Stegemann und Bischof Wilmer
Bernd Stegemann und Bischof Wilmer / J. Marguier

Bernd Stegemann und Bischof Wilmer im Gespräch mit Volker Resing - Cicero Podcast Gesellschaft – „Jede Ideologie ist der Tod der Freiheit“

Was bleibt, wenn die Religion verschwindet? Der katholische Bischof Heiner Wilmer diskutiert mit dem Publizisten und Dramaturgen Bernd Stegemann über die letzten Dinge und aktuelle Probleme. Haben Glaube und Gott in einer aufgeklärten Gesellschaft noch einen Platz?

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

So erreichen Sie Volker Resing:

Der Theologe streitet mit dem Theaterwissenschaftler über die Rolle der Kirchen in den aktuellen politischen Krisen. Was bewirken Äußerungen der Bischöfe und was nicht? Und wie sieht es mit der Nächstenliebe gegenüber AfD-Anhängern aus? Bischof Wilmer warnt vor Verharmlosung. Die Dinge müssten beim Namen genannt werden; vieles, was da geäußert werde, sei einfach gruselig, so Heiner Wilmer. „Jede Ideologie ist der Tod der Freiheit.“
 
Bernd Stegemann mahnt die Kirchen, sich wieder um das Zentrum des Glaubens zu sorgen. In der Gesellschaft würden die übrig gebliebenen Glaubenspartikel ein Eigenleben führen, das sei gefährlich. Der entscheidende Fehler der Debatten, etwa in der Corona-Zeit, sei der Rigorismus, so Stegemann. Da haben die Kirchen zu wenig mäßigend eingegriffen, meint er. 
 
Polarisierte Debatten, Kulturkämpfe um Identitätspolitik – muss die Kirche nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden? Zu viel Politisierung des Glaubens sei der falsche Weg, entgegnet Heiner Wilmer. Bischöfe seien nicht die besseren Politiker. Es gebe ein Missverständnis, sagt der Bischof: „Im Zentrum des Evangeliums steht nicht Moral, sondern im Zentrum steht Erlösung.“

Zu der Debatte ist von Stegemann aktuell folgendes Buch erschienen: Was vom Glauben bleibt. Auswege aus der atheistischen Apokalypse (Klett-Cotta). Heiner Wilmer hat in diesem Herbst folgenden Band veröffentlicht: Herzschlag: Etty Hillesum. Eine Begegnung (Verlag Herder).

 

Bernd Stegemann, Bischof Wilmer und Volker Resing
Bernd Stegemann (li.), Bischof Wilmer und Volker Resing in der Cicero-Redaktion

Das Gespräch wurde am 16. Oktober 2024 aufgezeichnet.

Sie können den Podcast jetzt hier – klicken Sie dazu „Inhalte aktivieren“ – hören, oder auch auf allen Podcast-Portalen.


Sie sind interessiert an weiteren Themen und noch kein Abonnent von Cicero Plus? Testen Sie uns, gratis für 30 Tage.

Mehr Podcast-Episoden:

 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Dietmar Philipp | Fr., 8. November 2024 - 14:11

Jeder Politiker vertritt fanatisch und machtbesessen seine Ideologie/Weltanschauung.
Er ist also selbst sein eigener Totengräber, der den Tod der Freiheit organisiert und somit keine Demokratie ermöglicht.

Henri Lassalle | Fr., 8. November 2024 - 14:20

das Menschen an etwas glauben, und sei es die christliche Religion oder andere (den demagogischen Islamismus scheide ich aus).

"Die verfallenden Altäre sind von Dämonen bewohnt" heisst es bei Ernst Jünger. Das Zurückdrängen der Religion schafft nicht nur ein Vakuum, es gint auch Freiraum für irrationale weltanschauliche Ideologien. Die Religion verschafft den Menschen nicht nur einen Gemeinsinn und eine gewisse Geborgenheit (die Wärme der Herde), sondern vermittelt auch moralische Standards, die immer mehr verblassen zu Gunsten eines rücksichtslosen, materialistischen Individualismus.
Ich würde also niemals versuchen, andere von meinem Atheismus zu überzeugen. Ich erwarte aber auch, dass man mich mit Bekehrungsversuchen in Ruhe lässt.

Ronald Lehmann | Fr., 8. November 2024 - 21:49

>>> „sondern im Zentrum steht Erlösung.“

& WARUM halten sich beide KIRCHEN-OBRIGKEITEN NICHT an diesen Satz???

den ich voll unterschreiben würde & weswegen ich nicht Gott & sein Sohn Jesus Christus
verlassen haben

sondern die EKD verlassen habe
denn zum beten benötige ich keinen Tempel
ja nicht einmal eine Bibel

Wolfgang Borchardt | Fr., 8. November 2024 - 22:11

Jeder Mensch hat seinen Gott. Kirche ist etwas anderes. Eine Institution, die viel Schuld auf sich geladen hat. Die behauptet, dass sie nicht nur die Religion vertritt, also Religion und Glaube ohne Kirche nicht existieren können, schlimmer noch, dass sie Gott vertreten. Es geht um den Machtanspruch der Kirche. Ohne Kirche kein wahrer Glaube. Wer's glaubt, wird selig.

Walter Bühler | Sa., 9. November 2024 - 11:20

der katholische Kirchenfürst dagegen nicht.

Jesus wurde zwischen zwei "echten" Verbrechern gekreuzigt, zu einem sagte Jesus: "Heute noch wirst Du mit mir im Paradies sein."

Ein Kirchenfunktionär sollte doch zwischen Tat und Täter unterscheiden können.

Er muss natürlich kirchliche Mitarbeiter sanktionieren, wenn sie gegen Gesetz und Moral verstoßen (z. B. bei Missbrauch von Schülern), aber er darf sie nicht einfach rausschmeißen, wenn sie ihre Arbeit entsprechend Gesetz und Moral tun.

Im Übrigen: Wer braucht denn diese furchtbar langweiligen Predigten, die nur endlos Artikel aus der Mainstream-Presse umschreiben und eben doch nur (Herr Bischof) primitivste Mainstream-Ideologie verkündigen? Diese 08/15-Predigten verhüllen das wirklich Provokative, das Proprium der christlichen Lehre. Das gilt natürlich auch für die evangelischen Kirchenfunktionäre.

Herr Stegemann hat das Problem wirklich besser begriffen.