Der Soldatenfriedhof von Douaumont ist eine Gedänkstette für Gefallene der Schlacht um Verdun im 1. Weltkrieg
Soldatenfriedhof von Douaumont mit Gräbern der Gefallenen der Schlacht um Verdun im 1. Weltkrieg / dpa

Zurück zum Humanismus - Der Krieg ist der Vater der Lüge

Die NZZ spricht im Zusammenhang mit Jemen vom Krieg als „Lebenselixier“. Die deutsche Regierung wirbt für „Kriegstüchtigkeit“. Reale Schlachten toben derweil im Jemen, in der Ukraine oder im Nahen Osten. Wann beginnt Krieg, wie endet er? Was hält ihn in Gang? Und wo setzen wir an, um Friedfertigkeit zu lernen?

Ole Döring

Autoreninfo

Ole Döring ist habilitierter Kulturphilosoph und Sinologe. Er vernetzt unterschiedliche Kompetenzen und Denkweisen zu Medizin und Gesundheit, Technologie, Soziales und Ökonomie. Döring beschäftigt sich mit kulturellen und philosophischen Fragen der Medizin und Bioethik und ist Vordenker einer globalen Gesundheits-Ethik. Zuletzt ist von ihm das Buch „Das Luther-Gen - Zur Position der Integrität in der Welt“ erschienen.

So erreichen Sie Ole Döring:

Erinnern wir uns: „Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends“, „Wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng“, „streicht dunkler die Geigen“ und „der Tod ist ein Meister aus Deutschland“. Diese Verse schrieb Paul Celan in seiner „Todesfuge“, Anfang 1945. Wo die Milch schwarz wird, ist der Unmensch Meister. Wie stellen wir uns ihm, der nun auch wieder aus Deutschland kommen will? Diesem Meister begegnet man nur einmal – es sei denn, wir erinnern uns an Sisyphos: Dem war es gelungen, den, freilich noch nicht pervertierten, Tod auszulachen, ihn mit den eigenen Fesseln zu binden. So ließ sich selbst Ares entmachten. Dafür wurde Sisyphos zum Symbol der vergeblichen Mühe – und zur Inspiration der größten Befreiung des Humanen vom absurden Schicksal. Für Albert Camus war 1942 klar: „Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“! Nicht objektiv, sondern weil es die Vorstellung des Willens ist, von der in solchen Fragen alles abhängt. Wer sich Frieden vorstellt, kommt auf die Spur des Möglichen; wer Krieg vorstellt, beraubt uns der Optionen der Vernunft. Die Banalität des Bösen beginnt mit der Entscheidung, selbst als Mensch integer zu sein – oder eben nicht. 

Beim Spaziergang durch den Tegeler Forst berichtete mir ein Freund von seiner Erfahrung als Unterstützer der ukrainischen Sache. Mehrmals war er in die westlichen Landesteile gereist, hatte Gerät, Geld, Solidarität gespendet. Viel Zeit und Herzblut ließ er dabei, schloss neue Freundschaften, brachte Flüchtlingen Deutsch bei. Ganz gleich, wie dieser Krieg ausgeht: Ihm bleibt die Verbindung mit diesen Menschen, aus der Erfahrung von Gemeinschaft. An einer Hochzeit nahm er in der Ukraine Teil, der Bräutigam ein junger Mann, Auge und Hand zersprengt. Die Feier des Eheversprechens, unter Umständen, in denen die Freude im Halse stecken bleibt und der Rausch alles Leid im Moment bannen will, besiegelte diesen Männerbund. Mein Freund gehört nun auch dazu. Die geteilte Gewissheit, gemeinsam etwas zu tun: Sie fühlt sich gut an, hat aber noch keinen rationalen Gehalt, nur die Anmutung, „richtig“ zu sein. Er bildet sich nicht ein, moralisch zu handeln, denn am Ende gehe es um das gute Gefühl, etwas ganz anderes als ein Gefühl für das Gute. Diese ehrliche Selbsterkenntnis ist ein Echo erster Bindungserlebnisse der frühen Kindheit – wohl denen, die über solche verfügen!  

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Wilfried Düring | Sa., 24. Februar 2024 - 18:09

Ich bin der Sieg.
Mein Vater war der Krieg.
Der Friede ist mein lieber Sohn.
Der gleichet meinem Vater schon.
(Erich Fried)

Walter Bühler | Mo., 26. Februar 2024 - 10:34

Antwort auf von Wilfried Düring

Furchtbar, was alles vergessen wird!

Kurt Janecek | Sa., 24. Februar 2024 - 18:17

Die Lüge ist die Mutter der Kriege!
Wer die Vorgeschichten sich anschaut bzw. recherchiert die zu den Kriegen führten, dem bleibt nicht verborgen was die Ursachen sind.
Falschaussagen (Lügen) mit Hetze gestützt und in trivialen Formen gebracht scheint die bewaffnete Wehr zu rechtfertigen um der Habgier willen.
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist ein Paradebeispiel dafür, ebenso der Nah-Ost-Konflikt.

Albert Schultheis | Sa., 24. Februar 2024 - 18:28

Klug geschrieben, ja, - aber wie hoch schätzen Sie den Prozentsatz derer im Deutschen Bundestag, die auch nur verstünden, wovon sie reden? Eine Faeser, eine Paus? Für die sind Sie - mit Verlaub - ein Schwurbler, ein Phantast bestenfalls ein Rechter. Die wollen Sie gar nicht verstehen. Für eine Annalena oder Ricarda? Für die müssen Sie rhetorisch fünf Stockwerke zurückbauen auf das Niveau "leichte Sprache"! Für die Raubtiere Agnes, Toni und diesen Kiesewetter? Sorri, die halten Sie nicht für satisfaktionsfähig! Der Rest würde Sie bei Ihrem Vortrag im Bundestag ausgrölen, zischeln, dazwischenquatschen und Sie für einen der AfDler halten. Die würden Sie am liebsten keulen oder Ihr Auto anzünden. Ich vermute, allein Frau Dr. Weidel wäre dazu in der Lage Ihrem Vortrag zu folgen, sogar wenn Sie ihn auf Chinesisch hielten!
Ja, werter Herr Döring, ich fürchte Sie sind aus der Zeit gefallen! Oder Sie haben Äonen verschlafen wie ein Rip van Winckle und sind gerade erwacht - in einem Tollhaus!

ich hatte schon einmal einem Artikel, so auch diesem, zugestimmt.
Schon lange mache ich mir Gedanken über unsere aber auch weltweite Politiker und Parlamentarier. Alle sind in Netzwerken, Bündnissen miteinander vernetzt,
aber unter EINEM POLITISCHEN WILLEN! Das dürften auch die Gründe sein, dass viele wie wir aus dem Volk keine Vernunft von diesem Klüngel erwidert bekommen, weil diese keine Vernunft haben. Deshalb stoßen wir immer wieder auf taube Ohren und finden deren Machenschaften und Entscheidungen abscheulich! Wir können gewaltfrei dagegen demonstrieren, doch was kommt danach. Ich glaube die Moderne braucht eine modernere Freiheit, Demokratie, Parlamentarismus, Regierungsfähigkeit.
Viele Grüße

Sie haben für mich den Nagel auf den Kopf getroffen Herr Schultheis. Nicht nur, dass die meisten Kriegsbegeisterten Politiker, die sie teilweise schon benannt haben, intellektuell dem Artikel des Herr Döring nicht gewachsen sind, nein, sie wollen erst gar nicht verstehen. Warum? Wie bei allen Sachhemen auch. Dies würde respektvollen und neutralen, fairen Diskurs erfordern. Und genau den wollen diese Ökofaschisten nicht. Deshalb braucht es wahrscheinlich nicht lange, bis Herr Döring auch auf den Index angeblicher "rechter" Gesinnungsfanatiker kommt. Ich gehe mal davon aus, dass unsere Herren Frühling und Lügle schon die entsprechenden anonymen Meldungen bei den Meldeportalen gemacht haben. Wer weiß, ob die 450 Analysten beim BKA nicht schon unsere Kommentare kritisch prüfen. Und dazu brauchen sie nicht mal eine richterliche Anordnung. Herr Schultheis, vielleicht hat Herr Döring nichts verschlafen, sondern vielleicht hat er einfach nur die "Schnauze" voll und "meckert" auf seine Weise.

als er offenbar nicht mitbekommen hat, auf welch taube Ohren seine Worte bei den allermeisten Deutschen stoßen - b e s o n d e r s bei denen, die maßgebliche Positionen in der Gesellschaft innehaben. Die kath. Bischöfe haben gerade ein Beispiel dafür geliefert, indem sie einstimmig die AfD für unwählbar
erklärten.
Diese Leute empfinden sich ja keineswegs als "aufklärungs- u. therapiebedürftig", sondern wähnen sich an der Spitze des geistig-moralischen Fortschritts!
Dörings philosophische Überlegungen stoßen bei ihnen nicht mehr auf Rezeptoren. Das Maß an Bildung, welches erforderlich ist, um eine friedfertige u. vernünftige Diskussion in der Gesellschaft zu führen, um aus der Geschichte zu
lernen, ist inzwischen so gering, daß alle Versuche sich darauf zu beziehen, zum Scheitern verurteilt sind.
Ich sehe momentan keine Chance für eine Renaissance von Humanismus u. Aufklärung. Im Gegenteil: Trans-Humanismus bzw. egozentrische Naivität u.
billigster Moralismus bestimmen alle Debatten.

als er offenbar nicht mitbekommen hat, auf welch taube Ohren seine Worte bei den allermeisten Deutschen stoßen - b e s o n d e r s bei denen, die maßgebliche Positionen in der Gesellschaft innehaben. Die kath. Bischöfe haben gerade ein Beispiel dafür geliefert, indem sie einstimmig die AfD für unwählbar
erklärten.
Diese Leute empfinden sich ja keineswegs als "aufklärungs- u. therapiebedürftig", sondern wähnen sich an der Spitze des geistig-moralischen Fortschritts!
Dörings philosophische Überlegungen stoßen bei ihnen nicht mehr auf Rezeptoren. Das Maß an Bildung, welches erforderlich ist, um eine friedfertige u. vernünftige Diskussion in der Gesellschaft zu führen, um aus der Geschichte zu
lernen, ist inzwischen so gering, daß alle Versuche sich darauf zu beziehen, zum Scheitern verurteilt sind.
Ich sehe momentan keine Chance für eine Renaissance von Humanismus u. Aufklärung. Im Gegenteil: Trans-Humanismus bzw. egozentrische Naivität u.
billigster Moralismus bestimmen alle Debatten.

Wer dafür ein konkretes Beispiel will, der lese den Jahreswirtschaftsbericht 2023 des BMWK, insbesondere Teil I.

Ein Blick auf die Überschriften im Inhaltsverzeichnis genügt schon: "Die Weichen in der Krise richtig stellen - Gesamtwirtschaftliche Stabilität und sozialen Zusammenhalt gewährleisten - Angebot zielgerichtet ausweiten – Chancen für eine beschleunigte Transformation nutzen"

Nach Habeck schafft Sprache Wirklichkeit. Daraus zieht er messerscharf den Schluss: Verwende ich eine "einfache" Sprache, dann wird auch die Wirklichkeit einfach: ALLES WIRD GANZ EINFACH!!

In Habecks "einfacher" Sprache wird alles in kindische, zauberhafte Phrasen transformiert, im geradezu märchenhaften Einklang mit SZ, Zeit, Spiegel, Tagesschau und Heute.

Das ist für viele Politikfunktionäre und Journalisten offenbar genau das intellektuelle Niveau, mit dem sie in der Wirklichkeit zurecht kommen können: Die Hlg. Greta und FFF lassen grüßen, auch der neue Hlg. Selenski.

Sie machen EINFACHE Politik.

Gerhard Lenz | Sa., 24. Februar 2024 - 20:15

diese philosophischen Traktate!

Schicken Sie bitte eine Kopie an Herrn Vladimir Putin, Kreml, Moskau.

Damit der seine Truppen endlich zurückpfeift.

Und in der Ukraine Frieden einkehrt.

Bekloppte wie Putin entziehen sich jeder philosophischen Reflexion. Der Kriegsverbrecher ist eher ein Modellfall für eine gestörte, an Minderwertigkeitskomplexen leidende Persönlichkeit. Der nur mit Krieg der Welt zeigen kann, wie wichtig er ist.

Dennoch: Ein nettes Lesestück.

Detlef Beck | So., 25. Februar 2024 - 11:39

Antwort auf von Gerhard Lenz

ist der Verweis auf den "schlechten Charakter des Kriegsverbrechers im Kreml" als "Kriegsgrund" nicht "unterkomplex", zumal inzwischen auch andere "Narrative" auf dem "Markt" sind, die zumindest diskussionswürdig erscheinen? U.a. war in einem kürzlichen Cicero-Beitrag zu vernehmen, dass eine gewaltige geostrategische Auseinandersetzung laufe. Leider wurde in den Kommentaren darauf nicht eingegangen.
Im Übrigen hat bezgl. unserer verschiedenen Sicht auf die Verhandlungen UA/RF kurz nach dem 24.2.22 bezgl. des kürzllichen Interviews der "Berliner Zeitung" mit einem "Politikwissenschaftler", ich glaube er hieß Hajo Funke, der Ex-BW-Militär Kujat im Hanger 7 auf Servus TV "nachgelegt". Dabei lehnte er sich weit aus dem Fenster, weil mMn seine Angaben überprüfbar sein sollten.

Mit Verlaub, Herr Beck, "bekloppt" ist manchmal nur "bekloppt".

Putin-Versteher beharren gerne auf der Legende, ein Fortschritt bei den Friedensverhandlungen sei möglich gewesen.

Dumm nur, dass die Vermittler selbst dies bestreiten. Das ist übrigens überall nachzulesen.

Mehr muss man dazu nicht sagen.

Kurt Janecek | So., 25. Februar 2024 - 15:18

Antwort auf von Gerhard Lenz

Werter Herr Lenz, wenn Sie sich einmal die Mühe machen würden und sich mit den Ursachen des Ukraine-Russland-Konfliktes vertraut machen würden, könnte dies Ihnen sicherlich Klarheit zur Sachlage verschaffen.
Gehen Sie bei Ihrer Recherche ca. 30 Jahre zurück.
Nur der freie Geist verschafft Klarheit.

Wilfried Düring | Sa., 24. Februar 2024 - 20:41

Den folgende Lied-Text schrieb der ostdeutsche Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel 2022.
Das Lied ist auf youtube verfügbar
(suchen nach 'Wenzel + Länder + Krieg').
Wenzel ist Erstunterzeichner des 'Friedensmanifestes' von Sahra W.
---
In den Ländern schläft der Krieg
ein verstecktes Ungeheuer.
Wird er wach will er Musik
und ein großes Feuer.
Will mit Pomp empfangen sein,
weise Sprücheklopfer
stimmen auf sein Kommen ein -
er braucht Menschenopfer.

Jeder Krieg braucht frisches Blut -
sonst ist's nicht zu schaffen,
einen Feind der Böses tut
und die besten Waffen.
Und wenn dann der Himmel noch
riecht nach Exkrementen
fliegen alle Hände hoch
in den Parlamenten.

Und zur Front wird jeder Ort
man muß Flagge zeigen.
Und es fällt manch großes Wort
und die Aktien steigen.
(Für Demokratie im Land),
daß es uns gelinge.
Denn der Krieg ist - wohlbekannt -
Vater aller Dinge.

Geht er schließlich doch verlorn
wird viel vom Leid gesprochen.
Und die ihm einst die Treue schworn
schweigen -
ein paar Wochen.

Christoph Kuhlmann | So., 25. Februar 2024 - 01:33

Aus Tiefen der Seelen steigst Du empor.
Die Liebe zum Leben verflucht Dich zuvor.
Der Tod ist Dein Vater und Mutter heißt Sieg.
Vernichter des Friedens, dein Name ist Krieg!

Die Hure heißt Angst und der Hass ist Dein Knecht,
Du Rache der Götter am Menschengeschlecht.
Die Falken, sie lechzen nach köstlichem Blut,
vom Fleische der Tauben ernährst du die Brut.

Der Gott wird gebären, was bald er verzehrt.
Er tötet den Krieger, der stolz ihn verehrt.
Indem er verbreitet das Elend, den Tod,
beschafft er sich neue für Wasser und Brot.

Denn erst wenn die Heimat ist vollends verbrannt,
verliert er an Macht und wird langsam verbannt.
Doch jubeln die Sieger und wollen noch mehr,
besucht er die Nachbarn mit grausamem Heer.

Nur wenn das Elend die Furie lähmt,
das sterbende Volk sich der Grausamkeit schämt,

zerbricht der Schimäre ersättlicher Schlund,
erneuert mit Satan den höllischen Bund.
Dann wartet der Gott auf den elenden Tag,
an dem sie zerreißen den Friedensvertrag.

Wilfried Düring | So., 25. Februar 2024 - 10:47

Antwort auf von Christoph Kuhlmann

Doppel-Plus-Gut!
Haben Sie eine Quelle für uns - oder ist dieses Gedicht eine 'Eigenleistung'?

Wilfried Düring | So., 25. Februar 2024 - 10:36

IHR übt Euch fleißig im Schießen.
Und IHR sprecht laut vom dem Feind.
IHR zeigt wild über die Grenze.
Aber UNS habt IHR gemeint!
Denn wir und ihr, wir sind Feinde
in einem Krieg, den nur einer gewinnt.
Denn IHR LEBT VON UNS und müßt verrecken,
wenn wir nicht mehr Kulis sind!

(nach Bertolt Brecht; Lied vom Klassenfeind).

Gerhard Hellriegel | So., 25. Februar 2024 - 11:37

Die Menschheit hat früh verstanden, dass es sich angenehmer leben lässt, wenn andere für einen arbeiten oder wenn man sich etwas aneignet. Vorteilsannahme wirkt. Gewalt ist eine Erfolgsstrategie. Sie wirkt in-group, aber vor allem out-group. Dieses Wissen lässt sich nicht vertreiben. Märchenerzählungen ändern nichts, die Geschichte belegt es. Sie zeigt lediglich, dass es schwer ist, den Vorteil ewig aufrecht zu erhalten. Alle zur in-group machen zu wollen, ob religiös oder sozialistisch, verlagert das Spielfeld, erzeugt Gruppenmacht, also Vorteile, ändert ansonsten nichts. Gemeinsam sind wir stark. Erlösungsideen sind entweder Verliererträume oder für die Sieger "das Unbehagen an der Kultur".
Was tun? Die Widersprüche akzeptieren und auf kleiner Flamme kochen.

Urban Wil | So., 25. Februar 2024 - 12:12

deren Rollläden schon nach unten rauschen und das Gebrüll: „Der Putin will nicht, der wird nicht, soll erst mal der Putin, und bevor der nicht komplett abzieht...!!“, ein paar rudimentäre Stücke dieses Artikels begreifen würden.

Aber wie Herr Schultheis schon schreibt: dieser Beitrag ist „aus der Zeit gefallen“.
Wer ihn lesen und verstehen sollte, wird beides wohl nicht tun.
Marie – Agnes würde wohl nach den ersten paar Sätzen der Geifer aus dem Mundwinkel laufen. Ihn nach Moskau zu schicken, hätte wohl ebenfalls wenig Sinn.
Aber lassen wir das.
Es sind der Worte viele gesprochen und geschrieben, aber der Granaten noch nicht alle geschossen.
Und es wird sich sicher bald der Taurus, der dann aber wirklich ganz entscheidende „gamechanger“, hinzu gesellen.
Und dann, wenn vielleicht dank des „Gottseibeiuns“ im Weißen Haus, dessen Art des Handelns wohl all dem hier zu Lesenden entgegen steht, die Kanonen schweigen lässt, ist dieser Irrsinn zu Ende. Frieden vielleicht doch als „Laune“?

Karl Murx | So., 25. Februar 2024 - 16:19

"Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt."

Wo setzen wir an, um Friedfertigkeit zu lernen? Ich sage, man kann Friedfertigkeit nicht (er)lernen. Krieg ist der Abbau einer sich aufgebauten Spannung. Und Spannungen gehören in dieser Welt zum Leben dazu, so wie das Leben an sich in einem Spannungsverhältnis zum Tod steht. Krieg läßt sich nicht "verlernen", sondern bestenfalls nur unterdrücken - durch maximale Kriegstüchtigkeit. Besteht zwischen Kontrahenten kein Potentialunterschied in den militärischen Möglichkeiten sinkt die Wahrscheinlichkeit des Kriegsausbruchs. Man greift nur an, wenn man eine positive Wahrscheinlichkeit sieht, den Krieg gewinnen zu können. Erst wenn der Krieg als Ultima Ratio ausfällt, ist man gezwungen, die aufgebaute Spannung auf "diplomatischem" Weg abzubauen.

....durch maximale Kriegstüchtigkeit???

Werter Herr Murx, auch die "maximale Kriegstüchtigkeit" wird sich irgendwann entspannen müssen wenn ich Ihrer Logik folge.

Wer Krieg vermeiden will muss seine Vereinbarungen bedingungslos einhalten.

Änderungen an Vereinbarungen müssen beiderseits voll akzeptiert und danach eingehalten werden "ohne wenn und aber".

Siehe Ukraine-Russland-Konflikt!

Die Vereinbarungen wurden sehr lange vor dem Ausbruch des Krieges angeknabbert und dann die Vereinbarungen seitens des (?) ignoriert.

Naumanna | So., 25. Februar 2024 - 19:01

Das Gedächtnis der Menschheit
für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz.
Ihre Vorstellungsgabe für kommende
Leiden ist fast noch geringer.
Die Beschreibungen,
die der New Yorker
von den Gräueln der Atombombe erhielt,
schreckten ihn anscheinend nur wenig.
Der Hamburger ist noch umringt von den Ruinen,
und doch zögert er,
die Hand gegen einen neuen Krieg zu erheben.
Die weltweiten Schrecken der vierziger Jahre scheinen vergessen.
Der Regen von gestern macht uns nicht nass, sagen viele.
Diese Abgestumpftheit ist es,
die wir zu bekämpfen haben,
ihr äußerster Grad ist der Tod.
Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote,
wie Leute, die schon hinter sich haben,
was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.
Und doch wird nichts mich davon überzeugen,
dass es aussichtslos ist,
der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen.
Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!
Lasst uns die Warnungen erneuern,
und wenn sie schon wie Asche

Naumanna | So., 25. Februar 2024 - 19:07

Und doch wird nichts mich davon überzeugen,
dass es aussichtslos ist,
der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen.
Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!
Lasst uns die Warnungen erneuern,
und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege,
gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind,
und sie werden kommen ohne jeden Zweifel,
wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten,
nicht die Hände zerschlagen werden.

(Bertolt Brecht, 1952)

Bertolt Brecht hat diese Zeilen als Auftakt eines Gedichts zum Kongress der Völker für den Frieden geschrieben. Dieser fand 1952 in Wien statt. Künstler, Intellektuelle, Pazifistinnen hatten dazu aufgerufen. In seinem Gedicht führt Brecht vor Augen: Trotz der gerade erlebten Gräuel des zweiten Weltkriegs treten die Menschen nicht für den Frieden ein. Er prangert an, dass Erinnerung und Mitgefühl fehlen.