Ein Panoptikum der wichtigsten Intellektuellen Deutschlands
Nur einige von vielen: Herta Müller, Jürgen Habermas, Peter Handke, Elfriede Jelinek und Juli Zeh / Illustration: Henrik Abrahams

Cicero im Januar - Gebt den Geist frei!

Cicero hat die 500 einflussreichsten Intellektuellen Deutschlands gekürt. Mit dabei sind alte Bekannte, aber auch neue Stimmen und solche, die sich in der Flüchtlingsdebatte heftiger Kritik ausgesetzt sahen. Die wichtigste Erkenntnis des Jahres: Die Freiheit des Denkens brauchen wir heute dringender denn je

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Zum fünften Mal kürt Cicero die 500 wichtigsten Intellektuellen Deutschlands, ein kleiner Klassiker ist das mittlerweile. Die Liste beruht nicht wie die Person des Jahres von Time auf dem Prinzip Gefühl und Wellenschlag. Sondern auf einer systematischen Quellenauswertung über zehn Jahre. Wer wird wie oft zitiert, wer löst Debatten aus, wer mischt sich intellektuell ein?

Der immer gleiche Reflex

Zu keinem Zeitpunkt war ein Who is Who des Denkens in diesem Land wichtiger als heute. Denn seit dem Erscheinen des letzten Rankings 2013 hat sich die Debattenkultur hierzulande nicht zum Guten entwickelt. Wer sich in der Flüchtlingsfrage die Freiheit zum Widerspruch nahm, sah sich schnell als rechtsnationaler, islamophober Rassist stigmatisiert. So erging es unter anderem dem Philosophen Peter Sloterdijk, der sich in der Februarausgabe
des Cicero nach den Vorgängen von Köln zu Wort gemeldet hatte und daraufhin umgehend von Herfried Münkler und anderen zum intellektuell Aussätzigen erklärt wurde. Es war der immer gleiche Reflex: Schublade mit dem Aufkleber „Rechtskonservativer Nationalist“ auf, Sloterdijk rein, auf den Stapel drauf, auf dem schon Botho Strauß und Rüdiger Safranski lagen. Schublade zu. Ende der Debatte. Auch Alice Schwarzer ging es mit einem Beitrag für Cicero im vergangenen Jahr nicht anders.

Die grüne Hegemonie des Denkens

Peter Sloterdijk findet sich nun auf Platz 2 der neuen Cicero-Liste, Alice Schwarzer auf Platz 7, auch Botho Strauß (12) ist vertreten, und Rüdiger Safranski (47) und Herfried Münkler (13) und Jürgen Habermas (6) ebenso. Mit Recht. Sie alle regen den Geist an, sie alle stimulieren das Denken. Intellektuelle müssen das Recht haben, freier zu denken. Sonst verkümmert der Geist. Der Grüne Winfried Kretschmann, in der Tradition seiner
Lieblingsphilosophin Hannah Arendt, hat deshalb den wichtigsten Zwischenruf des abgelaufenen Jahres getan: Ja, wir Grünen haben derzeit die Hegemonie des Denkens. Aber lasst uns diese Hegemonie bitte nicht gegenüber Andersdenkenden missbrauchen und deren Denken ächten.

In Kretschmanns Sinne ein dringender Wunsch zum Jahreswechsel: Bitte gebt den Geist frei! Wir brauchen ihn. Dringender denn je.

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Bernhard Jasper | Mo., 19. Dezember 2016 - 11:35

Da wo alles gleichgewichtig erscheint, verlieren sich die Konturen, wo alle mitbestimmen wollen erscheint es leicht selbstgestrickt.
In einer medialen Aufmerksamkeitsökonomie haben diese Tendenzen (siehe Wahlkampf in den USA) zu einer Art Catch-as-catch-Wettbewerb um Aufmerksamkeit geführt, um sich zu unterscheiden. Wenn es dann in der Praxis um den zukunftsorientierten Entwurf eines Landes geht, beklagen wir, dass nichts so richtig zu gelingen scheint. Um die Situation deutlicher in´s Auge zu fassen, sollte man die These, dass Wirklichkeit immer eine Konstruktion darstellt ernst nehmen. Diese Konstruktionen werden auch mit fiktionalen Mittel, Anschauungsformen, Metaphern, Grundbildern und Phantasmen errichtet. Bestimmte mediale Beschwörungen erinnern mich dabei immer auch als einen Rückzug auf´s Fragment, als eine Absage an das Große und Ganze. Es ist eine Krise der gesamten Öffentlichkeit- Entertainment das Ergebnis.

sonia doffagne | Fr., 23. Dezember 2016 - 18:11

Antwort auf von Bernhard Jasper

<<Bestimmte mediale Beschwörungen erinnern mich dabei immer auch als einen Rückzug auf´s Fragment, als eine Absage an das Große und Ganze.>>Zitatende :
sehr wahr! Großartiger Kommentar. Volle Zustimmung.

Renate Aldag | Mo., 19. Dezember 2016 - 12:30

und danke dem Cicero für den unermüdlichen Kampf für ein freies Denken und eine freie Meinung und Rede, die letzte Bastion der Demokratie.

robert renk | Mo., 19. Dezember 2016 - 12:38

Ist schon recht, ihre Liste Herr Schwennicke und richtig von den Intellektuellen sollen und dürfen wichtige Impulse ausgehen, aber nicht nur Intellektuelle müssen ein Recht haben freier zu denken, das beanspruche ich für jeden Menschen !

Günter Walter | Mo., 19. Dezember 2016 - 13:51

Der neue Totalitarismus tarnt sich mit dem Begriff „kosmopolitischer“ Linksliberalismus und wirkt in alle sozialen Verhältnisse hinein, mit dem Anspruch, einen „neuen Menschen“ gemäß seiner Ideologie zu formen. Während eine autoritäre Diktatur den Status quo aufrechtzuerhalten sucht, fordert der neue Totalitarismus von den Beherrschten eine äußerst aktive Beteiligung am Staatsleben sowie dessen Weiterentwicklung in eine Richtung, die durch die Ideologie des Kulturrelativismus, Multikulturalismus und Internationalismus angewiesen wird.
In diesem Sinne wird auch das Bildungssystem schon längst international gesteuert – durch die Abkommen von Lissabon, Bologna und zuletzt noch durch „Europa 2020“. Inzwischen werden die Lehrziele, die bis in die letzte Kita verbindlich werden sollen, international festgelegt. PISA dient dabei zur Durchsetzung dieser Beschlüsse und ist kein Messinstrument, sondern ein Instrument zur Implementierung vorab gesetzter Ziele, die die OECD realisieren will.

Hermann Neumann | Mo., 19. Dezember 2016 - 14:06

Intellektuelle müssen das Recht haben, freier zu denken?
Aha, so, so, dem kann ich aber ganz und gar nicht zustimmen.
Im Umkehrschluss kann der Bürger zensiert werden.
Jeder Bürger soll seine kritische Meinung sagen können ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden. Peinlich wird es für unsere Intellektuellen wenn sie die gleiche Meinung vertreten wie das "gemeine Volk". Das Kuriose ist, dass sie dafür von Teilen der Medien gefeiert und hofiert werden, währenddessen der normale Bürger als Quertreiber, Nazi oder Wut-Bürger gebrandmarkt wird. Lieber Cicero, es gibt in Deutschland hunderttausende von " Intellektuellen " nur ihnen fehlt die Plattform der Medien.
Unsere Plattform kommt am Tag der Wahl und dann bestimmen wir den freien Geist!

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 20. Dezember 2016 - 13:58

Antwort auf von Hermann Neumann

Sie bestimmten den freien Geist, weil sie gewählt worden wären?
Über legen Sie doch selber, denn so meinen Sie es vermutlich gar nicht.
Sie sind wütend und sagen, dann drehen wir den Spiess mal um?
Wo ist dann die Freiheit?
Ob Sie gewählt werden oder nicht, Sie sollten immer ein Teil eines freien Geistes sein.
Dazu gehört m.E. Akzeptanz anderer Meinungen neben dem Disput und die Orientierung an Freiheit neben dem Miteinander aller Beteiligten.
Aber Ihrer Wut widerspreche ich nicht.
Leute, die es auch anders hätten machen können, stellten sich flugs auf die Seite des Disputes, wenn andere Akzeptanz anderer Meinungen einforderten und verteufelten die oder auf die Seite der Freiheit und verhöhnten das Miteinander.
Gestern im Heutejournal bat eine Nachrichtensprecherin das Netz sich an die Anweisungen der Polizei zu halten als spräche sie - meine Interpretation - mit unfähigen Randalierern.
Heute lese ich auf n.tv, dass die Polizei um Videos bittet.
RESPECT vor der MÜNDIGKEIT

Günter Walter | Mo., 19. Dezember 2016 - 14:32

Deutschland ist zwar christlich geprägt, aber unsere Freiheitsrechte basieren in erster Linie auf den Werten der Aufklärung, die gegen den Widerstand der christlichen Kirchen über Jahrhunderte erkämpft wurden und nur eine von den Werten der Aufklärung geprägte Leitkultur kann ein Garant für ein freie und friedliche Zukunft sein.
Die „Elite“ Deutschlands sieht aber scheinbar die größtenteils orthodox-islamischen Migranten incl. Islam als „göttliches Gnadengeschenk“ für die deutsche Kultur. Und diese „Elite“ sieht die Deutschen, als „schlechthin moralisch überlegenes Volk“, dazu bestimmt, die Flüchtlingsprobleme der ganzen Welt zu lösen.
Diese Synthese aus multikulturalistisch-kulturrelativistischem und christlich-interreligiösem Gutmenschentum ist das politisch-ideologische Gesicht der aktuellen bunten Republik, die es sich anmaßt, als letztendlicher moralischer Heilsbringer und Tugendwächter, endlich das vollbringen zu können was sich schon vorher viele Deutsche gewünscht haben.

Dimitri Gales | Mo., 19. Dezember 2016 - 14:46

Das könnte ich unterschreiben. Der aktuelle Mainstream fordert Opposition geradezu heraus. Es gibt Machtkonstellationen in diesem Land (woanders auch), die versuchen, durch gelenkte Medien und Popaganda die Öffentlichkeit zu manipulieren und Opponenten in die (rechts)extreme, "populistische" Ecke zu drängen. Das sollte man auf keinen Fall tolerieren.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 19. Dezember 2016 - 15:33

und bin sehr froh, wenn er nicht Bundespräsident wird. Hegemonie des Denkens bei den Grünen?
Wie ich gerne bei Frau Merkel fabuliere "Einbildung ist auch eine Bildung":)

und ich bezweifle dass bei den Grünen diese Überlegenheit des Denkens vorhanden wäre.
Und wäre sie etwa als Macht verstanden, hat sie bei den Grünen besser nichts zu suchen.
Ich bin keine Grüne und würde es bei Herrn Kretschmann ganz sicher nicht.
Der Seitenhieb auf Frau Merkel ergibt sich aus der Vorstellung, dass sie sich m.E. in einer gegenüber dem andersdenkenden Wähler superioren Position glaubt.
Ich halte Merkels Haltung dem Islam gegenüber für naiv.
Ich halte nichts von Hegemonie in einer Demokratie und es bezeichnet evtl. das was andere mit "Meinungsdiktatur" bezeichnen.
Die muss nicht weise angewandt werden, die darf es nach meinem Dafürhalten in einer Demokratie nicht geben, nicht als Macht.
Die Deutungshoheit, im Sinne von Excellenz, in Bezug auf die Flüchtlingskrise haben in meinen Augen eher ein Herr Sloterdijk oder Frank A. Meyer.
Deshalb sagte ich "Einbildung ist auch eine Bildung".
Aber bitte erklären Sie mir jetzt wie Sie man diesen Satz verstehen soll.

Ich glaube, überlege, dass im Nahen Osten, Afrika aber auch Indien der Islam gewachsene Strukturen des Zusammenlebens angeift, indem er sie als Herrschaftsstrukturen diffamiert, seine Revolten als Kampf gegen das Böse stilisiert und damit die Unterdrückung im Namen des Islam einleitet, siehe evtl. Erdogan, Mursi, Rebellen gegen Assad, der IS usw.?
Ich halte einen Kampf dagegen nur um den Preis der Aufgabe einer offenen Gesellschaft für möglich und plädiere deshalb in Syrien für Teilung.
Wie es in Ägypten weitergehen soll, wenn Bruderschaften eben nur den Islam in ihrem Sinne leben wollen, weiss ich nicht.
ICH WEISS ES NICHT, ob man den Islam als Religion bezeichnen kann oder ob er Herrschaft im Namen Allahs legitimieren soll.
Das Christentum gibt das nicht her, das Alte Testament meines Erachtens auch nicht, der Hinduismus oder Buddhismus doch wohl auch nicht.
Wo haben diese Religionen originär etwas mit Herrschaft zu tun?
Wenn Gandhi das über den Islam gesagt haben soll...

Cicero fordert "Gebt den Geist frei" und meint, lasst uns die Freiheit zu denken.
Gibt es nicht auch eine Pflicht zu überlegen was man tut in Richtung verantwortliches Handeln, erst recht als politische Führung"?
Was für eine Religion wird das sein, die ein Feldherr, der den Tod über nicht wenige Andersdenkende brachte, wenn ich Wiki Glauben schenken darf, stiftet, der 10 Ehefrauen hatte, die eine? Tochter "hervorbrachten" und seinen Kämpfern 77 Jugfrauen im Paradies verspricht? Mein Gott, ich frage doch nur. Ich wußte das über Mohammed gar nicht. Wieviele wissen das überhaupt?
Ich ging davon aus, dass Religion per se spirituell ist.
Kann man das beim Islam aufrechterhalten?
Es gab letztens eine Sendung über die Germanen, im Anschluss über den Islam. Er wurde verglichen mit dem Imperium Romanum und ist er nicht auch das???
Moses führte sein Volk aus der Gefangenschaft in ihr Land, nicht zur Herrschaft über die Ägypter.
Seit wann legitimiert das Christentum seine Geschichte?

Wolfgang Lang | Mo., 19. Dezember 2016 - 18:06

Der freidenkerische Voltaire würde sich im Grabe umdrehen, würde er dieses Elend des Denkens und Diskutierens, diese Kleingeistigkeit und den Mief sehen, der in einem Land herrscht, das einmal en masse große Köpfe hervorbrachte. Bevor die Diktatoren der political correctness sich an die Meinungsmacht putschten.
Wir könnten so einen wieder gebrauchen. Man lese nur, was er über den Islam schrieb. Vor langer Zeit.

Wolfgang Lang | Mo., 19. Dezember 2016 - 19:22

„Wer vorsätzlich eine unwahre oder gröblich entstellte Behauptung tatsächlicher Art aufstellt oder verbreitet, die geeignet ist, das Wohl des Reichs oder eines Landes oder das Ansehen der Reichsregierung oder einer Landesregierung oder der hinter diesen Regierungen stehenden Parteien oder Verbänden schwer zu schädigen, wird, soweit nicht in anderen Vorschriften eine schwere Strafe angedroht ist, mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und, wenn er die Behauptung öffentlich aufstellt oder verbreitet, mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. (2) Ist durch die Tat ein schwerer Schaden für das Reich oder ein Land entstanden, so kann auf Zuchthausstrafe erkannt werden. (3) Wer die Tat grob fahrlässig begeht, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bestraft.“

Einfach abschreiben, Herr Maas, Datum und Strafmass anpassen. Und fertig. Sie sind auf einem guten Weg, einige Wenige, die schon lange hier sind, erinnern sich.

Bernhard Jasper | Mo., 19. Dezember 2016 - 20:30

Zum Jahreswechsel für die gesamte Cicero-Redaktion

Carlos Santana - EUROPA (en vivo)
https://youtu.be/TCAeDIF2svc

Frohe Weihnachten und ein Gutes neues Jahr, ebenso an die vielen hoch qualifizierten Kommentare der Teilnehmer des Jahres an dieser Stelle bei cicero-online.

Bernhard Jasper

Martin Wienand | Mo., 19. Dezember 2016 - 22:53

Sorry, wenn das mal so war, ist das aber schon lange her, vielleicht damals als die Grünen noch eine Umweltpartei waren und man sie gerne wählte. Mittlerweile weit abgeschlagen.

Tatsächlich sehe ich da Herrn Sloterdijk selbstverständlich auf Platz 1. Eine ganz andere Liga und ein Kaliber für sich.

Karin Zeitz | Mo., 19. Dezember 2016 - 23:17

ist bekanntlich nicht nur ein Recht der Intellektuellen, sondern ein verfassungsrechtlich geschütztes Grundrecht für alle Bürger in der BRD. Es ist schlimm, wenn es schon wieder so weit gekommen ist, dass vom politischen Establishment abgelehnte Meinungsäußerungen heutzutage verunglimpft werden und zukünftig sogar strafrechtlich verfolgt werden sollen. Die Grünen und die Linken sollten sich an die Äußerung von Rosa Luxemburg erinnern: "Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden". Offensichtlich ist die Befürchtung, dass die Bevölkerung zu den nächsten Bundestagswahlen nicht "regierungskonform genug" wählt, so groß, dass abweichende Meinungen mit allen Mitteln unterdrückt werden sollen.

Christa Wallau | Mo., 19. Dezember 2016 - 23:26

Der Geist ist ja frei, aber leider nicht die Umgebung, in die der Geist seine Reflektionen entsendet.
Hier herrschen Bedingungen, die es nur bestimmten geistigen Ergüssen ermöglichen, sich auszubreiten. Während die Biologie wertfrei alle Erscheinungsformen der unterschiedlichsten Vegetationszonen wertfrei zur Kenntnis nimmt, beschreibt und studiert, gibt es für
die Ergebnisse geistiger Produktion keine erste Ebene w e r t f r e i e r Auseinandersetzung (sozusagen ein neutrales Feld geistigen Wachsens und Gedeihens), bevor man daran geht, Unkraut vom Weizen zu separieren. Von einem gesunden Geistesklima, in dem Bedingungen für wirklich FREIES Denken herrschen, sind wir leider meilenweit entfernt! Dafür sorgen Intellektuelle, welche die geistige Alleinherrschaft beanspruchen, sich zu einer Art von Gedankenpolizei zusammenrotten und jeden Andersdenkenden wegbeißen, indem sie sofort MORAL ins Spiel bringen, sobald jemand widerspricht oder auch nur die vorgespurte
Denk-Loipe verläßt.

Christoph Kuhlmann | Di., 20. Dezember 2016 - 01:29

Migrationsdebatten sind in Deutschland einfach nur erbärmlich. Es gibt zuviele vorurteilsbeladene, hasserfüllte Menschen, die diese Debatte durch Verleumdungen, schiefe Vergleiche und ähnliche Methoden entdifferenzieren. Sie sind offenbar nicht in der Lage auf Klischees und Blind Spots zu verzichten. Moral ist leider auf Schwarz-Weiß-Malerei angewiesen, sonst wirkt sie nicht und wird Ethik genannt. Das gilt sowohl denen deren Augenmerk auf den Migranten liegt als denen, die primär an die Einheimischen denken. Sicher die Welt wächst zusammen, aber warum muss man das Subventionieren? Leider wird in den Medien mit der größten Breitenwirkung die aktuelle Regierungspolitik eben nicht kritisch hinterfragt. Es werden offenkundige Zusammenhänge geleugnet etc. Die ideologische Brille scheint mit partiellen Denkblokaden verbunden zu sein und man fragt sich, wieviele Menschen denken selbst und wieviele plappern einfach nach. Insofern ist jeder Hinweis auf Denker und ihre Texte wertvoll.

Barbara Kröger | Di., 20. Dezember 2016 - 09:22

Lieber Herr Schwennicke, den Geist kann kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun einsperren. Verbieten - ja. Verhindern – nein!
Die Gedanken sind frei…… heißt es in einem alten, wunderbaren, deutschen Lied.
Wenn Herr Kretschmann glaubt, dass die Grünen die Hegemonie über das Denken in Deutschland hätten, irrt er gewaltig! Seine Äußerung sagt aber einiges aus über das Selbstverständnis der Grünen. Welche Anmaßung: Hegemonie über das Denken. Unfassbar und unfassbar undemokratisch.

von der Hegemonie über das Denken der politischen Klasse (übrigens genau so gesagt von Trittin in der 'ZEIT'). Nicht über das Denken der normalen Menschen. Dass die politische Klasse bis ins Mark vergrünt und multikultisiert ist, lässt sich kaum abstreiten. Als letzte Bastion hat es die CDU erwischt. Und das ist der Grund, warum wir diesen konservativen Aufstand haben. Ein sehr grosser Teil des Volks wurde eben schlichtweg ignoriert. Und so etwas geht nicht gut. Wenn in einer Demokratie ein Konflikt 'oben gegen unten' herrscht, können die 'oben' nicht auf Dauer gewinnen.

Chris Lock | Di., 20. Dezember 2016 - 10:19

Ich finde, Herr Walter spricht in seinem Kommentar einen wichtigen Punkt an: Freier Geist ist elementar wichtig für unsere Gesellschaft und Kultur, neigt in seinem Wesen aber zu Hochmut und Größenwahn.

So scheint es mir geradezu das Markenzeichen der linken Intellektuellen zu sein, die wunderbarsten und wildesten Gedankenkonstrukte zu produzieren, leider oft ohne Rücksicht auf die tatsächliche Welt. Nehmen Sie den Kommunismus, welche grandiose Vision - leider ist der Mensch für diese Vision in seiner ganzen Anlage nicht geeignet.

Zu diesem wirklichkeitsblinden Hochmut zähle ich auch die heute sehr verbreitete Idee, die ganze Welt heilen zu müssen oder können. So hört man immer wieder Vorwürfe, man hätte die Schlacht um Aleppo nicht zulassen dürfen - als hätten wir dies vermocht.

Große Ideen haben die größten Schäden des 20. Jahrhunderts angerichtet. Geist ist nichts ohne Demut. Und Demut ist eine konservative Haltung.

Rainer Strzolka | Di., 20. Dezember 2016 - 10:27

Die Vorstellung, Intellektuelle auf eine Ranking-Liste zu setzen ist absurd.

Dr. Horst Combe | Di., 20. Dezember 2016 - 12:59

Der Artikel ist zu begrüßen. Wie Herr Neumann richtig bemerkte, gibt es noch viel mehr "Intellektuelle" in Deutschland, als diejenigen, welche sich öffentlich als solche hervorgetan haben. Schillers "Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire!" -Man ersetze "Sire" durch die Pächter des Meinungsmonopols - darf von jedem Bürger dieser Republik eingefordert werden, und alle Bürger und Bürgerinnen sollten ihr Recht auf Meinungsfreiheit, ohne auf schäbige Weise angegriffen zu werden, ausüben dürfen.

Jürgen Althoff | Di., 20. Dezember 2016 - 16:14

Wenn schon, dann Ranking nach IQ, beginnend ab 110. Da würde die Rangliste schon wesentlich kürzer. Alles andere ist Gesinnungs-Ranking im Sinne des Mainstreams.
Margot Käßmann, die Queen des Bauchgefühls, auf eine Intellektuellenliste zu setzen, geht gar nicht. Vielleicht empfindet sie das ja sogar selbst als diskriminierend.

Lubomir Rehak | Di., 20. Dezember 2016 - 17:12

Zum freien Denken gehört auch die Meinungsfreiheit. Die hat das aber in dieser Zeit gar nicht leicht.
Vor kurzer Zeit ist die Aktion "keingeldfuerrechts", initiiert von einem angeblichen Werbeexperten gelaufen. Das war ein Aufruf, den "rechtsextremistischen" Medien den Geldhahn zuzudrehen.
Am Anfang wurden in diesem Aufruf auch die regierungskritischen Blogs Achse des Guten und TichysEinblick erwähnt. Nach den Protesten wurden sie von der Liste weggenommen, aber die Abos wurden inzwischen mit fast Lichtgeschwindigkeit gekündigt.
Für mich war die Frage, sind die deutsche Firmen so feige, oder war das nicht die Einzelaktion von einem Hensel, sondern hat auch Gretel von oben etwas dazu geflüstert?
Ich finde Schande, wie Cicero darauf reagierte. Der Artikel hat den Täter verteidigt, statt für die Meinungsfreiheit die Lanze zu ziehen. Wenn einmal Cicero von so was betroffen werden sollte, sollen sich die anderen auch so feig verhalten?
Lauter Lippenbekenntnisse, wo das Auge reicht.

Enrico Stiller | Di., 20. Dezember 2016 - 17:16

beschränken. Ich würde das in einen grösseren Zusammenhang stellen. Unsere politische Klasse ist aus bestimmten Gründen (es würde zu weit führen, das hier in extenso darzustellen) unbewusste Anhänger des radikalen Konstruktivismus. Vereinfacht gesagt: Die Welt setzt sich aus unseren Vorstellungen zusammen, nicht aus empirisch erfahrbaren Fakten. Diese Position kann sehr bequem sein, besonders bei Menschen, die einen starken Glauben haben wollen und denen das Eruieren von Fakten zu komplex erscheint ("Stimmen die Fakten nicht mit meiner Theorie überein, umso schlimmer für die Fakten"). Thomas Reid (1710-96) und Ayn Rand (1905-82) haben sich dem entgegengestemmt. Deshalb gehören sie auf meine persönliche Liste. Denn ein fasch verstandener Konstruktivismus führt zum Abheben und zur elfenbeintürmernen Träumerei. Erkenntnisphilosophie kann meiner Meinung nach nicht nur mit erkenntnisphilosophischen Methoden selbst beurteilt werden. Sondern muss den Praxistest bestehen.

Wolfgang Lang | Mi., 21. Dezember 2016 - 17:33

Kässmann? Intellektuell? Diese beiden Worte kann ich beim besten Willen nicht in einen sinnvollen Zusammenhang bringen.