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(picture alliance) Rösler grübelt nach der großen Idee

Absteiger Rösler - „Keine einzige große Idee“

14 bekannte Juroren küren im neuen Cicero in sieben unterschiedlichen Kategorien ihre Auf- und Absteiger des Jahres. Der frühere Handelsblatt-Chefredakteur Bernd Ziesemer nominiert Vizekanzler Philipp Rösler als Wirtschafts-Absteiger des Jahres

 

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In der Finanzkrise I (Banken) zeigte ein gewisser Peer Steinbrück, wie man sich stets erfolgreich einen halben Schritt hinter der Kanzlerin hält, um im entscheidenden Moment mit ins Bild zu kommen. In der Finanzkrise II (Euro) bleibt der Windschatten hinter Angela Merkel leer. Der Wirtschaftsminister? Nirgends. Dabei kamen die Wochen der währungspolitischen Bewährung doch eigentlich gerade recht für Philipp Rösler. Und einen zaghaften Profilierungsversuch gab es ja immerhin, als der FDP-Chef tollkühn von der Pleite Griechenlands redete. Doch nur eine SMS Angela Merkels später – und schon ruderte Rösler von der Insolvenz zur Resolvenz zurück. Damit lernten wir zwar alle ein neues Wort – aber das politische Thema war hinfort verschenkt.

Und soll bloß keiner sagen, der Wirtschaftsminister sei ja nicht zuständig für die Eurokrise (weil zum bürokratischen Beritt seines Amtskollegen Wolfgang Schäuble gehörig). Wirtschaftspolitik war schon immer Grundsatzpolitik – und wann ging es jemals so ins grundsätzlich Kapitalismuskritische wie heute? Wann waren „die Märkte“ jemals so in Generalverruf? Gelegenheiten zuhauf also, als Wirtschaftsminister durch kluge Reden und ordnungspolitische Innovationen zu brillieren. Aber keine einzige überwölbende Idee war von Rösler zu hören, obwohl der FDP-Mann doch über erhebliche rhetorische Fähigkeiten verfügt. Leider bestätigte sich der Verdacht: Es fehlt schlicht an Substanz. Wie der globale (Finanz-)kapitalismus funktioniert, hat der Minister nicht bis zum Ende durchdrungen.

Und die 50 Prozent Psychologie, die wir einem Bundeswirtschaftsminister seit Ludwig Erhards Zeiten abverlangen, kann Rösler ebenfalls nicht liefern. Ihm geht das Talent ab, in kalten Zeiten der Unsicherheit wenigstens etwas wärmende Zuversicht zu vermitteln wie sein Vorgänger Rainer Brüderle. Der gute Mann aus Hannover, eigentlich ein Empathiker vor dem Herrn, kommt beim breiten Publikum überwiegend vor- oder sogar aberwitzig rüber.

Ich bekenne gern: Bei seinem Amtsantritt hatte ich mir sehr viel mehr von Rösler erhofft. Vielleicht ist er auch deshalb für mich der Absteiger 2011 in der Wirtschaft(spolitik), weil meine Erwartungen deutlich zu hoch lagen. Mittlerweile bin ich ernüchtert – und erwarte für 2012 nur noch wenig. Ein Blick in die Liste ehemaliger Bundeswirtschaftsminister lehrt: Mittelgute Amtsinhaber gab es nur selten. Neben wenigen ganz Großen und einigen Fleißigen tummelten sich im Ministerium über die Zeiten erstaunlich viele Vollausfälle (von Bange- bis Möllemann). Ein Großer Wirtschaftsminister wird Rösler, fürchte ich schon jetzt, nicht mehr werden. Und die Zeitläufte sind nicht gemacht für die Fleißigen, sondern für Leute mit Fortüne. Die wenigsten werden dann am richtigen Platz stehen, wenn die Kanzlerin große Politik macht.

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