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() Sascha Anderson
"Comeback eines „Arschlochs“

Er dichtete und verriet seine Freunde: Der heute 54-jährige Lyriker und Prosaschreiber Sascha Anderson

Er dichtete und verriet seine Freunde: Der heute 54-jährige Lyriker und Prosaschreiber Sascha Anderson lebt im Frankfurter Stadtteil Nordend. Er schreibt wieder. Kürzlich erschienen Gedichte in „Crime Sites. Nach Heraklit“ und „Totenhaus. Novelle“ im Frankfurter Gutleut Verlag. Dort verdient sich der gelernte Schriftsetzer als Herausgeber und Layouter den Lebensunterhalt. In den achtziger Jahren galt der in Weimar geborene Dichter als einer der führenden Protagonisten der Künstlerszene im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Anderson galt damals als gesellschaftlicher Widerständler, pokerte beim „Runden Tisch“ kurz vor und nach der Wiedervereinigung mit. Was niemand ahnte: Anderson wurde seit 1971 unter den Decknamen „Fritz Müller“ und „David Menzer“ von der Stasi als Inoffizieller Mitarbeiter geführt, nach seiner Übersiedlung nach Westberlin 1986 arbeitete er für sie weiter. Mit „Feindberührung“, wie in den 1991 vom Dichter-Kollegen Jürgen Fuchs entdeckten Akten zu lesen stand. Zu Andersons Spitzel-Opfern zählen die Ostberliner Künstlerfreunde Cornelia Schleime, Ralf Kehrbach, Helge Leiberg und A.R.Penck. Den Verrat geißelte Wolf Biermann unmissverständlich, indem er Anderson 1991 in einer öffentlichen Rede „Sascha Arschloch“ rief. Im vorigen September lud Anderson zu einer Lesung mit Computerprojektionen und aufdringlicher Ambient-Musik in die Frankfurter Romanfabrik. Es kamen rund 70 Schriftsteller und Journalisten. Alte Freunde und Weggefährten hat man nicht gesehen. Thorben Leo (Foto: Picture Alliance)

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