Eine Person füllt eine Umfrage über ihren bisherigen Schulbesuch aus.
Aus vielen Umfragedaten kann zu leicht Desinformation entstehen / picture alliance

Daten und Umfragen - Prozente, die nichts bedeuten

Dauernd werden Umfragen erhoben und Daten gesammelt. Dass diese Erhebungen oftmals aber nichtssagend oder sogar falsch sind, ist vielen nicht bewusst. Das Gefährliche: Politiker fallen auf den Datenmüll genauso herein wie Laien

Thomas Perry

Autoreninfo

Thomas Perry ist selbstständig. Er berät Unternehmen und Institutionen und forscht in ihrem Auftrag zu Themen rund um Märkte, Gesellschaft, Kommunikation und Strategie.

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Daten sind allgegenwärtig. Egal ob in Politik, Wirtschaft, Talkshows, Diskussionen im Freundeskreis oder zur eigenen Meinungsbildung: Daten dienen als Begründung, Beweis, Entscheidungsgrundlage, Rechtfertigung und Legitimationsnachweis und entfalten so eine enorme Reichweite und Macht. Leider wird damit aber auch jede Menge Unsinn getrieben und Schaden angerichtet.

Zunächst: Die Macht der Daten hat Gründe. Daten wirken objektiv, mathematisch, unbestechlich. Sie gelten als das Gegenteil von bloßer Meinung, nämlich als Repräsentanten der Wirklichkeit, die durch Messungen entstehen, statt durch bloße Sinneseindrücke. Sie sind deshalb das Futter für Evidenzbasierung, einem der zentralen Paradigmen unserer durch Wissenschaft und den Versuch der Rationalität geprägten Gesellschaft. Es geht nicht einfach nur um das Recht des Stärkeren, sondern um richtig oder falsch. Dieses Paradigma ist nicht Willkür, sondern hat sich seine Berechtigung erarbeitet, weil die Orientierung an Wirklichkeit und Evidenz sehr häufig zu besseren Resultaten führte.

Keine Daten, keine Evidenz

Ohne Daten aber wäre es aus mit der Evidenzbasierung. Allerding wäre es auch aus mit den Daten, wenn sie nichts taugten. Denn der Zusammenhang zwischen Evidenz und Daten beruht auf einer grundlegenden Voraussetzung: Die Daten müssen stimmen. Ob sie stimmen, hängt davon ab, ob sie für das stehen können, was sie repräsentieren sollen, ob sie also das messen, was sie messen sollen. Forscher nennen das Validität. Das Messen muss also funktionieren, sonst bekommen wir falsche Informationen.

Gut funktioniert das meist, wenn es um Dinge geht, die kein Bewusstsein haben (wie zum Beispiel Wasser, Strom, Bytes, Blutwerte). Wenn die Waage im Supermarkt ein Kilo anzeigt, dann ist es meist auch ein Kilo. Schwieriger wird die Sache, wenn es um Daten geht, die sozial determiniert sind, die Informationen über menschliches Handeln und Denken liefern sollen. Der Grund ist einfach: Man kann den Leuten nicht so direkt in die Gedanken sehen, wie die Wurst auf die Waage legen. Man muss also indirekt messen und Wege finden, wie man trotzdem erfasst, was Menschen fühlen, denken und meinen.

Ok, werden Sie vielleicht sagen, das ist doch eine Banalität. Stimmt, nur scheint sie vielen Produzenten, Konsumenten und Verwendern von Daten nicht mehr präsent zu sein. Jedenfalls finden sich ständig Beispiele, auch von renommierten Forschern, die sorgfältiges und valides Messen behaupten, es dann aber vermissen lassen. Anders ausgedrückt: Sie produzieren Datenschrott. Leider werden die Daten trotzdem verwendet: Zitiert in Fachartikeln, veröffentlicht in Medien, verwendet als Grundlage für Entscheidungen.

Prozente, die nichts bedeuten

Ich will das an zwei Beispielen verdeutlichen. Nehmen wir etwa den Wochenbericht Nr. 8.2016 des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Dort heißt es unter anderem, dass ein Zehntel der Bevölkerung angaben, sich im Jahr 2015 durch „Arbeit vor Ort mit Flüchtlingen (zum Beispiel Behördengänge oder Sprachförderung)“ engagiert zu haben. Als ich das las, war ich zunächst schwer beeindruckt, denn hochgerechnet wären das rund sechs Millionen Personen gewesen – ein enormes Helferpotenzial, auf das Kommunen, karitative Organisationen und politische Planer hätten bauen können, um es klug zu kanalisieren und zu nutzen. Dann aber kamen mir Zweifel, ob die Daten mich zu Recht beeindrucken oder ob ich nur etwas in sie hineinprojiziere, nämlich meine Vorstellung davon, was die Frage meint und woran die Befragten beim Antworten dachten. 

So ist dort von „Arbeit vor Ort“ die Rede, aber es bleibt offen, was das genau ist. Es gibt zwar zwei Beispiele in Klammern, aber da sie nur Beispiele sind, muss es ja auch noch anderes geben, was durch die Frage erfasst wird. Aber was ist das genau? An was haben die Befragten also womöglich noch gedacht, als sie „Ja“ angaben? Ging es um Kleiderspenden, eine Auskunft am Fahrscheinautomaten, regelmäßig „Guten Tag“ sagen? Was genau ist „Arbeit vor Ort“? Der Beitrag im Wochenbericht gab darüber keinen Aufschluss. Meine Nachfrage beim DIW erbrachte auch keine Klarheit, denn der zuständige Forscher konnte nicht sagen, was die Befragten gemeint haben, als sie angaben, sich engagiert zu haben.

Genau das ist aber ein Problem. Denn das DIW vermisst etwas, dessen Gestalt es nicht kennt. Es meint sagen zu können, dass zehn Prozent dazu gehören, aber es kann nicht sagen, was das genau ist. Im Klartext: Beim DIW wissen sie nicht so recht, was sie messen. Da fragt man sich, wie denn die Leser dann wissen sollen, was es bedeutet.

Maßstäbe, die für jeden anders sind

Ein anderes Beispiel: Die Konrad-Adenauer-Stiftung publiziert eine Befragung über Religiosität. Dort heißt es: „Diese These [dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der in Deutschland lebenden Muslime relativ säkular ist (Anmerkung der Redaktion)] wird durch den Vergleich der Religiosität zwischen den Glaubensrichtungen erhärtet. Muslime unterscheiden sich in ihrer selbst eingeschätzten Religiosität nicht von Katholiken. Protestanten sind geringfügig religiöser als Katholiken und Muslime.“ Grundlage der Aussage sind die Antworten der Befragten auf die Frage: „Wie religiös sind Sie auf einer Skala von Null bis 100?“. Dumm nur, dass niemand sagen kann, was die Befragten unter „null religiös“ oder „100 religiös“ verstanden haben. So steht man als Leser ratlos da. Ist „100 religiös“ für sie jemand, der regelmäßig in die Kirche geht und betet, oder der Mönch, der Pfarrer, der fundamentalistische Evangelist, ein wiedergeborener Christ, der Imam einer moderaten islamischen Glaubensrichtung, der wahhabitische Imam, der Jihad-Märtyrer, der sein Leben opfert oder das, was jeder Befragte für sich als solches definiert? Die Frage bleibt offen. Sie wird weder in der Publikation beantwortet, noch können die verantwortlichen Forscher sie beantworten.

Das ist aus mehreren Gründen ein Fiasko. Aus wissenschaftlicher Perspektive, weil das wirklich nicht das ist, was mit wissenschaftlichem Arbeiten gemeint ist, auch wenn es Leute tun, die sich als Wissenschaftler bezeichnen und dafür öffentlich gefördert werden wie das DIW. Es ist aber auch aus praktischer und pragmatischer Perspektive fatal, weil hier – gewollt oder ungewollt – Forscher Laien ein X für ein U vormachen. Die Laien ihrerseits stellen sich mangels Klarheit der Daten und ihrer Analyse die Wirklichkeit hinter den Daten so vor, wie es ihnen gerade in den Kopf kommt.

Daten und Datenmüll

Diese Beispiele sind mitnichten Einzelfälle. Ganz im Gegenteil. Ich könnte ständig solche Beispiele aus dem Fluss der Umfragen oder anderer Daten ziehen, die jeden Tag an uns vorbeirauschen oder höchst vertraulich in verschlossenen Schubladen verwahrt werden. Mal weiß man nicht, was man misst, mal behauptet man Messgenauigkeit, ohne sie zu belegen. So reklamieren Anbieter eine Repräsentativität ihrer Daten, ohne zu belegen, dass das stimmt.

Verkäufer von Nutzungsdaten aus Internet und sozialen Medien prahlen damit, die Verbraucher mit ihren Daten ausrechnen zu können. Belegen tun sie es nicht. Viele Verwender glauben das auch noch und schaufeln auf dieser Grundlage Unmengen an Werbegeldern computergesteuert ins Netz und die sozialen Netzwerke.

Kurzum, wir sind jeder Menge miserabler Daten ausgesetzt, die uns wenig bis nichts Substanzielles über die Wirklichkeit sagen, aber allzu oft in die Irre führen. Dabei ginge es doch anders. Man kann nämlich sehr wohl herausfinden, wie man Fragen so stellt, dass man auch weiß, was man da misst. Man kann selbstverständlich darlegen, ob oder bei was man wirklich repräsentativ ist und sich darüber auch dem Diskurs stellen. Und selbst unperfekte Daten können nützlich sein – wenn man sich nicht nur ihrer Möglichkeiten, sondern auch ihrer Grenzen bewusst ist und diese auch offen darlegt.

Stiftung Warentest für Daten

Und was macht man jetzt mit dieser Situation? Da es keine Stiftung Warentest und auch keinen Verbraucherschutz für Datenverwender gibt, muss wohl jeder selbst herausfinden, was taugt und was nicht. Dafür sollten sich alle wappnen, die Daten nutzen und brauchen. Leider liegt der Umgang mit Daten aber schon seit vielen Jahren viel zu oft zwischen fahrlässig und irreführend. Verantwortung dafür tragen viele: Datenproduzenten, die ihre Arbeit nicht ausreichend reflektieren; eine Fachöffentlichkeit, die zu wenig nachfragt und sich selbst zu wenig in Frage stellt; „Spin-Doktoren“, die Daten instrumentalisieren und beeinflussen; Entscheider, die sich mit den Details nicht befassen wollen; Laien, die mangels Datenkompetenz überfordert sind, ohne sich das bewusst zu machen.

Wohin das führt? Ganz einfach. Daten-Spam und Datenmüll verkleistern die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Man benutzt Daten als Argumente, die nicht besser als „alternative facts“ sind. Es kommt zu Fehlentscheidungen, die einen Haufen Geld verbrennen oder Schlimmeres anrichten. Es wird immer schwieriger, Übereinstimmung über grundlegende Tatsachen der Wirklichkeit zu finden, um konstruktiv nach Lösungen zu suchen. Daten werden zum Futter der Beliebigkeit statt zur Information über die Wirklichkeit. Finden Sie das ok? Ich ehrlich gesagt nicht.

 

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Michael J. Glück | Di., 7. März 2017 - 16:29

entsteht vor allem leicht bei Umfragen, die subjektive Empfindungen und Ansichten erfassen wollen. Es ist noch nicht lange her, da wurde ich mit Hilfe einer Werteskala von 1 bis 10 zur Einschätzung verschiedener Stromanbieter befragt. Doch wie soll ich die Qualität von Stromanbietern, die ich vielfach kaum kenne, so präzise beurteilen? Auch den neuen SPD-Kanzlerkanditaten und dessen Wahlaussichten sollte mit Punkten bewerten. Diese Umfrage habe ich abgebrochen. Bei den Stromanbietern habe ich dagegen jedem ein par freundliche Punkte zugeteilt.

Michaela Diederichs | Di., 7. März 2017 - 16:32

Herrlicher Artikel, Herr Perry. Was so an Statistiken, Umfragen und Erhebungen unterwegs ist, lässt Heiterkeit beim Leser aufkommen. Und es geht querbeet durch alle Disziplinen und mit größter und beinahe kindlich anmutender Ernsthaftigkeit. War es Churchill, der sagte: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast?" Schnuffig ist es, wenn Politiker den Umfragewerten Glauben schenken, dann werden sie noch weltfremder als sie es eh schon sind. Lustig zu lesen Ihr Artikel und noch lustiger, wenn die nächsten Elefantenrunden ganz anders ausfallen, als es in den Umfragen und Prognosen zu lesen stand.

ingrid Dietz | Di., 7. März 2017 - 16:33

liefern das Ergebnis, dass der Auftraggeber bestellt hat.
Sogar meine Oma hat das gewußt !

Manuel Fromme | Di., 7. März 2017 - 16:37

Ich erinnere mich daran, in einem Essay des Ökonoms Murray Rothbard gelesen zu haben, der amerikanische Staat habe bereits in den 70ern zehntausendene Bürokraten allein für das Erstellen von Statistiken angestellt. Die Zahl dürfte seitdem gestiegen und in den "vorbildlichen Sozialstaaten Europas" noch höher sein.

Betrachtet man die Sache ökonomisch, dann ist vor allem wichtig, WER Daten sammelt. Unternehmen tun dies auf lange Sicht nur, wenn sich damit die Preise der Waren senken lässt. Der Staat hingegen, könnte man argumentieren, ist, bis auf seine Kernfunktion der inneren und äußeren Sicherheit, nichts anderes als "Datenmüll".

Ich werde den Verdacht nicht los, unser Staat versagt in wichtigen Dingen, weil sich unwichtige auf dem Schreibtisch stapeln. Abhilfe schafft der freie Markt. Aber forden Sie mal in Deutschland die Entlassung von zehntausenden Bürokraten......

Dr. Roland Mock | Di., 7. März 2017 - 22:02

Antwort auf von Manuel Fromme

Der Artikel und Ihr Kommentar sind super. Ausnahme: Ich glaube nicht, daß wirklich Überforderung hier eine Rolle spielt. Politiker und ihre Institute manipulieren Daten ganz bewußt, um exakt zu den Ergebnissen zu kommen, welche sie für ihre politischen Strategien brauchen. Schönes Beispiel: der jährliche sog. "Armutsbericht". Es ist bisher noch jedem Politiker gelungen, dieses Konvolut an willkürlich zusammengebastelten Datengruppierungen, jeweils den ebenfalls willkürlich definierten Begriffen "arm" und "reich" zugeordnet, als moralische Streitaxt für Steuererhöhungen und Umverteilungsorgien jeglicher Art zu instrumentalisieren. Erinnert auch hier an die DDR. Die verstand Statistik als "Waffe des Klassenkampfes" (O-Ton eines Professors an der Humboldt- Uni). Und schaffte es z.B., ihre schrottreife Wirtschaft in internationalen Statistika (u.a. der UNO) auf den 8. Platz der weltweit größten Industriestaaten zu hieven. Und wer schrieb es ungeprüft ab? Nahezu alle westliche Gazetten...

Staatlich stark regulierte Branchen sind Finanzen, Versicherung, Gesundheit und Bildung. Freiere bzw. fast unregulierte Branchen sind Autos, Maschinenbau und Computer. Frage an Sie: in welchen Bereichen gibt es Mangel bzw. Verschwendung?

Nicht zuletzt ist auch der Markt für Sicherheit ein quasistaatliches Monopol. Frage an Sie: wie steht es um die innere und äußere Sicherheit der Deutschen?

Außerdem die Frage: wer hat sich bei Ihnen zuletzt telefonisch nach Ihrer Zufriedenheit erkundigt und "Daten gesammelt": ihre KFZ-Werkstatt oder ihr Rathhaus?

Ich finde Ihre Ausführung recht überzeugend. Auf der anderen Seite-die Großen fressen die Kleinen auf, so dass es immer mehr Monopolisten und Hungerleider gibt.

Bernhard Jasper | Di., 7. März 2017 - 17:01

In sozial stark differenzieren Gesellschaften gibt es Unterschiede, die „kulturell“ (Milieu) oder auch beruflich bestimmt sind. So sprechen z.B. die Geisteswissenschaften eine andere Sprache, als z.B. Berufe der Naturwissenschaften, denn auch Verstehen ist immer auf Wissen gegründet. In den Naturwissenschaften sind es z.B. die technischen Instrumente, die messen, steuern, regeln, die der Mensch entwickelt hat (und manipulieren kann). In den Sozialwissenschaften braucht man jedoch immer die Interpretation. Ohne den richtigen Interpretationsschlüssel wird jedoch jede Umfrage zum Datenmüll.

In der politischen Diskussion herrschen dann die Schlagworte und politischen Klischees vor. Dadurch wird die Tätigkeit des Verstehens jedoch ganz zerstört. Es wird zur Dekonstruktionen.

Wolfgang Lang | Di., 7. März 2017 - 18:02

Daten sammeln ist eine Art moderne Vodoo-Religion. Wer dran flaunt, den hilft es. Immerhin.

Pavel | Di., 7. März 2017 - 18:07

aber, natürlich gibt es diese. Und zwar in Form von Fachzeitschriften und Konferenzen.
Ein Artikel der dort erscheint wurde einem Peer-Review unterzogen und somit von jemandem gelesen der sich mit der Materie auskennt. (was bei der echten Stiftung Warentest übrigens nicht immer der Fall ist)
Kurz: wenn man auf Peer-Reviews achtet und nicht einfach was von den Webseiten runterzieht ist man deutlich sicherer unterwegs..

Svenja Gerwing | Di., 7. März 2017 - 18:29

Diesen Schulz-Effekt hat es nie gegeben und jeder weiss, wohin die frustrierten CDU Wähler tatsächlich abgewandert sind!
Die CDU hat sich eher auf das Niveau der SPD verschlechtert, wobei die SPD im günstigsten Falle stagnierte...
Es ist schon Ironie, wenn sich genau diese Kanzlerin nun an postfaktischen Umfragen klammert, um den Niedergang der eigenen Volkspartei zu kaschieren.

DANKE CICERO!
Sie machen ihrer Verantwortung als Kontrollorgan alle Ehre und verdienen damit das Prädikat "Qualitäts-Journalismus" exklusiv!!!
Danke.

Können Sie Ihre Behauptungen irgendwie validieren, oder projizieren Sie das kritische Potenzial des Artikels nur einfach auf Sachverhalte, die Ihnen nicht passen (SPD legt zu)?

Natürlich liest man meinen Schulz-Frevel in den SPD-Ortsvereinen sehr ungern. Aber bewegt es sich nicht auf gleichem postfaktischem Niveau, wie dieser s.g. "Schulz-Hype", der in unseren Leitmedien (!!!) einhellig publiziert wird?!
Dieser Artikel hat nun mal auch diese "Wahlumfragen" unverblümt als Datenmüll entlarvt! Paart man diese Erkenntnis (SPD +10%!!!) mit dem gesunden Menschenverstand, dann muss man einfach an diesem "Schulz-Effekt" zweifeln.

Holger Stockinger | Di., 7. März 2017 - 20:35

Der Daten- und ergo Glaube an "Statis-Tiken" geht im "Deutschen Ärzteblatt" soweit, daß als "wissenschaftlich begründet" zu gelten hat:

3 % Linkshänder wählen zu 0,7 % rechte Parteien, natürlich nicht polemisch!

Nicolas Wolf | Di., 7. März 2017 - 20:49

Na das Problem sind nicht die Daten, sondern die Interpretation. Das Messen fehlerbehaftet ist, weiß man nun schon eine Weile. Schon Gauß zeigte dies und auch wie man damit umgeht. Die Alternative wäre ja zu sagen, ich messe nicht, da das Ergebnis eh falsch ist, ein sonderbarer Ansatz. Was hier fehlt ist doch eher ein breiteres Verständnis, kritisches Hinterfragen und ein fairer Wettstreit um die besseren Daten. Da geht es aber auch schon los, Wissen über Messen und Statistik ist nun mal nicht wirklich weit verbreitet, zumindest nicht fundiert. Hier fehlst an Bildung. Kritisches Hinterfragen ist heutzutage leider auch nicht en Vogue. Mit einem fairen Wettstreit hapert es auch, aber da wäre wohl auch mal zu fragen, warum es nicht oft genug zu Erhebungen kommt, die schlechte widerlegen. Hier scheint es mir ein Ungleichgewicht bei den Auftraggebern zu geben.

Ich gebe allerdings zu, dass ich keine Daten schlechten vorziehe, denn dann kann man wenigstens zufällig richtig liegen...

Holger Stockinger | Di., 7. März 2017 - 21:13

Liest man die letzten drei Artikel des Cicero gleichsam "zusammen", ergibt sich ein "niederschmetternder Eindruck":

Die angeblich freie Stimme findet in staatstragenden Agenturen wie ARD und ZDF dank GEZ nicht mehr statt.

"Tiefenpsychologisch" betrachtet erscheint das nicht als "Wunder".

Wie sagt der Masochist? - Schlag mich! - wie antwortet der Sadist: "Nein!"

Holger Stockinger | Di., 7. März 2017 - 21:32

Kenner der Ära "Neue deutsche Welle" erinnern sich:

Tina liegt im Schlauchboot mit Marta, die unter Rotlicht zwei gelben Fröschen grünes Licht gern gegeben hätte, es fehlten jedoch zwei Luftballons, die versehentlich über Alaska und Brüssel in Berlin landeten, wo SPD und CDU sich ewig "auf Treu & Glauben" Machterhalt schworen ...

Mathias Trostdorf | Di., 7. März 2017 - 21:34

Ich finde vor allem gefährlich, daß Umfrageinstitute oft nicht neutral sind, und Umfragen gezielt zur Manipulation eingesetzt werden können. Insbesondere, wenn sie suggerieren, daß unter Umständen die Partei, die man wählen würde, doch nicht über die 5Prozent Hürde käme, und man sich deshalb vielleicht entscheidet, seine Stimme doch anders zu vergeben.

franz dreesen | Di., 7. März 2017 - 21:56

wird doch vorsätzlich produziert,um den verbraucher,den wähler zu täuschen&zuguterletzt wollen die politkader damit auch sich selbst täuschen!
nicht zu vergessen die aufgeblähten Ö/R sendeanstalten.Es ist derselbe kreislauf wie bei den computerviren.:ohne neue viren&bdrohungen kein absatz von anti-programmen.die datenmüllsammler/ersteller wollen ja auch leben,
bzw. ihr geschäft noch profitabler machen!

Hans Jürgen Wienroth | Di., 7. März 2017 - 22:02

Dieser Spruch aus meiner Arbeitswelt ist mir immer vor Augen, wenn ich Statistiken sehe. Wenige geben zumindest die Stichprobengröße an, noch seltener wird mitgeteilt, was gefragt oder wie ausgewertet wurde. Wer mag da Ergebnissen noch trauen.
Werden die Ergebnisse dann auch noch politisch interpretiert wiedergegeben, kann man im Grunde alles daraus ableiten.
Weit schwieriger werden statistische Auswertungen wenn es um Langzeiteffekte wie zum Beispiel Erziehungs- oder Schulsysteme geht. Wenn sich Erfolge oder Misserfolge erst nach Jahrzehnten einstellen.
So zeigen die Pisa-Studien stetige Verbesserungen doch gleichzeitig nehmen die Klagen des Handwerks über Wissenslücken zu. Der hohe Bildungsgrad unserer technischen Ausbildung wird für unseren Erfolg in der Welt angeführt, IT-Spezialisten müssen wir jedoch aus z. B. Indien importieren. Stimmen da Statistik und Realität überein? Wie konnten wir mit unserem überholten Bildungssystem der 50er / 60er Jahre erfolgreich sein?

Alexander Mazurek | Di., 7. März 2017 - 22:35

... wer viel misst, misst viel Mist. Bereits ganz ohne oversampling. Zahlen und Statistiken gaukeln die Wissenschaftlichkeit von Umfragen vor, welche, sofern veröffentlicht, tatsächlich nur der Beeinflussung  der vielen Mitläufer einer jeden Gesellschaft dienen. Ortega y Gasset schrieb in "Aufstand der Massen": "Wie es in Nordamerika heißt: Anderssein ist unanständig. Die Masse vernichtet alles, was anders, was ausgezeichnet, persönlich, eigenbegabt und erlesen ist. Wer nicht "wie alle" ist, wer nicht "wie alle" denkt, läuft Gefahr, ausgeschaltet zu werden." Wer möchte aber denn "ausgeschaltet" werden? Dann lieber Gleichschaltung, wobei Umfragen und Statistiken helfen... Vor einigen Tagen nahm ich an einer Umfrage der NZZ teil, die mir helfen sollte, mich in die aktuelle politische Landschaft einzuordnen: Nun, ich werde die ersten drei Parteien, die mir nahe sein sollen, bestimmt nicht wählen. Hätte man doch nur andere Fragen gestellt ... wäre das Trefferbild viel besser geraten.

Markus Michaelis | Mi., 8. März 2017 - 01:29

Ich denke dieses Thema bräuchte viel mehr Aufmerksamkeit. Es wird viel über Fakenews geschimpft. Es ist sicher so, dass es von "Populisten"-Seite da unschöne Beispiele gibt. Es treibt mich aber um, dass im Sinne dieses Artikels es von den meisten anderen (Parteien, Zeitungen etc.) nicht wirklich besser aussieht. Da werden in "Faktenchecks" mit Begeisterung und Überzeugung Statistiken zitiert, nach denen die Arbeitslosigkeit, Bildung, Reichtum, Vermögen, Kriminalität etc. rauf oder runter gehen ohne jede Sensibilität für die Problematik solcher Aussagen. Das lässt ratlos zurück.

Ich denke bei viel mehr Themen müsste man den Mut haben auch zuzugestehen, dass man selbstverständlich versucht nicht im Gegensatz zur Realität zu stehen, dass aber bei den meisten wirklich relevanten Fragen (Gesellschaft, Migration, Religion, Zukunft der Arbeit, Bedeutung von Reichtum etc.) es keine wirklich harten Fakten gibt. Schon die Fragestellungen und Begriffe sind nie wirklich scharf.

Gerdi Franke | Mi., 8. März 2017 - 08:28

Am schärfsten auf diese Daten sind doch die Medien. Jeden Tag neue hochaktuelle Zahlen. Jeden Tag neue Reports. Heute gewinnt die Partei, morgen jene. Was das wert ist? Nichts!

Auweia Frau Franke, nichts exaktes, wär an der Stelle korrekt. Doch das ist nicht mal der Rede wert, da Jedermann&frau, Erheber und Befragte, im Grunde klar.
Trends jedoch werden ganz sicher aus Daten sichtbar. Und die zu erkennen ist bereits viel wert.

"Heute gewinnt die Partei, morgen jene"
Solch Erkenntnisgewinn reift übrigens ohne jede Befragung.

Klaus Schneider | Mi., 8. März 2017 - 09:35

Nein, das hat Churchill nicht gesagt. Der Satz wurde im Reichspropagandaministerium erfunden und Churchill untergeschoben.

Bernd Eifländer | Mi., 8. März 2017 - 10:35

......werden wir mit Erhebungen zu gemüllt. Mit täglich neuen sensationellen, staatstragenden Veränderungen. Geschätzt mitte August steht auch der Kanzler fest, wenn's nach Frau Schausten ZDF geht. Stimmt es nicht war das Wetter schuld oder die alten, abgehängten weißen Männer aus den Niederungen der Gesellschaft und dem Rostgürtel der Opelwerke......uns so weiter und so fort.

Ulrich Bohl | Mi., 8. März 2017 - 11:55

Ein erstklassiger Beitrag über diese Meinungs-
macher.
" Wenn du eine weise Antwort verlangst, mußt du vernünftig fragen."
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), dt. Dichter

Wilhelm Maier | Mi., 8. März 2017 - 12:46

„Wenn die Waage... “
Ja, und fast jede Waage muss geeicht werden. Und hat eine Eichgültigkeit und wird regelmäßig geprüft.
„die sorgfältiges und valides Messen behaupten“-
für produzierten oder Abgefragten Datenmüllmenge gibt es kein reliables Messinstrument.
„was Menschen fühlen, denken und meinen“ -
Aber Glauben ist doch immer leichter als denken.
Also es gibt alle Möglichkeiten zu manipulieren und in die nützliche Richtung den Weg ebnen.
Leider.

Markus Gerle | Mi., 8. März 2017 - 13:29

Herr Perry, eigentlich sind Ihre Aussagen hier trivial und sollten jedem bekannt sein. Ich befürchte jedoch, dass es tatsächlich nötig ist, auf den Stuss von Umfragen und vielen anderen Statistiken hinzuweisen. Der meist gemachte Fehler von Politikern und Medien mit Statistiken ist jedoch nicht die Art der Fragerei, die Sie hier anprangern. Der häufigste Fehler ist die Verwechselung von Korrelation und Kausalität. Leider habe ich hier keinen Platz für witzige Beispiele a la "Bahnfahren erzeugt Krebs. Schließlich sind 95% aller Krebs-Patienten schon mit der Bahn gefahren". Also, aus Platzmangel verweise ich auf der sehr unterhaltsame Buch "Wie lügt man mit Statistik" von Walter Krämer. Das Buch ist aus den 80ern, aber immer noch aktuell. Selbst die Literaturhinweise, weil Prof. Krämer einfach auf die Tagespresse verweist. Prof. Krämer hat übrigens auch den unsinnigen Armutsreport der Sozial- und Betroffenheitsindustrie kritisiert, weil dieser einfach Stuss ist.

H. Joachim Luig | Mi., 8. März 2017 - 13:32

"Daten-Spam und Datenmüll verkleistern die Wahrnehmung der Wirklichkeit." Das ist wohl wahr - und auch die Absicht, die dahinter steht.
Doch bei aller Zustimmung zum Gesagten - eins
fehlt mir: der Hinweis auf die Imagepflege, die sich die Statistik als Wissenschaft mit der Herstellung dieses Kleisters der Beliebigkeit verpaßt.

Georg Dallmann | Mi., 8. März 2017 - 13:54

Das ist ja nun wirklich nichts Neues! Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast (Goldene Grundregel, sollte eigentlich jeder kennen!). Heutzutage - mehr denn je - versuchen alle "Verkehrsteilnehmer" sich die IHNEN GENEHMEN (!!) "WAHRHEITEN" durch die "passenden" (und passend gemachten) Zahlen und Umfragen und Trends und Trallalla....zum Wohle des eigenen Fortkommens oder des Fortkommens der protegierten Klientel zu schaffen.
Wer das - immer noch nicht - verstanden hat, dem ist nicht mehr zu helfen. So oder so......
Natürlich sind Manipulationen nicht in jedem Fall sofort und ohne Weiteres zu erkennen. ABER: Wer ab und an den eigenen Kopf einsetzt und Nach-DENKT, ist auch nicht leicht manipulierbar. Daran allerdings fehlt es heutzutage immer öfter........Die Zeit der Aufklärung scheint sich dem Ende zuzuneigen....

Dr. Fred Anton | Mi., 8. März 2017 - 14:09

Vieles ist doch offenbar
Man muss sich nur ansehen, wer der Auftraggeber oder das Forschungsinstitut ist und welchen politischen Hintergrund es hat.
Bei der Sonntagsfrage schafft es das Forsa-Instituts zum Beispiel immer, dass die SPD super gut abschneidet, die AFD Hunds miserabel. Der Geschäftsführer Güllner macht keinen Hehl daraus, dass er Sympathisant der SPD ist. So favorisiert er rot rot grün, wie es auch heute gerade wieder in der Welt zu lesen ist.
Und war nicht vor kurzem zu lesen, dass die Migranten uns mehr einbringen als sie kosten? Dabei waren aber alle möglichen Daten auf der Kostenseite vergessen worden.
Ich glaub, das war die Bertelsmann-Stiftung, die das raus brachte. Herr Sinn hat denn diesen Unsinn entlarvt.
Also bei politisch relevanten Daten immer fragen, wer der Auftraggeber ist.

Helmut Rottler | Mi., 8. März 2017 - 15:02

Wer glaubt, dass POlitiker schlauer sind nur weil sie ein Amt errungen? und heftigst (aus allen verfügbaren Quellen) massenweise dafür kassieren, ist ganz gewaltig auf dem Holzweg. Der Ansitz im HOHEN HAUS (sic) verdirbt den (eventuell vorhandenen Charakter. Mit einigen wenigen rühmlichen Ausnahmen.

Stephan Teuber | Mi., 8. März 2017 - 18:05

Hallo Herr Perry, Ihren Ausführungen kann ich nur zustimmen. Auf diese Weise kommt es wirklich zu einem "postfaktischen Umgang mit Daten", der die gesamte empirische Sozialforschung diskreditiert. So ist es dann nur noch eine Frage der Zeit, bis niemand mehr den Daten vertraut, nicht einmal den richtigen! Wer mit der Grundlage jeder empirischen Forschung Schindluder treibt, braucht sich am Ende nicht zu wundern, wenn er den Ast absägt, auf dem er sitzt.

dr, roland marx | Mi., 8. März 2017 - 19:49

habe da noch ein gewichtiges beispiel zu ihrem prima artikel: der sogenannte VW-Skandal - dazu ist es doch nur gekommen, weil der TÜV nicht valide misst.
und nun muss noch geklärt werden, wer den tüv dazu überredet hat "alternative fakten" zu erzeugen.

Patrick Feldmann | Do., 9. März 2017 - 09:49

Guter Beitrag! Leider aber gegen den Zeitgeist und damit kaum durchsetzungsfähig, da von den "Machthabern" in verschiedenen Bereichen nicht gewollt.
Wie hier bereits geschildert: Daten sind der Versuch, der Wirklichkeit Messbarkeit abzuringen. Man tut dies im Allgemeinen mit einer Verortung als Raum-Zeit-Geschehen. Daten sollen also das Faktische meinen (und dann wäre sie immer noch zu Interpretierende, in eine Therorie Einzuordnende).

Wenn aber Daten nicht einwandfrei zu erheben sind- ja wenn sie sogar nicht das Faktische, sondern das Sollende meinen wollen, dann sind sie nicht nur wertlos und "Müll", sondern sie sind im Bereich des Sozialen v.a. Eines: aktives Propaganda-Mittel, aggressives Mittel zur Macht und zur Beherrschung von Menschen.
Geisteswissenschaften problematisieren nicht umsonst Daten und Sozialwissenschaftler u.Ökonomen /Politiker (so es denn in ihrer geistigen Kapazität steht) sollten diese Problematisierung sehr ernst nehmen!

Albert Schultheis | Do., 9. März 2017 - 13:40

es sind gerade Politiker, die den Datenmüll zumeist erst in Auftrag geben und den Parteien wohlgesonnene Meinungs-"forschungs"-agenturen erfüllen diesen dann auftragsgemäß. So kam es zu den diversen lancierten "fake-news" im Zusammenhang mit Meinungsumfragen in den letzten Monaten - und so wird es auch weitergehen. Meinungsumfrager sind längst bezahlte Meinungsmacher geworden, die im Interesse ihrer Auftraggeber Datenmüll erzeugen.

Willy Ehrlich | Do., 9. März 2017 - 16:04

Wenn man im Laufe seines Lebens gelernt hat,
den Wahrheitsgehalt von Informationen richtig einzuschätzen und Statistik und die zugehörigen mathematischen Gesetze, Gegebenheiten und Notwendigkeiten studiert hat, fällt vieles leichter und wird vieles einsichtiger. (Weiter-)Bildung hilft!

Jens Preiss | Fr., 10. März 2017 - 15:35

Herr Perry, Sie schreiben: So reklamieren Anbieter wie [...]Repräsentativität ihrer Daten, ohne zu belegen, dass das stimmt.
Richtig ist, der Bias der Repräsentativität fängt bereits da, wo nur Personen befragt werden können, die an Umfragen teilnehmen wollen.
Da wir zum Glück, auch Dank unserer sehr guten und weitreichenden Standesrichtlinien, keinen Zwang ausüben dürfen um Studienteilnehmer zu generieren, wird keine Studie für sich eine wahrhaftige Repräsentativät beanspruchen können. Ich hoffe, hierin stimmen wir zumindest überein.

Georg Dallmann | So., 12. März 2017 - 08:23

Ein Musterbeispiel dafür, daß gerade die Bundesregierung es zu wahrer "Meisterschaft" beim bewusstenFÄLSCHEN von Statistiken gebracht hat, ist die - sogenannte - "Arbeitslosenstatistik".

Hier werden regelmäßig ganze GRUPPEN von Betroffenen erst gar nicht mitgerechnet, um die Zahlen SCHÖN AUSSEHEN zu lassen......siehe:

http://www.n-tv.de/politik/Altere-Arbeitslose-wurden-nicht-erfasst-arti…

Entsprechendes gilt auch für die "Bundeskriminalitätsstatistik"...........ZUFALL?
????-----> Wer`s "glauben" mag..........

Detlef Dechant | Fr., 17. März 2017 - 13:43

Es ist immer gut, wenn man in Diskussionen Ergebnisse von Umfragen oder Statistiken als "Totschlagargument" anführen kann.
Aber man sollte sich dabei nicht selber belügen über deren Aussagekraft.
Vor allem die Erhebung eines Durchschnittwertes ist häufig Unsinn.
Beispiel:
Ein Linienbus ist voll besetzt. Es steigt eine übergewichtige Person ein. Das Durchschnittsgewicht ändert sich nur minimal!
Gleicher Bus, Bill Gates steigt ein, auf einmal ist der Bus voller Millionäre!
Ich habe mir für meine eigene Beurteilung von Umfrageergebnisse angewöhnt, immer nach der Fragestellung der gesamten Umfrage sowie der einzelnen Messpunkte zu fragen. Das hilft, Ergebnisse zu relativieren.
Und wenn andere zu sehr mit Statistiken um sich werfen, frage ich beharrlich nach den Quellen. Hilft beides sehr!!

Dr. Florian Bode | Fr., 24. März 2017 - 21:48

Wer sagt, dass die Befragten "ehrliche" Antworten geben. Worum sollten sie auch?

Wöchentliche Politbarometer sind übrigens so hilfreich, wie stündliches Wiegen bei einer Reduktionsdiät.

Entscheidend sind die Fragestellungen bei den Umfragen; denn, um ein Wunschergebnis zu generieren, müssen nur die "richtigen Fragen" gestellt werden. Dabei ist das Kriterium der Ehrlichkeit ohnehin ein Absurdum. Fatal ist es freilich, wenn die politische Klasse, nach den wöchentlichen Umfragen, ausschließlich ihre Politik bestimmt. Das beste Beispiel ist Seehofer in Bayern. Zwei wöchentliche Umfragen legen alles fest. Die alles entscheidende Frage ist dabei jedoch; IST DAS NOCH DEMOKRATIE?