Eine vermummte Person auf einer Queer-Demonstration in Kanada / picture alliance

Kränkung als Trauma - Die selbstgerechte Hypersensibilität im woken Menschenbild

Immer mehr Triggerwarnungen und sogenannte safe spaces sollen die Psyche vermeintlich marginalisierter Gruppen an allen Orten schützen. Doch führt diese narzisstische Vermeidungsstrategie der Wokisten im Gegenteil zu einer noch ausgeprägteren Kränkbarkeit.

Autoreninfo

Esther Bockwyt ist Psychologin und Autorin psychologischer Fachbücher.

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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch „Woke. Psychologie eines Kulturkampfs“, das im Februar 2024 im Westend-Verlag erschienen ist.

Sowohl im woken Menschenbild als auch bei vielen der agierenden Protagonisten lässt sich die Vorstellung finden, dass Menschen aus den marginalisierten Gruppen eine besondere Schonung erfahren müssen, man mit ihnen besonders sensibel umgehen müsse. Diese Sensibilität solle insbesondere durch Sprachsensibilität und safe spaces umgesetzt werden. 

Der Maßstab soll das Fühlen der Marginalisierten sein, wird jedoch von den lauten Aktivisten stellvertretend für ihre Gruppe oftmals in nicht repräsentativer Weise festgelegt. Gefühle könnten vielfach verletzt werden: Durch einen Winnetou-Film, durch nicht gegenderte Sprache und so weiter. Ein woker Twitter-User formulierte dies wie folgt: „Was mehrfach privilegierte Menschen nicht kapieren: ‚Offener Diskurs‘ ist für manche Menschen potenziell tödlich.“

Den Begriff Sensibilität kennt die Psychologie als solchen eher nicht. Was hier indes gemeint ist, ist eine erhöhte narzisstische Verwundbarkeit, Kränkbarkeit. Es geht um den Umgang mit narzisstischen Kränkungen. 

Eine Arbeitskollegin fällt uns in einer Teambesprechung ins Wort. Von einer Arzthelferin werden wir in einer Praxis unhöflich zurechtgewiesen. Eine Bitte wird uns abgeschlagen. Einer geäußerten Meinung von uns wird widersprochen. Ein Freund von uns meldet sich seltener bei uns als wir uns bei ihm oder schreibt kurze und verzögerte Nachrichten. Unsere Bewerbung bleibt unbeantwortet. Diese oder ähnliche scheinbar banale, alltägliche Situationen kennen wir alle. Ihnen allen ist gemeinsam, dass wir in ihnen Kränkungen erleben. All diese Situationen berühren unser Selbstwertgefühl, unser narzisstisches Gleichgewicht.

Kinder brauchen entwicklungsfördernde Frustrationen

Dass wir im Leben immer wieder Kränkungen erleben, ist unumgänglich. Die meisten Menschen können mit den alltäglichen Kränkungen geringeren Ausmaßes recht gut umgehen, andere geraten durch sie in einen emotional aufgeladenen Zustand, in Form von ausgeprägter Wut oder Traurigkeit. Kränkungen beinhalten zwei Komponenten: die von außen kommende Kränkung (durch andere, durch unsere Umwelt) und unsere eigene Kränkbarkeit, unsere Verletzlichkeit und die entsprechende Kränkungsreaktion.

Kränkungen, die uns durch uns nahestehende Personen zugefügt werden, sind für uns belastender als Kränkungen durch Fremde. Wenn Kränkungen ein zu hohes Ausmaß annehmen, wenn sie dauerhaft oder wiederholt geschehen, sind sie schädlich für die menschliche Psyche. 

Sie werden dann häufig immer und immer wieder innerlich durchgekaut, hallen lange nach und sind begleitet von Übererregung, von Wut, Racheimpulsen und erstarrter Verbitterung. In nahezu allen Konflikten, die Menschen miteinander austragen, geht es um gegenseitige Kränkungen. Insofern besteht in unserem gesellschaftlichen Kollektiv eine solche Übereinkunft, dass wir uns gegenseitig nicht zu sehr kränken sollten.

Gleichzeitig können wir kleinere oder auch mittlere Kränkungen im Leben aber nicht vermeiden. Bereits als Kind brauchen Menschen sogenannte entwicklungsfördernde Frustrationen, um zu reifen und zu gesunden Erwachsenen werden zu können. Diese Frustrationen, die beinhalten, dass ein Kind auch einmal ein „Nein“ in Wort und Tat erfährt, dass ein Kind Misserfolgserlebnisse hat, sind nichts anderes als Kränkungen und Einflüsse auf das narzisstische Erleben. Nur so kann sich ein gesunder Narzissmus, weg vom Primären, vollständig auf das Ich bezogenen Narzissmus entwickeln, der in der Lage ist, die Begrenzungen des eigenen Machtbereichs durch die Realität zu akzeptieren.

Vermeidungsverhalten führt zu noch mehr Kränkbarkeit

Wenn wir versuchen, nicht mehr verletzbar zu sein, indem wir das Außen, die Welt derart verändern möchten, dass uns nichts mehr kränken kann, ist dies nicht nur ein unmögliches Unterfangen, sondern führt durch Vermeidung und operantes Lernen zu einer noch ausgeprägteren Kränkbarkeit. Vermeidung an sich ist im gewissen Ausmaß wiederum menschlich und unproblematisch. Wir alle versuchen im gewissen Maß, Unangenehmes zu vermeiden. Auch hier ist wieder das Ausmaß entscheidend.

Wenn man ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten etabliert, kann man nicht lernen, mit Kränkungen angemessen umzugehen, nicht lernen, dass man sie aushalten kann, wenn man sie nicht er- beziehungsweise durchlebt. Stattdessen potenziert sich mit der Zeit bei dauerhafter Vermeidung die Angst vor Kränkungen noch weiter. Man wird noch vorsichtiger oder fordert von der Außenwelt noch mehr Rücksichtnahme.

 

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Auch resultiert eine Unfähigkeit, authentische Beziehungen mit gewisser Tiefe zu anderen Menschen zu leben. Es sind dann höchstens Beziehungen in einer dauerangestrengten Bemühung, den anderen nicht zu kränken; Beziehungen, die keinen Platz haben für die Unterschiedlichkeit von Menschen mit individuell unterschiedlichen Biografien.

Durch individuelle Lebenserfahrungen mit wunden Punkten kann es niemals eine vollständige perfekte Übereinstimmung ohne gegenseitige Kränkungen zwischen Menschen geben, sondern es prallen im gewissen Maße unterschiedliche Bedürfnisse und Gewohnheiten aufeinander, die automatisch zu diesen führen. Gesunde Beziehungen halten diese Kränkungen und Unterschiede aus. Wer durch übermäßige Rücksicht zu viel an Emotionsäußerung bei sich unterdrücken muss, staut sie auf und wird entweder krank oder entzieht sich irgendwann der Situation.

Erlebenskorridor verengt sich durch Vermeidungsverhalten

Charakteristisch für Vermeidungsverhalten ist, dass sich der eigene Erlebenskorridor und die innere Toleranz für das, was vermieden werden soll, immer weiter einengt. So können neutrale, harmlose Wörter einen kränkenden Charakter bekommen. Das geschieht sowohl auf individueller wie auch auf gesellschaftlicher Ebene. Wir gewöhnen uns dann daran, dass beispielsweise bestimmte Wörter schlimm sein sollen. Wir internalisieren es. Hat man ein gewisses Maß an Wokeness bereits verinnerlicht, wird man, bereits bevor man „Mann und Frau“ ausspricht oder bevor man einer Frau „Schönheit“ zuschreibt, innehalten. Könnte dies vielleicht sexistisch sein? Wir werden immer sensibler für mögliche falsche Worte, für mögliche Kränkungen, die wir auslösen könnten.

Als Gegenstücke zur narzisstischen Verwundbarkeit werden manchmal Resilienz (Anpassungsfähigkeit) oder Widerstandsfähigkeit verstanden. Die psychologische Betrachtung von Resilienz fußte ursprünglich auf frühen Beobachtungen über manche Menschen und Menschengruppen, die sich trotz schwerwiegender Traumata oder Lebensumstände zu psychisch gesunden Personen entwickelten.

Beispielsweise forschte der Psychologe Elder über sowohl negative wie positive Auswirkungen von Armut auf die Entwicklung von Kindern und kam zu seiner Schlussfolgerung, dass sogenannte resiliente Kinder sich nicht als passiv begriffen, sondern als kompetente Akteure ihres eigenen Lebens. Insbesondere Mittelschichtskinder wurden, wie Elder meint, nicht trotz, sondern durch Armut zu gefestigten Persönlichkeiten. 

In weiteren Studien wurde der Schluss gezogen, dass Resilienz in Teilen erlernbar ist. Warum manche Menschen durch schwierige Lebensbedingungen resilienter werden, andere hingegen psychische Schäden erleiden, ist Gegenstand weiterer Forschung. Die Vorstellung jedoch, der Mensch brauche eine weitestgehend ungestörte, nicht kränkende, schmerzfreie Umwelt, ist aus psychologischer Perspektive nicht haltbar.

„Massiv psychologisierte Kultur“ der Spätmoderne

Mit der steigenden selbstbezogenen Sorge und Selbstbeobachtung, die empirisch bei jüngeren Generationen gefunden werden kann, geht auch keinesfalls eine höhere Fähigkeit zur Empathie einher. Vielmehr konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass ältere Menschen im Vergleich zu jüngeren eine ausgeprägtere Bereitschaft zur Empathie und Gefühlskonkordanz aufwiesen.

Die „massiv psychologisierte Kultur“ der Spätmoderne ist nach dem Philosophen Andreas Reckwitz eng an eine „Wohlfühlsensitivität“ gekoppelt, bei der Sensibilität nur zugelassen wird, wenn sie mit positiven Emotionen verknüpft ist. Sie lässt nur Freude, Begeisterung und Wohlgefühl zu und ist nicht bereit, negative Abweichungen vom Erwarteten, Missempfindungen oder Mehrdeutigkeiten auszuhalten und zu akzeptieren. Eine verbreitete Hypersensibilität führe dazu, dass Menschen den eigenen Emotionen, die Worte oder Bilder in ihnen auslösen, nicht mehr gewachsen sind. Aus psychologischer Sicht ist dem beizupflichten.

Triggerwarnungen wirken wie selbsterfüllende Prophezeiungen

Immer mehr Triggerwarnungen oder neutraler formulierte Content Notes sollen die sensible Psyche an allen Orten schützen, auch an Universitäten. Diese Art der Einengung ist typisch für Wokeness. Zu Beginn gibt es sinn- und maßvolle Erneuerungen, wie die Überlegung und Umsetzung, bei gravierend verletzenden Inhalten, bei denen es um schwere Gewalt oder sexuellen Missbrauch geht, die Rezipienten vorab zu warnen. 

Am Ende kündigen Triggerwarnungen jetzt nicht mehr nur potenziell retraumatisierende Inhalte, sondern auch solche an, die auf einige Menschen anstößig oder verstörend wirken könnten, als sei Letzteres per se eine problematische Wirkung. Auf Twitter sind inzwischen Triggerwarnungen mit Inhalten wie „Umzug“, „schwanger“, „Gewicht“, „Depression“, „Zyklus“, „Körperwahrnehmung“, „Gewichtsverlust“, „Essen“, „furchtbare Musik“ oder „Menstruation“ im woken Sinne üblich.

Dabei verfehlen die Triggerwarnungen häufig ihr Ziel und wirken durch Erwartungsangst eher wie sich selbsterfüllende Prophezeiungen. Es passiert also genau das, was vermieden werden sollte: Unangenehme Gefühle kommen auf. Studien deuten darauf hin, dass durch Triggerwarnungen ein Trauma möglicherweise als wichtiger Bestandteil der Identität wahrgenommen wird. 

Das wäre erklärbar dadurch, dass das Trauma in der Bewusstheit immer präsenter wird und bleibt. Das Trauma gehört dann zur eigenen Persönlichkeit und deswegen hält man es unbewusst fest und wird es nicht mehr los. Triggerwarnungen an sich mögen dies nicht bewirken können, doch gerade die erhöhte woke Aufmerksamkeit auf die Problembereiche, lässt die eigene Opferperspektive ins Zentrum der eigenen Identität geraten.

Einrichtung von safe spaces ist eine woke Vermeidungsstrategie

Die Einrichtung von safe spaces an Hochschulen oder anderswo, in denen jeweils Marginalisierte unter sich bleiben sollen, ist eine weitere woke Vermeidungsstrategie mit ähnlichen Konsequenzen. Das Prinzip ist immer dasselbe: Die sensible Psyche bestimmter Opfergruppen muss vor jeglicher Kränkung, die zur vernichtenden Gefahr erklärt wird, geschützt werden.

Nicht nur der Versuch, das Außen zu verändern, sondern auch die Umdeutung oder Verleugnung von realen Gegebenheiten wird von Menschen genutzt, um Kränkungen zu vermeiden. Vom fundamentalen Attributionsfehler haben wir schon gehört. Wenn übergewichtige Körper als ebenso attraktiv gelten sollen wie typische „Modelkörper“ oder wenn abgestritten wird, dass es zwei biologische Geschlechter gibt, oder wenn psychische Störungen wie Pädophilie oder Objektophilie entpathologisiert werden sollen, dann wird versucht, Realitäten so passend zu machen, dass sie den eigenen inneren Wunsch nicht stören, sondern ihn bestätigen.

Menschen sind immer bemüht, ihr Selbstwertgefühl zu schützen und die Gegebenheiten in der Welt selbstwertdienlich zu interpretieren. Dazu setzen sie im gewissen Ausmaß psychische Abwehrmechanismen ein. 

Verlust an psychischer Autonomie

Besonders gut gelingt dies, wenn die aktuelle gesellschaftliche Stimmung sie dabei unterstützt und wenn es ein Kollektiv gibt, das den Einzelnen psychisch derart entlastet, dass er glauben kann, so „normal“ zu sein wie alle anderen – auch dann, wenn ich mich mit meinem Geschlecht so unwohl fühle, dass ich es verändern möchte; dadurch, dass ich mich nicht mehr als übergewichtig sehen muss, sondern überall höre, dass es keine Objektivität gibt in dem, was die meisten Menschen attraktiv finden; dadurch, dass meine psychische Erkrankung, aufgrund derer ich mich gesellschaftlich ausgegrenzt fühle, nicht mehr als Störung gesehen wird, sondern als andere Variante des menschlichen Erlebens. Dann scheint die Kränkung endlich aufzuhören. Die psychische Entlastung ist nachfühlbar.

So normal und gesund eine gewisse Uminterpretation von Gegebenheiten sein kann, eine starke Abwehr von dem, was ist, hat immer seinen Preis. Auf individueller Ebene den, dass man langfristig das Kränkende, den Schmerz, den man in sich trägt, nicht durch Veränderung des Außen ausschalten können wird. Und dass man durch den überhütenden Umgang mit der eigenen Verletzlichkeit an psychischer Autonomie und Resilienz noch weiter verliert, wodurch man wiederum nach noch mehr Schutz verlangen wird. Wenngleich man sich lediglich kurzfristig hat empowern können.

Auf gesellschaftlicher Ebene den, dass Objektivität mit Rücksicht auf Kränkung nicht mehr sein darf. Dass alle anderen Menschen sich dem fügen sollten, was einem selbst und der eigenen Gruppe psychische Entlastung schenkt. Doch ein Teil dieser Menschen wird hierauf immer ablehnend reagieren und die eigene Forderung wird am Ende genau zu dem beitragen, was man um jeden Preis vermeiden wollte: Kränkung durch überschießende Reaktionen von Intoleranz und Abwertung.

 

Cicero Podcast Gesellschaft mit Bernd Stegemann: „Woker Lustgewinn durch Grausamkeit“ 

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Gerhard Lenz | So., 10. März 2024 - 18:28

Argumentation. Meinungsmache, eingekleidet in psychologische Erklärungsversuche.
Worum geht es? Jene Minderheiten, die oft nicht mehr fordern als gleiche Rechte, sollen es mal nicht übertreiben mit der Entrüstung (oder, so die Autorin, mit dem Gekränktsein) - wenn man ihnen diese Rechte vorenthält.
Diese offensichtliche Schwäche, auch noch Enttäuschung darüber zu zeigen, dass man als Mensch zweiter Klasse behandelt wird, kanzelt die Dame mit dem Begriff "Wokeness" ab. Denn Wokeness ist der bevorzugte Kampfbegriff neu-rechter und sonstiger Erzürnter, um all jene gesellschaftlichen Entwicklungen abzukanzeln, die nicht ins eigene Weltbild passen.
Was für eine Opfer-Täter-Umkehr: Das Opfer soll doch "Diskriminierung usw." ertragen, denn das nützt u.a. seiner Resilienz!
Frage am Rande: Gilt das auch für den benachteiligten "besorgten Bürger", oder dauerfrustrierte AfD-Forist*innen, die täglich darüber klagen, wie ungerecht sie und ihre Partei behandelt werden? Oder ist da alles anders?

am Thema vorbei geschrieben. Und ich habe Ihnen ja angekündigt, dass ich Ihnen im meiner „Schlichtheit“ trotzdem antworte.
„Wokeness“ ist eine linke Erfindung und wenn Sie Ihnen nicht genehme Wähler in die Ecke der gefühlten „Dauerbeleidigten“ schieben wollen, dann verwechseln Sie mal wieder Äpfel und Birnen.
„Besorgt“ passt indessen schon eher.
Kaum ein konservativ Denkender wird sich in „safe spaces“ zurückziehen (müssen) und den Schutzbedürftigen spielen, auch wenn, wie ja eifrig von Ihnen und vielen anderen praktiziert man ihn mit „Nazi“ überwirft. Nach „Rechts“ gibt es nämlich keine „Gnade“ da darf mit Dreck geworfen werden, soviel man möchte.
Lenz, Sie verwechseln Kritik an nach allen Maßstäben jahrhundertealter Vernunft gemessenen, derzeit praktizierten Blödsinn mit Beleidigung im Sinne von „Wokeness“. Wer fett ist, ist fett, so wuchsen alle Generationen vor der „woken“ auf und so wird es auch bleiben, auch wenn es derzeit munter „weg gewoked“ wird. Alles Kindergarten.

ist, dass er von nichts auch nur den Hauch einer Ahnung hat. Selbst bei einem Thema wie "Wokeness" zeigt sich, dass er nur schwafelt und sich Argumente so zurechtbiegt, wie er es gerade braucht. Sonst hätte er nicht geschrieben: "Worum geht es? Jene Minderheiten, die oft nicht mehr fordern als gleiche Rechte ...". Gestern gab es zufällig im TV eine Diskussion Precht -Neiman (tatsächlich eine ausgewiesene Expertin) exakt zu diesem Thema und da sagt Frau Neiman das ganze Gegenteil. Nämlich dass die Woken deutlich mehr fordern als nur gleiche Rechte. Eigentlich sollten doch woke Angelegenheiten zu den Lenzschen Spezialgebieten gehören. Dachte ich jedenfalls, da er bei wissenschaftlich-technischen Fragen regelmäßig seine komplette Ahnungslosigkeit unter Beweis stellt ...

Keinen Kampfbegriff lässt er aus, kein name dropping, ... Dabei geht die luzide Message einfach an seinem bigotten Dickschädel vorbei. Der Mann liest nicht und wahrscheinlich hört er auch nicht zu! Wie ein automatischer Bot filtert er seine Reizworte heraus und wie ein mit den Füßen scharrender KI-Chat-Bot gurgelt er einen knalligen Schmähtext hervor mit allen einschlägigen Zuschreibungen - nichts fehlt: "Meinungsmache ... Minderheiten, die oft nicht mehr fordern als gleiche Rechte, sollen es mal nicht übertreiben ... dass man als Mensch zweiter Klasse behandelt wird ... Wokeness ist der bevorzugte Kampfbegriff neu-rechter und sonstiger Erzürnter ... Opfer-Täter-Umkehr ... den benachteiligten "besorgten Bürger", oder dauerfrustrierte AfD-Forist*innen ..." - Nein, ein demokratischer Diskurs ist mit Worthülsendrehern a la Lenz nicht zu führen!

"die nichts weiter fordern als gleiche Rechte" bekommen denn keine gleichen Rechte? Sie bekommen mehr Rechte, es gibt ein eigenes Gesetz für sie, das Selbstbestimmungsgesetz, eine Absurdität ohnegleichen.
Männer dürfen behaupten, sie seien Frauen und wer dem nicht zustimmt, kann bestraft werden. Sie können heiraten , wo genau haben sie keine gleichen Rechte? Bitte um Aufklärung.
Oder meinen Sie Migranten, die obwohl illegal, alle Unterstützung bekommen?

Argumentation. Schön, dass Herr Will sich inhaltlich damit ausgiebig beschäftigt, ihnen zu ein wenig mehr Klarheit zu verhelfen. Ein krudes Durcheinander an linken Verschwörungstheorien und Legenden, so klingt es. Das können sie doch nicht wirklich ernstmeinen.

Jens Böhme | So., 10. März 2024 - 19:12

Persönlich unangenehme Gefühle gesellschaftlich zu ächten, indem man diese versucht auszuschliessen, ist ein Eingriff in Persönlichkeiten und ein idiotischer Vorgang. Man wird die unangenehmen Gefühle nicht ausrotten können. Liebeskummer, Trennungsschmerz wären dann auch von vornherein auszuschliessen.

Naumanna | So., 10. März 2024 - 19:16

Ich fühle mich permanent beleidigt von dem WOKE Unsinn, komme aber komischerweise nicht auf die Idee, jemand deswegen anzugreifen, sondern lache einfach darüber. Man wird hier mit Herr/Frau XY angeredet, obwohl der Vorname klar erkennbar gibt, wer man ist - das beleidigt mich natürlich - aber ich lache darüber, weil ich die GENDERCHAOTEN nicht ernst nehme.
Goethe Shakespeare Rowling und andere werden von den Chaoten angegriffen, weil sie angeblich beleidigende Äußerungen gegen Hinz und Kunz und "Rumpelstilzchen" und wer weiß wen noch geäußert haben. Man hat das Gefühl, sich in einem Irrenhaus zu befinden ... die wirklichen Probleme der Welt werden ausgeblendet und Ersatzprobleme geschaffen, die keine sind ... Realitätsverweigerung könnte man das auch nennen ... diese WOKE Leute sind doch unfähig, die Probleme der Gegenwart anzupacken - einem kann himmelangst werden, wenn das die Mehrheit infiziert ... die kämpfen doch schon um den 20 Stunden Tag - bald wird Arbeit als Zumutung empfunde

Georg Chiste | So., 10. März 2024 - 22:35

Manche Illusionen der Wokisten sind in der Realität sehr risikoreich. Wenn ich z.B. glaube, dass ich über eine solche Ausstrahlung verfüge, dass sich geschlossene Türen öffnen, wenn ich nur entschlossen genug auf sie zugehe, kann mir das eine Menge Beulen einbringen. Es gibt nicht überall Fans und Freunde, die einem Narzissten uneingeschränkt unterstützen und sein manipulatives Verhalten nicht erkennen wollen.

Maria Arenz | Mo., 11. März 2024 - 07:31

was da mit sehr vielen Worten erklärt wird. Man konnte ja zuschauen- je mehr den Forderungen all der Piversen nachgegeben wurde, desto mehr und schriller wurde und wird gefordert. Auch jeder, der kleine Kinder durch das sog. Trotzalter begleitete, kennt das Phänomen- nicht die Eltern, die sich von den kleinen Tyrannen zum Affen machen lassen geben ihnen,was sie brauchen, sondern die, die mit ruhiger Beständigkeit beim Nein bleiben. Bei den Führern dieser Bewegung sehe ich aber gar keine verletzten Seelen, da steckt knallhartes Kalkül dahinter. Gender -und Transwahn z.B. sind für mich ganz klar Geßlerhüte: die geforderte Unterwerfung unter immer mehr und immer absurdere Forderungen sind ein Machtunstrument zur Markierung des immer weiter ausgeweiteten Reviers. Angefangen hat es mit der Verpönung des generischen Maskulinums und demnächst muß 10.000 Euro Stafe zahlen, wer einen Typ mit Vollbart und tiefer Baßstimme mit "Herr" anspricht, wenn er als Frau"gelesen"werden will.

Angelika Schmidt | Mo., 11. März 2024 - 08:01

Mir kommt an dieser Stelle der "moderne" Feminismus n den Sinn. Es geht darum, die Opferrolle aufzugeben. Auch, wenn die Gesellschaft durch z.B. Gesetze den Weg dafür frei machen kann und sollte, man kann sich nur selbst aus der Opferrolle befreien. D.h. den eigenen Selbstwert kennen und stärken.
Eine politische Bewegung muss sich m.E. immer fragen, ob Maßnahmen Menschen künstlich in der Opferrolle halten, weil man für das Engagement für Menschen eben Opfer braucht. Dann aber ist das Engagement Selbstzweck und in der Sache kontraproduktiv.

Wenn penis-tragende "Frauen" Einlass fordern in die Schutzräume echter Frauen und Mädchen, wenn hergelaufene Ein-Mann-Opfer unsere Gefängnisse und Psychatrien fluten, nachdem sie ihren Opferstatus und "Traumata" mit mörderischen "Alahu akbar"-Rufen ausgelebt haben.

... wird man auch häufig von denen, die ihr Brot damit verdienen, dass sie Opfer der betreffenden Kategorie therapieren. Wäre die Therapie wirklich perfekt, dann würde es ja irgendwann keine Opfer mehr geben.

Die Parteifunktionäre, die in der Öffentlichkeit für die Entrechteten, für die Proletarier, für die Parias usw. dieser Welt kämpfen, kämpfen eben auch oft dafür, dass sie weiterhin Funktionäre bleiben können und als Beauftragte der Entrechteten tätig bleiben können.

Eine schwierige Gemengelage. Die meisten Opfer sind in der Öffentlichkeit nicht sichtbar, nur ihre professionellen Fürsprecher.

Helmut Bachmann | Mo., 11. März 2024 - 09:30

Wokisten wollen staatliche Kontrolle. Sie wollen die Einengung. Sie brauchen die Abhängigkeit.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 11. März 2024 - 10:07

Die von der Autorin beschriebenen Konstellationen gab es auch in früheren Zeiten. Im Unterschied zur aktuellen Situation mussten die "Betroffenen" damit aber persönlich oder in ihrem engeren sozialen Umfeld klarkommen. In Zeiten der sozialen/asozialen Medien ist dies nicht mehr notwendig. Die „Älteren" kennen noch den Unterschied, die Smartphone-Generation nicht. Das Buch der Autorin könnte deshalb eine Brücke zwischen diesen völlig unterschiedlichen Erfahrungswelten sein.

Albert Schultheis | Mo., 11. März 2024 - 10:23

Chapeau an Frau Bockwyt sowie an Cicero. Eine seltene Analyse vom Feinsten! Nicht nur gesellschaftlich relevant sondern auch fundamental für alle Eltern und Erzieher! Danke, Frau Bockwyt! Das sage ich als ehemaliger Lehrer und Vater von 5 mittlerweile erwachsenen Kindern.

Urban Will | Mo., 11. März 2024 - 11:19

formuliert: ein Kulturkampf.
Und bei einem Kampf geht es primär um Sieger und Verlierer und um Macht.
Sonderbehandlung der einen bedeutet Benachteiligung der anderen.
Wer den Anspruch erhebt, sich in einen „save space“ zurückziehen zu dürfen und dort unangreifbar zu sein, der müsste sich selbst in Sachen Kränkung ja komplett anderer zurücknehmen. Tut man aber nicht, sondern genau das Gegenteil.
Gerade aus der „woken“ Ecke, zu quasi 100% links – grün dominiert, kommt doch die „cancel culture“, das Ausschließen Andersdenkender. Das Niederschreien von allem und jedem, der die eigene Meinung nicht teilt. Gesinnungschauvinismus, der auch vor Gewalt nicht zurückschreckt.
Wenn „Rechtsradikale“ drauf hauen, tun sie das meist aus stumpfsinniger, hohler, auch ideologisch durchseuchter Borniertheit. Dumpfer Hass.
Wenn Linksradikale dies tun, schwingt immer ein Stück „elitäre Arroganz“, ein widerliches, sich selbst eingeredetes Überlegenheitsgefühl, mit.
„Woke“ ist so ein Überlegenheitsgefühl.

Tomas Poth | Mo., 11. März 2024 - 13:53

Safe Spaces, das ist der Zoo oder Ponyhof für Spezies mit eigentümlichen Anwandlungen und Verhaltensweisen.
Auf den weltweiten Schlachtfeldern der Kriege führen wir die Besten und Stärksten zur Opferbank, hingegen in der Heimat hegen und pflegen wir eine Spezie, ein Panoptikum hysterischer Geister.
Das ist doch gut gemacht oder, schicken wir sie an die Front. Das schreckt den Krieg.

Henri Lassalle | Mo., 11. März 2024 - 20:33

angenehm attraktiv wirkende Psychologin nicht auf die Aggression infolge narzisstischer Kränkung(en) ein. Die ist nämlich bei marginalisierten Gruppen und Wokes beobachtbar - Aggression vereint mit dogmatscher Rechthaberei und Geltungsanspruch.