Fillons politische Karriere ist ohnehin beendet.

Macron muss Allianzen knüpfen

In zwei Wochen also wird wohl der elitäre Anti-Eliten-Kandidat Emmanuel Macron einen deutlichen Sieg gegen Marine Le Pen davontragen. Dann steht er vor einer der größten denkbaren politischen Herausforderungen: Er muss seinem Land jenes Selbstvertrauen zurückgeben, das in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten immer weiter verloren gegangen ist.

Dabei geht es längst nicht nur um die wirtschaftlichen Probleme, um Terror, Integration und um den militanten Islam. Die Franzosen erwarten von ihrem künftigen Präsidenten, dass er der Nation zur einstigen (gefühlten) Größe zurückverhilft. Weil das auch für einen Staatschef mit den weitreichenden Kompetenzen des französischen Präsidentenamts ein Ding der Unmöglichkeit ist, wird es Macrons erste und wichtigste Aufgabe sein, Allianzen zu knüpfen. Und da lässt die erste Bewährungsprobe nicht lange auf sich warten. Denn schon im Juni finden in Frankreich Parlamentswahlen statt. Und Macrons Politbewegung „En marche!“ ist trotz ihres heutigen Erfolgs bei weitem keine gefestigte Größe. Das wird kein leichter Weg. Wünschen wir unseren französischen Nachbarn das Beste.

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Dimitri Gales | So., 23. April 2017 - 23:37

Er ist Teil des Systems, des "Establishments" (er wurde auch durch die Elite-Hochschule ENA geformt und war Banker bei den Rothschilds), aber er weiss dies gut zu verschleiern und versteckt sich hinter emotional betonten Diskursen. Er weiss, dass die Franzosen, andere, neue Profile im politischen Leben wünschen und darauf hat er sich eingestellt.
Die Wahl Macrons ist möglich, aber keineswegs sicher. Denn Macron gilt als Verfechter der Wirtschaftsglobalisierung, von Brüssel-Europa und applaudiert sogar Merkels Migranten-Politik. Er wäre ein Präsident der Start-Ups, der Wohlhabenden und Globalisierungsgewinner. Am Sozialen ist er offenbar viel weniger interessiert. So hat er der stetig wachsenden Zahl der Wohnungslosen versprochen, jedem ein individuelles Postfach einzurichten - und das wäre es dann auch.

Hans Beyer | Mo., 24. April 2017 - 00:12

Woher soll die kommen?
Von der weltweiten Stellung? Frankreich ist seit dem 2. WK eine macht zweiten oder dritten Ranges.
Von der Wirtschaft?
Siehe Lothringen
Von der Atomwaffe?
Das wäre vielleicht noch was.

Sonst ist nicht viel los, muss ich behaupten.

Der österreichische Trend setzt sich fort, die Altparteien werden pulverisiert. Die Sozialisten konnten aber noch rechtzeitig Macron als "unabhängig" aufstellen, damit er den Franzosen als unverbraucht und erfrischend verkauft werden kann. Man lernt - und nimmt, anderes als in Österreich mit Team Stronach, einen jungen feschen Kerl.
Allerdings hat er auch Hochstapler-Qualitäten und seine Heirat mit seiner 24 Jahre älteren Lehrerin kann man als merkwürdig bezeichnen. Verstetigte Unreife, finde ich (wer anderes findet, bitte sehr). Nach Hollande und seinen albernen Extratouren auf dem Moped aber auch nicht weiter überraschend.

Doch wichtiger: Worin sollte sich seine Politik von der von Hollande oder Valls unterscheiden?

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 3. Mai 2017 - 13:28

Antwort auf von Hans Beyer

Vielen Dank
Politisch halte ich Macron für den Ersatz für DSK.
Kann mich aber auch irren. Mein erster Eindruck eben.
Dagegen scheint derzeit "kein Kraut gewachsen", alles andere wird evtl. rechtzeitig diffamiert, siehe evtl. Fillon oder als nationalistisch und populistisch verschrien.
Valls hat m.E. politisches Niveau.
Ganz schlecht in der heutigen Zeit, evtl. weil vor allem die jungen Menschen an alte Hochformen des Politischen nicht mehr anknüpfen können.
Solange sie die Niederungen meiden, kann ich damit leben.
Ich fühle mich allerdings zunehmend unwohler auf diesem Planeten.
Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich leide sehr an der herrschenden Niveaulosigkeit.
Das treibt mich halt auch zu dem für mich sehr jungen Cicero.
Niveau ist hier meist gewährleistet.

Christop Kuhlmann | Mo., 24. April 2017 - 00:18

aber wie soll ein Präsident ohne Abgeordnete im Parlament ein Land verändern? Erst die Parlamentswahlen im Juni werden Auskunft über die Machtverhältnisse in Frankreich geben und dann bleiben da noch die bereits anesprochenen Lobbies, Gewerkschaften und Berufsverbände. Also weiterhin Rente mit 55-62, 35 Stunden-Woche (hätten wir alle gern) und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, verbunden mit dem weiteren Export von Arbeitsplätzen. Aber vielleicht erwartet auch niemand eine wirkliche Veränderung. Ich bin mal gespannt, ob sich Macron mit dem oder der BundeskanzlerIn auf die europaweite Vergemeinschaftung der Staatsschuiden einigen kann, die er fordert. Hierzu müsste auch Martin Schulz vor der Bundestagswahl gegebenenfalls Stellung nehmen. Immerhin lässt das Ziel der Reduktion des Atomkraftanteils am Energiemix hoffen, dass die Wahrscheinlichkeit eines GAUs in Europa ein wenig sinkt. Es scheinen ein par vernünftige Ansätze möglich zu werden. Große Lösungen sind nicht zu erwarten.

Anna Moebius | Mo., 24. April 2017 - 01:19

Schade, dass man sich auch hier dem eher peinlichen Hype um Herrn Macron nicht wirklich verweigert. Er ging ohne eigene Ziele und Absichten in diesen Wahlkampf und von "Anti-Eliten-Kandidat" kann bei seinem Hintergrund und politischen Werdegang wohl kaum die Rede sein. Dass er der Medienliebling der französischen Presse ist, dürfte bekannt sein und gipfelt in wohlabgestimmten Videos über seine Auftritte, die eher an ein wirklich zirkusreifes Schmierentheater erinnern (youtube). Das Hauptproblem des Herren tritt doch schon offen dadurch zu Tage, dass sich die deutsche Politik im Gegensatz zu sämtlichen anderen Wahlkämpfen dieser Welt massiv zurückgehalten hat. Man wollte es wohl dem Berliner Traumkandidaten bei seinem eigenen Volk nicht versauen, in dem man mit zuviel Deutscher Wirtschaftspolitik um die Ecke kommt. Das wird ein Spaß werden, wenn der Franzose merkt, wen er da wohl gewählt hat.

Macron wird sehr bald feststellen, daß es ungleich leichter ist, die Deutschlehrerin zu verführen als ein Land wie Frankreich zu regieren. Bei all den Auflagen und Sparmaßnahmen werden die Gewerkschaften die Ersten sein, die an seinem Stuhl sägen. Wen will er als Minister benennen? Er hat keine Partei hinter sich und ob er eine Lobby hat muß sich erst noch zeigen.

Karin Zeitz | Mo., 24. April 2017 - 08:24

bei diesem Artikel besonders der Vergleich der deutschen Gewerkschaften mit Hobbygärtnervereinen. Hätten die Gewerkschaften seinerzeit gegen die Agenda 2010 genauso zum Protest aufgerufen wie am Wochenende gegen den AfD-Parteitag in Köln, wäre Deutschland heute nicht das europäische Niedriglohnland. Dem neuen französischen Präsidenten - wer immer es auch sein wird - kann man nur wünschen, dass es ihm gelingen möge, auf die Umgestaltung der EU zu einer demokratischeren und aakzeptableren Organisation hinzuwirken.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 3. Mai 2017 - 13:46

Antwort auf von Karin Zeitz

Die Gewerkschaften sind aufgestanden und der Riss zwischen ihnen und der SPD ist lange noch nicht gekittet.
Warum war nicht so viel aufzuhalten?
Weil die Konservativen in dieser Gesellschaft gerne auch mal ein bisschen mehr nehmen, wenn man es ihnen anbietet?
Das war doch das Credo von Helmut Kohl: Nicht drei von 10 sind arbeitslos, sondern SIEBEN haben Arbeit?
So etwas wählen Konservative in Deutschland ohne rot zu werden.
Ich wünsche mir eigentlich, gerade auch wegen Lafontaine und Wagenknecht, sowie Schulz, eine rot/rote Regierung.
Auch wenn Gysi dann Minister werden könnte, er hat nicht das standing wie Merkel in der Bevölkerung. Ich schätze beide nicht.

Bernhard Jasper | Mo., 24. April 2017 - 09:00

Unsere französischen Freunde leben ebenso wie wir in einer differenzierten und komplexen Gesellschaft. Mit Macron haben unsere Nachbarn die „Mitte“ gewählt, die übrigens soziologisch immer auf „Zukunft“ angewiesen ist. Diese soziologische „Mitte“ lebt auch immer von Zukunftshoffnungen. Ein weiter so, im Wandel der Zeit, ist innenpolitisch betrachtet - ohne zukunftsweisendes Konzept - eigentlich Stillstand oder Rückschritt. Auch wurde den abgewirtschafteten „etablierten Parteien“ eine Absage erteilt, ebenso diesem konzeptionell engen politischen Raum „Front National“ (zweifelhafte Abschottung, Protektionismus etc..).

Die Franzosen wollten nicht die offene Erzählung der Moderne verlassen. Aufbruchstimmung statt populistischer Untergangsszenarien.

Hochachtungsvoll und wenn sie erlauben
Vive la France!

Thorsten Rosché | Mo., 24. April 2017 - 09:39

Macron gehört selbst zur sogenannten Elite. Die Franzosen werden Marie verhindern, gewonnen haben Sie dadurch schlicht gesagt nix. Auf einem Spartensender war kürzlich ein Bericht über die franz. Eliten, dagegen hat der Sonnenkönig ein eher bescheidenes Leben geführt. Wie Macron -ohne Partei- regieren will, mit einer bunten Mischung aus allen Farben, wird man sehen. Nun, man wird ihn wohl öfter im Bundeskanzler-Schloss sehen, wo sich eine seiner Fans noch aktuell aufhält.

Frank Goller | Mo., 24. April 2017 - 10:12

Nach meiner Erinnerung war Macron Investment-Banker der Rothschild-Bank. Was sich die Franzosen erhoffen, wird er ohnehin nicht bieten können. Nach 4 Jahren Macron werden sie Marie Le Pen wählen, die Zeit hat sie. Bis dahin ist die EU aufgebröselt und Geschichte.

Volltreffer Herr Goller! Bei dem kommenden Wahlgang geht es eigentlich nur darum wie viele Wähler erkennen den Wolf dennoch und sind so verärgert ob des Betrugsversuchs, dass sie erst recht Madame le Pen wählen, wie viele wählen den Wolf dennoch und wie viele resignieren schlicht.
Dass der Juncker-Kumpel Macron die EU verbessern, gar weiterentwickeln wird, ist kaum zu erwarten - wie ein Herkules wirkt er ja eher nicht.

Horst Johnson | Mo., 24. April 2017 - 10:37

Macron-kein Programm, keine Partei, ein Blender und die etablierten Medien jubeln. Frankreich, mithilfe der Medien, in Richtung komplette Selbstzerstörung.

Dr. Florian Bode | Mo., 24. April 2017 - 11:31

In Berlin wird jetzt sicher auf die breiten Schenkel geklatscht. Aber Berlin und Brüssel sollten sich nicht zu früh freuen. Im besten Fall macht Macron der Merkelschen Flülipolitik ein EU-weites Ende. Auf jeden Fall wird er versuchen deutsches Geld in französiche Kassen umzulenken.

helmut armbruster | Mo., 24. April 2017 - 11:47

sind schwierig durchzusetzen. Der Grund dürfte eine in Generationen gewachsene Mentalität des Durchschnittsfranzosen sein.
Die franz. Republik sieht sich in der Nachfolge der großen Revolution von 1789. Diese wird glorifiziert, in den Schulen gepriesen und durch einen jährlichen Nationalfeiertag mit großer Militärparade geheiligt. Revolution ist also in F nicht nur salonfähig, sondern geradezu Pflicht des patriotischen Franzosen.Deshalb reagieren Gewerkschaften u. sonstige Interessenvertreter in F immer sofort mit Straßenblockaden u. brennenden Autoreifen. Sie glauben es wäre ihre "Pflicht" sie müssten sich wehren. Kompromisse sind in solchem Umfeld kaum zu finden.
Jede französische Regierung weiß das und fürchtet nichts mehr als halb Frankreich auf der Straße zu sehen. Sie hält sich daher vorsichtig zurück. Reformversuche bleiben daher stecken.
Ob Macron hier was ändern kann?

Ulrich Bohl | Mo., 24. April 2017 - 12:09

Wenn man sich die Vita dieses Mannes ansieht,
ist überall der Schatten der Banken usw unver-
kennbar. Diese werden sein Handeln prägen.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Franzosen
das lange hinnehmen. Sie sind viel protestfreudiger
als die Deutschen.
Deutschland hat keinen Grund zu Jubeln, man
denke nur an seine Forderung nach einem 50
Milliarden Investitionsprogramm zur Ankurbelung
der Wirtschaft in der Eurozone an Deutschland.
Auseinandersetzungen mit Gewerkschaftern in der
Vergangenheit sind dokumentiert.
Eigene private Steuersparmodelle sind ebenfalls
Teil seiner Laufbahn.
Wenn man Scheuklappen aufsetzt und keine
Alternativen da sind, wird er der nächste Präsi-
dent. Warten wir bis er genauso unbeliebt ist
wie Hollande.

Birgit Jacob | Mo., 24. April 2017 - 12:10

Schaut man sich mal an was Macron will, dann wird das eindeutig zu einer weiteren Verteilung des Geldes von unten nach oben führen. Die Franzosen werden tiefe Einschnitte bei den Sozialleistungen hinnehmen müssen. Das wird mit Sicherheit von der Bevölkerung nicht friedlich aufgenommen werden. So kann eine Umsetzung derartiger Maßnahmen sogar dazu führen, dass das Land weiter destabilisiert wird. Er fordert auch einen gemeinsamen Haushalt der EU. Sollte er dieses Ziel umsetzen können, würden die Staaten zunehmend ihre Souveränität aufgeben. Die Rückkehr zu einer Grand Nation wird es mit Macron meines Erachtens deshalb nicht geben.

Frank Walter | Mo., 24. April 2017 - 14:37

So wie in Österreich Ende des vergangenen Jahres und in Holland Anfang des Jahres, hat auch das Wahlvolk in Frankreich dem rechtpopulistischen FN die kalte Schulter gezeigt. Zwar hat es Madame Le Pen in die Stichwahl geschafft, aber wie einst Ihr alter Herr, wird auch Sie scheitern.
Diese dritte Wahl innerhalb Europa zeigt einen deutlichen Trend: die Menschen strafen diejenigen ab, die Hass, Zwietracht und Lügen verbreiten und sie wählen diejenigen, die Zukunft und Authentizität verkörpern.

meinte Österreich hätte "Hass, Zwietracht und Lügen" nicht gewählt und daher den früheren Kommunisten, dann Sozialisten, dann Grünen und plötzlich "Unabhängigen" van der Bellen dem FPÖ Mann vorgezogen, da täuschen Sie sich gewaltig! Österreichs Wähler haben dem massiven Druck aus der ganzen EU nachgegeben, die "Altparteien" - deren Kandidaten schmählich ausgeschieden waren - haben genauso gewaltig Druck gemacht auf ihre Wähler. Wir haben zu Recht gefürchtet was die Folge eines Wahlsieges des Herrn Hofer gewesen wäre!
In den 80er Jahren haben wir Waldheim trotz der Medienhetze zum Präsidenten gewählt und hatten dann 6 Jahre einen Präsidenten mit Reiseverbot in die USA und Nichteinladung sämtlicher westlichen Länder. Und da waren wir n och nicht in der EU, die hat uns dann 2006 abgestraft als Österreich es wagte eine Koalition zwischen ÖVP und FPÖ zu bilden und verhängte Sanktionen gegen Österreich! D.h. ein Staat ist n icht mehr Herr im eigenen Land! Sehr sehr traurig!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 3. Mai 2017 - 13:50

Antwort auf von Caroline Schwarz

Österreichs Konservative mussten wohl zur Wahl van der Bellens aufrufen.
Ich hätte es Hofer jetzt zugetraut, ein guter Präsident zu werden.
Nicht unfehlbar, aber ernstzunehmen.
Ich werde doch ab und an nach Österreich schauen.

Arne Bruhn | Mo., 24. April 2017 - 14:49

Das genau ist es, Herr Marguer! Auf Neudeutsch "eine Show abgezogen" hat Herr Macron! - In einem anderen Medienblatt wurde er (meiner Meinung nach)noch besser beschrieben: "Das trojanisch Pferd" Macron. Da das "System", in dem er ja bestens verankert ist - wusste, dass mit den "Etablierten" kein Blumentopf zu gewinnen sein wird - also zauberte man flugs den angeblich unabhängigen Kandidaten aus dem Zylinder!
Sie, Herr Marque, nennen den 2. Wahlgang "den Wahlgang der Vernunft". Ich würde eher meinen, es ist der Wahlgang der Prüfung für das "System" gelingt der Betrug oder nicht? Fällt die Mehrheit der Franzosen ebenso wie einst die Trojaner auf den Trick herein - oder nicht?

Jacqueline Gafner | Mo., 24. April 2017 - 15:02

oder nicht verstanden, wofür Macron nach eigenen Aussagen insbesondere mit Blick auf Deutschland steht? Die Einschätzung, dass mit Macron der für die Bundesregierung mutmasslich "pflegeleichteste" Kandidat es auf den ersten Platz geschafft habe, ist - zumindest bezogen auf den Seniorpartner der amtierenden Grossen Koalition - im besten Fall blauäugig. Wenn alle französischen Parteien von links bis rechts eines gemeinsam haben, dann die Überzeugung, dass Deutschland von der EU zu stark und einseitig profitiere und sich das zugunsten des eigenen Landes wie des "Club Med" insgesamt ändern müsse. Diebezüglich unterscheidet sich Macron von seinen Vorgängern auf dem Präsidentenstuhl der Grande Nation nur dadurch, dass er das Ziel mit mehr Schwung und Elan angehen will. Und unabhängig vom Ergebnis der Parlamentswahlen im Juni 2017 wird er in dieser Hinsicht geschlossen Rückhalt erhalten. Das wiederum wird im bundesdeutschen Wahlkampf kaum zum Renner für linksdrehende Parteien werden.

Kostas Aslanidis | Mo., 24. April 2017 - 15:04

Alles in Butter. Richtung Abgrund. Ein Bänker. Sind ja nicht Volksfreundlich.
Wenn er gewählt wird, ist es die letzte Chance dieser etablierten Parteien. Ein nächstes mal gibt es nicht. Wie eine reife Frucht wird die Präsidentschaft, Le Pe in die Hände fallen. Sie braucht nur abwarten und Kaffee trinken, weil einzige Alternative, alle anderen würden ja verbraucht.

Thoralf Krüger | Mo., 24. April 2017 - 15:45

Wer auch immer die Wahl gewinnt; immerhin dürfen die Franzosen ihren Präsidenten oder Präsidentin selber wählen.
So ein Polittheater wie bei der vergangen Bundespräsidentenwahl gibt es in unserem Nachbarland zum Glück nicht.

Wolfgang Lang | Mo., 24. April 2017 - 16:52

Damit ist auch schon alles gesagt. Er wird als treuer Vasall seinem Herrn dienen. Tut er das nicht, wird er schnell vom Messias zum Judas. Die Medien biegen das hin. Dafür sind sie da. Auch sie gehören Rothschild und Konsorten. Also denen, die man nicht sieht, die aber die eigentliche Macht haben, die die Marionetten auf der politischen Theaterbühne bedienen. Wahre macht ist unsichtbar. Das erspart ihr die Revolution.

Ausgezeichnet beschrieben, Herr Lang! "die im Dunkeln sieht man nicht" könnte man Brecht zitieren - "die im Dunkeln" sind die wahren Täter bei der Plünderung nicht nur des Planeten sondern der Bevölkerung. Zwar ist Rothschild nur einer von dieser Minderheit, die die Welt unter sich aufteilen - aber ist dennoch ein Synonym für die Oligarchie.

Martin Wessner | Mo., 24. April 2017 - 17:11

Die saturierten Mittelschichtsfranzosen werden sich bei der Stichwahl für lauwarm, sprich für Macron entscheiden. Das ist ihr gutes Recht, denn ihnen geht es trotz aller gesellschaftlichen Verwerfungen immer noch so blendet, daß sie trotz Bauchgrimmen ein "Jetzt erst recht! Weiter so!" für die beste Option halten. Zu dem Präsidenten in Spe lässt sich prolemisch überspitzt eigentlich nur sagen, daß er ein Hollande mit doppelt so vielen Haaren ist. Hahaha. Tja, und das war's dann auch schon. Sonst ist da nichts substantielles. Seine angeblich so tolle "Reformpolitik" wird aller Wahrscheinlichkeit darin bestehen, zu fordern, daß Deutschland zahlt, damit in Frankreich sozialstaatlich und auch sonst alles beim Alten bleiben kann, denn man darf nicht vergessen, daß sowohl Hollande als auch Macron sich als Sozialisten weltanschaulich sehr nahe stehen und daher der neue Präsident bei den gleichen gesellschaftlichen Übeln mutmaßlich zur gleichen Medizin wie sein Vorgänger greifen wird.

Dr. Lothar Sukstorf | Di., 25. April 2017 - 10:41

Einstige Größe? Was ist damit gemeint? La France wie unter Ludwig XIV. oder unter Napoleon I. ? Oder unter die eher "autosuggestive Größe" eines de Gaulle. Frankreichs Größe ging mit 1871 unter. Daran ändert auch der I. Weltkrieg nichts. Und auch die Force de Frappe nicht. Jetzt ist Frankreich einer unter manchen, mehr nicht. Die große Frage wird sein, wenn er gewinnt; bekommt er den gleichen Vorschuß wie Hollande und was realisiert er? Schafft er es, Frankreich wieder wettbewerbsfähig zu machen? Kann Frankreich D. überholen? Kann er die Finanzlage stabilisieren? Vor allem aber, schafft er es, notwendige Reformen umzusetzen? Ich habe meine Zweifel, selbst Sarkozy ist daran gescheitert. Egal wie, ab 2018 wird D. der große neue Kostenträger der EU werden und in der EU, auf welche Weise auch immer, "Kompensation für die Exportüberschüsse leisten". Darüber hinaus wird es einen europäischen Finanzfond geben, vergleichbar dem IWF. Gesponsort von D. Und da kann man ja vieles verschleiern.

Walter Wust | Di., 25. April 2017 - 13:37

Antwort auf von Dr. Lothar Sukstorf

Ihre Gedanken sind im Ansatz richtig und nachvollziebar. Leider trägt Deutschland seit 2015 dank Merkel schon im Gegensatz zu anderen EU-Mitbewerbern, einen zusätzlichen Kostendruck durch die Migrationspolitik. Das beschert zwar den Ländern und Kommunen erstmal zusätzliche Einnahmen durch Umsatzsteuer und Grunderwerbsteuer, diese Einnahmen sind aber vorfinanziert durch öffentliche Mittel, sprich Staatsverschuldung. Nachfolgende Generationen werden diesen "Aufschwung" noch lange abstottern dürfen, zumal eine Kompensation durch spätere Steuern der derzeitigen Kostenverursacher niemals erfolgen kann und wird, im Gegenteil, die Entwicklung im Mittelmeer zeigt, daß sich die Lage ab diesem Jahr noch verschärfen wird.

Dr. Lothar Sukstorf | Do., 27. April 2017 - 20:42

Beim Teutates, und was, wenn er nicht gewählt wird? Stattdessen Marine Le Pen!
Ich hörte schon leise Gerüchte,dass die Bretagne den FrExit ins Auge fasst. Selbst Elsass-Lothringen, behaupten böse Zungen, erwäge den Beitritt zur BRD. Depardieu wolle dann auch wieder Franzose werden. Und Catherine Deneuve wird zur Wahlkampfhelferin von Merkel, die sich zur Zeit bemüht, die Ehefrau von Obama für ihren Wahlkampf einzuspannen. Allerdings nur gegen Honorar von 500Tsd Euro pro Gig, aus der Staatskasse bezahlt.