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Alice Schwarzer - Der Erich Honecker des Feminismus

Alice Schwarzer hat Berichte über ihr Schweizer Konto als „Rufmord“ bezeichnet. Die Feministin verspielt mit dieser anmaßenden Reaktion ihren letzten Rest Glaubwürdigkeit. Ein Kommentar

Alexander Marguier

Autoreninfo

Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Stiftung Warentest, ADAC – und jetzt auch noch Alice Schwarzer. Wenn bundesrepublikanische Institutionen von solchem Format binnen kürzester Zeit ihr sagenumwobenes Renommee verlieren, muss Deutschland wohl in seinen Grundfesten erschüttert sein. Oder etwa nicht?

Womöglich stellt sich jetzt einfach nur in aller Deutlichkeit heraus, was die meisten ohnehin schon ahnten: Dass es sich bei den drei genannten Organisationen (und die Frauenrechtlerin aus Köln darf man wohl mit Fug und Recht als solche bezeichnen) um pressure groups handelt, die zuvörderst nach dem schnöden Prinzip der Eigennutzmaximierung handeln. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wenn sie nicht über Jahrzehnte hinweg und mit aller Kraft den Eindruck vermittelt hätten, es ginge ihnen in Wahrheit um das hehre Wohl der Allgemeinheit. Wer, wie der ADAC, eine gefühlte Ewigkeit sein gelbengelhaftes Image gepflegt und dabei wenig öffentlichen Widerspruch erfahren hat, dem fällt es natürlich besonders schwer, sich mit den neuen Realitäten abzufinden. Der Auftritt des ADAC-Chefs Peter Meyer gestern Abend bei Günther Jauch war ein schönes Beispiel für die in solchen Fällen nachwirkende Selbstherrlichkeit.

Im Vergleich zu Alice Schwarzer, von der jetzt bekannt geworden ist, dass sie jahrzehntelang ein Konto in der Schweiz geführt und in größerem Umfang Steuern hinterzogen hat, wirkt aber sogar der Automobilclub-Boss noch wie ein ertappter Schuljunge. Denn immerhin stilisiert sich Meyer nach der Demaskierung seiner Vereinigung nicht als Opfer finsterer Mächte. Schwarzer – und das ist inzwischen ihr größtes Problem – tut genau das: Sie bemitleidet sich auch noch selbst und schiebt anderen die Schuld für ihr Missgeschick in die Schuhe. Wie sich die Frau auf ihrer Homepage über den Hinterziehungstatbestand äußert, ist geradezu grotesk und ein weiterer Beweis dafür, dass Alice Schwarzer ein Paralleluniversum bewohnt, aus dem es für sie kein Entkommen mehr zu geben scheint. Die Situation erinnert an einen längst abgesetzten Autokraten, der wider alle Tatsachen in Allmachtsfantasien schwelgt. Aus Alice Schwarzer ist der Erich Honecker des Feminismus geworden.

Niederträchtiger Versuch der Reinwaschung


Natürlich war das Schweizer Konto aus ihrer Sicht kein banales Steuerersparnis-Modell, sondern reiner Selbstschutz: Das Geld habe sie dorthin geleitet „in einer Zeit, in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen“, schreibt sie in ihrem Internetauftritt. Mit anderen Worten: Als politisch Verfolgte hatten die Repressionen gegen sie ein solches Ausmaß angenommen, dass sie damit rechnen musste, der deutsche Staat würde ihr Vermögen konfiszieren. Der damit unausgesprochene Vergleich zur Judenverfolgung im Dritten Reich macht nicht nur die Dimension des Schwarzerschen Wahns deutlich, sondern es ist ein geradezu niederträchtiger Versuch der Reinwaschung durch Insinuation einer vermeintlichen historischen Kontinuität. Wer derart anmaßend argumentiert, verspielt am Ende auch bei den allzu Wohlmeinenden die letzten Reste an Glaubwürdigkeit.

Alice Schwarzer füllt ihre schlecht einstudierte Opferrolle mit einer solchen Penetranz aus, dass auch abwegigste Verschwörungstheorien ins Repertoire aufgenommen werden. Warum kommt es also ausgerechnet jetzt zu den Berichten über ihre Steuersünden? Die Betroffene weiß es genau: „Zu viele haben in meinem Fall ein Interesse daran. Ein politisches Interesse. Und ich frage mich, ob es ein Zufall ist, dass manche bei ihrer Berichterstattung über mich gerade jetzt auf Recht und Gesetz pfeifen? Jetzt mitten in der von Emma angezettelten Kampagne gegen Prostitution, wo es um Milliarden-Profite geht. Bei der Jahrzehnte währenden Kritik von Emma am Ehegattensplitting, mit dem Vater Staat die Hausfrauenehe mit Milliarden subventioniert. Oder auch nach so scharfen öffentlichen Kontroversen, wie im Fall Kachelmann.“ Alles klar? Ein finsterer Komplex – bestehend aus ehemaligen Wettermoderatoren, amtierenden Finanzministern und internationalen Zuhältern – ist angetreten, um eine heldenhafte Widersacherin zu vernichten. Dagegen sind ein paar dem Staat vorenthaltene Steuern ja wohl Peanuts.

Wahnhafte Persönlichkeiten neigen schon mal dazu, sich von dunklen Mächten umzingelt zu sehen. Der ärgste Feind von Alice Schwarzer ist jedoch längst kein anderer als: sie selbst.

 

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