() Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
Politik im blauen Blut
Karl-Theodor zu Guttenberg stammt aus einer politischen Traditionsfamilie. Mit nur 37 Jahren ist er der jüngste Bundeswirtschaftsminister, den es in der Bundesrepublik je gab. Cicero hat in sein Familienalbum geblickt.
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Zwischenzeitlich war Karl-Theodor zu Guttenberg die eigene Karriere davongelaufen. Denn während sich der 37-Jährige noch auf seiner Homepage herzlich „für die zahlreichen Glückwünsche zu meiner Ernennung zum Generalsekretär der CSU“ bedankte, präsentierte ihn CSU-Chef Horst Seehofer bereits als neuen Bundeswirtschaftsminister. Er ist der Jüngste, den die Bundesrepublik jemals hatte. Und er ist so ganz anders als sein Vorgänger Michael Glos. Wo jener daheim in Unterfranken eine Mühle hatte, besitzen die von und zu Guttenbergs in Oberfranken Schloss und Ländereien.
Ihr Adelsgeschlecht reicht bis ins 12.Jahrhundert zurück. „Tradition“ ist ein Begriff, den Nachfahre Karl-Theodor sehr häufig benutzt. Der Mann sieht sich nicht als Solitär im Hier und Jetzt, sondern als Glied in der Kette der Generationen vor und nach ihm. So klingt das, was man gemeinhin als Blitzkarriere beschreiben mag, bei Guttenberg so: „Ich habe diese Aufgabe jetzt anständig wahrzunehmen.“
Tradition übersetzt Guttenberg mit politischer Verantwortung. Die übernahmen sie in seiner Familie seit jeher. So war sein Urgroßonkel Karl Ludwig Hitler-Gegner, hielt Kontakt zu vielen Mitgliedern des konservativen und bürgerlichen Widerstands: zu Männern wie Ulrich von Hassell, Carl Friedrich Goerdeler, Ludwig Beck, Hans von Dohnanyi und dem „Kreisauer Kreis“.
Der Urgroßonkel, promoviert zum Thema „Die zeitgenössische Presse Deutschlands über Lenin“, gab eine oppositionelle Zeitschrift heraus: Die Monarchie, später dann Weiße Blätter. Wenige Tage nach dem Stauffenberg-Attentat auf Hitler wurde Guttenberg von der Gestapo verhaftet, misshandelt, eingekerkert. Im April 1945 ermordeten ihn Nazi-Schergen in der Nähe des Berliner Gefängnisses in der Lehrter Straße, nur ein paar Hundert Meter von jener Scharnhorststraße entfernt, in der nun Karl-Theodor zu Guttenberg als Wirtschaftsminister amtiert.
Nach dem Krieg machte ein Guttenberg in der Bonner Republik Karriere, der dem heutigen Wirtschaftsminister seinen Vornamen vererbte: der Großvater Karl-Theodor. Er galt als führender Außenpolitiker der CSU, war unter Regierungschef Kurt Georg Kiesinger parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt. In den Jahren davor hatte er Kontakt zu SPD-Fraktionschef Herbert Wehner aufgebaut und gilt damit als einer der Architekten der ersten Großen Koalition. CSU-Patriarch Franz Josef Strauß schrieb später in seiner Autobiografie: „Für den fränkischen Reichsfreiherrn lag in den Sonderkontakten zum Altkommunisten Wehner auch ein Stück Emotion, sozusagen die Versöhnung zwischen rechts und links.“ An der Seite von Strauß kämpfte Großvater Guttenberg als „deutscher Gaullist“ für die enge Bindung an Frankreich. Der Enkel dagegen hat sich als Unionsobmann im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags einen Namen als Transatlantiker gemacht – und wird nun als Minister die möglicherweise letzten Monate der zweiten Großen Koalition mitgestalten.
Allein sein Vater Enoch zu Guttenberg ist nicht in der Politik aktiv, dafür aber CSU-Mitglied. Er lebt auf dem Familienschloss im Dorf Guttenberg mit seinen knapp 600 Einwohnern. Sohn Karl-Theodor wird auffallen in Berlin, schon aus Tradition. Da sind seine gleich zehn Vornamen: Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester. Die Haare trägt er streng nach hinten gegelt, statt der CSU-Uniform Trachtenjanker trägt er dunkle Anzüge. Die Sprache ist distinguiert, die Hand meist lässig in der Hosentasche. Seine zehn Namen nennt er nur auf Nachfrage, am Telefon meldet er sich der Einfachheit halber mit „Guttenberg“ und in der CSU nennen sie ihn „KT“. Fränkisches Bier zieht er französischem Wein vor. Und er trägt Wildlederschuhe zum Anzug: „Die sind einfach praktisch und warm im Winter“, sagt er.
Guttenberg hat einen Aufstieg aus Tradition hingelegt. Auf der Online-Plattform „YouTube“ kann man ihm noch dabei zuschauen, wie er 1999 im Video „Der Frankenwald im Jahreskreis“ aus dem Schloss heraus über seine Zukunft plaudert. Wie seine Vorfahren will auch er die Tradition, die ihm „diese Mauern mitgegeben haben“, nach außen tragen: „Und so versuche ich, mich jetzt auch politisch zu engagieren.“
Foto: Picture Alliance
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