- Doha und der religiöse Klimawahn
Bislang hat der Weltuntergang allein in Hollywood stattgefunden. Trotzdem werden die Bürger mit immer neuen Angstszenarien eingedeckt. Beda M. Stadler über den Klimagipfel von Doha als Fortsetzung der Religion mit anderen Mitteln
Ich mache mich gerne lustig über Agnostiker: Etwa, sie seien zu feige, sich Atheisten zu nennen. Zu meinem Leidwesen muss nun ich zugeben, Klima-Agnostiker zu sein. Natürlich zweifle ich nicht daran, dass es ein Klima gibt und ich selber nie in der Lage sein werde, zu beurteilen, ob es nun wärmer oder kälter wird. Mein Wissen beschränkt sich derzeit darauf, dass ich sicher bin, von beiden Seiten der Klimadebatte angelogen zu werden. Ich gehe auch davon aus, dass an der derzeitigen Welt-Klimakonferenz im warmen Katar kein Konsens in Sachen Klima gesucht wird, oder dass ich auf Grund der neuen Erkenntnisse in ein gläubiges Lager wechseln muss.
Der Klimagipfel von Doha ist sozusagen die Fortsetzung eines biblischen Szenarios. Am Anfang stand nämlich das Wort: CO2. Nach einem kurzen Alten Testament durchlebten wir verschiedene Evangelien, wobei das wichtigste das Kyoto-Abkommen von 2005 ist. Wir befinden uns in einer neuen Reformation. Die USA und andere Industriestaaten wie Kanada tun immer noch so, als ob Gotteswort noch gelte, sind aber bereits aus dem Abkommen ausgestiegen. Die Europäer brüsten sich, ihr ursprüngliches Ziel von minus 20 Prozent CO2 bereits erreicht zu haben. Dies allerdings nur dank des modernen Ablasshandels mit CO2-Emissions-Papieren, was wiederum niemanden zu stören scheint. Daran sieht man wie kläglich Luther damals und Al Gore heute versagt hat. Der Ablasshandel blüht weiter in der neuesten Form des Crowdfunding, zu Deutsch viel entlarvender als „Schwarmfinanzierung“ bezeichnet. Wetten, dass man damit nächstens die Rettung des Planeten angehen wird?
Unser neues religiöses Zentrum, die EU-Kommission, hat diesen Sommer beschlossen, das Recht zu verschmutzen, also zu sündigen, einer Reform zu unterwerfen um das wichtigste Instrument der Klimapolitik zu retten. Der Handel mit CO2-Papieren hat nämlich den Ausstoss von Treibhausgasen zu wenig gebremst, weil die Zertifikate zu billig sind. Das Sündenregister muss somit revidiert werden. Wahrscheinlich wird man zu dem vom Menschen verursachten CO2 auch die Emissionen aller Viecher in menschlicher Obhut zählen. Schliesslich produziert eine Kuh jährlich bis zu hundert Kilogramm Methan. Dies entspricht 2.1 Tonnen CO2, also etwa der Menge CO2, welche von einem schicken Mittelklasse Wagen pro 10.000 Kilometer ausgestossen wird. Sowas verunsichert nicht nur den Biobauern sondern auch den EU Funktionär, der ständig an verschiedene Parlamente chauffiert wird.
Zu Zeiten des religiösen Ablasshandels führte man das Zölibat ein, damit die Geldeintreiber glaubwürdiger würden. Man sollte sich langsam überlegen, welche Maßnahmen geeignet wären, die Glaubwürdigkeit der Klimaschützer zu erhöhen. Der Besitz eines Fahrrads oder Birkenstöcke werden bald nicht mehr ausreichen. Die Kritik an den Klimaschützern mehrt sich spürbar. Langsam werden der barocke CO2-Fussabdruck eines Al Gore oder die Klimaanlagen im CO2-Sündenpfuhl von Katar zur Belastung für die Klimaretter. Es mag also nicht erstaunen, dass das Zölibat effektiv auf der Agenda der heiligsten Eiferer steht. Im Klima-Katechismus findet man nämlich bereits die neue Erbsünde und somit die Klima-theologische Begründung für diese Form der Selbstkastei: Ein Kind verursache ein 9000 Tonnen CO2-„Erbe“ für die Eltern, was etwa dem CO2-Ausstoss von 1700 Autos pro Jahr entspricht.
Ich glaube zwar nicht, dass der Verzicht auf Kinder ernst gemeint ist. Es wird einfacher sein, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. In Schrot & Korn stand bereits 2007: „Nach Angaben des Medizinprofessors Ian Roberts von der London School of Hygiene and Tropical Medicine beschleunigt Übergewicht den Klimawandel. Dicke konsumieren 40 Prozent mehr Nahrungsmittel als Schlanke und neigen zu einem Überkonsum von Zucker und Fett, zu deren Herstellung sehr viel Energie aufgewendet wird. Außerdem fahren sie mehr Auto, benutzen öfter Fahrstühle und Klimaanlagen.“
Das CO2 Einsparen beginnt somit auch dem Ritual der Fastenzeit zu gleichen. Das erste 2000-Watt-Haus, 2010 gebaut in Zürich, wurde rasch zu einer Pilgerstätte. Um sich angesichts der Weltklimakonferenz weiterer religiöser Parallelen zu entziehen, sollte man die Aussagen des Bregenzer Konzil-Chronisten Ulrich Richental auf sich einwirken lassen: „Öffentliche Huren in den Hurenhäusern und solche, die selber Häuser gemietet hatten und in den Ställen lagen oder wo sie wollten, deren gab es über 700, ohne die ‚Heimlichen‘, die lasse ich ungezählt.“ Es ist nämlich genauso schamlos, wenn sich die zehn größten CO2-Sünder, von China über Amerika bis zu Grossbritannien, bei einer Klimakonferenz treffen und uns eine Zukunft vorbeten, die genauso irreal ist wie ein zweites Leben im Himmel.
Seite2: Der Mensch beeinflusst höchstens drei Prozent des CO2-Umsatzes
Alle wissen, die Konferenz in Doha wird keine Wende bringen. Es ist ein weiteres Vorspiel, um noch mehr Hiobsbotschaften zu sammeln. Bislang hat Armageddon bloß in Hollywood stattgefunden. Nicht nur die Malediven, nein ganz New York wurde dank Computeranimation überflutet. Danach öffentlich einzugestehen, dass der Anstieg des Meeresspiegels viel geringer sein wird als von Al Gore vorgebetet, war ein kommunikativer Gau. Trotzdem versucht man den Bürger mit immer neuen Angstszenarien einzudecken, etwa die Alpenflora würde sich verändern. Der Gedanke, das hässliche Edelweiss könnte aussterben, schnürt mir den Hals zu...
Was mich allerdings echt wütend macht, ist die Tatsache, dass die Politik es geschafft hat, aus CO2 ein Gift zu machen. Die Fotosynthese ist für jeden Biologiestudenten eine reale Brotvermehrung. Die Pflanzen nehmen im Sonnenbad CO2 auf und produzieren daraus Energie und Sauerstoff. So etwas Wunderbares, ja Fantastisches! Wenn dann aus dem pflanzlichen Energiespeicher Pasta oder Pommes entstehen, komme ich endgültig ins Schwärmen. CO2, das Pflanzenfutter, der billigste Dünger, als Gift darzustellen, ist eine grenzenlose Verleumdung. Es ist eine schamlose Taktik, die man den Religionen abgeschaut hat. Man machte aus CO2 das religiöse Pendant zu Sex. Alle Weltreligionen haben ein Problem mit dem weiblichen Geburtskanal. Es wird aus der Lende oder unbefleckt geboren. Geistige Väter werden ins Leben gerufen, um das Lebenselixier „Sex“ zu verteufeln, eben es zu Gift zu machen. Spass am Sex steht in keiner Bibel und der Trauschein verhindert den Seitensprung genau so wenig wie Ein CO2-Emissionspapier das CO2.
Dabei könnte alles so einfach sein. Wir könnten aus der Religionsgeschichte lernen. Der kapitalste Fehler aller Religionen war, die Unfehlbarkeit für sich in Anspruch zu nehmen. Es war sinnlos, dass sich von allem Anfang an Heiden und Neu-Gläubigen bekämpften. Dass man heute Heiden als Klimaleugner bezeichnet, zeigt wie gering die Dialog-Bereitschaft ist. Würde man in Doha beschliessen gleichviel Geld für den Nutzen der Klimaveränderung wie für den möglichen Schaden aufzuwenden, wäre eine nüchterne Güterabwägung möglich. Wäre es wirklich so katastrophal, wenn in Grönland wie einst wieder Wiesen und Schmetterlinge auftauchen würden? Liegt in Sibirien und im Norden Kanadas fruchtbares Ackerland im Permafrost, um ausgelaugte Böden zu ersetzen? Haben wir mit unseren Stauseen nicht bereits damit begonnen Trinkwasser zu horten? Ist es nicht so, dass Klimaveränderungen schon immer den Homo sapiens weitergebracht hat?
Alle sind sich schließlich einig. Der Mensch beeinflusst höchstens drei Prozent des CO2-Umsatzes. Seit es Leben auf diesem Planeten gibt, war die Durchschnittstemperatur meistens viel höher als heute. Ist es wirklich eine derartige Katastrophe, dass es wärmer wird? Sollten wir nicht froh sein, dass es nicht kälter wird? In meiner Jugend habe ich mich davor gefürchtet, weil damals die Klimatologen behauptet haben, wir würden auf eine neue Eiszeit zusteuern. Wo bleiben die Klimatologen, die bereit sind auch mal positive Auswirkungen in Betracht zu ziehen? Das wäre doch ein Motto für eine nächste Klimakonferenz: Nach dem Regen scheint die Sonne.
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