() IOC-Vizepräsident Thomas Bach
Der Strippenzieher
IOC-Vize Thomas Bach plant seinen Aufstieg strategisch.
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Als Thomas Bach 2006 in Turin Vizepräsident des IOC wurde, rang er um Fassung: „Ich habe in meinen kühnsten Träumen nicht damit gerechnet!“ Dabei hatte der Firmenberater aus Tauberbischofsheim das Amt da schon zum zweiten Mal ergattert, und dass er ganz nach oben will, gilt als Fakt im Weltsport – nur er selbst streitet es ab. So war an dem Statement nur bemerkenswert, dass er von Träumen sprach. Wer die steile Karriere des 54-Jährigen verfolgt, kennt ihn nur als knallharten Strategen.
Als Fechter gewann er Olympia-Gold, das Visier aber klappte er nie auf. Raffiniert spinnt der Advokat die Fäden zu den Sportagenturen, tritt aber selbst kaum öffentlich auf, obwohl seit eineinhalb Jahrzehnten der mächtigste Sportfunktionär im Lande. Klartext spricht er nie, niemals über Ambitionen. Ein klassischer Strippenzieher, der prompt alle überrascht, wenn dann die geballte Politprominenz zu seinem Geburtstag an die Tauber pilgert.
Vieles an Bach ist so unscharf wie seine Geschäftsvernetzungen. Niemals, sagt er, habe er seine Sportkontakte fürs Wirtschaftslobbying genutzt, das er beruflich betreibt. Wie dieser Spagat in der internationalen Geschäftswelt funktioniert, sagt er nicht. Bach bleibt ein Schattenriss – auch im Olymp, sagt er, stand „bei mir nie Planung dahinter“. Floskeln eines Taktikers, der nie von einer Basis gewählt wurde. Auch an die Spitze des Deutschen Olympischen Sportbunds ließ er sich bitten.
Neben bekannten und weniger bekannten Jobs als Aufsichtsrat und Berater bei Siemens ist er Aufsichtsratschef der Weinig AG in seiner Heimatstadt. Der Maschinenbauer gehört kuwaitischen Investoren und ist auch im Olympialand China aktiv. Zudem ist Bach seit 2006 Chef der Ghorfa, eine mäßig beleumundete arabisch-deutsche Handelskammer. Den Job machten einst seine Parteifreunde Jürgen Möllemann und Günter Rexrodt.
Das FDP-Netzwerk erklärt Bachs exzellente Regierungskontakte. Sportpolitisch ist sein Wirken für das Land eher fruchtlos geblieben: Die Olympiabewerbungen mit Berlin und Leipzig scheiterten kläglich.
Profitiert von ihm haben dafür das IOC, Daimler und Lufthansa. Bach führte sie als Sponsorpartner zusammen. Ohne Entgelt, beteuert er – normalerweise reißen sich Agenturen um solche Deals.
„Ein typischer Fechter“, beschreibt ihn IOC-Kollege Walther Tröger, „der fintiert und zusticht, wenn niemand damit rechnet“. Fragwürdige Figuren hatten Bachs Aufstieg befördert. Der junge Fechter lernte bei Emil Beck, dem großen Ränkeschmied des nationalen Sports. Und er blieb im Dunstkreis obskurer Proteges, arbeitete mit Horst Dassler und Juan A. Samaranch. Adidas-Chef Dassler machte Bach 1985 zum Direktor für internationale Promotion – zugleich hielt er ihn offenbar strikt fern von seinem korrupten Tagwerk. Jedenfalls bestritt Bach, „Dasslers rechte Hand“ (Tröger), stets jede Kenntnis von schmierigen Deals. Mittendrin, doch nie dabei – im modernen Sport ist es wohl die Karriereformel schlechthin.
Foto: Picture Alliance
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