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(picture alliance) Dass Griechenland den Euro verlässt, hält Dirk Müller für sehr realistisch

Euroausstieg - Aktien, Aktien, Aktien und ein bisschen Edelmetall

Der Euro scheint fürs Erste gesichert, aber das hat man schon öfter gehört. Sechs Experten erklären, was beim Verlust der Gemeinschaftswährung wirklich passierte. Antwort 1: Dirk Müller

Prognosen in dieser Krise ­treffen, wird immer schwieriger. Dass Griechenland den Euro verlässt, halte ich nach wie vor für sehr realistisch. Ansonsten hängt viel davon ab, ob sich die Mitgliedstaaten der Eurozone dazu durchringen können, ihre Wirtschaftssysteme einander anzugleichen und eine gemeinsame Wirtschaftspolitik anzustreben. Nur dann kann es auch eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben. Diesbezüglich bin ich im Moment aber sehr skeptisch. Man muss sich nur die Arbeitsmarktregelungen angucken. In Ländern wie Spanien und Italien sind die Strukturen völlig verkrustet.

Ein Austritt Griechenlands ist auf jeden Fall verkraftbar, aber welche Folgen ein komplettes Auseinanderbrechen des Euro hätte ist heute nicht seriös abzuschätzen. Die neue D-Mark würde sicher kräftig aufwerten gegenüber den anderen Währungen, im Schnitt vielleicht um 20 bis 25 Prozent. Das würde die Exporte verteuern, aber Deutschland war vor der Einführung des Euro Exportweltmeister. Viele deutsche Unternehmen produzieren Waren, die besonders innovativ sind oder eine sehr hohe Qualität besitzen. Dafür ließen sich daher auch bei neuer aufgewerteter D-Mark höhere Preise durchsetzen.

Für die deutsche Bevölkerung heißt das im Umkehrschluss, dass sie zurzeit mit einer Währung bezahlt wird, die 20 bis 25 Prozent unter unserer Leistungsfähigkeit liegt, was die Kaufkraft des Einzelnen schmälert. Bei einer Wiedereinführung der D-Mark drehte sich dieses Verhältnis um, und Importwaren wie Benzin oder Heizöl würden billiger. Eine so gestärkte Binnennachfrage könnte die Nachteile beim Export zumindest teilweise wettmachen.

Aus Anlegersicht kann ich im Moment nur Aktieninvestments und Edelmetalle empfehlen. Dass Staatsanleihen kein wirklich sicherer Hafen mit vernünftigen Renditen sind, dürfte inzwischen jeder begriffen haben. Mit Aktien erwerben sie dagegen Eigentum an realen Unternehmen. Besonders sinnvoll erscheinen mir im Moment dividendenstarke Titel aus Branchen wie Pharma, Telekommunikation und Handel. Bei U nternehmen, die hohe Ausschüttungen an ihre Aktionäre verteilen, kann man momentan Renditen zwischen 4 und 6 Prozent erzielen. Es besteht bei Aktien natürlich immer die Gefahr, dass die Kurse fallen, vor allem wenn die Weltwirtschaft noch mal nach unten geht, aber dagegen kann sich auch der Privatanleger mit Verkaufsoptionsscheinen absichern.

Edelmetalle sind momentan zwar schon recht teuer, aber die Kurse werden noch weiter steigen, da sich Gold und Silber in Krisenzeiten als wirksamer Inflationsschutz erwiesen haben.

Dirk Müller ist Börsenhändler in Frankfurt. „Mr. Dax“ gibt aber inzwischen auch in Büchern und über cashkurs.com Tipps und Analysen für Anleger

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