- Wie foltert Syrien seine Kinder?
Die Vorwürfe klingen scheußlich: Das Assad-Regime soll Kinder foltern. Was genau geschieht in Syrien?
Der UN-Bericht offenbart unfassbare Gewalt. Kinder würden gefoltert, sexuell misshandelt und als Schutzschilder benutzt, heißt es in dem am Dienstag von den Vereinten Nationen veröffentlichten Bericht. Er basiert auf Interviews aus dem März 2012. Menschenrechtsexperten der UN befragten Opfer und Zeugen in Syrien über Vorfälle in ihrer Region. Der Bericht listet vornehmlich Gräueltaten der Assad- Truppen im Jahr 2011 auf, erwähnt werden aber auch besonders grausame Angriffe bis März 2012. „In fast allen aufgelisteten Fällen waren Kinder unter den Opfern militärischer Operationen.“
Ihr Team sei mit schrecklichen Schilderungen über gefolterte und massakrierte Kinder aus Syrien zurückgekehrt, sagte die UN-Sondergesandte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy. Anfang März 2012 seien Regierungstruppen und regierungstreue Milizen in das Dorf Ayn l’Arouz in der Provinz Idlib eingedrungen, heißt es in dem Bericht. Die Einheiten hätten mehrere Dutzend Kinder zwischen acht und 13 Jahren verschleppt und sie als menschliche Schutzschilder auf die Front von Militärfahrzeugen geschnallt. Die Fahrzeuge seien dann bei einem Angriff auf das Dorf eingesetzt worden. Nach der Attacke, bei der auch Kinder ums Leben kamen, hätten die Truppen das Dorf niedergebrannt.
Zu dem Gewaltrepertoire der Assad- Einheiten gehört laut dem UN-Bericht auch die gezielte Folterung von Kindern. Sie würden geschlagen, mit schweren elektrischen Kabeln ausgepeitscht und mit Zigaretten verbrannt. In einem besonders drastischen Fall sollen die Genitalien mit Elektroschocks belegt worden sein. Die Kinder müssten die Grausamkeiten oft in vertrauter Umgebung erdulden: Ihre Peiniger machten Schulen zu Folterlagern.
Die Verfasser des Berichts beschuldigen aber auch die oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA). Deren Einheiten sollen Kinder als Soldaten einsetzen. „Zum ersten Mal hörten wir auch, dass Kinder von der Freien Syrischen Armee rekrutiert werden“, erklärte die UN-Beauftragte Coomaraswamy. Die FSA verfolgt offiziell die Politik, keine Kämpfer unter 17 Jahren einzusetzen.
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Als Reaktion auf den bewaffneten Kampf gegen wehrlose Jungen und Mädchen setzte die UN die Assad-Einheiten erstmals auf eine schwarze Liste.
Doch das öffentliche Anprangern durch die Vereinten Nationen dürfte die Schergen des Assad-Regimes wohl kaum beeindrucken. Ähnliche UN-Berichte über Gemetzel der syrischen Regierungseinheiten änderten bisher nichts – seit Beginn des Volksaufstandes gegen den diktatorischen Präsidenten Baschar al Assad und seinen Clan starben nach UN-Schätzungen in Syrien mehr als 10.000 Menschen.
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