Und wer soll den Knopf drücken – etwa Ursula von der Leyen? / dpa

EU-Atomwaffen - Die Scheindebatte

Wieder einmal wird über EU-Atomwaffen diskutiert. Doch ein solches Programm ist unrealistisch. Vor allem aber werden bei der ganzen Debatte die neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen übersehen: Große konventionelle Kriege werden wieder möglich und denkbar.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Ernsthaft debattieren kann man über alles. Über Weihnachtsbäume zu Ostern. Über ein Grundrecht auf Gummibärchen. Oder eine Verlegung von Berlin an die Ostsee. Warum nicht? Schließlich braucht es in diesem Land mehr Phantasie und mehr geistige Flexibilität. Man sollte über alles reden.

Die Bemerkung Christian Linders, ernsthaft über eine EU-Atombombe zu diskutieren, ist daher wohlfeil. Auch Katarina Barley, Spitzenkandidatin der SPD für die EU-Wahl, plädierte für Atomwaffen unter Kontrolle und Kommando der Europäischen Union.

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Tomas Poth | Sa., 24. Februar 2024 - 11:40

Hier wird zu begrenzt auf die "Große Atombombe" geschaut, die irgendwo im Raketensilo oder Mittelstreckenraketen die auf fahrbaren Trägersystemen auf den Start warten.
Die hier erwähnten Nuklearwaffen die mit Flugzeugen ins Ziel gebracht werden sollen, die sind obsolet! Die werden auf ihrem Weg vom nächstliegenden Flugabwehrsystem/Drohne abgeschossen
Eine europäische Nuklearwaffe ist hirnlos, weil keine Einigkeit über den Einsatz erzielt werden kann.
Bleibt für Deutschland die Seegestützte Nuklearwaffe, z.B. auf U-Booten, die mit entsprechender Reichweite eine Abschreckung sein können wie hier im Artikel beschrieben.
Darüber kann man diskutieren. Innerhalb der Marine und Bundeswehr ist das Gegenstand von Sandkastenspielen.
Dazu muß Deutschland aus allen Verträgen die die Verbreitung von Nuklearwaffen ausschließen kündigen.
Und dann sind da noch die 2+4 Verträge die den Siegermächten ein Veto zur atomaren Bewaffnung Deutschlands unter eigenem Befehl einräumt.
Soviel zur Souveränität!!

Gerhard Lenz | Sa., 24. Februar 2024 - 11:42

Was würde passieren, wenn alle imperialistischen Träume "Vladimirs des großen Putins" platzen würden und ihm das Wasser bis zum Hals stünde? Was, wenn in einer militärischen Auseinandersetzung - die uns hoffentlich erspart bleibt - ein gedemütigter Putin nur noch die atomare Katastrophe als letzten "Ausweg" sehen würde?
Da könnte die restliche Welt nur noch hoffen, dass irgendein Mensch mit Restverstand sich in Putins Umgebung aufhält, was im Moment nicht erkennbar ist.
Bis dahin - und ich hoffe, es kommt nie soweit - hat der Westen gar keine andere Möglichkeit: Das ständige Getöse der Putin-Bulldogge Medwedjew wie auch Putins pseudo-nachdenkliches Eingeständnis, es wäre ein "Nuklearkrieg vorstellbar" (oder gar wahrscheinlich) kann nur dadurch relativiert werden, dass den Russenkriegern sehr deutlich klargemacht wird, was bei Einsatz von Nuklearwaffen passieren würde: Die Vernichtung Russlands. Ob jedoch Trump, sofern er gewählt wird, zur Abschreckung fähig ist, darf bezweifelt werden.

Walter Bühler | Sa., 24. Februar 2024 - 11:55

Es ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass die Atommacht GB die EU verlassen hat.

Frankreich ist die letzte Atommacht in der EU, und benötigt dafür auch eine zivile Nuklearindustrie.

Wenn für eine eigenständige europäische Atom-Bewaffnung im "Anti-AKW"-Deutschland kein Interesse besteht - warum sollte dann Frankreich sich noch`länger mit einer EU herumschlagen, die die kostspielige "force de frappe" nur als ein spinnertes Hobby der Franzosen betrachtet?

Was den roten Knopf betrifft: Bei all Ihrer berechtigten Kritik an vdL : Sind die heutigen "Knopfdrücker" (Putin, Biden, Trump, Macron, Sunak, ...) wirklich so viel anders?

Natürlich, in der gegenwärtigen Verfassung taugt die EU nichts, das beschreiben Sie ganz richtig. Konsequent wäre es, die EU aufzulösen oder neu aufzubauen.

Aber: auch ohne EU könnte sich Deutschland nicht einfach wegducken.

Es ist keine Scheindebatte: Die Stabilität des "atomaren Schirms", von der Sie am Ende sprechen, ist einfach NICHT MEHR KOSTENLOS zu haben.

Hans Jürgen Wienroth | Sa., 24. Februar 2024 - 12:29

Danke für den guten Schluss. Zunächst ist es jedoch erforderlich, dass das „Schlaraffenland“ in der Realität ankommt. Wer „humane“ Kriege führen will, wie die EU beim Einsatz im Roten Meer, der sollte besser gleich für die feindlichen Truppen Kaffee und Kuchen bereitstellen. Die Israelis und viele andere, die Krieg führen (und nicht spielen), die wissen, dass es keine menschlichen Kriege gibt. Wer nicht bereit ist, den Gegner gnadenlos zu töten, der sollte sich gleich ergeben. So bleiben vielleicht noch ein paar mehr Menschen am Leben.

Dazu ist in der EU, in einem großen Teil der westlichen Welt niemand bereit. Das ist die große Stärke der Russen und aller anderen, die Krieg führen oder wie die Chinesen evtl. dazu bereit sind. Hinzu kommt, dass der Terrorismus die wohl inhumanste Art der Kriegsführung ist. Wer nicht bereit ist, den Gegner auszurotten, der kann nicht gewinnen.

Das sollte auch die zahnlose UNO erkennen, die sich einer muslimischen Mehrheit in der Welt unterordnet.

Bernd Windisch | Sa., 24. Februar 2024 - 12:42

Hier irrt der Autor. Der Ukraine - Krieg ist nur möglich, weil die Ukraine atomar gesehen temporär schutzlos war. Hier hat der Westen schwere Schuld auf sich geladen. Als die Ukraine die russischen Atomwaffen abgegeben hat hätte es harte Sicherheitsgarantien geben müssen. Die Ukraine lehrt aber auch, Russland kann Europa weder konventionell noch atomar bezwingen. Wer als erster schießt ist als zweiter tot. Russland hat auch gar kein Interesse Europa zu besetzten. Die Ukraine wegen, der heranrückenden Nato, schon. Wir sehen es ja gerade.
Wir haben leider keine vereinigten Staaten von Europa, sondern eine Wirtschaftsgemeinschaft degenerierender Nationalstaaten. Deutschland vorneweg ist noch nicht einmal in Friedenszeiten in der Lage seine Grenzen zu schützen. Wen wundert es eigentlich bei den vielen nationalen Identitäten hier, dass es eine deutsche Identität kaum mehr gibt. Wir sind jedoch nicht die USA. Die Mehrheit der hier lebenden Ausländer identifiziert sich mit ihrer Heimat.

Norbert Heyer | Sa., 24. Februar 2024 - 13:05

Ich werde bei solchen Themen immer sehr zynisch: Ich halte im Falle eines Konfliktes den sofortigen Einsatz von Atombomben für angebracht: Sie würden langes Sterben von Soldaten an der Front verhindern und auch die Schönen, Reichen und Mächtigen könnten sich keinen schlanken Fuß machen. Also: Einsatz von Atombomben wird es aus vorgenannten Gründen niemals geben, denn nur ein langer, alle zermürbende Krieg würde eine abgehobene Gesellschaft wieder auf den Boden der Tatsachen bringen - und nicht vergessen: Da wir am Ende eines langen Krieges alles kurz und klein geschlagen haben, würde der Wiederaufbau unserer Städte einen gewaltigen Konjunktur-Schub auslösen. Wie bei vielen Spielen beginnt dann wieder alles bei „0“ und ein neuer Kreislauf beginnt, bis wieder einmal menschliche Streitlust und Machtstreben neue Konflikte heraufbeschwört. Nein, wir werden bestimmt nicht vernünftig und real denkende Lebewesen, wir werden dann irgendwann mal wieder die Grenzen des Zusammenlebens austesten.

Christoph Kuhlmann | Sa., 24. Februar 2024 - 13:15

Nur Interessen. Der Präsident der USA definiert diese Interessen. Er hat die NATO bereits einmal für obsolet erklärt und mit dem Austritt der USA gedroht. Er hat im Wahlkampf wiederholt mit einem Bruch des Nato-Vertrages gedroht. Manche wollen es einfach nicht wahrhaben. Das hatten wir doch schon bei der Friedensdividende. Die Nuklearmächte England und Frankreich haben einige Interkontinentalraketen. Über taktische Atomwaffen besteht eine großem Lücke zu den gut 5000 Stück Russlands. Ich halte es deshalb für sinnvoll, über die Beschaffung von taktischen Atomwaffen unter europäischem Natokommando nachzudenken. Wir laufen sonst Gefahr extrem erpressbar zu werden. Sei es durch Russland oder die USA.

Dr. Armin Schmid | Sa., 24. Februar 2024 - 13:33

kann man sicher sein, dass der Vorschlag für die Tonne (in diesem Fall für die Megatonne) ist. Der Atomkoffer als Wanderpokal wäre noch sinnloser als der EU-Wanderzirkus zwischen Straßburg und Brüssel. Und wenn man den roten Knopf fest "in Brüssel" installieren will, dann doch hoffentlich mit EU-Parlamentsvorbehalt plus qualifizierter Mehrheit (gestaffelt nach Megatonnen) in der Kommission.

Im Ernst und so leid es mir tut, zur Abschreckung taugt ein Atompotenzial nur dann, wenn ein (1) Mann (m/w/d) den Einsatzbefehl geben kann. Alles andere wäre teure Augenwischerei.

Albert Schultheis | Sa., 24. Februar 2024 - 15:27

Können nicht bis Drei zählen! Keinen Schimmer von Wirtschaft, von Physik Chemie, Statistik! Null Ahnung von Soziologie - von Masseneinwanderung, Integration und Clash of Civilizations - trotz all ihrer "Experten"! Nichts gelernt, nichts gearbeitet, null Erfahrung in den Realia des Lebens! Aber alles besser wissen und keinen Haufen scheißen können! Aber Atombomben! Dabei sitzt der Feind längst innerhalb der Stadtmauern! Ist unser Nachbar, flaniert durch unsere Straßen auf unseren Plätzen und treibt sein Wesen. Mit Ansage! Alahu akhbar! Viel Spaß beim Bombardieren der eigenen Innenstädte! Vollidioten! Was wäre da noch verfassungsschutzrelevant zu de-legitimeren? Nada!