- Schaf Norbert unter der Guillotine
Ein geradezu prophetisches Video stellten zwei Berliner Kunststudenten vor einiger Zeit ins Netz. Demokratisch wurde darüber abgestimmt, ob ein Schaf namens Norbert sein Ende unter einer selbstgebastelten Guillotine finden sollte. Ein anderes Schaf, mit dem gleichen Namen, wurde in Nordrhein-Westfalen von den Wählern zum Abschuss freigegeben
Manchmal hat Kunst etwas Prophetisches. Die zwei Berliner Kunststudenten Iman Rezai und Rouven Materne hatten vor einiger Zeit ein Video ins Netz gestellt, in der sie in einer Dauerschleife die Funktionsfähigkeit einer von ihnen gebauten Guillotine unter Beweis stellen. In diesem Zusammenhang ließen sie online demokratisch darüber abstimmen, ob ein Schaf namens Norbert unter dem Fallbeil sein jähes Ende finden möge.
Dass die beiden das Ende der Abstimmung über das Schicksal Norberts ausgerechnet auf die Woche terminierten, in der ein anderes Schaf namens Norbert politisch ein bis drei Köpfe kürzer gemacht wurde, nur Zufall? Nein, genau diese unbewusste, seherische Gabe zeichnet den guten Zufalls-Poeten aus der Welt der Kunst ja geradeaus. Und zwischen beiden Projekten gibt es weitere Parallelen: Auch über das Ende von Norbert Röttgen hatte es eine demokratische Abstimmung gegeben, die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen.
[gallery:Norbert Röttgen: Kanzler im Wartestand?]
Dazu haben die Kollegen schon fast alles gesagt, u.a. hier und hier. Dass die Guillotine von Rezai und Materne bei genauer Betrachtung des Videos auch noch Rot-Grün (sic!) leuchtet, Chapeau, liebe Künstler.
Nur die Rolle Horst Seehofers haben sie in ihrem Werk nicht berücksichtigt. Dabei war doch schon vor dem Interview mit Claus Kleber für das heute-journal, in dem der bayerische Ministerpräsident Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Abschuss Röttgens aufforderte, bekannt, wie viel Wertschätzung er dem jetzigen Bundesumweltminister a. D. entgegenbringt.
Nämlich gar keine, oder frei nach Hobbes: „Seehofer ovi Norberto lupus“. Übersetzt für die Nichtwähler Röttgens in NRW heißt das: „Der Seehofer ist dem Schaf Norbert ihm sein Wolf.“
Für die Herren Materne und Rezai hat sich ihre Aktion gelohnt. Mehr als vier Millionen Menschen haben im Internet an der Abstimmung teilgenommen, was nur etwas weniger ist als die Anzahl der Nichtwähler in Nordrhein-Westfalen.
Alle Tierfreunde können sich weitere Hassmails übrigens sparen, da sich die Mehrheit für ein Weiterleben von Norbert ausgesprochen hat.
Derweil soll ein amerikanischer Kunstsammler bereit sein, 1,75 Millionen Euro für die Guillotine geboten haben. Für die Video-Installation der Herren Kleber und Seehofer liegen dagegen noch keine Gebote vor.
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