- Die Banker bleiben böse
Die Deutsche Bank verändert ihre Rendite-Ziele - den Medien und der Politik ist das egal, sie beschuldigen sie weiterhin des wilden Spekulantentums. Statt populistischer Regulierungswut braucht es jetzt eine bessere Aufsicht. Das ist Aufgabe der Politik
Kann man heute eigentlich noch irgendetwas richtig machen? Stellen Sie sich vor, Sie sind die neuen Chefs der Deutschen Bank und kündigen an, dass hoch umstrittene Renditeziel ihres Vorgängers von 25 Prozent vor Steuern auf 12 Prozent nach Steuern herabzusenken, sie bauen 1500 der in der Öffentlichkeit verhassten Investmentbanker ab und kündigen eine Kürzung der Boni an. Und wie reagieren Medien und Politik?
Das sei nur ein Kulturwandel light. Die fressen doch nur Kreide, machen aber genauso weiter wie bisher. Auch 12 Prozent nach Steuern lassen sich nur mit Zockermethoden erreichen, etc.
Und das Misstrauen gegenüber den Banken, und besonders gegen die Deutsche Bank, findet auch darin seinen Ausdruck, dass im langsam anlaufenden Bundestagswahlkampf 2013 von den Grünen, den Linken sowieso, und den je nach Lesart ein bis 2,5 übrig gebliebenen Kanzlerkandidaten der SPD gefordert wird, das klassische Kunden- und Kreditgeschäft vom Investmentbanking zu trennen, also die Abschaffung der Universalbanken und eine Einführung des Trennbankensystems.
Dieser Forderung wird sich, falls sie es nicht bereits getan hat, in Kürze auch Angela "Ich-überlasse-kein-Thema-der-SPD-alleine" Merkel anschließen. Aber bringt das etwas?
Nur zur Erinnerung: Lehman Brothers, deren Pleite als einer der Auslöser der weltweiten Finanzkrise gilt, war eine reine Investmentbank, die Hypo Real Estate und ihre Tochter Depfa ein auf Pfandbriefe und Staatsfinanzierung spezialisiertes Institut ohne klassisches Kredit-und Einlagengeschäft und die Mittelstandsbank IKB ging deswegen vor die Hunde, weil sie nicht verstanden hat, was ihnen die amerikanischen Investmentbanker verkauft hat.
Seite 2: Endlich nationale und internationale Kontrolle
Und in Spanien sind es im Übrigen nicht die Großbanken, die uns Sorge bereiten, sondern die auch hierzulande vergötterten Sparkassen, die mit Immobilienfinanzierung in eine Schieflage geraten sind. Wie lässt sich daraus nun der Schluss ziehen, dass das Finanzsystem sicherer wäre, wenn man das Trennbankensystem durchsetzt? Gar nicht.
Im Gegenteil ließe sich sogar anführen, dass Universalbanken stabiler sind als Spezialinstitute, weil sie Verluste in dem einen Bereich durch stabile Erträge in dem anderen besser abfedern können. Im Übrigen hat die Politik bisher nicht überzeugend erläutert, wie eine solche Trennung auszusehen habe, was also noch zum klassischen Bankgeschäft gehörte und was in die "Zockersparte" abgeschoben werden sollte.
Das heißt nicht, dass man die Bankenbranche einfach sich selbst überlassen sollte, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass neue Regeln fast immer nur auf die Ursachen der jüngsten Krise reagiert haben. Im besten Fall lässt sich dadurch verhindern, dass eine so ähnliche Krise verhindert wird. Weit häufiger legen die neuen Regeln schon die Saat für die nächste, ganz anders geartete Katastrophe. Statt immer neue Regel zu schaffen, wäre es daher wesentlich sinnvoller, die bestehenden konsequenter durchzusetzen.
Das erfordert aber vor allem eine bessere Ausstattung der Aufsichtsbehörden auf nationaler und vor allem auch auf internationaler Ebene. Das kostet Geld und ist mühsam, sorgt aber am Ende für mehr Sicherheit und Stabilität des Finanzsystem.
Dann müsste man auch nicht mehr über vermeintliche Kreidefresser und einen zu verzagten Kulturwandel diskutieren. So etwas würde dann schnell entlarvt werden.
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