Sreenshot der Berliner Runde in der ARD
Der Titel der Berliner Runde hätte auch lauten könnten „Wehe, wenn sie losgelassen“ / Screenshot ARD

Berliner Runde - Die Konsensrepublik ist Geschichte

Munter, rau, mit offenem Visier: Wenn diese „Berliner Runde“ ein Vorgeschmack war auf künftige Bundestagsdebatten, dürfen wir uns darauf freuen. Die Kanzlerin aber sieht sich zur Staatsbürgerin und Verliererin zurückgestuft

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

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Alles bleibt anders. Dieser Slogan trifft nach einem allseitig heiklen Wahlergebnis auf die Bundespolitik der nächsten Jahre zu. Und er traf in geradezu enzyklopädisch vorausschauender Weise auf eine „Berliner Runde“ zu, die ganz gewiss einmal legendär genannt werden wird.

Noch nie saßen wie an jenem denkwürdigen 24. September 2017 zwischen 20.15 und 21.15 Uhr derart viele Mitstreiter und Moderatoren zu diesem ritualisierten öffentlich-rechtlichen Zweck zusammen – es waren neun Teilnehmer, von denen jeweils vier gemeinsam ins Bild passten –, noch nie war es eine derart eindrückliche Farborgie in allen denkbaren Blauschattierungen – dunkelblau, azurblau, navyblau die Kleider, hellblau der Unterbau des Riesentischs, blau die Rückenlehnen der Sessel, blau schimmernd der Studiohintergrund –, und noch nie stand alles Keifen und Schnattern und Argumentieren im Bann einer neuen Partei, die ebenfalls das Blau zu ihrer Farbe erkoren hat, der „Alternative für Deutschland.“ Wenn die Debatten im Bundestag nur halbwegs einlösen, was diese „Berliner Runde“ versprach, werden es muntere, fallweise raue, manchmal polternde, nie langweilige Jahre im Plenum und in der Öffentlichkeit sein. Was einer Republik, die diesen Namen verdient, nur gut tun kann. Mit Goethe gesprochen: „Luft, Luft, Clavigo!“

Endlich losgelassene und gelöste Politiker

Die Titel für diese „Runde“ in ARD und ZDF nach der Wahl zum 19. Deutschen Bundestag könnten lauten: „Wehe, wenn sie losgelassen“, „Martin außer sich“ oder „Der kurze Weg zum langen Abschied“. Losgelassen fühlten sich nun, da die Zahlen, die Zensuren sind, auf dem Tisch lagen, alle: die Politiker mussten keine Rücksicht mehr nehmen auf eine launische Klientel, die sich mit der einen oder anderen falschen Tonlage vielleicht in die Flucht hätte schlagen lassen. Der Zunge waren alle Fesseln gelöst, das Kalkül blieb in der Garderobe, das Visier zu Hause. Auch die beiden Moderatoren, Peter Frey vom ZDF und Rainald Becker von der ARD, sonst routinierte Weihrauchschwenker in den Gängen der Macht, waren auf Differenz und Widerwort gebürstet.

Ihnen alle möchte man zurufen: Bitte mehr davon! Und künftig nicht nur im Nachgang, wenn die Schlachten geschlagen sind, sondern mitten auf dem Tummelplatz der Republik. Nur Mut, ihr Fernsehleute und ihr Politprofis, schärft die Argumente, kungelt nicht, seid nicht Liebkind mit jedermann, betet nicht die Litanei des Einverständnisses, haltet Nicken nicht für Denken, sondern stürzt euch mittenmang in die Debatten. So wie in dieser „Berliner Runde“.

Schulz als würdiger Gegenspieler

Martin Schulz redete sich, im Gegensatz zur Entrüstung von FDP-Chef Christian Lindner, nicht „um Kopf und Kragen“. Er war endlich einmal der Bundeskanzlerin ein würdiger, ein harter Gegenspieler. Warum nur hatte er im einzigen „TV-Duell“ derart viel Kreide gefressen und sich so aller Chancen beraubt? Wie anders klang es nun, wenn er Angela Merkel einen „skandalösen“, da unpolitischen Wahlkampf vorwarf, die CSU zum willfährigen „Anhängsel“ der CDU herabstufte und spöttisch prophezeite, Merkel werde „jede Konzession“ machen, um die Grünen und die Liberalen ins Regierungsboot zu holen, das sei nun mal ihre Methode als „Ideenstaubsauger“, „da bin ich ganz sicher.“ Wenn die CDU-Vorsitzende auf eine Neuauflage der Großen Koalition setze, habe sie nicht begriffen: „Diese Regierung ist abgewählt, und Sie sind die größte Verliererin!“ Martin war außer sich und bei sich im selben Moment und also authentisch.

Die Angesprochene schaute verdutzte, nannte es „etwas traurig“, wenn die gemeinsame Arbeit der vergangenen vier Jahre so negativ charakterisiert werde. Die Regierung sei noch immer im Amt, und zwar „in stürmischen Zeiten“. Schon die Flucht ins Legalistische war eine von vielen Defensivbewegungen, mit der sich an diesem Abend ein rasanter Abschied von der Macht vollzog. Wann hat man es je erlebt, dass eine Regierungschefin eigens auf ihr Amt hinweisen muss, „ich bin Kanzlerin der Bundesrepublik“? Wann, dass sie brav warten musste, bis der Moderator ihr das Wort erteilte, der sie obendrein als „Frau Merkel“ ansprach? Rainald Becker tat es um 20.41 Uhr, und damit war ein Damm gebrochen.

Mutti erzählt vom Krieg

Aus der „mächtigsten Frau der Welt“ war eine Staatsbürgerin geworden, mit der niemand koalieren will. Fortan konnte Merkel nur auf den Glanz zurückliegender Tage verweisen, auf Weltprominente, mit denen sie auch „in Zukunft“ Umgang zu haben gedenke, Monsieur Macron etc. Ein müdes Selbstzitat war ihr Schlussstatement, sie sei „immer zuversichtlich“, und in der Ruhe liege die Kraft. Mutti erzählte vom Krieg. Es war der Abgang einer Diva, die ihre Rolle noch beherrscht, aber kein neues Engagement mehr erhält, weshalb sie nur die alten Texte wiederholen und wiederholen und wiederholen kann. Bis das Publikum gegangen ist.

Was wurde uns noch geboten? Ein Ausblick auf die Kabbeleien zwischen FDP und Grünen im Streit von Christian Lindner und Katrin Göring-Eckardt zur Frage, wie man „ökologische Energie“ ins Tagesgeschäft übersetzt - „es wird schwierig, es wird kompliziert werden“ (Göring-Eckardt). Eine parteiübergreifende Bereitschaft zur Medienschelte, denn die öffentlich-rechtlichen Medien hätten durch Themenverengung die AfD erst groß gemacht (Katja Kipping von der Linkspartei und Joachim Herrmann von der CSU), oder sich zu unangemessen belehrenden Tönen gegenüber Politikern verstiegen (Martin Schulz). Frey und Becker hörten es mit wachsendem Ingrimm, und Frau Merkel schwammen weitere Felle davon, als sie da nicht mittun wollte und für Minuten ins Brüten verfiel.

Der Beelzebub von der AfD schnurrt nur sanft

Den Beelzebub sollte Jörg Meuthen von der AfD geben, der sich dann dieser Rollenzuteilung verweigerte. Offen bleiben muss die Frage, inwieweit das sanfte Schnurren des Professors für seine Partei symptomatisch ist oder eher die bürgerliche Fassade markiert. Meuthen bekannte sich an diesem Abend zur EU und einem „Europa der Vaterländer“, verurteilte Ausländerfeindlichkeit und Rassismus und stellte Streit „im guten demokratischen Diskurs“ in Aussicht: „Ich akzeptiere, dass jemand anderer Meinung ist“, aber mit ihm seien nun einmal viele Deutsche der Ansicht, es vollziehe sich im Zuge der Massenmigration „eine sukzessive Auflösung der Nation.“ Freilich gehörten zum deutschen Volk auch „Menschen mit Migrationshintergrund“, die bestens integriert seien.

Angesichts der Tatsache, dass über eine Million Nichtwähler, eine Million CDU/CSU-Wähler und eine halbe Million SPD-Wähler zur AfD wanderten, dürfte es eine interne AfD-Mehrheit geben für solche Positionen eines freiheitlichen Patriotismus. Wie's freilich auf Funktionärs- und Mandatsebene aussieht, bleibt im Dunkeln, bis diese „Berliner Runde“ ihre Fortsetzung finden wird in der ersten Sitzung des neuen Bundestags. Soviel wissen wir sicher: die Konsensrepublik ist Geschichte.

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Birgit Jacob | Mo., 25. September 2017 - 00:14

Anstatt sich selbstkritisch mit dem Wahlergebnis auseinanderzusetzen, ging es wie auf dem Kinderspielplatz im Sandkasten zu.
Die AfD der unliebsame Spielkamerad sitzt jetzt auch im Sandkasten und beansprucht einen Platz.
Der Unmut darüber wurde in wüsten Beschimpfungen ausgedrückt. Wären Schippchen dagewesen, hätte Meuthen dieses wohl auch noch auf den Kopf gehauen bekommen.

Dieter Erkelenz | Mo., 25. September 2017 - 07:36

Sehr gut, Herr Kissler! Das trifft diese beiden "Groß"-Intendanten auf den Punkt. Nicht ganz einverstanden bin ich aber mit Ihrer Eloge auf Martin Schulz. Hier hat er endlich die Katze aus dem Sack gelassen und seine Wahlreden und Versprechungen ad absurdum geführt .

martin falter | Mo., 25. September 2017 - 08:48

kommt Bewegung in die Parteien, den Bundestag und vielleicht auch in Merkel. Am Ende des Tages fand ich das Wahlergebniss gar nicht so schlecht.
Trotz des Stimmenanteils der AFD ( Motor zu mehr Bemühen den Wähler zu versten ) trotz dem das Merkel ( noch ) Kanzlerin ist und trotz das die Grünen immer noch da sind ( vielleicht besinnen sie sich ja auf ihre Kernthemen Umwelt usw. ). Schön zu sehen das das Volk die Macht hat.

Willi Mathes | Mo., 25. September 2017 - 09:03

Sitzt !

Na endlich !
Der ermüdende und wenig effiziente "Partei-Konsens" ist tot ! Es lebe die Meinungsvielfalt und der hoffentlich, sachliche Diskurs !
Top Herr Kissler !

Bettina Diehl | Mo., 25. September 2017 - 11:56

Antwort auf von Willi Mathes

Ich wünschte, Sie hätten recht. Aber ich fürchte, die unliebsame Meinung der AfD wird man einfach ersticken, in man die AfD als "Nazi-Partei" einfach ignoriert. Ich schließe mich dem "Sandkasten-Bild" eines vorigen Kommentars an

Tonicek Kolot | Mo., 25. September 2017 - 16:59

Antwort auf von Bettina Diehl

. . . schließe mich Ihren Worten vollinhaltlich an, aber den Worten Ihres Vorredners danke ich für: "Top, Herr Kissler".
Den weiteren Ausführungen Ihres Vorredners stehe ich schlicht weg skeptisch gegenüber, sie nannten es: "Ich wünschte, Sie hätten recht."
Ganz meiner Meinung, Frau Diehl.

Thomas Kuhn | Mo., 25. September 2017 - 09:36

Etwas muss innerhalb der SPD mit Schulz widerfahren sein. Diese Drehung kann doch nur mit einer internen Nachricht Merkles , "du wirst kein Außenminister" etc. in Verbindung stehen.
Seine Attacke auf die öffentlich Rechtlichen war letztlich doch mein Highlight !

Cecilia Mohn | Mo., 25. September 2017 - 09:49

Blau ist die Farbe der Intelligenz und des gesunden Menschenverstandes, des Realismus. Wir brauchen zunächst mehr Realismus, um uns dann zu gegebener Zeit zusätzlich zum aufklärerischen Verstand - sapere aude - wieder Träume leisten zu können.

Cecilia Mohn

Heinrich Niklaus | Mo., 25. September 2017 - 09:58

Die Regierungsarbeit wird mindestens bis zur bayerischen Landtagswahl brachliegen. Warum? Zunächst wird man bist zur niedersächsischen Landtagswahl keine geordneten Koalitionsverhandlungen anstreben, weil keine Partei Kompromissblößen auf sich nehmen will.

Dann wird im Herbst 2018 in Bayern gewählt. Man stelle sich vor „Obergrenzen-Horst“ hülfe vorher entscheidend mit, die Grünen ins Koalitionsboot von Merkel zu holen. Dann würde die AfD in Bayern vermutlich in Richtung 20 Prozent weiter aufsteigen und aus wäre es mit der absoluten Mehrheit der CSU.

Und danach fangen bereits die ersten Positionierungen der Parteien in Richtung nächster Bundestagswahl an. Also, wir steuern auf eine bleierne Regierungszeit zu. Und Frau Merkel wird diese Zeit politisch nicht „überleben“.

Nur Hamanda | Mo., 25. September 2017 - 10:31

Wenn die AfD nicht begreift, dass rechtsradikales Wortgetöse nicht mehr in die Zeit passt (wer muss denn bitte sehr stolz sein auf die Wehrmacht?), dann wird die AfD zum Risiko für sich selbst. Wenn sie die Themen, die auf dem Tisch liegen, und die vielmehr Wählern auf den Nägeln brennen, als gestern AfD gewählt haben, politisch sauber abarbeitet und klare Lösungen aufzeigt, dann wir die AfD zum Risiko für die "Altparteien". Aber nur dann.

Niemand muss das, wer`s ist, der muss es allerdings dürfen können. Das wiederum ohne in Verdacht zu geraten bereits Pläne für den Aufbau, z.B. von Menschen-Vernichtungslagern zu schmieden.

Weiß heute eigentlich noch wer, was Nazis einst waren, welche Verbrechen sie an wem, wo, auf welche Weise begingen?
Derartige Betrachtungen und Vergleiche mit der AfD sind so absurd, dass sie exakt die Wirkung erzielten und weiter erzielen werden, die die Absender vermeiden wollten.
So etwas erinnert mich an unkontrollierte, nicht zu Ende gedachte Schnappatmungsallüren.

sehe ich ebenfalls so Herr/Frau Hamanda. Viel zu viel wurde die AFD durch Medien aller Art hysterisch zum tagespolitischen Thema gemacht. Im gesamten großen Bekanntenkreis, habe ich keinen erlebt, der sich für die Wehrmacht stark gemacht hat. Einige Bekannte waren AFD Wähler, nicht aus Überzeugung sondern um das Murksel für ihre Arroganz und Ignoranz abzustrafen. Das war richtig und gut so, denn seit heute fangen alle Parteien an, sich Gedanken zu machen. Die AFD wird nur für einen überzeugten harten Kern auf Dauer ein Renner sein. Die zornigen Bürger von denen diese Gernegroße gewählt wurden, werden bei einer Normalisierung und dem Erkennen der Fehler bei allen Parteien, den Altparteien wieder zuwenden. Viele die die AFD gewählt haben, sind seit Jahren frustriert durch die immer gleichen Parolen wie: Deutschland geht es gut! Dabei kann wer Augen hat sehen, dass das eine faustdicke Lüge ist. Jetzt ist ein Zeichen gesetzt worden, aus dem die Parteien hoffentlich lernen!

Cecilia Mohn | Di., 26. September 2017 - 07:46

Antwort auf von Ursula Horvath

Unsere Vorfahren sind auf den Schlachtfeldern des 1. und 2. Weltkrieges gestorben. Diese Menschen haben beide Kriege nicht gewollt. Sie sind in den Krieg gezwungen worden. Meine persönlichen Ahnen waren entweder zu jung oder zu alt, um daran teilzunehmen damals, außerdem haben sie sich auch gegen das NS-Regime positioniert. Ungeachtet dessen achte ich jedes Denkmal, das auf die gefallenen Soldaten in den beiden Kriegen hinweist. Diese Menschen haben ein ehrenvolles Andenken verdient.

Cecilia Mohn

Nun vielleicht kein Stolz auf die Wehrmacht, aber auch keine Verbitterung mehr, dass unsere Väter - die übrigens meist keine Wahl hatten - nicht mehr im Bausch und Bogen zu Verbrechern erklärt werden.

nämlich Soldatentugenden wie Tapferkeit - also Überwinden der eigenen Angst - und die Bereitschaft notfalls im Einsatz Gesundheit und Leben zu opfern.
mit dem Missbrauch solcher Tugenden durch verbrecherische politische und militärische Führer und Ziele.
Nur wenn man Soldatentugenden von vornherein missachtet und verachtet kann es zu solch einer Verwechslung kommen. Und nur dann gibt es auch kein Verständnis dafür.
Auch demokratische Länder - wie Frankreich und USA - schätzen und verehren diese Soldatentugenden. In Frankreich hat noch das kleinste Dorf ein Denkmal und auf jedem steht der stolze und zugleich traurige Satz "Morts pour la patrie" (am Rande bemerkt: Im Elsass steht der Satz "Victims de guerre", denn schließlich sind die elsässischen Soldaten nicht für la patrie gestorben).

gabriele bondzio | Mo., 25. September 2017 - 10:38

Farborgie in allen denkbaren Blauschattierungen"...ja genau schon fast eine Hommage an die Blauen. Es wäre für politisch-interessierte Bürger das Größte, von den langweiligen Sitzungen im Plenum und in der Öffentlichkeit wegzukommen.Und in Zukunft (nach vorhergehenden-einstimmigen Klatschorgien) belebende Differenz und Widerworte zu hören. Noch besser wäre es, den Wähler in politische Prozesse, durch Volksabstimmungen, einzubinden.

Peter Lieser | Mo., 25. September 2017 - 11:00

Soviel wissen wir sicher: die Konsensrepublik ist Geschichte. Zitat ende. Und das ist gut so !!!
Die CDU wird ihre Wähler zurück gewinnen, wenn Merkel in der Uckermark wieder in ihrer Datscha wohnt. Vorher nicht.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 25. September 2017 - 12:06

Antwort auf von Peter Lieser

Leider ist die AfD aber bis dahin auch ein Auffangbecken für frustrierte rechte SPD-Wähler, Grüne und Linkspartei für die anderweitig frustrierten.
Die SPD muss aufpassen, dass sie nicht zerrieben wird.
Leider sehe ich dort niemanden, der gesellschafts- gar staatstragende Politik zu äußern wagte.
Denken kann es Oppermann, aber das reicht nicht.
War Gabriel voll bei der Sache?
im Allgemeinen braucht Politik einen langen Anlauf, um zum Beruf/Berufung werden zu können.
Das lässt oft schon die ersten Beziehungen scheitern.
Wenn dann in relativ hohem Alter aber Familie und Kinder zur politischen Agenda werden, kann sich das auch auf die politische Präsenz auswirken?
Einer der Vorteile Merkels ist m.E. ihr ALLEINstellungsmerkmal im Sinne des Wortes.
Es existiert gewissermassen kein familiäres Umfeld, das ablenken könnte, bzw. integriert werden müßte in den Beruf.
Wenn man solche Erfahrungen aber macht, ist es mir ein Rätsel wie man von viel größerer Integration fabulieren kann.

Jacqueline Gafner | Mo., 25. September 2017 - 11:18

Wenn gut 20 Prozent der Wahlberechtigten, die an der Wahl auch teilgenommen haben (immerhin rund 75 Prozent), inzwischen mehr Vertrauen in die politischen Ränder setzen als in die sogenannt gemässigten Parteien, dann müsste das letzteren eigentlich echt zu denken geben, speziell den bisherigen Koalitionären und der Kanzlerin. Höchste Zeit jedenfalls, über die Bücher zu gehen und endlich wieder politisch zu argumentieren, statt sich in machtverwöhnt-arroganter Weise um die Anliegen der Unzufriedenen im Land demonstrativ zu foutieren. Andernfalls könnten die AfD und Die Linke nämlich weiter zulegen und könnte es in vier Jahren rein rechnerisch möglicherweise nicht einmal mehr für eine "Jamaica-Koalition" reichen, die eh schon ziemlich kurios anmutet, wenn man sich vor Augen hält, wer da im künftigen Regierungsboot unter neuerlicher Führung von Angela Merkel konkret Platz nehmen soll bzw. "muss".

Ursula Horvath | Mo., 25. September 2017 - 11:37

die Hysterie wegen der AFD nicht nachvollziehen! Dieser Chaotenverein der schon nach paar Stunden, öffentl. einen Faux pax hinlegt, zeigt doch nur, "Die sind nicht fähig"! Das heißt aber, dass sich die "Superdemokraten" vom Parteien - Gleichklang und den Ausgang aus der Wohlfühloase trennen müssen. Es muss auch wieder im Parlament Tacheles gesprochen werden, von mir aus heftig, dass reinigt die vermiefte wendige Merkelluft! Das wird allen Parteien gut tun und der Demokratie auch. Wenn die Wohlfühldemokraten immer glauben, alles was die Bürger als ungerecht und unfair empfinden, einfach ignorieren zu können, dürfen sie sich nicht wundern, wenn der Groll darüber, sich an der Wahlurne austobt! Eine AFD wird für die Wähler, die auf Gerechtigkeit hoffen, eine maßlose Enttäuschung sein und bis zu den Zeitpunkt, müssen sich die demokratischen Parteien, so aufgestellt haben, dass sie wieder glaubwürdig sind, dazu gehört auch eine klare Ansage zur Flüchtlingskrise, ohne rosarote Brille!

Rolf Pohl | Mo., 25. September 2017 - 14:52

Antwort auf von Ursula Horvath

Korrekt Liebe Ursula, noch (?)
Sie erinnern eventuell an ähnlich chaotische Einstiegs und Startphasen von Grünen und später der PDS?
Da z.B. eine schwarz-gelb-blaue Regierungsvariante strikt ausgeschlossen wurde und tatsächlich auch ist, wirds wohl mit "rosaroter Brille" ziemlich chaotisch weitergehn. Selbstverständlich weitergeführt per "vermieft, wendigem Merkelmief" ;-)
Gelbe und Grüne werden so staunen wie rasch sie innerhalb der nächsten vier Jahre von Frau Dr. M marginalisiert werden.
Die SPD hat das für sich gut erkannt und noch am Wahlabend ausgeschlossen.

möglich Ihre Prognose, Herr Pohl. Doch selbst wenn dies zutreffen sollte, ist dann die Zeit für den Merklmief entgültig vorbei, denn keine andere Partei wird sich mit dieser schwarzen Spinne nochmals einlassen. Was die ehem. und auch heutigen Chaoten anbelangt, kenne ich keine Partei die der Macht zu Liebe, ihre Werte und Ideale so verrammscht hat wie die Grünen. Eine Petra Kelly würde sich im Grab umdrehen, müsste sie die heutigen Lemmlinge sehen!

Christa Maria Wallau | Mo., 25. September 2017 - 13:25

Christian Lindner wird dafür sorgen, daß die
Kanzlerin ihr überlegenes, sonnenkönigshaftes "Mutti"- Image (Wobei ich nie begriffen habe, wie sie jemals dazu kommen konnte! ) endgültig verlieren wird. Lindner wird Merkel bei den Koalitionsverhandlungen tüchtig in die Zange nehmen; denn er weiß, worum es bei der FDP geht: Nie mehr Umfaller-Partei! Das wäre der Tod.
Und die Grünen? Die fühlen sich bestärkt in ihrer
Weltrettungsmission und werden daher auch kaum
Kompromisse machen wollen.
Also sieht es für Merkel und die CDU wahrlich nicht rosig aus, zumal auch noch Seehofer wegen der Stimmenverluste der CSU in Bayern ordentlich losstänkern dürfte.

Ein Aufstand der Konservativen in der CDU gegen Merkel wäre das Beste, was passieren könnte, danach Neuwahlen. Dann hätten die Bürger endlich wieder eine echte Wahl zwischen "Rechts" und "Links" (um der Einfachheit halber noch einmal die alten Kategorien zu bemühen),
und die Grünen würden zurückgestutzt auf ihre
Minderheitenposition.

Frau Wallau, er ist ja schon. Landauf landab mit einem Untersuchungsausschuss den Marketender gegeben; um gestern genau von dem Moment an dass er wusste, es würde nur (auch) mit der FDP gehen, davon nichts mehr hören zu wollen. Er wird noch so manches aufgeben, um Schäuble zu beerben.

Konservative in der CDU? Sie meinen doch nicht etwa J. Spahn. Ansonsten Konservative in der CDU ohne abgelaufenes MHD? Da fällt mir wenig zu ein.

soll den Aufstand in der CDU durchführen? Die Minuten langen Beklatscher Frau Merkels, oder gar die eiserne alte Garde, die man heute per Bild im TV sehen musste?
Merkel in der Mitte hinter ihr Kauder und daneben Öttinger (die zwei Lichtgestalten der Intelligenz zusammen in Einigkeit). Die CDU hat personell schon lange nichts mehr zu bieten und mit einer Neuwahl wäre sie wohl für lange Zeit, wie die SPD bei mageren 20%! Da würden die lieber weiter wurschteln schon wegen der Diäten. Nein, die müssen alle zur Läuterung, lange durch das Tal der Tränen, um zur Besinnung zu kommen. Nur so haben sie eine Chance wie Phönix aus der Asche eine Wiedergeburt hinzulegen! Wenn ich so nachdenke, ist es vielleicht das Beste, man regiert sich gleich selbst, schlimmer wird es da auch nicht, dass kenne ich noch aus der Wendezeit, war eine tolle kurze Zeit, ein echter wilder Osten, aufregend und verbotsbefreit, weil die Grünen noch kein Zugriffsrecht hatten!

Hubert Sieweke | Mo., 25. September 2017 - 14:17

Deutlich konnte man erkennen, was Phillip Plickert in seinem Buch MERKEL mit den vielen Beiträgen beachtlicher Schriftsteller herausgearbeitet hat, nämlich, dass die Kanzlerin äußerst bieder, normal und sicher nicht mit Weitsicht urteilt. Ihre eklatanten Fehler in Sachen EU, EURO, Atom, Migranten und Partei fallen ihr schwer auf die Füße. Wäre sie die, für die sie in den Medien jeweils hochstilisiert wurde, hätte sie erkennen müssen, in welches Desaster sie schliddert. Sollten die Rechtsbrüche nun tatsächlich offengelegt werden, kommt es zum Showdown zwischen der Demokratie (dem BVG) und der fast Autokratin, der die "Menschen, die hier länger leben" (das sollte mal ein anderer Staatsführer von seinem Volk sagen) und auch ihre Partei offensichtlich nichts bedeuten.
Nun ist sie vor die Wand gerannt, gibt sich aber als Siegerin.... Gegen mich kann keiner regieren, sagt sie, mit CDU bei 26% (also 19,5 % der Wahlberechtigten) und einem eisigen Schweigen auf die Tiraden des Hr. Schulz.

Werner Schick | Mo., 25. September 2017 - 22:40

Werter Herr Lieser,
sie unterliegen einem großen Irrtum, wenn sie glauben die Wähler werden zur CDU zurückkehren. Halten sie die Wähler für so dumm, dass sie nicht erkennen, dass nicht nur Fr. Merkel sondern die gesamte CDU mit ihren Funktionsträgern und Politdarstellern versagt hat. Es ist nicht das Versagen einer Einzelperson, sondern der gesamten CDU/CSU und dies haben die fremdgehenden Wähler sehr gut erkannt. Ein sehr geringer Teil wird vielleicht wieder CDU/CSU wählen, die überwiegende Mehrzahl wird dieser volksschädigenden Partei zu Recht für immer den Rücken kehren. Die ehemalige Volkspartei CDU/CSU wird das gleiche Schicksal erleiden wie die ebenfalls versagende sog. Arbeiterpartei SPD.
Zitat von Roosevelt: du kannt einen Teil des Volkes die ganze Zeit betrügen oder das ganze Volk für eine kurze Zeit betrügen, aber du kannt nicht das ganze Volk für lange Zeit betrügen, das führt zur Katastrophe.

Dr.Elisabeth Amodi | Mo., 25. September 2017 - 23:04

Frau Merkel wird bald bemerken dass sie einen Phyrrhussieg errungen hat und sie mitnichten so weitermachen kann wie bisher. Sie scheint es allerdings noch nicht realisiert zu haben.
Die Erleuchtung wird noch kommen.

paul peters | Di., 26. September 2017 - 05:33

eine kanzlerin und parteivorsitzende, die ein derart desaströses ergebnis eingefahren hat, wird nicht ansatzweise in frage gestellt? stärkste fraktion reicht mittlerweile zum persönlichen machterhalt - wo sind kritiker parteiintern, die so nicht weitermachen wollen, welcher kritische journalist stellt ihr die frage, ob sie angesichts eines derart schlechten ergebnisses nicht jemand anderes den vortritt lassen sollte?

Dr. Lothar Sukstorf | Di., 26. September 2017 - 16:41

Ich meine wohl eher, die politisch korrekte - und dabei mehr als peinliche Republik...Ich bekam Martin Schulz' Rede bei der SPD mit, da teilte er mit..."ihr habt gekämpft wie die Löwinnen und Löwen..." wie wunderbar politisch korrekt und gendermässig durchgeformt war das denn. Ich habe darauf gewartet, daß er sagte, ihr habt Plakatinnen und Plakate geklebt... Lieber Cicero, Sie sollten bitte vor diesem Hintergrund sagen, daß man nur x Zeilinnen und Zeilen für Kommentare zur Verfügung hat.

Dr. Lothar Sukstorf | Do., 5. Oktober 2017 - 18:53

Ich behaupte NONSENS-Republik, in der alles auf den Kopf und ALLES zur Disposition gestellt ist.