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() Die Schröders - ihre Zukunft fest im Blick
Triumph der Gleichstellung oder Strippenziehen mit Frau?

Doris Schröder-Köpf sitzt neuerdings im Aufsichtsrat von Karstadt. Ein großer Schritt für die ehemalige Kanzlergattin. Ein kleiner für die Frauensache. Denn die Berufung der Gattin riecht nach patriarchalischem Gekungel.

Nun hat sie es geschafft nach ganz oben, dorthin, wo die Luft gemeinhin dünn ist, sehr dünn, vor allem für Frauen: Doris Schröder-Köpf wird künftig im Aufsichtsrat von Karstadt mitentscheiden. Das sind die News. Doch Moment. Doris, wer? Es ist jene Doris, die sich vor Jahren ins Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit katapultierte, indem sie Gerhard Schröder ehelichte, damals noch Ministerpräsident von Niedersachsen, der vormals mit Hillu (Sie wissen schon, die, die keine Schnitzel...) - aber das ist zugegeben eine eigene Geschichte. Als ich die Meldung im Radio hörte, war mein erster Reflex: Schröder höchstselbst ist berufen worden. Gerhard, der einstige Kanzler der Bosse. Doch es ging um Doris, die stets so zerbrechlich wirkende Blondine, ehemalige Bild-Reporterin, die sich als engagierte Kanzler-Gattin in Berlin ein eigenes Büro einrichten ließ. Es geht nicht um IHN, sondern um SIE. Ein guter Tag also für die Frauen hierzulande, möchte man meinen. Denn Deutschland, dieses Fleckchen Erde, das sich gerne als neusten Schrei präsentiert, kommt im internationalen Vergleich recht hinterweltlerisch daher, wie eine verstaubte Trutzburg rückwärtsgewandter Alphatierchen. Dieses Fleckchen Erde hat Durchdringung, Erneuerung, Veränderung dringend nötig: Einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey zufolge sind bei den größten deutschen Unternehmen 98 Prozent der Vorstände Männer. Im Kreis der elf wichtigsten Industrie- und Schwellenländer landet Deutschland damit auf dem letzten Platz – gleichauf mit Indien. Bei der Besetzung der Aufsichträte sieht es, immerhin, nicht ganz so miserabel aus: Da liegt der Frauenanteil nicht bei mageren zwei, sondern bei 13 Prozent. Zu mehr als zum Platz im hinteren Mittelfeld reicht es aber auch da nicht aus. In beiden Disziplinen haben ohnehin skandinavische Länder die Nase vorn - dort können Frauen auch mit Teilzeitmodellen Karriere machen. Demnach wäre Doris Engagement ein Schritt in die richtige Richtung, also: Go for it! Muttis, stürmt die Aufsichtsräte! Doch so recht will sie sich nicht einstellen, die frauensolidarische Freude. Zwar schönt die Berufung von Schröder-Köpf die Statistik. Zudem ist es durchaus bemerkenswert, dass der Karstadt-Retter Nicolas Berggruen nicht wie sonst üblich auf einen alten Hasen, sondern demonstrativ auf eine Quereinsteigerin setzt. Seiteneinsteiger stehen für inhaltliche Bereicherung, eine neue, oftmals auch unkonventionelle Sicht der Dinge. Vor allem in Zeiten demographischen Sinkflugs kann das Prinzip Quereinstieg für die Wirtschaft eine Chance bedeuten. Andererseits: Sie nagt an einem, die Frage der tatsächlichen Qualifikation. Journalistinnen und Mütter (beides ist Schröder-Köpf) gibt es wie Sand am Meer. Und doch werden sie nicht mir nichts dir nichts in Führungsposten gehievt, geschweige denn in gut dotierte Aufsichtsratsposten berufen. Welche wegweisenden Ideen, welche Geistesblitze könnte die Schröder-Gattin also anstrengen zur Sanierung der maroden Kaufhauskette außer jenen, die sich so manch andere Frau beim wöchentlichen Power-Shopping in der City nicht auch schon gemacht hätte? Und so landet man am Ende doch weniger bei IHR als bei IHM, dem Macher, dem Strippenzieher. Und man landet beim Frauchen-Prinzip: Gerhard Schröder als nicht wegzudiskutierender Wettbewerbsvorteil seiner Frau Gemahlin, als personifizierter Push-Up. Rein zufällig ausgestattet mit besten Kontakten ins Putin-Reich, das – ebenfalls ganz zufällig - ein Riesen-Konsumenten-Markt ist. Wollte da jemand womöglich nicht die Frau, sondern vielleicht doch eher den einflussreichen Gatten näher an sich binden? Der vermeintliche Fortschritt an der Gleichstellungsfront jedenfalls trägt einen unschönen Beigeschmack. Und wirkt am Ende weniger wie der Sieg der Vernunft über die vorherrschende Altherren-Agonie, sondern wie der Kungel-Akt zweier männlicher Haudegen in bester patriarchalischer Tradition.

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