Bundeskanzler Olaf Scholz / picture alliance

Unumkehrbarkeit politischer Beschlüsse - Deutschland erstarrt in seiner eigenen Bequemlichkeit

Zurzeit diskutiert man, Wehrpflicht und Atomkraft wieder einzuführen. Ein sinnloses Unterfangen. Egal ob Steuern oder soziale Wohltaten, Verbote oder Pflichten: Der Staat ist träge. Was einmal beschlossen wurde, bleibt bestehen.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Sie gehört zu den Klassikern absurder Steuerbeispiele mit Langzeitfolge, immer wieder gerne zitiert und angeführt: die 1902 beschlossene Schaumweinsteuer, eingeführt zur Erhöhung der „Wehrkraft des Landes“, wie es damals hieß, also vor allem zur Aufrüstung der kaiserlichen Marine. Den Kaiser gibt es schon lange nicht mehr. Aus seiner Marine wurde erst die Weimarer Reichsmarine, dann die Kriegsmarine des Dritten Reiches und schließlich die Bundesmarine. Doch die Schaumweinsteuer gibt es immer noch. Und das, obwohl sie eine Bagatellsteuer darstellt, deren Sinn nicht unmittelbar einleuchtet und deren Einnahmen von 352,5 Millionen im Jahr 2022 überschaubar sind.

Doch im Staat gilt: Einmal beschlossen, ist beschlossen. Umkehr unmöglich. Daran ändert übrigens auch die jeweilige Regierungsform nichts: Monarchie, Demokratie, Diktatur, dann wieder Demokratie. Egal. Geld brauchen sie alle. Und da der Staat selbst kein Geld erwirtschaftet, es aber immer und überall einziehen kann, bleiben einmal eingeführte Steuern für immer bestehen. Und auch alle anderen Beschlüsse.  

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Tomas Poth | Sa., 6. Januar 2024 - 12:09

Deutschland erstarrt, ist gelähmt, durch die Alt-Parteien-Sklerose!
Man kann auch von einem ideologisch parasitären Befall durch die Alt-Parteien sprechen.

Gerhard Lenz | Sa., 6. Januar 2024 - 12:32

Gerade versuchte ein aufgebrachter Mob, den Vizekanzler physisch zu attackieren. Jeder sieht: Die Demokratie ist ins Gefahr.

Besonders ein Philosoph sollte in einer solchen Situation ein paar mahnende Worte finden.

Stattdessen gießt er weiter Öl ins Feuer.

Ihre und Ihresgleichen Reaktion möchte ich mal sehen, wenn es sich nicht um eine paar Wutbauern gehandelt hätte, die Ihren geliebten Vize-Führer nicht von der Fähre ließen sondern um Extiction Rebellion, Fridays for Future oder sonstige Recht-d.h. Linksgläubige , die ihrer nur zu berechtigten Verzweiflung darüber Luft machen wollten, daß es mit dem Klimaschutz nicht schneller voran geht...Nicht , daß mich das Bohei um diesen "schrecklichen Verfall demokratischer Kultur" in Ihrer Blase wirklich erstaunte. Doppel-Standards gehören bei Rot Grün bekanntlich zur Grundsausstattung des Besteckkastens.

Man erinnere sich an Herrn Kemmerich, dessen Familie angegangen und bespuckt wurde. Er selbst wurde auch massiv bedrängt. Nach seiner Rücktrittserklärung rühmte sich die SPD dafür, dass die Stimme der Straße gesiegt habe. Aber da ging es ja gegen die bösen Rechtsradikalen von der FDP. Die durften heute auf ihrem Parteitag auch von den „Aktivisten“ der Attac einen Besuch überstehen.

Ich kann Ihrem Urteil mit den 2 Maßstäben nur unterschreiben.

Hans Schäfer | So., 7. Januar 2024 - 09:29

Antwort auf von Hans Jürgen Wienroth

Aber, aber, dass ist doch nicht zu vergleichen.
Herrn Lenz sein Heroen wurde gehindert eine Fähre zu verlassen. Ein Vorgang, der laut unserer IM Faeser nur mit dem Attentat auf den Kassler Reg.Präsident vergleichbar ist.
Habeck ist den Tod von der Schüppe gesprungen, Satire. Walter putzt schon das Bundesverdienstkreuz. Mahnt aber an, es nicht in Wernigerode zu verleihen.

Haben Sie ausser Ihrer auch heute wieder ausgelebten Empörung und Ihren Quatsch über "Blasenstandards" auch Argumentatives zu bieten? Natürlich nicht.

Nur schräge Worthülsen und übliche Nachsicht mit ein paar Extremisten, die "nationalen Widerstand" in die Realität umsetzen wollten.

Zu Ihrem Entzücken, vermute ich.

Was kaum vorhanden ist, kann auch kaum verloren gehen

Zumal das Volk mit seinen Bürgern, die den eigentlichen Wohlstand einer Gesellschaft erzeugen, weil diese wie eben auch die Bauern durch ihre tagtägliche Arbeit für den Mehrwert & den daraus resultierenden Steuern als Hauptsäule für eine funktionierende Gesellschaft tagtäglich trotz des Staats-Bürokratie-Wahnes ihren Mann stehen

während die Staats-Lakaien immer nur im EINFORDERN ganz groß sind

während ihre Arbeit mangelhaft, voller Hochmut (7-Todsünden als Leitmotiv) ausgeführt wird

während man die Verantwortungs-Übernahme nicht kennt oder auf die sogenannten Staatsfeinde wie AFD, Werte-Union, Quer -& Freidenker, aber auch die abertausende von "rechten" Freigeistern, die einfach eine andere Meinung wie der Staat mit seinen Staatslakaien bei den Medien, in der Wissenschaft/Forschung, Universitäten &&& haben

dies zum AUSDRUCK bringen

& ich hoffe, das ganz, ganz VIELE

FRIEDLICH ihre MEINUNG vom STAAT halten, zum Ausdruck bringen

NICHTS

Wolfgang Tröbner | Sa., 6. Januar 2024 - 13:10

"Deutschland erstarrt in seiner eigenen Bequemlichkeit" - das trifft allenfalls auf Beamte und andere Staatsdiener zu, die samt und sonders vom Staat bzw. dessen Vorfeldorganisationen bezahlt werden. Auf alle anderen, die sich auf sich, ihre Arbeitskraft und die Wirtschaft verlassen müssen, um zu überleben, trifft es nicht zu. Und das dürfte die Mehrheit sein. Beispiel Bürgergeld. Das Wort suggeriert, dass die Bürger dieses Landes Nutznießer des "Bürgergeldes" sind. Nun, ich bin auch Bürger und sogar Steuerzahler, komme aber nicht in den Genuss des Bürgergeldes. Vielleicht sind wir Steuerzahler offiziell keine Bürger mehr, sondern nur Untertanen?

Keppelen Juliana | So., 7. Januar 2024 - 09:55

Antwort auf von Wolfgang Tröbner

Erstarrt in Bequemlichkeit? Wenn die Bürger die unten ausbügeln und versuchen das auf die Reihe zu bekommen was oben verbockt wird so bequem wären wo wäre da unser Staat? Die vielen ehrenamtlichen Helfer und engagierten Menschen die freiwillig und zusätzlich zu ihrer Arbeit sich einbringen um das Versagen von oben zu mildern sei es in Vereinen oder Gemeindearbeit egal auf welchen Gebieten.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 6. Januar 2024 - 13:31

sagte dereinst Roman Herzog unser Altbundespräsident. Doch wer und was löst diesen Ruck aus? Ich hate mal gedacht die Coronamaßnahmen, die Beschneidung unserer Grundrechte würden einen solchen Ruck auslösen. Weit gefehlt, großer Irrtum. Könnten das ab nächste Woche die bundesweiten Proteste vor denen KGE und andere warnen, sie könnten von "Rechten" Querdenker und Staatsdelegitimierer "missbraucht" werden? Oder planen irgendwelche Gruppierungen heimlich einen Umsturz? Nur wer würde sich von den bequemen Deutschen dazu aufraffen, sieht man mal von ein paar Rentnern der"Rollator Gang" ab.

Karl-Heinz Weiß | Sa., 6. Januar 2024 - 14:04

Ist es tatsächlich Bequemlichkeit? Auf kommunaler Ebene funktionieren noch viele Entscheidungsprozesse, weil die handelnden Personen "greifbar" sind. Anonyme Prozesse machen misstrauisch, denn hinter "Alternativlosigkeit" verbergen sich allzuoft knallharte Gruppeninteressen. Dies führt zunehmend zur gesellschaftlichen Entsolidarisierung.
Wohin diese führt, zeigt der Extremfall Ukraine. Die Last des bald zweijährigen Kriegs trägt nicht der Mehrheit und viele warten (wo auch immer) ab.

Hans Jürgen Wienroth | Sa., 6. Januar 2024 - 14:19

Wenn man Ihre Worte liest, an denen sicher viel Wahres dran ist, dann kann einem Angst um die Zukunft dieses Landes werden. Nicht reformierbar ist die Schlussfolgerung. Sind wir wirklich schon so dekadent, dass wir uns nichts mehr erklären lassen, selbst wenn es unseren Untergang bedeutet?

Da habe ich noch Hoffnung. Wir müssen jedoch zunächst wieder echte Diskussionen zulassen, dürfen uns nicht mehr nur den vordergründig einfachen Lösungen zuwenden. Wir müssen den „Querdenkern“, die sich mit der Komplexität auseinandersetzen, die das große Ganze sehen wollen, wieder positiv gegenüber stehen. Nicht ohne Grund verteufelt unsere Regierung diese so sehr, stehen sie doch mit Wissenschaftlichkeit den angebotenen einfachen Lösungen, wie der kostenlosen Energie in unendlichen Mengen aus Wind und Sonne im Wege.

Es wird Zeit für klare Worte in der Politik, die das Wohl der Mehrheit wieder in den Vordergrund stellt und sich weniger um Partikularinteressen kümmert. Dann klappt auch die Wende.

H. Stellbrink | Sa., 6. Januar 2024 - 14:26

Die SPD sollte Gerhard Schröder ein Denkmal bauen. Er war einer der wenigen Politiker, der gezeigt hat, was gelingen kann, wenn der Wildwuchs zurückgeschnitten wird. Seine Nachfolger haben den Zug wieder zum Stehen gebracht.
Und ab und zu wird mit viel Wortgetöse ein Doppel-Wümmschen heraufbeschworen (und nichts getan), die Sicherheit Israels als Staatsräson beteuert (und die Hamas finanziert) und jede gezielte Maßnahme wie das Elterngeld zu einer Umverteilungsmaßnahme umfunktioniert.

Norbert Heyer | Sa., 6. Januar 2024 - 15:11

Wir steuern immer tiefer in den Sumpf des Stillstandes. Wer uns heute regiert, davon hätte kaum einer die Chance, einen einfachen Job in der freien Wirtschaft auszuüben. Geben wir die Produktion von Verbrenner-Autos auf, geht unsere wichtigste Industrie flöten. Die Chemie geht, die Rohstoff- und Energiepreise machen unsere Produkte zu teuer, bei den Bauern versucht man auch, sie zum Aufgeben zu zwingen. Wenn Industrie verschwindet, ideologisch bedingte Steuer alles bewusst verteuert, die Menschen Strom und Gas nicht mehr finanzieren können - dann haben die Grünen ihr Ziel erreicht: Deutschland wird abgeschafft, das einstmalige Vorzeigeland geht unter in ein gewünschtes? Kalifat und vernichtet alle christlichen Traditionen. Ich habe das Gefühl,
sehr viele Deutsche sehen Demut und Buße herbei, dass wir alles opfern für eine irre Migration - und die Welt wird sich weiter drehen, während in Deutschland alle Lichter der Aufklärung ausgehen - ein Totalversagen unserer gestörten Eliten.

wie kommen sie darauf es dreht und bewegt sich doch viel in Deutschland jedenfalls an Windrädern (wenn der Wind weht) mehr Drehung ist nicht möglich. Und unser Land umzuformen zu einem Kalifat und zu einem Bundland was wiederum einem Kalifat diametral entgegensteht mehr Bewegung geht fast gar nicht und von "nie wieder Krieg" zu "mehr Waffen, Kriegssoli und Endsiegträumen" hallo was will man mehr. Ich denke der Bürger kommt den ganze Drehungen gar nicht mehr hinterher aber das macht nichts dafür wird er abgezockt dass die Schwarte kracht. Abends sitzt der Bürger vor der Tagesschau und bekommt erklärt warum das alles so ist und sein muss bis sich im Kopf alles dreht aber dafür gibts dann Aspirin (sofern die in Indien genug liefern und im roten Meer nicht gerade ein Krieg tobt wie wir aus der Tagesschau erfahren haben). Also es dreht sich was nur nicht meckern sonst droht die Nazikeule. (Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten).

Edwin Gaza | Sa., 6. Januar 2024 - 16:38

Wir haben Identitätspolitik aus gesinnungsethischen Gründen perfektioniert, mit allen Konsequenzen.
Darum haben wir diesen dysfunktionalen Staat.
Wir werden das aber erst versuchen zu ändern, wenn es an die Bequemlichkeit der Steuer zahlenden Bürger geht.

Gunther Freiherr von Künsberg | Sa., 6. Januar 2024 - 17:30

wenn er Deutschland attestiert aus Bequemlichkeitsgesichtspunkten sei es unmöglich staatliche Maßnahmen, auch wenn sie sich als nicht sinnvoll erwiesen haben, wieder rückgängig zu machen. Wäre diese Feststellung richtig wäre das eine Rechtfertigung für die Abschaffung der Demokratie und die Wiedereinführung einer Diktatur, wie sie nicht nur in Deutschland zur Abschaffung von Rechten geführt hat und bei welchen nicht das Volk (durch Wahlen und durch ein Parlament) sondern ein autoritärer Machtklüngel für“ Ordnung“ sorgt. Die Demokratie mag schwerfällig sein, die deutsche Demokratie aufgrund des Umstands, dass der Deutsche sich mehr um seine Rechte denn um seine Pflichten kümmert, er deshalb die Demokratie mit ihren bürokratischen Auswüchsen in Schwierigkeiten bringt.
Dass ich mit dieser Befürchtung richtig liege zeigt sich schon daran, dass bestimmte Parteien, die mit einfachsten (wenig demokratischen) Maßnahmen hausieren gehen, Zulauf bekommen.

Luigi | Sa., 6. Januar 2024 - 19:11

Jedes Gesetz sollte ein Verfalldatum z.B. 5 Jahre haben und dann dem Parlament zur Verlängerung vorgelegt werden. Im Vorfeld wird eine Expertise des Bundesrechnungshofs erstellt. Welches Ziel hatte das Gesetz und wurde das Ziel erreicht. Und dan kann fröhlich debattiert werden. Der Vorteil: Die Abgeordneten beschäftigen sich mit der Entwirrung des vorhandenen Gesetzesdschungels statt das Dickicht durch immer neue Gesetzte noch unübersichtlicher werden zu lassen.

Urban Will | Sa., 6. Januar 2024 - 19:34

Zwar trifft einiges zu, so etwa die putzige Sektsteuer, aber in Sachen Bürgergeld oder – hier gar nicht erwähnt – CO² – Abgabe (wie immer man die nennt), oder aber Atomkraft und all das, was in Sachen Energie und Klima an Blödsinn beschlossen wurde, gäbe es, so meine feste Überzeugung, ziemlich schnelle Änderungen, bzw. Rückkehr zum Bewährten, würden die richtigen Leute regieren.
Links – Grün sind die falschen Leute, sie regieren mehr oder weniger nun seit fast 20 Jahren, denn Merkel war eine Links – Grüne und ihr Buckelhaufen CDU machte mit. Und noch nie wurde so viele geisteskranker Irrsinn entschieden als in dieser Zeit.

Eine neue „Groko“ aus (geläuterten, oder vielleicht die neue „Werteunionspartei“) Schwarzen und Blauen – längst überfällig und auch der Wille der Wähler – würde vieles von dem, was in den letzten beiden Dekaden angerichtet wurde, wieder umdrehen. (Klagen hin oder her)
In einer ihrer genialen BT - Reden hat Weidel dies neulich aufgeführt.